ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
126 Vogel. Zweite Ordnung. das Fleisch Hoherer Thiere nicht und sind daher Hinsicht- lich ihrer Nahrungsstoffe durchaus nicht beschrankt. Der uber ganz Mittel- und Nordeuropa verbreitete Eichelheher ist einer der schonsten unter den Vogeln Deutschlands und als Strichvogel oder, im hoheren Norden, als Zugvogel bekannt genug. Man triffl ihn in allen Laubholzwaldern, Hochst felten in Nadelhol- zern, die ihm keine Nahrung bieten, indeni er Wesent- lich von Eicheln, Buchensaamen, Haselnussen und aller- lei wilden Beerenfruchten lebt. Die Harteren, der Ver- derbnisi nicht ausgesetzten Saamen tragt er im Herbste ein und verbirgt fie in hohlen Baumen zum Winlervor- rathe. Im Fruhjahre und Vorsommer friht er Wurmer und Jnsecten und aus Nvth auch Fische, doch behagt ihm solcheKost nicht besonders ; er verschmahl sie, sobald irgend eine andere sich darbietet. Rauheit der Stimme theilt er mit den Raben undKrahen, listiges und muth- williges Wesen mit den Elstern, Grausamkeit oder doch Raubgier mit den Wurgern, indeni er Eier raubt, die Nestvogel entfuhrt, ihnen den Schadel spaltet und das Him ansfript. Vielleicht uberlistet er andere schwachere Vogel durch Nachahmung ihrer Slimmen; er besitzt wenigstens eine merkwurdige Fertigkeit, die ver- schiedensten Tone Hervorzubringen, und lernt in der Ge- fangenschast menschliche Worte nachsprechen. Gewohn- lich lebt er paarweis oder in kleinen Gesellschaften, Hupft lebhast aus den Baumen umher und begleitet seine rast- losen Bewegungen mit lautem Geschrei. Das Nest (Fig.1512.) besindet sich aus Baumen; es bestehlansier- lich aus dunnenReisern, weiter nach Jnnen aus feineren Pflanzenstengelii, ist mitweichen und sorgfaltig getoahl- ten Wurzelsasern ausgefuttert und enthalt 5 — 7 gelb- liche oder grunliche, rothlich graupunktirte Eier. Das reife Mannchen ist hell rothlichgrau; die Flugeldeck- federn sind hellblau mit dunkeln Querbinden, die Hol- lenfedern Weisi, schwarzgefleckt. Die Lange betragt 13 Zoll. 2. Der nordamerikanische Heher. (Garrulus cristatus.) Fig. 1513. Die auslandischen Heher ubertreffen den europaischen, so hubsch dieser auch ist, an Farbenglanz und theilweis auch an Grosie. Eine in den Bereinigten Staaten un= geinein haufige Ari istschonblau, an dem Bauche, Hinter- leibe und den Schwanzspitzen Weisi ; die ultramarinblauen Flugel und Schwanz sind schwarz gebandert. Die Ge- schichte dieses Hehers, wie sie Wilson erzahlt, hat mit derjenigen des europaischen Hehers ausierordentlich viel Aehnliches; sie schildert dieselben Zllge von List, von lebhaftem, aber scheuen Wesen, dieselbe Neigung zu lautem und felten unterbrochenem Geschrei, die Raub- gier, aber auch die Gelehrigkeit, die man von der euro- paischen Art keiiilt. Zur Nahrung dienen Nusse, Eicheln und Welschkorn; zur Zeit der Fruchtreife ver- einigt sich sener Heher mit anderen zu Gesellschaften von 50 und niehr Stuck, legt dann seine sonstige Scheu et- ivas ab und besucht wohl sogar die Garten, um das Obst zu plundern. Kleinen Vogeln wird er ebenfalls gefahrlich. Gegen Falken und Eulen Hegt er unver- sohnlichen Hasi, sammelt durch Geschrei eine Menge an- derer Vogel um sich, sobald er einen sener Feinde ge- wahrt, und fallt ihn mit Kuhnheit und so groster Nner- mudlichkeit an, dasi er am Ende ihn vertreibt. In der Gesangenschaft wird er sehr zahm, jedoch leicht durch seine Diebereien lastig. Das Nest ist demsenigen des europaischen Hehers ahnlich und enthalt funs oliven- grunliche, braungefleckte Eier. LVI. Nusthchcr. (Caryocatactes.) Gatrungscharakter: Schnabel gestreckt, fast gerad, rundlich; Kinnladen gleichinatzig zugespitzt, obere toenig langer als die untere; Nasenlocher rund, offen. Flugel zugespitzt; vierte Schtoingfeder die langste. 1• Der gemeine Nutzheher. (Caryocatactes nucifraga.) Fig. 1514. Ebenso toic der Eichelheher die Raben mit den Wur- gern verbindet, so macht der Nusihehcr den Uebergang von den Raben zu den Spechten; gleich diesen, klettert er an den Baumen aus und ab, inbein er sich des Schwan- zes, der haufig abgenutzt erscheint, als Stutze bedient, und ebenso hackt er mit dem Schnabel tiese Lscher in morsche Baume, um zu den in ihrem Jnneren verbor- genen Jnsecten zu gelangen. Durch Korpergestalt und sonstige Sitten nahert er sich freilich mehr dem Eichel- heher und steht daher als Mittelgeschops da, uber defsen eigentlichen Ort in der systematischen Reihefolge die Or- nithologen sehr abtoeichende Anstchten ausgesprochen haben. Der Nuhheher oder Tannenheher lebt als Stand- vogel im mittleren Europa bis nach Schtoeden und uber ganz Nordasien bis Kamtschatka. In England gilt er fur ausierste Seltenheit, toird auch in Deutschland nicht aller Orten angetroffen und zieht einsame Gebirgswalder den Geholzen der Ebene vor. Er frisit auher Wur- inern, Schnecken und Jnsecten dieselben Baumsaamen, von toelchen der Eichelheher sich nahrt, versteht es, Ha- selnusse so geschickt und schnell zu ofsnen, dasi man un- ter einem, als Lieblingsitz von ihm besuchten Bauine kleine Hansen der leeren Schalen antrifft, soll aber Fleisch allen anderen Nahrungsstoffen vorziehen und als halberRaubvogel sich benehmen. Kein kleiner Vogel soll vor ihm sicher und seine Kuhnheit und Mordbe- gier fast obne Granzen sein. Er scheuet sich nicht vor dem Menschen und entwickelt uberhaupt sehr geringe Verstandigkeit. Im Norden toird er viel Haufiger als bei uns und z>var in kleinen Flugen angetroffen, die kaunr den nahenden Jager zu achten scheinen und am allertoenigsten zum Entfliehen zu bringen sind, toenn die mit reifen Saamen erfullten Zapfen der Nadelbauine reichliche Nahrung darbieten. Andere Vogel und selbst Falken furchtet der Tannenheher nicht, indem er sich ans seine Starke verlasit. Das Nest liegt hausig in den kunstlich ertoeiterten Hohlungen angefaulter Baum- stainme, selten ztoischen den dicken Gabelenden morscher Aeste; im ersteren Falle soll er keine fremden Ausfut- terungsstoffe enthalten, im ztoeiten nur nach den Seiten Hin einige Vormauern haben, too der Ast selbst nicht genugenden Schutz verleiht. Die Eier sollen nach eini- gen Beobachtern einfarbig Hellgrau, nach anderen gelb- lichgrau und mit toenigen lebhast graubraunen Flecken gezeichnet sein. An Grosie steht der Nusiheher ettoas unter der Dohle, Hat jedoch einen langeren Schwanz und minder gedrungenen Bau. Die Farbe ist uberall dunkelbrann, die schwarzen Flugel und den schwarzen Schwanz ausgenommen, und erscheint an den meisteii Orten durch tropfenartige weisie Flecken unterbrochen. Das Weibchen gleicht sehr dem Mannchen. LVII. Kahlkrahe. (Picathartes.) Gattnngscharakter: Schnabel nicht stark, we- nig gekrummt, an der Wurzel ohne alle Borstenfedern, mit einer Wachshaut umgeben; Oberkiefer hoher als Unterkiefer, dieser gegen die Spitze etwas ausgetrieben; Nasenlocher in der MHte des Schnabels, innerhalb einer ablangen Grube gelegen, oval. Kops ganz unbefiedert. Lanse lang, Dorn toenig geschild-', hinten ganz nackt. Flugel kurz, rund. Schwanzl ng, abgestuft. 1. Die afrikanische Kahlkrahe. (Picatha.(es gymnocephalus,) Sig. 1515. Ungeachtet der an die Geier erinnernden Nacktheit des Kopfes und Oberhalses mag dieser Voge> ooch toohl zu den Rabenvogeln gerechnet toerden, un rwelchen er eine besondere Gruppe zu reprasentirer ,cheint, beren erfte Anbeutung vielleicht in unserer gen einen Saatkrahe gegeben ist. Sonberbar bleibt immerbar ber vollige Mangel an Febern unb selbst an Borstenbilbungen am Kopf unb Halse. Die Haut bieser Theile ist im Leben toahrscheinlich von mehr ober minber rother Farbung; am ausgestopfteii Balge erscheint sie schwarz. JmNacken steht ein kurzer Hellgrauer Flauni, ber untere Theil bes Vorberhalses ist weisi, ber Rucken bichtbefiebert, braun- lich aschgrau, bas ganze ubrige Gefieber hellbraun, ber Schnabel schwarz. Man kennt von biesem sonberbaren Vogel nur ein ausgestopftes Eremplar, welches, aller Wahrscheinlichkeit nach, von ber Westkuste Afrika's nach Europa gebracht worben ist. LVIII. Temia. (Temia.) Gattungscharakter: Schnabel kurzer als ber Kopf, sehr zusammengebruckt; Oberkiefer mit sehr ge- wolbter, von ber Wurzel an gekrummter Firste (Fig. 1516.); Nasenlocher an ber Schnabelwurzel, klein, burch nach vorn gerichtete, sammetartige Febern verbeckt. Flugel kurz, abgerunbet. Fusie mittelmahig; Mittel- zehe unb Kralle kurz, von gleicher Lange mit bem Lanse. Schwanzfebern verlangert, breit, stumps. 1. Die Wandernde Temia. (Temia vagabunda.) Fig. 1516. 1517. Die von Vaillant zuerst aufgestellte Gattung Temia begreift subafrikanische unb inbische Vogel, welche im Ganzeit ben Elstern sehr gleichen, inbessen burch bie Form bes Schnabels sich unterscheiben. Hinsichtlich ihrer Sitten unb Wahl ber Nahrungsmittel geben sie sich als Rabenvogel zu erkennen. Die wanbernbe Temia be- wohnt Jitbien vom Himalaia- Gebirge bis an bie Kuste unb erhielt ihren systematischen Namen wegen ihres un- staten Herumstreifens, in welches kaum bie Brutezeit eine kurze Unterbrechung bringen kann. Der lange Schwanz unb bie kurzen Laufe beuten an, basi sie nicht wie bie wahren Eistern ihre Nahrung am Boben sucht, sonbern aus Baumen sich aufhalt, beren Beeren unb Saamen ihr zum Futter bienen; berSchnabel hat ubri- gens auch jene Gestalt nicht, welche ben Elstern bas Anbohren bes Bobens unb bie Ergreifung unterirbischer Wtirmer unb Larven erleichtert. Hals unb Kops stub schwarzlich gran, ber Rucken hell zimmetbraun, bie Mitte bes Flugels grau, Schwanz schwarz, jebe Steuer- feber mit weisier Spitze, bie Unterseite blah lohfarben; Schnabel unb Laufe sinb schwarz. Die Lange betragt 16 Vs Zoll, ber Schwanz allein misit 10 Zoll. Die stutzschwanzige Temia (Fig. 1518.) ist schwarz; jebe Feber bes abgestuften Schwanzes ist ga- belformig abgestutzt, so bast ber etwas ausgebreitete Schwanz wie mit grosien Sagezahnen eingeschnitten aussteht. Das Vaterlanb ist Cochinchina. LIX. Lauskrahe. (Podoces.) Gattungscharakter: Schnabel mittelmastig, von ber Lange bes KopfeS, runblich; Oberkiefer kurzer als Unterkiefer, mit ben Ranbern biesen umfassenb; Nasenlocher an ber Schnabelwurzel runb, grosi, mit liegenden Borstenfebern uberbeckt. Laufe stark, lang; Krallen breikantig, sehrspitzig, wenig gekrummt. Erste Schwingfeber kurz, bie britte bis sunste unter sich gleich unb bie langsten. 1. Pander's Lauskrahe. (Podoces Panderi.) Fig. 1519. Der um bie Naturgeschichte bes asiatischen Ruhlands sehr verbiente Reisenbe Pander entdeckte die Lauskrahe jenseits Orenburg in den von den Kirgisen bewohnten Steppen und schildert in einer kurzen Notiz ihre Sitten als denjenigen der Raben und Krahen sehr ahnlich. Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch in ihrer unge- mein beschrankten Flugfertigkeit, bie allerbings aus ber Form ber Flugel sich leicht erklart. Sie finbet Ersatz burch Befahigung zu schnellem unb leichten Laufe, einer Eigenschast, bie bem auf banmlosen Ebenen Wohnenben Vogel um so nothiger ist, als er am Boben allein seine Nahrung finben kann. Die Farbung ist obenher gran- lich grun; uber ben Augen wolbt sich ein Weisier Strich; bie Wangen unb Krallen sinb schwarz, die Fusie grunlich. LX. Stahlkrahe. (Chalybaeus.) Gattungscharakter: Schnabel lang, stark, Hart; Oberkiefer mit gewolbter Firste, vor ber Spitze ausgeranbet; Nasenlocher seitlich, spaltformig, einen weiten, mit Haut uberzogenen Ztoischenraum burchboh- renb. Fusie stark; Lauflanger als bie Mittelzehe; die Seitenzehen von ungleicher Lange; Hinterzehe lang, stark. Flugel mittelmåsiig; die ersten vier Schwingfedern