Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Jllustrirte
Naturgeschichte des Thierreiths.
Zweite Classe.
o g e
Einleitung.
Die Vogel bilben unter den Wirbelthieren die am
Scharfsten begranzte Classe und siehen daher ge^onderter
als alle ubrige. Zwar toieberholt sich in ihrer Gestalt
die Grundform des mit vier Gliedern versehenen Sauge-
thieres, allein diese erfahrt in dem Verhaltnisse erhebliche
Abanderungen, als der austere Ledensberuf ein anderer
wird und den Bedingungen einer eigenthumlichen Betoe-
gungsart genugt toerben must. Sie ift so thpisch , dah
Niemand einen Vogel mit irgend einent anderen Wirbel-
thiere vertoechseln toird, und bleibt, gerrige Modificatio-
nen abgerechnet, innerhalb der Classe so gleich, dast nicht
einmal unter den sich gegenseitig sehr ahnlichen Fischen
dieselbe Bestandigkeit der Form nachweisbar sein durste.
Diese ist um so groster, je toenigere Vogel der Bestim-
mung zum Fliegen oder zum Luftleben untreu toerden
und nach Art des minder sreien Sangethieres an den
Boden gebunden verharren. Getoisse austere Korperver-
Haltnisse toiederholen sich daher an allen. Zu den eigen-
thumlichsten gehort die Enttoickelung der Brustgegend,
in toelcher der nach hinten rasch abnehmende Korper die
grostte Breite erreicht. An Schwimmvogeln, toelche noch
grosteren Widerstand zu ubertoinden haben als die Land-
vogel, ist jenes Uebertoiegen der Brustregion besonders
auffallend. Alle haben einen sehr betoeglichen, toenn auch
ungleich langen Hals, und mit Ausnahme der nur lau-
fenden (Straust) oder nur schtoimmenden (Penguin) er-
scheineii bei allen die vorderen Glieder enttoickelter als die
Hinteren. Bedurfnist und Berns erheischen verschiedene
Lange der Fuste und des Halses, Abrundnng oder Zu-
spitzung der Flugel, andern jedoch nichts in den allge-
meinen Korperumrissen. Sehr verschieden ist die Groste,
benn zwischen ben Colibris nnb dem Straust betragt der
Unterschied gegen acht Fnst. Zwar triffl man in vielen
Familien einzelne, durch Groste oder besondere Kleinheit
von den mittelgrosten Vertoandten abweichende Arten,
z. B. den Albatros neden den Sturmvogeln nnb ben
Sperber neden dem Konigsadler, allein toenn man, von
solchen vereinzelten Ungleichheiten adsehend, ganz groste
Gruppen in das Ange fastt, erkennt man eine gewisse
Gleichheit in der Statnr; Beispiele liefern die Korner-
frefser, die Klettervogel, bie Huhuer und Tanden. Die
Abtoeichungen sind ost nur scheinbar, denn manchen Wa-
bevogel niachen eden nur seine Fnste grost, Araras tan-
schen durch den Schmuck erstannlich verlangerterSchwanz-
II. Band.
febern, unb Eulen erhalten ihren Umfang burch bas
lockere, vom Korper toeit adstehenbe Gefieber.
Wie dei ben SLugethieren, so must auch dei ben Vd-
geln bas Knochengernst (Fig. 1101. 1102.), als Grunblage
bes ganzen Korpers, der Betrachtung znerst unterworfen
toerden. Der dem Saugethierskelette zu Grunde liegende
Plan wiederholt sich mit den nothigen Abanderungen
auch am Vogel. Was dem in der Knochenlehre minder
Geubten als neu an diesem erscheint, beruht in ben mei-
sten Fallen nur anf Umgestaltung nnb veranderten Zah-
lenverhaltnissen. Getoisse Knochen scheinen bem Vogel
zu fehlen, z. B. bas Wabenbein, anbere in ungetoohn-
licher Zahl vorhanben zu sein, tote bie aus sleben Stncken
bestehende Unterkinnlabe. Jm ersteren Falle ist eine Zu-
sammenziehung vorgegangen, benn bas Wabenbein ist
wirklich, toenn auch nur als eine kurze, bem Schienbeine
angetoachsene Knochengrate (Fig. 1102. S), vorhanben, im
ztoeiten trat Zerfallung eines am Saugethiere einfachen
ober Hochstens aus ztoei Halsten bestehenden Knochens ein.
Selbst bas fogennunte untere Schlusselbein (Fig. 1102.
1103. H) ist kein eigenthumlicher Knochen, fonbern bie
Verlangerung eines bei ben Saugethieren kurzen unb nur
angebenteten Fortsatzes. Die genaue Anpafsnng bes Ske-
lettes an bie Bestimmung znm Fluge lastt sich unschtver
nachtoeisen. Eine solche Bewegnng erforbert, toegen bes
geringeren Wiberstanbes, toelchen bie Luft leistet, grostere
Anstreugung als bas Laufen bes Sangethieres auf ede-
ner Erbe unb kann sonach ohite entsprechenbe kraftige,
baher dreite unb groste Muskeln nicht ausgefnhrt toer-
ben, unter toelchen biejenigen bie toichtigsten sinb, toelche
bas Nieberziehen unb Anlegen bes Flugels an ben Kor-
per Hervorbringen, Brustmuskeln heisten unb mehr toiegen
als bie anberen Muskeln zusammengenommen. Je mehr
ein Vogel zum Fliegen destimmt ist, um so mehr Umfang
erlangen sene Muskeln, unb um so breiter toirb bas Brust-
bein (Fig. 1102. F), toelches bie Grunblage zur Anheftung
barbietet unb als viereckige, nach vorn gewoldte, einem
grosten Schilbe ahnliche Knochenplatte erscheint. Da in
vielen Fallen bie edene Flache bieses Knochens nicht aus-
reicht, so erhalt bieser burch einen senkrecht aufgesetzten
Kamin (Fig. 1102. F*) eine sehr ansehnliche Vergrohe-
rung, aus beren Hervorragung man eden so, toie uderhaupt
aus bem Ilmfange bes Brustdeines, auf bie Flugfertigkeit
eines Vogels zu schliesten derechtigt ist. Am Falken tritt
ber Kamin toeit uber bie Flache bes Brustdeines Hervor,
an bem zum Fluge unfahigen Strauste fehlt er ganz. Die
Schulterknochen (Fig. 1103.1104. H*) sinb ztoar schmal,.
aber verlangert unb stutzen sich auf bas Brustbein, nicht
blos mittels ber an ihrem vorberen Enbe bogenformig
ober unter einem Winkel zum sogenannten Gabelbeine ver-
dunbenen Schlufselbeine (Fig. 1102 — 1104. G), fonbern
auch burch ein Paar geraber stehenbe, bereits ertoahnte
Knochen (Fig. 1102. 1103. H). WLhrend bieser Apparat
ben Flugeln eine sehr feste unb baher bie starksten Betoe-
gnngen gestattenbe Unterlage barbietet, bienen bie dogen-
formigen Schlufselbeine als Wieberlagen unb Halten bie
Schultern von einanber entfernt, sodalb bie Brustmuskeln
bie Flugel rasch unb kraftig nach innen ziehen. Nachgiebig-
keit bes auf ben Flug dezuglichen Theils bes Knochenge-
rustes nach mehreren Richtungen tourbe bem Beburfnisse
unverruckbarer Festigkeit nicht entsprochen haben, unb bes-
halb haben bie Brust- unb Ruckentoirbel eine sehr geringe
Beweglichkeit. Eine seitliche Krummung bes Stammes
vorzunehmeii, verinag nur ber Straust; dei allen anberen
ist bie Wirbelsaule starr unb verivehrt selbst Beugung bes
Unterruckens, toeil sie ba zu einem Hoch Hinaufragenben
Becken (Fig. 1102. O P Q) vertoachsen ist. Was dem Kno-
chengedaube bes Rumpfes an Beweglichkeit nothwenbig
entzogen werben muhte, ist in bem nach allen Richtungen zu
beugenben unb zu brehenben Halse reichlich ersetzt. Seine
Wirdel (Fig. 1102. B) sinb je nach ben Gattungen mehr
ober weniger zahlreich, aber wegen eigenthumlicher Gestalt
in ihren Bewegungen sehr frei. Auch ber Schabel theilt
biese Beweglichkeit, benn anstatt auf zwei Gelenkhugeln,
wie ber Saugethierschbael, sich zu brehen unb hierburch be-
schraiikt zu werben, 'bredt er sich auf einer einzigen, Halb-
kuglich am oberen Rande des Hiuterhauptloches defind-
lichen Hervorragung (Fig. 1105.e). Die Vorderglieder
dienen allen Vbgeln als Flugel, ausgenommen die ab-
weichenden Gattungen der Penguine, wo sie nothigenfalls
als Ruder angewendet werden, und die Strauste, wo sie
im raschen Laufe das Gleichgewicht des Korpers erhalten,
Nnvollkommenheiten, die im ersteren Falle vom Mangel an
allen langeren Federn, im zweiten von der Schwache und
unverhaltnistmahigen Kurze sammtlicher Armknochen ent-
springen. Dem wunderlichen Apterhr aus Neuseeland feh-
len sie austerlich und werden von den Korperfedern als un-
vollkommene Anfange vollig verdeckt. Ober- und Vorder-
arm(Fig. 1102—1104.IKL) Verhalten sich im Allgemei-
nen wie bei dem Saugethiere; der Unterarm entbehrt ziem-
lich ganz die Fahigkeit der Drehung um die eigene Achse
(Rotation), weil eine solche der Festigkeit des ausgestreckten
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