Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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142
Voge l.
Pritte Vrdnung.
berselben. Trotz ihrer Leibesgrohe und dem Umfange
ihres Schnabels springen ste mit Leichtigkeit von Ast zu
Aste und fliegen gewandt zwischen den dichten Baum-
kronen. Haben ste die Hochste Spitze eines Baumes
erreicht, so lassen ste ihr lautes drohnendes Geschrei
Horen, welches bei einigen an Starte, freilich aber
nicht an Wohlklang einem Trompetentone nichts nach-
geben fod. 'Der Kehlkopf allein scheint nicht geeignet
zur Erzeugung so ausnehmenb lauter Tone; toahrschein-
lich dienen die grohen zelligen Rhume des Schnabels
und zumal seines Aufsatzes als Schallhohlen. Esdurfte
eine solche Deutung dieser Organe naturlicher sein, als
eine andere, welche ste zu Vertheidigungsmitteln gegen
Affen und gegen solche Reptilien macht, die von dem
Nashornvogel aus ihren Hohlen Hervorgezogen werden.
Der Charakter entspricht bei diesen Vogeln nicht dem
drohenden auheren Ansehen; ste sind seig, surchtsam
und vorstchtig. Ueber ihre Fortpstanzung mangelt es
an genugenben Nachrichten. Nach Levaillant nisten ste
in hohlen Baumen; Bruce schreibt der von ihm beobach-
teten Art (Buceros abyssinicus), ein freistehendes Nest zu,
welches demjenigen der Elster sehr ahnlich sein soll.
Durch Farbenglanz zcichnen sie fich eben nicht aus; die
Mehrzahl ist schwarz, mit oder ohne metallischen Schiller,
aneinzelnen Korpertheilen schmutzig weih, andere sind
schtoarzbraun. Man tennt ziemlich viele Arten, die in
zwei Abtheilungen, mit oder ohne Schnabelhocker, ge-
bracht werden und Afrika oder Sudasien angehoren.
Der grope Nashornvogel ist einer der am
Langsten bekannten und aus den Philippinen, Java und
Sumatra ziemlich gemein. Bontius, ein Schriftsteller
des 16. Jahrhunderts, nennt ihn den „gehornten inbi-
schen Raben" und erzahlt, dah er den Jagern folge, um
sich von den weggeworfenen Eingeweiden der erlegten
Thiere zu sattigen. Levaillant sah am Cap ein leben-
diges, von Batavia gebrachtes Eremplar und bestatigte
jenc Neigung zur Fleischkost; der Vogel schien seig, un-
geschickt und dumm. Die Farbung ist obenher schwarz,
am Bauche, den Hosen und dem Schwanze weih; ver
Schnabel ist 10 Zoll lang, an der Wurzel schwarz, in
der Mitte rothlich, an der Spitze gelb; der Aufsatz
groh, an dem vorderen zusammengedruckten Ende nach
oben gebogen. Die Febern der Wangen und des Hin-
terhalses ahneln Haaren. Die Lange des Korpers be-
tragt gegen 4 Fuh.
Der zweigehornte Nashornvogel. (Buceros bicornis.) Fig. 1575.
Diese zweite Art scheint in Indien vom Himalaia bis
Malacca und im ganzen indischen Archipel sehr gemein
zu sein. Der grohte Theil des Kopfes ist schwarz. ver
Hals schmutzig strohgelb, Korper und Flugel stub schwarz,
die groheren Flugelbeckfebern und Schwingfedern an der
Spitze weih, Burzel - und Steihfedern sowie der Schwanz
weih. Der Aufsatz des grohen, an der Wurzel schwar-
zen Schnabels erscheinl nach vorn concav und geht in
zwei Horner aus, der Hintere stumpfe Theil ragt aus-
liegend uber die Stirn Hinaus.
II. Momot. (Prionites.)
Gattungscharakter: Schnabel groh, stark, ge-
krummt, spitzig ; Kiefernrauder mit sehr Hervorragenden
Zahnen; Nasenlocher schief gestellt, rund, offen, theil-
weis unter den Stirnfedern verborgen; Zunge lang,
dunn, an den Randern gefranzt. Fuhe mittelmahig,
Schreitfuhe. Flugel kurz, abgerundet; vierte und
funfte Schwingfedern die langsten. Schwanz lang,
keilfsrmig.
Der merikanische Momot. (Prionites mexicanus ) 8ig. 1576.
Durch anhere Aehnlichkcit verfuhrt, haben die mei-
sten Systematiker die Gattung Momot neben die Tukane
(Ramphastos) gestellt, und Linns hat nicht augestanden,
sie sogar mit diesen zu verbinden. Der Schnabel Hat
allervings in beiden Gattungen viele Aehnlichkcit; die
Zungenbildung ist fast dieselbe, auch ahneln beide sich
in manchen Sitten, allein ihre Fuhe lasten nicht die gleiche
Beschaffenheit gewahren, indeni die an den Tukanen
paarzehig und daher eigentliche Kletterwerkzeuge, am
Momot aber Schreitfuhe und densenigen der Nashorn-
vogel vergleichbar sind. Die Momot scheinen bestimmt,
in der neuen Welt die Buceros der ostlichen Halbkugel
zu vertreten, welchen sie freilich an Grohe nicht entfernt
gleich kommen; ste bewohnen die dichtewWalder der
heihesten Gegenden von Merico, Colombien, Guyana
und Brasilien und fliehen den Sonnenschein. Von
traurigem Charakter und vurchaus ungesellig, Halten sie
sich auf zwischen den schattigsten Baumkronen, welche
selbst der senkrechte Sonnenstrahl nicht durchdringt, und
kommen dem Jager nur zufallig zu Gesicht. Gemein-
lich sitzen sie regungslos auf einem durren Zweige, zwi-
schen der Masse saftigen Laubes und lauern in schein-
barer Tragheit auf kleine Vogel, die ihr wesentliches
Futter abgeben und ergriffen werden, sobald sie arglos
voruberfliegen. Ein starker Bau befahigt sie, es mit
anderen und groheren Thieren aufzunehmen, und nach
Crzahlung der Jndier legen sie nicht felten jene stumpfe
Regungslosigkeit ab und fallen auch Reptilien und die
Brut der groheren Vogel im Neste an. Sie gleichen
in dieser Beziehung den Tukanen, verfahren bei Todtung
eines Vogels wie diese, indem sie den mit dem starken
Schnabel ergriffenen gegen den Boden schleudern und
endlich unzerriffen verschlucken, fressen auch Mause,
sollen fremde Eier haufig zerstoren und in der Gefan-
genschaft sich leicht an vegetabilische Nahrung getoohnen,
also als eigentliche Omnivoren anzusehen sein. Des
Morgens und Abends verlaffen sie nie ihre grutten
Schlupftoinkel und neden in dieser Verborgenheit nicht
selten den Jager, der wohl ihren lauten und oft wieder-
Holten Ruf vernimmt, allein sich umsonst bemuht, sie
zwischen den Blattern zu entdecken. Im Uebrigen sind
sie nicht ohne Mihtrauen und gewiffe List, wenn auch
ohne eigentliche Klugheit, lassen sich jedoch zahmen,
mihfallen aber dem Beobachter durch Gefrahigkeit und
die Plumpheit ihrer Bewegungen, zumal im Gange auf
ebener Erde, ein Umstand, der sich mit der Angabe einiger
Reisenden nicht vertragt, dah sie hauptsachlich am Bo-
den ihre Nahrung suchen und in Erblochern nisten sollen.
Man kennt vier sich gegenjeitig sehr ahnelnde Arten.
Die abgebildete kommt an Grohe einer Elster ziemlich
gleich, ist obenher brannlich grun, unten heller und hat in
der Ohrengegend schwarze, an den Spitzen blaue Federn.
Zweite Familie.
Raken.
Die Raken weichen ab von den eigentlichen Heft-
zehern durch Spaltfuhe, deren Zehen bis zur Wurzel
frei und nicht mit einanber verwachsen sind. Von vielen
Ornithologen sind sie daher aus der Nhhe derNaShorn-
vogel entfernt, und der auheren Aehnlichkeit toegen
zu den Rabenvogeln gestellt worden. Der Schnabel
zumal erinnert an die letzteren durch allgemeine Umrisse;
er ist kraftig, ganzrandig, kegelformig, manchesmal
ettoas breitgebrucki, auf der Firste gebogen, gegen die
Spitze Hakenartig. Immer ist der Rachen sehr toeit,
seine Spalte schief nach hinten und unten gerichtet. Die
Nasenlocher liegen offen da. Die Flugel sind spitzig,
bald lang, bald mittelmahig, selten kurz. Schonheit
der Farbung zeichnet fast alle Raken aus, die ubrigens
eine der alten Welt ausschliehlich zukommende Gruppe
6iIben.|
W§MZ Hl. Mandelkrahe. (Coracias.)
Gattungscharakter: Schnabel stark, Hoher
als breit, toeniz zilsainmetigedruckt, att der Spitze ab-
toarts gebogen; Kieferrander scharfschneidend; Nasen-
locher an der Schnabeltourzel, spaltformig, schief gestellt,
halbosten; Mundtoinkel mit Bartborsten (Fig. 1577.).
Fuhe kurz, stark; Zehen bis zur Wurzel getheilt, Flu-
gel lang, die ztoeite Schtoingfeder die langste.
I. Die europlische Mandelkrahe. (Coracias garrula.) Fig. 1578.
In Europa vertritt die gemeine Mandelkrahe allein
eine nicht unanfehnliche Gattung und zugleich eine ganze
Familie; ste batf inbesten zu ben schoneren ihrer Ver-
toanbten, unb unter ben europaischen Vogeln zu ben
schonsten gerechnet werben. Es scheint, als sollte bikse
artenarme - Vertretung auf andere Weise aufgetoogen
toerden, benn bie Verbreitung ber Mandelkrahe gehort
zu ben grohten unb unbegranztesten unb finbet nur ba
Schranken, too bie Harte bes Klima's unb bie Armse-
ligkeit ber Natur bev Enttoickelnng zahlreicher Thier-
formen hoherer Classett sich feinblich ertocist. Jener Vo-
gel toirb als eigentlicher Wanberer nicht allein in ganz
Europa, vom sublichen Schtoeben bis Malta angetroffen;
sonbern er lebt auch am Senegal, in ber Berberei, in
Syrien unb Armenien. In Suddeutschland ititb Sud-
ruhlanb ist er haufiger als in Frankreich, too er nur in
ber Provence in Menge angetroffen toirb ; um Gibraltar
kennt ihn jebes Kinb, in Italien sieht man vom Marz
bis September ihn aller Orten; in Malta unb Sicilien
liegt er 5tint Verkaufe aus bei ben Wildprethandlern
unb toirb ber Turteltaube als Gericht gleichgeschatzt,
unb in ber Morea erfahrt er im Herbste unablassige
Nachstellungen, weil er bann, bnrch reichliches Futter
gentastet, als Leckerei gilt. Er besucht bie Lander um
bas schtoarze Meer unb ben kaspischen See. Siebold
unb Burger suhren ihn in ihrer Fauna von Japan an
unb A. Smith zahlt ihn zu ben auf ber Wanberung in
Subafrika eintreffenben Vogeln. Nur in bent uber-
volkerten unb ber Natur stellentoeis ganz entfrembeten
Englanb ist er sehr selten. In manchen Gegenben von
Deutschlanb gehsrt er zu ben gemeinen Vogeln, an an-
beren toirb er fast nie gesehen. Ueberall betoohnt er
Walber von gemischter Art, am Liebsten solche, wo
Nabelholz mit Birken unb Buchen toechselt, stieht alle
bergigen Gegenben unb nieibet bas Jnnere sehr Hoch-
stammiger unb baher vertoachsener unb bunkler Forste.
Er kommt Anfang Mai's an, beginnt schon in ber ztoei-
ten Halfte August's toieber fortzuziehen unb mausert sich
nicht toahrend seines kurzen Sommeraufenthaltes. Rast-
los streift er Herum, scheuel bie Dorfer unb nahert sich
selbst einzeln stehenben Hausern nicht, fliegt so schnell
als Tauben, unb laht sich nach Art ber Tummeltauben
auf Einmal aus ber Lust Herabfallen. Ein neuerer
Beobachter, ber 1839 Kleinasien besuchte, erzahlt, bah
ber Anblick bieser raschen unb eigenthumlichen Betoe-
gungen ber bort utigemein Haufigen Manbelkrahe ihn
stunbenlang unterhalten Hade. Mit ihres Gleichen liegt
biese im eroigen Kampfe, ber obenein sehr ernstlich, bis-
toeilen sogar mit blinber Wuth gefuhrt toirb; beffer
vertragt sie sich mitVogeln anberer Arten. Ihr rauhes
weit tonendes Geschrei ist ziemlich gut in bem Namen
Rake, ben sie an vielen Orten tragt, angedeutet. Nie-
mals sieht man mehrere zusantmen, selbst nicht toahrenb
ber Zugzeit, unb am Wenigsten bulbet sie Gesellschaft
toahrenb bes Aufsuchens ober Geniehens ihres aus Jn-
secten unb Wurmern bestehenben Futters. Uarrell ist
wohl ber einzige neuere Ornitholog, ber unter ihren
Nahrungsstoffen auch toeiche Beerett auffuhrt; beutsche
Beobachter stellen biese Neigung zu pflanzlichem Futter
entschieben in Abrebe. Junge Frosche sinb vor ihr
nicht sicher. In ber Wahl ihres Bruteortes scheint
ste sich ganz nach ber Oertlichkeit zu beguemen. Nach
Naumann, Temminek u. A. legt sie bas Nest in
Baumhohlen, 10 — 12 Fuh uber ber Erbe an. Der
Bau besteht eigentlich nur aus einer ziemlich unorbent-
lichen Ausfutterung ber naturlichen Hohle mit Gras-
Halmen, Febern unb Thierhaaren unb ist, toiebie Mehr-
zahl ahnlichcr Bruteorte ausnehmenb schmutzig, toeil
bie Gelegenheit zum Herausschaffen ber Unreinigkeiten
sehlt. Auf Malta, wo Baume selten sinb, baut bie
Manbelkrahe, wie Vieillot erzahlt, an ebener Erbe; in
ber eben so kahlen Berberei bezieht steLocher steiler Fluh-
user, unb Pennant melbet Aehnliches von ben im