ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
154 V o ge l. Uierte Ordnung. inup man unbebingt auch die wunderlichen Tukane zah- len, die unter dem Namen der Grohschnubel oder Suge- schnubel eine wohlbegranzie Gruppe dilden. Jhnen Aehnliches findet sich nur unter den bereits besprochenen Nushomvogeln, die sie zwar nicht an Grohe erreichen, aber durch Farbenglanz weit udertreffen. Die Volker des classtschen Alterthumes wurden solche Gestalten fur fabelhast gehalten Haben; die wenigen Naturforscher des 16. Jahrhunderts, welche von ihrer Wirklichkeit sich zu uberzeugen Gelegeuheit fanden, staunten sie an als Be- iveise der Wunderbarkeit eines neu entdeckten, in sehr vielen Beziehuiigen eigenthiimlich erscheinenden Welt- theiles. Da man Anfangs nur einzelne Theile, nament- lich Schnabel erhielt, so entstanben sehr irrige Anstchten uber die swahrscheinliche Gestalt des Bogels selbst. Der schon mehrsach erwahnte Belon (I555) glaubt nicht, bap tin so groher Schnabel einem Landvogel angehoren konne, sondern dah der Tukan Schwimntsfihe Haben infifse. Wahrscheinlich verging ein voltes Jahrhundert, ehe ein anderes Eremplar des Wundervogets nach Eu- ropa gelangte. Der berfihmte londoner Apotheker und Besitzer der ersten ^istorisch nachweisbareu zoologischen Sammlung, Tradescant, beschreibt im Verzeichnisse sei- nes Museums den Schnabel eines brastlischen Arafsari und scheint Kenntnih von der wahren Beschafsenheit des Vogels selbst besessen zu haben. Die Werke von Wil- lughbh, Petiver (1702) u. A. liefern zwar unter sehr fremdartigen Namen Abbitdungen von Tukanen, allein ihre Unrichtigkeit luhi vermuthen, dah sie nicht nach der Natur entworfen, sondern nach schlechten, in Amerika verserligten Zeichnungen copirt sein mogen. Linne kannte nur drei Arten; gegenwartig ist diese Zahl ausnehmend angewachsen durch Aufschliehung solcher Provinzen Sfid- amerika's, welche frfiher ganz unzuganglich waren. Die Familie gehort dem Festlande des tropischen Amerika atlein an und nimmt, in kleinere geographische Gruppen zerfallend, den Raum ein von Bogota bis Paraguay und vom Orinoco bis in die Walder, welche am Fuhe der peruanischen Andes sich ausbreilen und bis zur Hohe von 6 — 8000 Fuh fiber dem Meere an den Bergseiten hinaufreichen. Sowohl die achten Tukane als die Aras- saris halten sich nur in hochstammigen und ausgedehnten Waldern aus, nahern sich niemals den offenen Stellen, welche hinundwieder durch die Versuche einer Halbuoma- dischen Cultur in den ungeheueren und uralten Forsten entstehen, und vermeiden solche Gegenden, wo diese durch natfirliche Savanen haufig unterbrochen Werden. Ge- meinlich halten sie in kleinen Gesellschasten zusammen, die zwischen den Baumkronen leicht und schnell Herum- hfipsen und solcher Bewegung den Vorzug vor dem Fluge geben, der zwar geradeaus geht, aber stchtbare Anstrengung erheischt, nie lange fortgesetzt wird und im Schnabel ein wesentliches Hindernih zu finden scheint, welcher, an sich zwar leicht, durch seinen erstaunlichen Umfang der Luft Widerstand leistet und daher im Fluge so gerad als moglich nach vorn gestreckt wird. Die Tu- kane vermogen auch zu klettern, allein sie besitzen nicht entfernt die Fertigkeit der Spechte, hangen sich nur ge- legentlich an einen Ast an und steigen niemals an einem Stamme senkrechtempor. Man muh sie als Omnivoren ansehen, indem sie einen Theil des Jahres hindurch von Knospen, Blfithen und saftigen Beeren leben und zu anderen Zeiten kleinere Bogel, besonders Nestvogel und Eier freffen, bisweilen sogar Fischen nachstellen, die den Ufer seichten Gewafser sich nahern. In der Gefan- genschaft, die sie so leicht ertragen lernen wie unsere Dohlen und Krahen, kann man sie mit Stficken von rohem Fleisch und Brot uahren, doch gehen sie ohne Zogerung auch zu einem Futter von ganz entgegenge- setzter Beschaffenheit fiber. Bon Charakler sind sie fiber- mfithig, sehr zunkisch und lebhaft, nicht scheu und durch Klugheit eben nicht ausgezeichnet. Die Glieder einer kleinen Gesellschaft leben vertraglich, aber mit underen Thieren im Kriege, die uuf demselben Buume ihre Nuhrung zu suchen kommen. Auch ohne Nothwendig- keit suchen sie Hundel und zwur selbst mit groheren und starkeren Gegnern, wie mit Affen, die ihnen gemeinlich das Feld ruumen mfifsen. Gewundt Herumhfipfeud, bedrohen sie unter lautem Kluppern mit dem grohen Schnabel, und wenn sie auch durch Bisse nicht gefuhrlich werden konnen, so necken und verfolgen sie daffir mit wahrer Unermfidlichkeit und entgehen geschickt der ihnen zugeduchten Zfichtigung. Alle haben laute, in der Ne- gel mihtonende Stimmen, und nur unter den Aruffaris sind einige, die durch einen reiner klingenden, obgleich sehr eigenthfimlichen Ruf sich fiber den Rest erheben. Wuhrend des Schreiens beugen alle den Kopf so weit znrfick, dah der weit geoffnete Schnabel senkrecht empor- gerichtet steht, bewegen schankelud den Korper und er- lungen hierdurch ein sonderbures, fast lacherliches An- sehen. Die Lunte des Arassuris sind mit den spunischen Worten Dios te de (Goii gewuhre es dir) verglichen worden; die Lanbleute in Peru fennen jene Bogel nur unter diesem Namen und haben Ruf und Bewegung ge- dentet als Ansdruck eines religiosen Hanges. Sie stehen indessen nicht un, sie zu todten, indeni dus Fleisch, wenn uuch von etwas schwurzlicher Farbe, mindestens nicht schlechter schmeckt uls dusjenige der meisten Pupugaien. Sonst leben die Tukane in Monogumie, nisten in Hohlen Bauinen und legen etwas runbliche, weihe Eier, die durch ihren mutten Glanz un diejenigen der Spechte und Pupuguien erinneren. Die Jungen erhalten sogleich dus Gefieder der Alten; nur der Schnabel unterscheidet sie von den Alten, benn statt lebhaft gefarbt ober mit schwurzen Streifen unb Flecken versehen zu sein, ist er schwurzlich, bleigrau ober bruun unb erlungt sein wahres Colorit erst mit ber zweiten Mauser. Die Familie ber Grohschnabler ober Rumphustiben ist im Uebrigen sehr kenntlich an bem unverhultnih- ntahig grohen, langen, zusammengebrfickten unb an ben Ranbern ganzen ober gezahnelten Schnabel unb ber linienformigen, Hornartigen, fieberspultigen Zunge(Fig. 1607.). Die Ffihe (Fig. 1609.) sinb kurz, aber nicht unkruftig unb eigentlich jochzehig. Man kennl nur zwei Gattungen. , 111. Tukan. (Ramphastos.) Gattungscharukter: Schnabel sehr groh, hohl- zellig; Nusenlocher verborgen in ber bas Stirnbein unb bie Schnabelwurzel trennenben Furche. Flfigel kurz, ubgerunbet. Steuerfebern gleichlung, ubgestutzt. Bor- Herrschenbe Farbe Schwurz mit Gelb, Roth ober Weih im Gegensutze. 1. Dir rothschnabelige Tukan. (Ramphastos erythrorhynchos.) Sig. 1610. b. 1612. 1613.; Der Schnabel, senes bie Tukane im Aeuheren so un- gemein auszeéchnenbe Organ, ist uuch hinsichtlich seines inneren Baues von grohem Interesse. Der knocherne Theil ber Kiefern ist so beschuffen, bah ungeachtet bes ungewohnlichen Nmfunges bas Ganze nicht in Gewicht fullt unb bennoch Weber Sturke noch Festigkeit mangeln. Die uuheren Wanbungen sinb ausnehmenb bfinn, zumal im Oberkiefer; sie besitzen einen ziemlich hohen Grab von Elastieitut, geben einem von ber Seite kommenben, muhigen Drucke nach, leisten aber einer senkrecht wir- kenben, starkeren, uuf Zerguetschung berechneten Kruft bebeutenden Widerstanb. Die Dicke bieser Wunbungen anbert un verschiebeneu Orten; gegen bie zu groheren Anstrengungen bestimmte Schnabelspitze betragt sie fast 1 Linie, an ben Seiten bes Oberkiefers unb weiter nach hinten wechselt sie zwischen ^ unb | Linie , im Nnterkiefer zwischen £—Linie. Im Jn- neren bes horizontal (Fig. 1608. A.) unb vertical (B.) burchschnittenen Oberkiefers erblickl man eine kegelfor- inige Hohle (A. b. B. b.) von etwu 2 Zoll Lunge, 1 Zoll Diirchmesser, beren Spitze nach vorn gerichtet ist. Ihre Wunbungen bestehen uus einer Art von ungemein scho- nem knochernen Netz, zwischen bessen Muschen unregel- muhig eckige Raume von ^—2 Linien Durchmeffer frei bleiben. Die Knochenfusern setzen von bort nach Auhen sich fort unb nehmen gegen ihr Enbe hin eine solche Richtung, buh sie bie uuheren Wanbungen bes Schnu- bels rechtwinkelig unterstfitzen. Aehnliche Zellengebilbe erffillen ben ganzen Borbertheil bes tzchnabels, von bem erwahnten Kegel bis zur Spitze (A. B.a. a.); ihre Zwi- schenraume sinb nach ber Milte bes Schnabels weiter uls nach bem Umfunge, weil bie von Auhen entspringenben zahlreichen Knochenfusern nach unb nach zu wenigeren zusammenfliehen. Den Mathematiker mag es interesstren, bah bas Princip bes Cylinbers in biesem Gebilde, behufs groherer Festigkeit, Anwenbung gefunven hat ; bie wesent- lichsten unb sturksten ber beschriebenen Knochenfusern er- scheinen unter bem Mikroskop brehrunb unb hohl. Im Nnterkiefer finbet man im Allgemeinen bieselbe Struetur Wieberholt (B. v.), bie Knochenfusern sinb bort noch starker uls iin Oberkiefer. Die Nusenlocher liegen un' ber Wurzel bes Oberkiefers, bie sich fiber bie Linie bes Borberkopfes etwas erhebt; sie sinb buher mit ihren Munbungen (d. d.) nach hinten gerichtet unb burch ihre Luge selbst gegen Berletzungen gefchfitzt (B. t.). Die Nasenkanale (hinere Oeffnung B. n.) sind durch knochige Wande geschieden, den Riechnerven umgeben knocherne Rohren (A. f.); er verzweigt sich fust struhlenformig in die Schleimhaut (g.). Dus Ohr ist ziemlich entwickelt (obere Halbkreisformige Umgunge); grohes (i. i.) und kleines Hirn bleiben in gewohnlichen Berhaltnissen^ und setzen sich ohne bemerkliche Besonderheil in dus Rfickenmark fort. Die Zunge (B. 1.) der Tukane ist lang, dfinn, platt, Hornig, un der Wurzel flei- schig und vorstreckbur; ihr vorderes Ende erscheint gefrunzt oder géfiedert wie der Bart einer Feder. (B. in. Kehlbeckel; p. Luftrohre; q. Speiserohre). So groh der Schnubel uuch ist, so besitzt er doch geringes Gewicht, benn vor den Augenhohlen liegen Luftbehulter (B. u.), bie mit ben Athmungsorganen unb ben weiter uuch vorn befinblichen Zellen in Ber- binbung stehen. Der rothschnabelige Tukan bewohnt bie bichten Ur- roulber bes tropischen Sfibumerika unb pflegt in kleinen Gesellschaften zusummenzuhalten. Sein Flug ist gerub- linig, allein etwas schwerfullig unb unstrengenb; wah- renb beffelben wirb ber Schnubel so gerub uls moglich nach vorn gestreckt, um ber Luft ben geringsten Wiber- stunb entgegenzusetzen. Zwischen ben Aesten hoher Buume hfipft er mit vieler Gewanbtheit unb, wie es scheint, mit Unerinfiblichkeit, benn nirgenbs lungere Zeit rastenb, steigi er schnell bis zur hochsten Spitze ber Krone empor unb von bieser in bie benachbarte. Mun burf ihn unbebenklich unter bieOrnnivoren zahlen, benn er nimmt sich als solcher nicht allein in ber Gesangen- schuft, bie uls unnutfirliches Berhultnih nichts beweisen wfirbe, sonbern uuch im Bollgenusse ber Freiheit. Jeber Jnbiuner kennt seine Neigung zur Bermischung thie- rischer unb pflunzlicher Nahrungsmittel, bie von ullen Nuturforschern, welche Brustlien besuchten, bestatigt wirb. Allen kleineren Bogeln floht er Schrecken ein burch plotzliche Angriffe, unb selbst bie groheren ver- scheucht er burch bebrohenbes Kluppern mit bem Schnubel unb burch unudlassiges Necken. Ruubvogel bulbet er nicht in seiner Nuhe, sonbern fullt, mit unberen zu einem Schwurnte vereinigt, fiber sie her unb zwingt selbst Abler zur Flucht. Den Jugern wirb er leicht zur Bente, benn er ist Weber scheu noch scharfstch- tig; Jnbier stellen ihm ber Febern roegen sehr nuch, welche burch reine unb lebhafle Farben sich auszeichnen unb zur Berfertigung bes^erlichsten Schmuckes beson- bers geeignet sinb. Er gehbrl zu ben gewohnlichsten Bogeln bes Jnnern von Brasilien, ist obenher schwurz, unten weih; fiber bie Oberbrust lauft ein rother Quer- streif. Der Bfirzel unb bie oberen Schwanzbeckfebern sinb gelb, bie Steihfebern feuerroth. Der lunge Schnu- bel zeichnet sich uus burch^lebhafte Farbung; er ist roth