Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Jochzeher.
U ø g c 1.
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gegen die mit fchwarzeni Ringe begrånzte Wurzel und
auf dem Rucken gelb, an der Spitze fchwarz. Man
Hat diesen 18 — 20 Zoll langen Vogel einige Male
lebend nach Europa gebracht. Der Englander Broderiv
beobachtete ihn 1824 in London und veroffentlichte eine
Beschreibung seines Benehinens, die bei geringem innern
Gehalte durch unendliche Weitschweifigkeit lastig wird
und ohne Schaden in wenige Zeilen zusammengedrangt
werden kann. Der wichtigste Theil des Berichtes besteht
in Bestatigung der Raubvogelgewohnheiten, die man an
den wilden Jndividuen in Amerika beobachtet, in Europa
aber theilweife in Zweifel gezogen Hat. Der Tukan ergriff
mit dem Schnabel einen hingehaltenen Finken, todtete ihn
sast augenblicklich durch Heftiges Zusammenquetschen des
Brustkastens, hielt ihn mit dem Fiitze fest Wahrenb des
geschickt verrichteten Ausrupfens der Federn, zerbrach
dann durch einzelne berbe Bifse die Knochen der Flugel
und Fuse und fuhr fort zu beitzen und zu zerren, bis der
Korper des Opfers zur fast unkenntlichen Masse geworden
war. Welches Vergnugen dieses Geschaft ihm mache,
derrieth er durch abwechselndes Davonhupfen mit der
Beute und Geklapper des Schnabels, sowie durch eine
eigenthumliche zitternde Bewegung der Korperfedern und
der nicht geoffneten Flugel. Bei dem Fressen treniite er
die grotzen Brustmuskeln ganz geschickt von den Knochen,
begann mit den herumhangenden Eingeweiden und machte
den Schlutz mit den Futzen, die ihm die meiste Muhe zu
verursachensschienen, endlich aber, eben so wie derSchnabel
und die ubrig gebliebenen Knochen, verschlungen wurden.
Das Geschaft bauerte im Ganzen Hochstens eine Viertel-
stunde. Es fand nicht allein ein eigentliches Zerkatten
Statt mit den sagenformig eingeschnittenen Schnabelran-
dern, sondern man bemerkte auch nach einiger Zeit ein
Heraufwurgen der verschlungenen Bissen und ein erneue-
tes Zerkauen, welches vom Berichterstatter dein Wieber-
kauen der Saugethiere irrthumlich verglichen ward. Em-
pfindung von Wohlgeschinack schien wahrend des Fressens
zu bestehen; es fort fogar die Zunge gleichsam kostend
hervorgestreckt und fiber den zermalmten Vogelkorper Hin-
gesuhrt worden sein. Dah der Schnabel einen Hohern
Grad von Empfindlichkeit befltze, folgerte man aus ber-
Gewohnheit des Tukan, denselben bisweilen zu kratzen.
Der hierzn gebrauchte Futz wird ubrigens niemals ange-
wendet, uin das Futter zu ergreifen und nach dein Munde
zu ffihren. Der Schnabel wurde endlich durch Streichen
gegen die Drathe und Sitzstangen des Kafigs forgfaltig
gereinigt und lag wahrend des Schlafes auf dem Rucken
und zwischen den Federn wvhl verborgen. Die Schwanz-
federn trug der Tukan im Schlafe unter einein spitzen
Winkel 511111 Korper ausgerichtet, eine Sitte, welche einein
andern, eben so weitlauftigen Berichterstatter (Vigors)
so autzerordentlich nterkwurdig vorkam, datz er sogar die
Monrente des Einschlafens und des tiefen Schlafs in
besonderen Zeichnungen (Fig. 1612. 1613.) darzustellen
fur nothig hielt. Im Uebrigen erwiesen sich die gefan-
genen Tukane mild und zahiu, lietzen stch beruhren und
streicheln und nahinen ohne Schen das Futter aus der
darreichenden Hanb. Das europaische Klima ertrugen
ste bei vorstchtiger Pstege mehrere Jahre, obgleich sie ge-
gen Kalte viele Empfindlichkeit verriethen.
2. Der Toco-Tukan. (Ramphastos Toco.) Fig. 1610 c. 1611.
Der Toco stertt eine der grohten Arten seiner
Gattung dar und zeichnet sich zugleich durch fast un-
verhaltnitznratzige Grotze des schon orangerothen Schna-
bels aus. Sein Gefieder ist tief schwarz mit Ausnahme
der Ohrengegend, der Kehle, Brust und vbereir Schwanz-
decksedern, welche zusammen reiir weitz sind; die unteren
Schwanzdecksedern leuchten M lebhastesten Roth; eine
schmale scharlachrothe Binde begranzt nach tinten die
weitze Brust. Ehedem war dieser Vogel in Sammlungen
selten, jetzt wird er in allen irgend betrachtlichen ange-
trossen. Er scheint einen sehr weiten Verbreitungsbezirk
zu behaupten und vom Rio grande im sudlichen Brasilien
bis an den Orinoko fiberart, ^edoch nirgends in Mengen
vorzukommen und sort, weil er die Wipfel des tropischen
Riesenbaume nicht verlatzt, schwer zu erlegen sein. Er
streicht in kleinen Familien umher und Hat unter allen
Verwandten die tiesste Stimnie. Die ganze Lange be-
tragt 27 Zoll; der an der Spitze mit schwarzem Fleck ge-
zeichnete Schnabel mitzt 7% Zoll. Mannchen und Weib-
chen gleichen sich sehr, doch ist das letztere stets elwas
kleiner. Junge erkennt man an der unvortkommeiien Far-
bung des Schnabels.
3. Cuvier's Tukan. (Ramphastos Cuvieri.) Fig. 1614.
Gould, welcher prachlvolle Abbildungen der Ram-
phastiden bekannl gemachl Hal, hielt den zu Cuvier's Ehre
von Wagler beiiannten Tukan fur ungentein felten und
kannte ein einziges, in der berliner Sammlung bewahrtes
Eremplar, uber desfen eigentliches Vaterland fogar Zwei-
fel Herrfchten. Deutsche Reisende haben indessen schon
vorher nachgewiesen, datz der in Rede stehende Vogel,
unter seinen Verwandten einer der verbreitetsten, entlang
dem Amazoiienstrome und bis an den Futz der Andes fast
fiberart und zwar in Flfigen vorkomme, die nicht felten
aus zwanzig und ntehr Stficken bestehen. Er fcheint
als Strichvvgel innerhalb gewisser Granzen Herumzustrei-
feu und von der Blfithezeit gewifferBaume sich bestimmen
zu lafsen, deren Blumenkroneir ihm ein Lieblingssutter
barbieten, und die daher dem Jndier unter dem Namen
von Tukanbaumen wohl bekannt sind. Zu anderen Jah-
reszeiten sucht er beerentragende Baume aus, vertreibt
von ihiien ohne Mfihe die gefrahigen und larmenden Pa-
pagaien und greist muthig die langarmigen schwarzen
Klammeraffen (Bd I. S. 30.) an, die, von demselben
Futter gelockt, ankommen, alsbald angefarten werden,
umsonst versucheii, sich ihrer uiiermfidlichen Gegner 511
entledigen, und am Ende, der Neckerei mfide, dieseii den
Besitz des sruchtbeladeneir Wipfels fiberlaffen. Die
Stinime dieses Tukans hat etwas Metallisches und tout
weit durch die stirten Walder. Das Gefieder bietet die
gewohnlichen Gegensatze lebhafter Fckrbeii, der Scheitel
und die ganze Oberseite sind schwarz, die orangegelben
obereii Schwanzdecksedern ausgenomrnen; Wangeii, Kehle
und Briist sind weitz, gelblich fiberlaufen, die Brust wird
vom schwarzen Bauche durch eine scharlachrothe Binde
geschieden; die unteren Schwanzdecksedern sind scharlach-
roth. Der 7 Zoll lange Schnabel ist an den Seilen
braunlichschwarz, entlang der Firste und um die Wurzel
gelb. Die ganze Lange betragt 24 Zoll.
4. Der grunschnabelige Tukan. (Ramphastos dicolorus.)
Fig. 1610 d.
Wahrscheinlich Hat Linne diesen Vogel unter dem an-
geffihrten siateinischen Namen genteint , der indessen
darum nicht recht patzt, weil man nicht zwei, son-
dern drei deutlich geschiedene Farben an ihm bemerkt.
Die Oberseite und der Bauch sind schwarz, stahlblau
schirternd; die Brust ist in der Mitte schon orangegelb
und wird durch ein fchwefelgelbes Band von der scharlach-
rothen Unlerbrust geschieden; der grfinlichgelbe Schnabel
zeichnet sich durch starkgezahnte rothliche Rander aus.
Unter arten eigentlichen Tukanen ist dieser der kleinste und
manchen Abanberungen des Colorits am Schnabel unter-
worfen. Er scheint nur im sfidlichen Brasilien und nicht
nordlich vom 25° S. Br. vorzukommen.
IV. Arassari. (Pteroglossus.)
Gattungscharakter: Schnabel nratzig grotz, fe-
ster und minder zellig als bei den Tukanen, stumpf, mit
runblicher Firste und gefagteii Schneideii (Fig. 1615.) ;
Nafenlocher auf der Wurzel des Oberkiefers neben dem
abgerundeten Stirnwlnkel obenauf stehend; Zunge der
Tukane. Schwanz lang, abgestuft. Vorherrschende
Farbe Olivengrfin mit Gelb und Roth im mannigfachsteir
Gegenfatze.
1. Humboldt's Arassari. (Pteroglossus Humboldtii.) Fig. 1016.
Der Nanre Arassari ist brasilischen Ursprungs und sort
nach alteren Angaben den Klang des Geschreies dieser
Vogel andeuten. Wie unrichlig diese Voraussetzung ist,
ergiebt sich aus dem Umstande, datz aus ganz gleichen
Grfinden Vairtant einen gewissen Arassari Kulik getaust
Hat, ein anderer Grigri geheitzen worden ist. Jene bra-
silische Beneniiung Hat wie viele andere keinen bestiiumten
Sinit, gilt nicht eininal in arten Provinzen Brasiliens
und ist in dem spanischen Amerika ganz unbekannt. In
ihren Sitten kommen die Araffaris fast ganz fiberein mit
den Tukanen und bewohnen wie diefe die Walder des
tropifchen Sfidamerika. Sie fcheinen gegen Kalte weni-
ger enipfinblich als Tukane; denii abgesehen davon, datz
sie im Ganzen hvher an den Bergen Hinaufgehen als jene,
giebt es mehrere Arten, die nur in den sehr gemahigten
Gegenden der Andes sich aufhalten und niemals inden Hei-
tzen Ebenen des Binneiilandes gefehen werden. Sie sind
ziint Theil weit schoner und bunter'Rs bie Tukane, er-
reichen niemals die Grotze derselben, scheinen in ihrer
geographischen Verbreitung an engere Granzen gewiesen
zu sein, werden theils in Schwarmen, theils nur einzeln
gesehen und nahren sich wahrscheinlich nur von Frfichten.
Jhre Stinime ist ebenfarts laut und unmelodisch; in Sit-
ten und Wesen weichen sie fiberhauv^nicht ab von den
Verwandten. Die Jndier jagen sie der buntenFedern, nicht
des Fleisches wegen, welches, in geringer Menge vorhan-
den, fchwarzlich und trocken zu sein pfkegt. Die lebhas-
testen Farbeit schmficken Brust und Bauch; die Eingebo-
renen losen die Haut dieser Gegend ab und verbinden
mittelst kunstreicher Naht Hunberte solcher Stficken zu
Manteln von unfibertrefflicher Schonheit, mit welcheit
sie zur Zeit der grotzen Gelage sich schmficken, und die sie
ungerii, rind nur dem unwiderstehlichen Reize des Branut-
weines iiachgebend, an die Heruniziehenden brasilischen
Kranier verkaufen. — Humboldt's Arassari fort
im obereii Gebiete des Amazonenstromes nichts weniger
als selten sein, eristirt aber in sehr wenigen europaischen
Sammlungen; die ganze Oberseite ist mit Ausnahme
des scharlachrothen Bfirzels dunkel olivengrfin, die Brust
schweselgelb, der Hals und der Kopf rein fchwarz, der
Oberkiefer blatz orangegelb, auf der Firste mit schwar-
zem Streifen, an den Randern mit fchief laufenden, 1111-
regelmatzigen fchwarzen, von den Sagezahnen einzeln ent-
fpringenden Strichen gezeichnet; der Nnterfchuabel ist
fchwarz. Die Grotze betragt 17 Zoll, den 4 Zoll langen
Schnabel mitgerechnet.
2. Vielbtndigcr Arassari. (Pteroglossus pluricinctus.) Fig. 1617.
Die in Rede stehende Gattung gehort zu denjenigen,
die bei artenr Reichthume an fchonen Arten eben nur
Stoff zur Beschreibung des Aeutzeren bieten, eine Be-
Handlungsart der Naturgeschichte, welche ehedem beson-
ders hoch gehalten und als dem Zweck vortig entsprechend
betrachtet wurde, jetzt aber in artgemeineren Werken gern
vermieden und den streng systematischen Auszahlungen
fiberlaffen wird. Von dem vielbindigen Arassari kennt
man wenig rnehr als die Gestalt und Farbung. Er sort
am westlichen Fuhe der Andes und von dort bis in die
Gegend des Madeirafluffes sehr gentein sein und sehlt
wenigen groheren Sammlungen. An Farbenglanz fiber-
trifft er bie nieisten Verwanbten und zeichnet sich auffal-
lenb aus biirch bie glanzenb fchwarze Dvppelbinbe, welche
fiber bie bottergelbe, rvthgefleckte Brust unb ben ahnlich
gesarbten Bauch sich Hinzieht. Kopf unb Hals sind am
Mannchen (imtere Figur ber Abbilbung) rein fchwarz;
am Weibchen (obere Figur) wirb ber ebenfarts fchwarze
Hals nach unten burch einen fcharlachrothen Saunr be-
granzt unb bie Ohrengegenb burch kastanienbraune Fe-
bern augebeutet. DieOberfeite istgleichsormig olivengrfin,
ber Bfirzel fcharlachroth, ber Oberfchnabel gelb mit
fchwarzer Firste, ber Unterschnabel fchwarz. Die Lange
betragt 20 Zoll.
3. Tcr krausstderige Arassart. (Pteroglossus uloeomus.)
Fig. 1618.
Feberbilbungen, wie bie gegenwartige Art sie bar-
bietet, gehoren fiberhaupt zur Seltenheit, artein man
kennt keinen Vogel, an welchem sie einen eben fo
grotzen Umfang einnahmen. Den Kopf bebecken nainlich
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