Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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Jochzeher.
V o g c l.
163
taglich einige Male burchstreist und gegen sremden Zu-
spruch vertheibigt. In Deutschland erscheint er sowohl
als Stand-, als auch als Strichvogel, bewohnt mehr
die Waldungen der Ebenen als der Gebirge, vermeibet
die reinen Nabelholzer, fomuit auch in Obstbaumpflan-
zungen, beschastigt sich mehr mit den oberen Aesten als
mit dem Stamme der Baume, lieder mit jungeren und
dunnen als alten und starten und entwickelt viele Unruhe
und Gewandtheit, ernahrt sich allein von Jnsecten und
gleicht in Bezug aufFortpsianzung den ubrigen Spechten.
9. Der Grunspecht. (Picus viridis.) Flg. 1642.
Der Grunspecht barf als der am Weitesten verdreitete
Vogel seiner Gattung gelten, denn vom nordlichen Nor-
wegen bis Syrien ist er an den meisten Orten, obgleich
nicht mit gleichbleidenber Haufigkeit, anzutreffcn; es giebt
indcssen Gegenden, die er aus unbekanuten Grunden nie-
mals besucht, obgleich sie alle zum Leben ihm nothwen-
dige Bedingungen bieten. Er weicht uberhaupt in einigen
Dingen von anderen Spechten ab; Baume sind ihm ent-
behrlicher, denn haufig laht er sich aus die Erde nieder,
verweilt zwischen dem Grase und sucht bort seine Nah-
rung. Man sieht in ihm baher ein Verbinbungsglieb
zwischen ben eigentlichen Spechten unb einer amerikani-
schen, fruher auch zu ben Spechten gerechneten Gattung
(Colaptes), bie man Erbspecht Heihen komite, unb bie nicht
allein burch ben leicht gekrummten Schnabel, sonbern
auch bie Gewohnheit sich unterscheibet, an ber Erbe Jn-
secten aufzulesen, Ameisennester aufzugraben unb Hoch-
stens Termitenbaue Hammernb zu zerstoren, nicht aber
an Battmstammen sich zu vergreisen. Norbamerika be-
sitzt in bem golbfarbenen Erbspechte (Colaptes
auratus) einen eben so schonen als merkwurbigen Re-
prasentanten bieser Gattung. So weit von bem eigent-
lichen Typus entfernt sich unser Grunspecht allerbings
nicht, benn neben ber feinen europaischen Verwanbten
versagten Fåhigkeit bes Laufens aus edener Erbe desitzt
er im Klettern bie gewohnliche Geschicklichkeit unb kann
feinen Schnadel zum Zerlochern morschen Holzes ge-
brauchen. Ausmarts klettert er sowohl in geraber Linie,
als auch in Spiralen, abwarts niemals verkehrt, b. H.
ben Kops nach unten, sonbern aus bie steifen Steuer-
sebern gestutzt. Er stiegt rasch unb wellenformig, stei-
genb unb sinkenb, jeboch mit noch mehr Gerausch als
anbere Spechte, weil er nach jebem Schlage bie Flugel
fast an ben Korper anlegt unb rasch unb kraftig wieber
Hffnet. Es scheint, bah er es bequemer finbet, seine Nah-
rung am Boben zu suchen unb zumal Ameisenlarven aus-
zustor-en, als burch muhsames Hacken unb Pochen an
Baumasten bie bort sparsamer vorhanbenen Jnsecren zu
entbeckeil. Wenn ber Winter bie Erbflache zu hart ge-
macht unb ihm ben Zugang zu ben unterirbischen Jn-
secten versperrt hat, so begiebt er sich gern in bie Dorfer
unb burchsucht bie Strohbacher ablegener, undewohnter
Hauser ober lanblicher Lehmwanbe ober auch bie Risse
unb Vertiefungen steinerner Mauern, bie meistens allerlei
Jnsecten zum Winterguartiere bienen. Dah er Baum-
saameu fresse, wie von Einigen behauptet worben, mag
mit Recht in Zweisel gezogen werben. Die Paarung
fallt auf ben Februar; bie Vordereitungen zu ihr geden
sich kunb burch ben lauten, bieWalbern burchschallenben
Ruf beS Mannchens. Das 20 — 30 Fuh von bem Boben
entfernte Nest Hat ben gewohnlichen kreisrunben Zugang
unb stellt eine nach unten kesselformig erweiterte von
12 — 20 Zoll tiefe Hohle bar. Die reinweihen Eier wer-
ben von deiben Gatten wechselnb bebrillet; bie Jungen
kommen nach 16—17 Tagen aus. An Grohe gleicht ber
Grunspecht einer Turteltaude, gehort sonach zu ben an-
sehnlicheren ber europaischen Arten; er ist odenher grun,
untenher weihlich, auf Stirn, Scheitel unb Hinterkopfe
roth, auf bem Burzel geld; bie Febern um bie Schnabel-
wurzel unb Augenkreise sinb schwarz, bie Schwingfebern
rauchschwarz unb graugelb quer gestreift; ber schwarz-
draune Schwanz hat grutte Ouerdinben. Am Weid-
chen ist das Roth des Hinterkopfes weniger beutlich und
ein am Mannchen rother Schnurrbartfleck schwarz. Junge
sind untenher schwarz- unb auf bem Mantel weihge-
fleckt.
10. Der dreizehige Specht. (Picus tridactylus.) Flg. 1643.
Als adweichenb von ben typisch paarzehigen Spechten
erscheint eine Gruppe berselden Gattung, welcher bie
innere Zehe fehlt, unb bie baher nur breizehig ist. Solche
Spechte haden mehrentheils etwas kurze, bisweilen zient-
lich weit hinab befieberte Lanse unb einen breiten, ziemlich
platten Schnabel, weichen aber, ungeachtet bieser Ab-
anberungen bes auheren Banes, nicht ad von anberen
Spechten in Lebensweise unb Art ber Beweguttg. Sie
klettern mit bem breizehigen Fuhe eden so geschickt unb
schnell, wie ihre mit normalen Kletterftthen versehenen
Verwanbten unb dilben keine in ber geographischen Ver-
breitung eng beschrankte Gruppes werben vielmehr sowohl
in ber alten als ber netten Welt angetroffen. Europa desitzt
eine einzige Art, bie toir als biedekaunteste an bie Spitze stel-
len. Sie bewohnt nur bie norblicheren Lanber bieses Welt-
theiles unb, was in klimatischer Beziehung Dasselbe sein
Wurbe, bie walbigen Verge ber beutschen unb ber schwei-
zer Alpen. In ben zwischenliegenben edenen Strichen
Deutschlanbs wirb sie selten gesehen, verhalt sich als
Strich- unb Stanbvogel unb liebt, wie es scheint, be-
sonbers bie Nabelholzer. In Flug, Nahrung, Stimme,
Nestdau gleicht sie ben anberen, ist odenher schwarz unb
weih geschackt, unten weih; bas Mannchen Hat einen
orangengelden, bas Weidchen einen silderweihen Scheitel-
fleck. Die Lange betragt gegen 10 Zoll.
11. Der schuppcnfedcrige Specht. (Picus squamatus.) Sig. 1644.
Asien besitzt mehrere breizehige Spechte, nitter wel-
chen ber abgebilbete, einer ber Hudschesten, bie Himalaia-
Kette bewohnt. Die Oberseite ist grun, Hinterrucken
gelblich, Vorberhals grunlichgrau, Scheitel scharlach,
bie Unterseite grunlich mit schwarzen Schuppenflecken;
Schwanz- unb Steuersebern sinb grunlich, weih guer-
gebanbert; sowohl uber als unter bem Auge verlauft
ein grunlich weiher, nach hinten burch einen schwarzen
Fleck degranzter Streif. Ue6er bie Sitten bieser unb
ber folgenben Art fehlt es an Nachrichten.
12. Shore's Specht. (Picus Shorei.) Fig. 1645.
Die vorherrschenbe Farde bieses gleichfalls bie Hi-
malaias bewohnenben Spechtes zieht ans bem Orangen-
geld in Grutt; ben Scheitel schmuckt ein scharlachrother
Feberkamm, ber Rucken ist Hochroth, bie Unterseite weih
mit schwarzen Schuppenflecken, bie Oberbrust grau-
draun; Hinterhals, Schwingen unb Schwanz, ein Streif
hinter jebem unb Munbwinkel sinb schwarz. Die Lange
betragt 12 Zoll.
13. Der chilemsche Specht. (Picus chilensis.) Fig. 1646.
?tn bas Enbe ber Gattung ber Spechte stellt man
einige Arten, bie in mehreren nicht nnwesentlichen Be-
ziehungen von ben normalen Formen abweichen. Der
chilenische Specht z. B. entbehrt jene Bilbung bes Schwan-
zes, von welcher bie Moglichkeit, biesen bei bem Klettern
als Korperstutze zu branchen, abhangt. Die einzelnen
Steuersebern sinb namlich nicht nur weicher unb nach-
giebiger als gewohnlich, sonbern auch gerab, nicht auf
ber Flache gebogen, auherbem nicht abgestuft, vielmehr
fast gleich lang; ber Schwanz erscheint baher an seinem
Ranb mehr abgerunbet als keilformig. Fuhe unb Zehett
sinb bunner unb schwacher als bei anberen Arten. Mit
solchem Bane vertragt sich bas Klettern weniger, unb
wirklich wirb jener in bem sublichen Theile von Chile
sehr gewohnliche Specht mehr auf bem Bobett als
auf Bauntett seine Nahrung suchenb angetroffen. Die
Farbung ist im Gattzett buster, obenher graubrann mit
weihett kleinen Strichen, unten weihlich mit braunen
Flecken, auf bem Scheitel gran, bem Unterrucken rein-
weih; bie Steuersebern unb Schwingen sinb weih, bie
Schafte ber letzteren golbfarben.
14, Der Kaffernspecht. (Picus caffer.) Fig. 1647.
Der Kaffernspecht entfernt sich so weit von bem
Vordilb ber Gattung, dah man ihn an anderen Orten
unterzubringett versucht Hat; Gray stellte ihn sogar zu
ben Bartvogeln , Vaillant zu ben Bienettfressertt. Zwar
gleichen bie Fuhe im Allgemeinen noch benjettigen ber
Spechte, allein bie Lanse sind weit hoher unb schwacher
unb bie Schwanzfebern an ber breiten Spitze abgerunbet;
ber Schnabel erinnert in seiner Gestalt allerbings an
jenett ber Bienenfresser. Gewohnlich mag ubrigens bie-
ser Vogel in seinem Vaterlanbe nicht sein, benn Vail-
lant erhielt ein einziges Eremplar. Er soll weber Baume
erklettern, noch viel weniger ihre Rittbe zerhacken, son-
bern sich burch Attfsuchett von Jnsecten am Bobett nah-
rett. Kopf, Bauch unb Unterrucken sinb geld, Schwanz-
beckfebern orange, Hinterhals unb Oderrucken draun,
bie Febertt mit weihen Spitzen; bie Stirn ist schwarz ;
ein breites, schwarzes, weih geflecktes Battb umgiedt ben
Hals, zwei kurze, schwarze Feberbusche schmucken ben
Oberkopf. Der abgerunbete Schwanz ist draun, weih
guergebanbert.
IX. Glanzvogel. (Galbula.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, gerab ober
gegen bie Spitze leicht gekrummt; jebe Kiefer prismatisch
gestaltet; Nasenlocher seitlich, oval, burch eine Hånt
halbgeschlossen; Ztittge kttrz, breieckig. Fuhe kurz,
schwach; Vorberzehen bis zum britten Gliebe verwachsen.
Flugel mittelgroh; vierte unb funfte Schwingfeber bie
langsten. Gesieber grutt, metallglanzenb.
1. Dcr schwalbenschwlnzige Gtanzpogel. (Galbula paradisea.)
Fig. 1648.
Die Stellung ber Glanzvogel ober Jacamars im
System ist etwas zweifelhaft. Die Schnadelform stellt
sie ben Spechten verwanbt bar, bie Ftthbilbung ist theils
wie bei ben Heftzehern, theils wie bei ben Wenbezehertt,
bie Borsten um bie Nasenlocher erittttern an bie Fliegen-
fanger, beren Lebensart bie Glanzvogel zum Theil be-
folgeti. Der Schwanz erscheint verlangert, abgestuft
unb weich unb ber Fuh zum Klettern ungeschickt. Cuvier
stellt bie Glanzvogel unter bie Klettervogel unb in bie
Nahe ber Eisvogel, unb seinem Beispiele folgett viele
Ornithologen; Litttte sah sie gerabezu an als Eisvogel,
Okett stellt sie vor bie Bienenfresser, Lessott an bie Spitze
ber Spechte. Sie bilbett eine nicht sehr artenreiche,
Amerika allein bewohnettbe Gattung, beren Species
eine grohe Familienahnlichkeit haben burch ben Golb-
ober Bronzeglanz bes mehr ober minber butikelgrunen,
sehr weichen Gefiebers unb nit bie Kolibris mahnett
burch atthere Schonheit. Sie fuhren in ben Wal-
bertt bes tropischen Sttbamerika ein einsames Leben,
sitzett gemeinlich auf ben unteren Aesten ber Baume
unb geben ihre phlegmatische Regungslosigkeit ttur batitt
auf, wenn ein vorubereilenbes Jnsect sie reizt. Mit einent
Sprunge unb wenigen Flugelschlageit wirb bieses erreicht,
vom langen Schnabel burchbohrt unb im Sitzen gentach-
lich ausgeftessen. In ben Urwalbern katttt man ohtte
Schwierigkeit bie Stelle erkennen, bie ein Glanzvogel sich
zttttt Lieblittgssitze erkoren Hat, benn bie Flugel ber groh-
ten unb prachtvollsten Schmetterlinge, berett Leid allein
gefressett wirb, bebecken im Umkreise einiger Schritte ben
Boben. Zttitt Bruteorte sollen lange, in lehmigen
Fluhusern ausgegrabene Hohlett bienen. Die Stimme
besteht in einent kurzen ttttb sehr scharfen Tone, ber von
Zeit zu Zeit, besonbers bei Ergreifung von Bente, aus-
gestohett wirb. Die adgedilbete Art ist etwas groher als
eine Lerche, im Gattzett bttnkel golbgrun; Kehle, Hals
unb kleinere Flugelbecken sinb weih, ber Kopf violett
brautt; bie dis ztt ben Zehett defieberten Fuhe unb ber
Schnadel sinb schwarz, bie deibett mittleren Steuersebern
sehr verlangert.
Aus einent verwanbten Vogel, welcher edenfallS
Brasilien bewohnt unb sich ben Fliegenschttappertt sehr
zu ttahern scheint, bem b reitschnabelig en Glanz-
vogel (Fig.l64S.)hatSwainson eine besonbere Gattung
(Lamprotila) gemacht. Lebensart, Umrisse ttttb Far-
bttttg bes Korpers, zutttal ber Golbglattz, sinb gattz bie-
selbett, wie bei ben achten Jacamars, boch weicht ber
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