Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Huhnervo'gel.
V o g e 1.
175
Abfallen, wie in feber Haushaltung vorkomnten, lustern
sind, fo kann man in solcher Neigung eben mit die Aus-.
artung des ganz umgeanderten Hansthieres erkennen.
Hnhnervsgel trinken nicht viel und beugen, uin die
Flusstgkeit bequeiner schlingen zu konnen, nach dem Ge-
nutze weniger Tropfen den Kopf weit nach hinten uber.
Auch in dieser Beziehung machen die Tauben eine Aus-
nahine, intern ste, den Schnabel in die Flusstgkeit ver-
senkend, stets mit einem Zuge dem Bedurfnisse Genuge
leisten. Gehl man uber zu den Erscheinungen der Fort-
pflanzungsgeschichte, so stellt sich vor Allem die auster-
ordentliche Verschiebenheit im anstern Anseben der Ge-
schlechter als bemerkenswerth hervor. Stets ist das
Mannchen schoner, durch besonders entwickeltes Gefieder
ausgezeichnet, Lisweilen sogar prachtvoll, Wahrenb das
Weibchen in schmuckloser Einfachheit faunt derselben
Art anzugehoren scheint. Diese wunderbare Verschieden-
Heit der zwei Geschlechter Hangt offenbar mit manchen
phystologischen Eigenthumlichkeiten zusammen, welche
an diesem Orte nicht weiter entwickelt werden konnen.
Stets herrscht dei Vogeln dieser grohen naturlichen
Gruppe das polygamische Verhaltnih; ein einzelnes
Mannchen herrscht uber die umgebenden, ihm treulich
zugethanen, je nach der Species und individuellen Eigen-
schasten in der Zahl wechselnden Weibchen mit vieler
Strenge und Eifersucht, vertheidigr Hingegen ste und
die ganze Familie mit Murh, und ohne durch die Ueber-
macht eines Gegners sich vom Kampfe zuruckschrecken zu
lassen. Schon im Wilden Zustande ist bei allen Hnhner-
vsgeln die Fruchtbarkeit sehr groh; sie wird durch das
Leben in Zahmheit und bei Pstege sehr gesteigert und
begrundet eigentlich den Werlh der domesticirten Huhner-
arten fur die Haushaltung. Diejenigen Gattungen,
welche sich durch Mangel an Spornen auszeichnen, einen
zwolffederigen Schwanz haben, auf Baumen sitzen und
sich von ihren Fruchten oder Knospen nahren, nisten
auch auf denselben; die an der Erde sich aufhaltenden
begnugen sich hingegen mit einer flachen Grube, welche,
mit einigen Halmen ausgefuttert, die Eier aufnimmt.
Das Mannchen betheiligt sich weder am Nestbaue, noch
sorgt es fur die Ernahrung des brutenben Weibchens
oder der Jungen, die mit offenen Augen aus dem Eie
schlupfen und schon in den ersten Stunden ihres Lebens
ihre Nahrung zu suchen oder der Mutter zu folgen ver-
mogen, die ihnen den Weg zeigt und bei der Auffindung
des Futters behilflich ift. Von Jntelligenz legen Huhner-
vogel nur sebr geringe Spuren an den Tag, und theils
aus dieser Ursache, theils weil es nicht schwer halt, ihnen
die angemeffene Nahrung zu verschaffeu, gelingt bei den
meisten die Zahmung leicht und in kurzer Zeit. Hin-
fichtlich der geographischen Vertheilung erscheinen sie in
grohe, sehr naturliche Gruppen zerfallt, mit Ausnahme
freilich der Familien der Tauben und der Feldhuhner, die
in allen Welttheilen angetroffen werden, deren Gattun-
gen indessen immer noch auf gewisse bestimmte Bezirke
beschrankt sind. Die Jakuhuhner leben allein in Amerika,
die eigentlichen Huhner oder Vhasianiden nur in der
alten Welt; die zahlreichsten und dabei prachtvollsten
Huhner besttzt das warmere Asien.
Erste Familie.
Taubenvogel.
Die Tauben durfen, wenn der Maahstab strenger
Systematik angelegt wird, weder zu den Huhnervogeln,
noch zu den Hockern gestellt werden; sie stehen vielmehr
zwischen beiden in der Mitte und verbinden sie. Neuere
Ornithologen haben nicht angestanden, sie in eine Orb-
nung zu vereinigen, welcher derselbe Werih, wie den-
jenigen der Raubvogel, Schwimmvogel u. s. w., beigelegt
ward. Cuvier stellt ste als Anhang zu den Huhnern,
obgleich sie besser am Anfange derselben stehen durften.
Sie haben einen mittelgrohen, geraden, an der Kuppe
gewolbten, an der Wurzel mit weicher, wulstiger Haut
umgebenen Schnabel und Spallfuse mit aufliegender
Hinterzehe, sind gesellig und von sanften Sitten, fressen
Saainenkorner, entwickeln weniger Fruchtbarkeit als die
eigentlichen Huhnervogel, leben auch nicht in Polygamie
wie diese, sondern in monogamischem, mit gegenseitiger
Treue und Zuneigung ost das ganze Leben hindurch be-
wahrten Verhaltnisse und futtern ihre Jungen aus dem
Kropfe mit eingeweichten Kornern und einer schleimigen
Absonderung desselben Organs. Die Arten sind sehr
zahlreich, kommen aber in den wesenilichsten Dingen so
uberein, dah es schwer halt, sie in scharf begranzte Gat-
tungen zu gruppiren; viele der letzteren, welche von den
neueren Ornithologen aufgestellt worden sind, entbeh-
ren Haltbarkeit so sehr, dah sie in einem allgemeineren
Werke nicht fuglich Anerkennung finden konnen.
I. Tailbe. Columba.
Gattungscharakter: Schnabel mittelmahig,
gerade, zusammengedrnckt; Oberkiefer mit gewolbter
Kuppe; Nasenlocher durch eine Hornschuppe halb ge-
schloffen, eine schwielige Wachshaut durchbohrend;
Flugel bald rund und kurz, bald lang und zugespitzt.
Fnhe mittelmahig. Schwanz bald gerab und zuge-
rundet, bald keilformig, spitzig, stets zwolfsederig.
1. Tie Feldtaube. (Columba livia.) Fig. 1679.
Von der uber ganz Sudeuropa und die sudlichste
Provinz Deutschlands, uber Nordafrika und Westasien
verbreiteten Feldtaube stammt unsere gemeine Haustaube.
In welche Zeiten die ersten Versuche ihrer Zahmung
fallen, tiermag Nientand anzugeben; dah schon in den ent-
legensten die Volker des Orients Tauben gezogen, er-
Hellt aus der mosaischen Gesetzgebung, welche ste unter
den reinen Thieren aufzahlt und ihre Darbringung zum
Opfer befiehlt. In den classischen Schriftstellern finden
sich zahlreiche auf die zahme Taube bezugliche Stellen;
Taubenzucht ist tion den frsthsten Zeiten an in Persien
und dem alten Aegypten im grohten Maahstabe betrieben
worden. Die wilde Feldtaube erscheint im mittleren
und nordlichen Deutschland felten und dann als auf dem
Zuge tierirrt, denn selbst da, wo sie ihre eigentliche
Heiinath hat, tiertieft sie sich nicht in das Jnnere der
Lander, sondern tierweilt mehrentheils an solchen See-
kusten, wo Felsen schroff und hoch einporsteigen. In
Sardinien, im griechischen Archipel, an der Sudkuste
Siciliens, zwischen den Strandfelsen von Kleinasien
haust sie in kaurn glaublichen Mengen, und wahrend
sie an der deutschen Nordkuste kaum seinals gesehen wird,
betrachtet man sie in Berwickshire, tint St. Albans-head
in Sudengland, in Sudwales, auf Bah' Jnsel und den
unfreundlichen Orkney's als einen gewohnlichen, Jeder-
mann bekannten Vogel. Diese Neigung zum Bewohnen
Hoher, einen freien Umblick gestattender Punkte mag
es veranlassen, dah ste in ebneren Gegenden Kirchthurnte
zum Wohnort erwåhlen; die beruhntte Kathedrale von
Canterbury birgt in den Spalten ihrer Hochsten Zinnen
zahreiche Haushaltungen dieser Taube. Die gezahmten
Nachkommen dehalten gleiche Vorliebe fur hohe Orte;
sie ruhen stets auf tem hochsten Dache aus, vertiefen
sich niemals in den beengenden Wald und setzen sich nie
auf Baunte nieder. Auf der Erde gehl die wilde Feldtaube
ebenso Wie die gezahmte schrittweis, schnell und ohne
zu schwanken und sucht wahrend dieser Bewegung die
kleinsten Korner auf; im Fluge gleicht sie anderen gro-
Hen Tauben hinsichtlich der Art und Schnelligkeit. Fahig,
die letztere in einem staunenswerthen Grade zu entwickeln
und mit solcher Kraft die Luft zu durchschneiden, dah
ein pstisender Ton entsteht, tiermag fle auch schwebend
und schwinimend und ohne bemerkliche Flngelbewegung
weite Kreise zu beschreiben. Alle Tauben gesallen sich
bei Heiterern Wetter in diesen graziosen Bewegungen, und
daher erscheint die Benennung Gyratoren (im Kreise flie-
gende Vogel), welche der Prinz von Canino der ganzen
Ordnung beilegte, nicht uiipassend gewahlt. Es darf
als bekannt tiorausgesetzt werden, dah bie Briestaube
(Fig. 1680, b. 1681. 1682.), bie eben nur eine aus dem
Orient stammende Spielart der Haustaube ist und so-
nach von der Feldtaube abstammt, wahrhaft unglaub-
liche Beweise von Flngfertigkeit zu geben pstegt. Unter
den verburgten ist die Geschichte eines Paares, welches
in 125 und 134 Minuten den Weg von Paris nach Coln
zurucklegte, noch nicht bie uberraschenbste. In Belgien,
wo ber geheimen Borsencorresponbenzett wegen Bries-
tanben viel gezogen nnb benutzt werben, schlagt man
ihre Schnelligkeit an zu einer englischen Meile in ber
Minnte Zeit. Bei Heiterern Wetter kreuzen sie ben briti-
schen Canal ohne alle Schwierigkeit, bei sehr sturnu-
schern ober nebligern gehen sie bisweilen verloren. Es
j ist wesentlich bie Sehnsucht nach ben Jungen, Welche
sie zu fo anherorbentlichen Anstrengungen veranlaht.
Welches Mittels sie sich bebienen, nm bie gerabeste Linie
nach bem Ziele zu entbecken, tiermag man eben fo wenig,
als bie noch wunberbareren Erscheinungen in ber Wan-
berung ber Zugvogel zu erklaren. Die Annahme, bah
bas Auge allein ber Fuhrer fei, muh fur unstatthaft
gehalten Werben, benn aus grogen Hohen und in der
Vogelperspective gesehen, kanii, ziimal beiDurchineffung
weiter Fernen, weder bie Lanbfchaft viele stark Hervor-
ragenbe Eigenthumlichkeiten bem Gesicht darbieten, noch
konnen sich biefe bem Gebachtniffe unverwifchlich ein-
pragen. Die Felbtaube ist fonst sehr gefellig nnb wirb
vereinzelt nur unter nngewohnlichen Umstanbeti , z. B.
wenn sie krank ober verwnnbet ist, angetroffen. Sie
nahrt sich, wie ihre Verwanbten, von reisen Kornern,
inbeffen wohl auch von ben noch grutten und zarten
Saamen mancher angebaueten Gewachse nnb wirb
hierburch bem Landmanne schablich. Die Haustaube
theilt mit ihr biefe Neigung, zurnal wenn sie, wie
in tiielen Gegenben, als nur Halbgezahmte, zwar Obbach
bei bem Menfchen finbet, allein tein Fntter mit Regel-
mahigkeit empfangt. Im Wilben Zustanbe nistet bie
Feldtaube in Hohlen von Baumen und in Spalten von
Felsen, tind zwar auch in biesent Falle bem Triebe zttr
Gefelligkeit solgenb. Sie begnugt sich, ben Bruteort
mit wenigen trockenen Blattern ober Grashalmeit aus-
znsulleu, nnb legt nur zwei , vollig weihe Eier, welche
tion beiben, sich zartlich liebenben Gatten abwechfelnd
nnb zwar 15— 16 Tage bebrntet Werben. Die unge-
mein hahlichen Jungen ersahren bie forgsaltigste Pstege
nnb werben mit einem Stoffe tion eigettthumlicher Be-
fchaffenheit ernahrl. Der Krops aller Tauben (Fig. 1678.)
ist nainlich, je nachbem Junge zu suttern feiit tnogett ober
fehleit, im Jiineru tierschieben. Im ersteren Falle (A. a.
unterbunbene Speiserohre; b. bie in ben Magen sich
fortsetzeube Speiserohre mit ben Magettsaftdrustn) de-
inerkt man auf seiner umgestulpteu inneren Flache (c. c.)
keine Oeffnungen ober nugewohnliche Hervorragungen;
im zweiten (B.) erheben sich eben ba zahlreiche, in Neihen
gestellte Drusenmundniigen, welche eine Weihe, Halb-
schleimige, zu Kase gerinnenbe Flusstgkeit absondern.
Diese bient ben Jungen in ber ersten Lebenszeit zur Nah-
rung nnb wirb balb durch einen Brei ersetzt, ber aus
zerkleinerten, anfgeweichtett nnb geguellten Kornern de-
steht nnb weiterhin, mit sehr feilten Kirstin untermengt,
von ben Lilten Heraufgeivurgt nnb in Schnabel nnb
Schlunb ber Jungen gestopft wirb. In jebeni Jahre
werden zwei Bruten Herangezogen. — Die wilde Felb-
taube titihl gegen 13 Zoll in berLange, ist blaulich schiefer-
grati, schillert nm ben Hals grunlich nnb hat weihen ttttter-
ruckett, weihe untere Flugelbeckfebern nnb auf bem Oder-
rucken eine boppelte schwarze Querbiube.
Die Halt s laude (Columba livia domeslica) stammt
jebenfalls von ber so weit beschriebenen Felbtaube nnb
nicht von ber Ringeltaube Her, an welcher Versuche ber
Zahmung ober ber Kreuzung mit ber Haustaube schei-
tern. Sie besinbet sich je nach Umstanben auf ver-
schiebenett Stufen ber Zahtttung unb ledt selbst in Dentsch-
lanb hin nnb wieber in.solcher Freiheit, bah es schwer
sein wurbe, ben Unterschieb zwischen ihr nnb ber eigent-
lich wilden Taube des Snbens festznstellen. Als vollig
gezahmtes nnb an ben Menschen nnb stine Oekonomie