ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Vogel. / Linleitung. verandern und wie das auf das Munbstuck tiner Clari- nette aufgedrSckte Blatt die Art des Tones bestimmen, dient der obere Kehlkopf wie das untere Ende des ange- fuhrten Jnstrumentes. Die Gestalt dieses Apparates ist naturlid) einer grohen Menge von Abånberungen je nach per Art des Vogels, theils sogar nach dem Geschlechte nn- terworfen ($ig.H37. 1138.) Die Luftrohre asser Vogel besteht aus knorpeligen, theilweis verknocherten Ringen und entspricht durch Långe dem allezeit langen Halte. Dah sie viel beitrage jur Verstårkung der Stimme, er- giebt sich au6 ihrer ganz ungewohnlichen Verlångerung bei gewissen Vogeln, deren Laute ansnehmend burchbrin- gend sind. Am Singschwane (Fig. 1139.) steigt sie (a) nicht sogleich in die Brusihåhle, sondern versenkt sich in den teeren, zwischen den Platten des Brustbeinkammes befindlichen Raum (Fig. u40.), beschreibt dort einen Bogen, schlagt sich um, tritt oben wieder heraus und in die Brusthohle, bildet dann erst den unteren Kehlkopf (b) unb geht durch die gewohnlichen, aber ebenfalls aufge- triebenen Gabelåste (c) in die Lungen uber. An gewissen sudamerikanischen Huhnervogeln steigt sie sogar auher- Halb des Brustbeines unter der Haut Hinab und gelangt nach langem Wege oben au dem gewohnlichen Orte in das Jnnere. Durchaus unentbehrlich zur Hervorbrin- gung einer starten Stimme ist diese Einrichtung jedoch nicht; wåhrenb sie dem Singschwane verliehen ist, fehlt sie dem zunåchststehenben gemeinen Schwane. Die Stim- men der Vogel sind nicht allein unendlich mannichfach, sondern nicht felten auch so biegsam, dah lllachahmung fremder Tone leicht wird. Jm auffallendsten Grade be- sitzt diese Fåhigkeit die amerikanische Nachtigal oder der sogenannte Spottvogel. Vogel mit flesschiger Zunge und gewolbtem Gaumen lernen die menschliche Stimme nachahmen und Worte sprechen; so Papageien und im minderen Grade Raben und Staare. Wesentlich Hangt die Hervorbringung von Tonen mit der zur Paarungs- zeit stattfindenden Erregung zusammen; daher singen die nordischen Vogel am hausigsten und besten im Fruhjahre und verstummen spaterhin, oder wenn die Mau;er be- ginnt. Sie lassen AnfangS Locktone horen, die ohne Zweifel ein gewisses Verstandnih Hervorbringen. Die Sinnesorgane gleichen zwar im Allgemeinen denjenigen der Saugethiere, bieten aber bei feinerer Zer- gliederung eine grohe Menge sehr erheblicher Verschie- denheiten im Baue ihrer einzelnen Theile. Aus der nie- drigsteu Stufe durften die Werkzenge des Fuhlens und Tastens stehen. Eine fast uberall befiederte Oberflache vertragt sich nicht mit Schårse des Fuhlens, und auher dem Schnabel und der Schwimmhaut der meisten Wasser- vsgel ist kein zum Tasten fahiges Werkzeug nachweisbar. In den meisten Fallen ist jener indeffen mit einer Harten, trockenen Hornscheibe uberzogen und wohl nur bei Enten und einigen Wadevogeln empfindlicher, indem durch seine weichere Bedeckung feine Nervenfadchen hinziehen. Auch mochte der Schmecksinn in der Regel sur unvollkommen zu hallen sein, weil die Zunge gemeinlich nicht stesschig, sondern klein und mit Harter Knorpelspitze versehen, bis- weilen sogar in ein horniges, trockenes Blatt (z. B. Tu- kan Fig. 1141.) verwandelt ist. Dick und weich ist sie nur bei den allerdings sehr leckeren Papageien, zugerundet und sieischig, aber vermuthlich toenig empfindlich bei vie- len Schwimmvogeln. Sie scheint meist ein mechanisches Hilfstoerkzeug beim Verschlingen oder doch bei der Erlan- gung der Nahrung sein zn sollen und behauptet daher bis- toeilen sehr sonderbare Formen (Flamingo Fig. 1129.). AmColibri und Specht(Fig. 1142.), wo sie mittels eines am gehorigen Orte zu erlauternden Mechanismus weit Herausgeschnellt werden fann, stellt sich die Verbindung des Zweckes mit der Fotm des Organs deutlich hervor. Weit hohere Ausbildung getoahrt man an den Geruchs- werkzeugen. Die Nasenlocher (Fig. 1127.bi) sind bald rund, oval oder spaltformig, bald offen oder durch einen tuneren Rand Halbgeschlosseu, bei Sturmvogeln auherlich fogar in eine Rohre verlangert, liegen der Stiru oder der Schnabelspitze nåher und bieten mit einem Worte so viele Verschiedeuheiten, dah auch sie fur die Enttver- futtg fystematischer Charaktere vieleu Werth Habeu. In der Nafenhohle stehen jederfeits drei dunne, zufammen- gewuitdene, mit netvenreicher Riechmembran uberzogene Platten. Scharfe Spurkraft fcheint nur den Aasvogelit und einigen Familien der Wadevogel und Schwimm- vogel beizuwohnen, den Kornerfreffern aber meist ganz zu fehlen. Ein åuheres Ohr ist nicht vorhanden, wird aber bei den fcharfhorenden Nachtvogeln theils durch die weite Munbung des Gehorganges, theils durch einen Krauz' von elastischen Federn vertreten, welche Zwifchenråume freilaffen, gewiffermaaheu aufrichtbar und zum Auffaugen der leifesteu Schallstrahlen sehr gefchickt sind. Zur Ver- stårkung des Schalles dienen bei vielen Vogeln, zumal aber bei den Eulen, drei am unteren und Hinteren Theile des Schadels, zwischen den Knochenplatten deffelben, ange- brachte Schallhohlen. Dah die meisten Vogel schnell und fcharf horen, lehrt die tågliche Ersahrung. Scheue Was- fervogel werden durch diesen Sinn gewarnt und Sing- vogel in Stand gesetzt, nicht allein melodisch zu singen, soitdern auch sreiude Touweisen zu lernett. Mit Aus- itahnte der Eulen und des Strauhes stehen die Augen stets fo weit seitlich, dah beide nicht denfelben Gestchtskreis haben tonnen. Diefer Nachtheil wird indeffen durch eine hohe Ausbildung aufgewogeit, die sich nicht allein in der verhåltnihmåhig bedeutendeu Grohe, fonveru auch in dem Hinzutreten von Theileu darlegt, die dem Auge des Såugethieres abgehen. Von den zwei åuheren Augen- lideru ist das obere gemeinlich unbeweglich; dah die Eulen, durch das Tageslicht unangenehm beruhrt, gerabe das letztere håufig feuken und wieder aufheben, ist eine der Veranlasfungen des abenteuerlichen Eindrucks, den sie auf die Befchauer machett, und mancher daher ent- fprungenen aberglåubifchen Sage. Das dritte Lid, die sogenannte Nickhaut, erreicht bei Eulen (Fig. 1144. f) und befonders bei Tagraubvogeln einen hohen Grad von Entwickelung und dient, ohne vollig undurchsichtig zu sein, zur Abhaltung direet einfallender Sonnenstrahlen, welchen folche Vogel am meisten ausgefetzt sind, die im kuhnen Fluge in die Lufte hoch emporsteigen. Seine Einrichtung ist sehr kunstlich. Zwei an der Hinteren Wolbung des ^lugapfels befindliche Muskeln, der vier- eckige (Fig. 1143. b) und der pyramidale (d), verbinden sich durch eonvergirende Fafern zu einer dunneit Sehne (e), die Anfangs innerhalb des faumartigen Randes (c) des groheren Muskels verlåuft, dann an der Seite des Aug- apfels emporsteigt (Fig. 1144.e), durch mehrere kleine Schlingen durchgeht und hierdurch in fester Richtung erhalten wird, sich anfpannt und die Nickhaut (f) fchnell uber die vordere Flåche des Augapfels wegzieht, fobald bie beiden Muskeln, von welchen sie entfpringt, sich ver- kurzen. Da bie in Bewegung gefetzte Nickhaut sehr ela- stifch ist, fo iveicht sie sogleich wieber in ben Augenwinkel zuruck, fobalb ber Zug von nitten nachlåht, unb baher gleitet sie mit groher Schnelligkeit unb zwar an zwanzig Male in ber Minute uber ben Augapfel Hin unb Her. Der innere Ban bes Auges ist ein folcher, bah ber Vogel nach Beburfnih sich turzsichtig ober fernsichtig ntachen, b. H. seine Sehefåhigkeit ben Entfernungen anpaffen tann. Die Nutzlichkeit biefer Einrichtung leuchtet ein, wenn man sich erinttert, bah ber Raubvogel im Stande fein muh, in fchwindelnder Hhhe die im Grase verborgene Feldmaus zu erkennen, sie aber auch nicht aus dem Ge- sichtskreife zu verlieren, wahrend er aus sie blitzesschnell herabfchieht. Plattheit und Wolbung des vorderen Theiles des Auges veråndern den Foeus; sene erleichtert das Unterscheiden sehr naher Gegenftånde, diefe verleiht Fernsichtigkeit. Beide' ermag zumal der nåchtliche Raub- vogel willkurlich Hervorzubringen. Der konifche Aug- apfel der Vogel ist mit einettt Ringe knocherner und ver- fchiebbarer Platten (Fig. 1145. 1146. a) umgeben, die, innerhalb der Schichten der Lederhaut (Sclerotica) gelegen, von dieser zufammmgebruckt werden tonnen. Durch den Druck des verengerten Ringes erhålt der vor^ bere Theil bes Auges eine eonvere Gestalt unb toirb gleichsam verlangert. Zu gleichem Zwecke wirkt von Hinten ein lange Zeit råthselhaft gebliebenes Organ, ber sogenannte Kamin (Fig. 1146. c), ber einegefaltete, gesåh- reiche Membran barstellt, mit Blut angesullt steif toirb, mehr Raum einnimmt unb ben Glaskorper (b) zufaiu- menbrangt, baher auch bie Krystalllinfe (d) nach vorn fchiebt unb hierburch bie Foeal-Långe bes Auges verån- bert. Hhren sene beibeit Thatigkeiten aus, so nimmt bie vorbere Augenkammer ihre gewohnliche plattere Form wieber an. Uebrigens finbet sich biese Einrichtung auch bei Schtoimmvogeln, bie viel tauchen unb unter bent Wasser fo fcharf fehen muffen toie in ber Luft, unb toirb auch bei gewissen Reptilien gefunben; an bem Auge ber vorweltlichen Riefeiteibechfen bes Oceans Hatten bie durch Versteinerung erhaltenen Plattenringe der vorderen Augapfelhaut eine feltene Grohe. Augenwimpern fehlen ubrigens allen Vogeln ober toerben in feltenen Fållen burch kurze Feberchen vertreten. Allgemein bekannt ist es, bah alle Vogel Eier legen, in toelchen mittels Ausbrutung ber Anfangs kanin er- tennbare Keim (Fig. 1149.) in långerer ober kurzerer Zeit zu einem Thiere Heranreift. Der Eierstock (Fig. 1148.) eines Huhnes enthålt viele auf allen Stufen ber Enttoickelung unb Grohe befinbliche Eier, von toelchen bie grohten zuerst gelegt zu toerben bestimmt, alle aber in eine fehr dunne Haut eingehullt sind und nur aus Dotter beste- Hen. Bei dem Durchgange durch eine Hautige Rohre, den Eileiter, empfångt das Ei in Schichten das mit einer doppelten Haut umgebene Eitoeih unb zuletzt bie åuhere, kalkige Schaale. Die Anatomie bes nicht bebruteten Eies ist, fotoeit nur gewohnliches Verstånbnih zu erlangen beabstchtigt toirb, fehr einfach. Unnuttelbar unter ber Kalkfchaale liegt ein Håutchen, beffeit ztoei Schichten am bickeren Enbe bes Eies einen Raum (Fig. 1150. ab) zwi- fcheit sich freilaffen, ber mit befonbers fauerstoffreicher, fur bie Athmung bes tunftigen Thieres bestimmter Luft erfullt ist. Das Dotter (c) enthålt bie mit toeihlichem Stoffe angefullte Keimhohle (d), ivelche burch bie Keiin- haut eingefchlossen ist unb mittels eines Canals im Na- belflecke (e) ausmunbet. Die Entwickelung beS Keintes im Ei hat von seher viele Forfcher zur genauesten Beob- achtung angereizt. Es ist zuletzt eine Wissenfchaft ent- stanben, bie, unter bem Namen ber Entwickelungsgeschichte in unfern Zeiten mit eben fo vielem Eifer als Erfolg angebauet, sich nicht, wie ehebent, allein miybem Vogelei begnugt, fonbern auch bie Eier ber Jnfecten unb neuer- bings fogar biejenigen ber niebrigeren Seethiere in ihren Bereich gezogen Hat. Die specielle Erorterung ber phy- siologischen unb anatomischen Einzelnheiten, welche bei fortschreitenber Ausbilbung bes jungen Huhnchens im Eie sich barlegen, gehort nicht in bas Gebiet ber befchreibenbeit Naturgeschichte ber Thiere. Die Abbilbungen (Fig. 1152 bis 1172.) bieten eine llebersicht ber åuheren, am Jungen vorgehenben Verånberungen wåhrenb ber Brutung. Die håufig beigefugten Umriffe ber letzteren sinb in fehr ver- grohertem Maahstabe gezeichnet, um bie Zunahme ber åuheren Organe an Zahl unb Volltommenheit unb fo- mit bie Entwickelung felbst zu verstnnlichen. — Der allgemeine Entwickelungsgang besteht barin, bah ber Em- bryo sich am Dotter bilbet (Fig. 1152 — 1154.), inbem um unb an ihm ztoei Hånte entstehen, von toelchen bie eine shiit zur Ernåhrung bient, inbem sie bas Dotter ber Ein- geiveibehohle zufuhrt, ein zumal in ber fpåteren Zeit leicht itachtoeisbarer Hergang (Fig. 1167. 1170.). Am bie^ ten Tage ber Brutung toirb bie Pupille bes Auges un- terfcheibbar, unb funf mit Flussigkeit erfullete, fpåter ber- wachsenbe Blasen beuten bas Hirit an (Fig. 1156.). Am funften Tage (Fig. 1157.) beginnt bie Bilbung ber Lungen unb Verschmelzung bes bis dabin gespaltenen Ruckenmar- tes, amneunten (Fig. 1161.) erkennt man bie Knochen, am zehnten (Fig. 1163.1164.) erfcheinen Muskeln unb Keinte ber Febern. Jm vollkommen reifen Zustaube erscheint