ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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6 underen, zum Theil eben so leicht erkennbaren Gestalten liegen allerdings ungemein viele, den Uebergang Herstel- lende, aus welchen daher nicht immer und am Wenigsten bei dem ersten Blicke aus die Nahrung eines Vogels zu schlichen ist. Die abweichendste aller bekannten gprnien findet sich am Kreuzschnabel (Fig. 1132.), dem aber gerade diese Bildung dient, um die Schuppen der Tannenzapfen auseinanderzuzwangen und den Saamen bloszulegen. Obgleich die Vogel ihr Futter ohne Kauung ver- schlucken, so fehlen ihnen doch Speichcldrusen nicht, die beim Spechte einen klebrigen, die Zunge uberziehenden und den Jnsectenfang erleichternden Schleim absondern. Die Speiserohre zeigt sich im Allgemeinen weiter als an Saugethieren; fie ist aus Nothwenbigkeit sehr dehnbar bei insectenfressenden, aber mit kleinen Magen versehenen Dogeln und dient wahrend der Jagd als Magazin. An den Schwalben ist ihr oberer Theil sogar zu einem Be- halter erweitert, den man gemeinhin mit Jnsecten erfullt antrifft. Auch bei fischenden Vogeln leistet sie diesen Dienst und wird am Pelican vorn zu einem bis an die Schnabelspitze verlangerten, sehr geraumigen Kehlsacke. Der den meisten Vogeln verliehene, den Jnsectenfrefsern fehlende Krops ist nichts als eine grofie Erweiterung der Speiserohre, deren dunne, Hautige Wandungen, mit Schleim uberzogen, aus das Futter nicht mechanisch, son- dern chemisch einwirken. Ost ist der Krops auherlich er- kennbar, besonders an Aasvogeln, wo er als unbekleidete Halbkugel Hervortritt. Mit seinem eingeweichten und zur Verdauung geschickt gemachten Jnhalte pflegen viele Vogelarten ihre Jungen zu atzen. Eine Fortsetzung der Speiserohre verbindet ihn mit dem viel muskelreicheren, aus der inneren Flache mit zahlreichen Drusen besetzten Vormagen, der bei kropflosen Vogeln viel groher ist als der eigentliche Magen. Der letztere tragt auch den Namen Muskelmagen, ist in den verschiedenen Gattun- gen von der mannichfachsten Beschaffenheit, besteht aber immer aus denselben Theilen. Wahrend er bei dem von schnett und leicht verdaulicher Fleischkost lebenden Naub- vogel einen Hautigen Sack darstellt, bildet er im Kor- nerfresser einen Quetschapparat von gewaltiger Starke. Er besteht in der Hauptsache aus zwei sehr dicken und starten Muskeln, deren Fibern, von zwei entgegengesetz- ten, sehnigen Mittelpunkten (Fig. 1133. c) ausgehend, sich strahlenformig ausbreilen. Jndem sie sich zusammen- ziehen, beschranken sie den Raum der Magenhohle und zerdrucken die verschlungenen, bereits im Kropfe und Vormagen ermeichten Korner, eine Thatigkeit, die durch zwei andere Vorrichtungcn unterstutzt wird. Die ganze liniere Flache ist namlich mit einer regelmahig gefalteten Haul ausgekleidet, die, immer Hart und rauh, bei dem Auerhahne mit mikroskopischen scharfen Warzchen so dicht besetzt ist, dah sie, gegen polirtes Spiegelglas ge- rieben, matte Stellen hinterlaht, die bei Vergroherung als seine Kritzeln sich ausweisen. Besondere Muskeln (d) umgeben den Magen nach oben; sie verhindern das Ausweichen des Futters und seinen Zurucktritt in den Vormagen wahrend der kraftigen quetschenden Zusam- menziehungen des grohen Muskelpaares, welches am Schwane vier Funftheile der ganzen Masse des Magens ausmacht. Zur Zerkleinerung des Futters tragen die kleinen Kiese und Sandkorner nicht wenig bei, Welche alle Kornerfresser zu sich nehmen, und die den Huh- nern so unentbehrlich sind, dah man bei langen See- reisen fur sie eben so Sand als Gerste einschiffen muh, will man anders ven Ausbruch einer eigenthumlichen, deutlich aus Unverdaulichkeit entstehenden Krankheit un- ter ihnen verhindern. Wie gewaltig die mechanische Zer- reibung im Vogelmagen sei, haben unter anderen die Versuche deS beruhmten Spallanzani nachgewiesen, der von Truthahnen scharfzugeschlissene, in Brotteig einge- Hurtte Lanzettenspitzen verschlucken ticg und diese theils bei Sectionen im Magen, theils in den Ausleerungen, jedoch stets so zerrieben und abgestumpst wiederfand, dah sie selbst die empfindliche Darmhaut zu verletzen nicht im Vogel. Srande gewesen Waren. In den Magen gewisser, von Seethieren lebender Enten werden selbst die Hartesten und scharfkantigsten Muschelschaalen zerrieben. Der Darmcanal der Vogel bietet, dem der Saugethiere gegen- uber, keine erheblichen Verschiedenheiten; der Mastdann erweitert sich gegen sein Ende in eine etwas grohere Hohle, die sogenannle Kloake, in welcher sich zugleich die Mundungen der Fortpflanzungswerkzeuge und der Harn- gange befinden. Die Leber ist verhaltnihmahig groher als bei anderen Wirbelthieren; die Gallenblase fehlt manchen Gattungen, z. B. den Papageien, und nicht minder allen (den Strauh ausgenommen) eine eigentliche Urinblase. Diese Flussigkeit wird mit den Restender Ver- dauung zugleich ausgeleert und giebt ihnen den bekann- ten weihen, aus kaum losbarer Harnsaure bestehenden Uederzug. Als Dunger sind diese Auswurfstoffe, unter welchen ubrigcns wenige Verschiedenheit herrscht, sehr werthvott, wenn sie sich in solchen Mengen anhaufen, wie der in neuesten Zeiten auch in Europa sehr bcruhmt gewordene Guano, der an den Kusten vieler warmeren Lander Schichten von der Machtigkeit mehrerer Klafter bildet und als Handelsgegenstand ungemeine, indessen vietteicht nur vorubergehende Wichtigkeit erlangt Hat. Die Nahrung der Vogel steht an Mannichfaltigkeit nicht hinter derjenigen der Saugethiere. Wenige Arten sind entschiedene Omnivoren und wahlen bald pflanzliche, bald thierische Stoffe; wenn unfere Haushuhner sogar Stutten rohen Fleisches begierig verschlucken, so ist dieses eben nur Beweis einer Entartung, die aus dem seit ur- alten Zeiten fortdauernden Leben unter den Menschen entsprungen sein mag. Von animalischen Substanzen nahren sich arte Raubvogel, von in Faulnih nbergegan- geiien die Geiervogel. Jnseetenfresser geben an Zahl den Korner- und Pflanzenfreffern nichts nach und sind in der Regel am dunneren, geraden rind sein zugespitzten oder vorn mit einem Zahne versehenen Schnadel kenntlich. Maiiche Familien der Kornerfresser verschmahen nebenbei Jnsectenlarven und kleine Wurmer nicht. Laufvogel, wie Strauh und Trappe, sind auf Pflanzeirkost angewiesen; Wadevsgel nahren sich von Fischen, Reptilien, Wasser- mausen oder, wenn sie klein sind, von Weichlhieren und Wurmern des Waffers. Unter den Schwimmvogeln leben diejenigen der See ausschliehlich von Fischen, Weichthie- ren und Krustenthieren, diejenigen der Suhwasser, zumal die nicht taucheirden, wie Schwane, Ganse und gewisse Stamme der Familie der Enten, begnugen sich mit Pstan- zen, wahrend andere Fische und uberhaupt Wasserthiere verzehren. Jnsofern diese verschiedene Kost zu gewissen allgemeinen Bildungen des Schnabels in Beziehung steht, ist die Eintheilung der Vogel in Fleischfresser, ^lasfres- ser, Kornerfresser, Jnseetenfresser und Omnivoren nicht unwissenschaftlich und erhalt zumal unter den Hockern oder Sitzvogeln theilweise Anwendbarkeit und Nutzen. Bei der Aufsuchung der Nahrung und in der Art, wie sie sich derselben bemachtigen, entwickeln die Vogel schar- fen Jnstinet und viele eigenthumliche Sitten, deren Dar- stertung in den Einleitungen zu den einzelnen Familien weiterhin ihren Platz finden wird. Wie uberallimThier- reiche giebt auch hier das Nahrungsbedurfnih Veranlas- sung zu manchen Kampfen, theils der Jndividuen unter einander, theils mit Thieren anderer Classen. Vogel athmen zwar wie Saugethiere durch eine Lunge, artein nicht nur weit kraftiger, sondern auch in einer eigenthumlichen Weise, die nicht ganz richtig mit dem Namen der doppelten Athmung belegt worden ist. An- stalt wie bei dem Saugethiere geschlossene Sacke darzu- stellen und den Brustkasten auszufullen, sind die Lungen hinten angewachsen und auf ihrer Vorderseite mit un- zåhligen groheren oder kleineren O 'syningen (Fig. 1134.) versehen, aus welchen bei dem Einathmen die Luft aus- stroint und nicht artein in die Brusthohle austritt, sondern auch in gewisse Sacke zwischen den Hauten des Unterleibes, in das Zellgewebe zwischen den Muskeln und sogar in die zettigm, sproden und marklosen Knochen der Flugel Einleitung. und Fi'ihe sich verbreitet. Dieses ungewohnliche Ein- dringen der Luft in Korpertheile, die ihr am Saugethiere verschloffen sind, verhalt sich nicht bei arten Vogeln ganz gleich. Am grohten ist es an den Raubvogeln, wahrend die undurchbohrten Armknochen des nicht fliegenden Pen- guiii keineLuft aufnehmen, Hingegen an dem durch rafches Laufen ausgezeichneten Strauhe die Oberschenkelknochcn mit grohen Luftzetteii ersuttt gefunden werden. Jene Ein- richtung bezweckt namlich, dem ganzen Vogel, besonders aber den Bewegungsorganen, eine grohere speeifische Leichtigkeit zu geben, theils durch vie Menge der aufge- nommenen Luft, theils auch durch das Verdrangen schwe- rerer Flussigkelten aus den Knochen, mindestens wahrend anhaltender oder angestrengter Bewegungen. Genauc Untersuchungen haben gelehrt, dah der ganze Korper des Vogels, sogar die letzten Schwanzwirbel, der Raum zwi- schen den Schadelplatten, der Schnabel des Nashorn- vogels (Fig. 1135.) und die Kiele der Schwingfedern von Luft iII einem bei arten anderen Wirbelthieren beispiel- losen Maahe durchdrungen werden, dah die Luftzerten shmmetrisch liegen und daher das Gleichgewichr nie ge- stort werde, und dah der Vogel die Macht besitze, die Menge der austretenden Luft zu vermehren oder zu ver- mindern. Eine Weitere Folge dieser Einrichtung ist es, dah die durch Athmung geschehende Saurung des Blutes am Vogel viel vortstandiger von Statten geht, daher auch der llmlauf schnetter und kraftiger ist und das in groher Menge vorhandene, arte Theile durchdringende Blut eine sehr hohe Temperatur erreicht, die sich von 41 bis 43 und bisweilen sogar auf 44 Centigrade erhebt, also um 3—7 Grad die bei Saugethieren gewohnliche ubertrifft. Als nothwendige Folge erscheint gesteigerte, in energischen Bewegungen sich darlegende Muskelkraft. Die kleineren, besonders reizbaren Vogel, unter ihnen zumal die Hocker, ruhen am Tage fast nie; sie lieben ununterbrochene Bewegung, Hupfen und stiegen rastlos und ohne åuheren Zweck und Nothwendigkeit, aber ge- trieben durch kaum erschopsbare Muskelkraft. Mit Aus- nahme der Haie unter den Fischen und gewisser Jnsecten wurde man im ubrigen Thierreiche schwerlich Beispiele von so anhaltender und schnetter Bewegung auffinden koniien, wie die Elasse der Vogel sie in Menge darbietet. Man Weih, dah Moven und Seeschwalben jedeii Morgen des Fischens luegen sich von ihren Ruheplatzen auf dem Festlande nach 20 —30 geogr. Meilen entfernten Untie- fen oder Klippen des Meeres begeben und Abeiivs wie- derkehren. Fregattvogel hat man 250 Meilen vom nach- sten Lande entfernt auf dem Meere angetroffen, und wenige der Tauseiide von Seereifendeii, die alljahrlich vas atlantische Meer kreuzen, inogen den Tropikvogel anders als fliegend gesehen haben. Unsere Schwalben kommen am funften oder sechsten Tage nach ihrer Abreise schvn am Senegal an, und die genauesten in Englanv und den Niederlanden angestettten Versuche haben bewiesen, dah Brieftauben je nach Umstanden in einer Stunde Zeit 4 — 10 geogr. Meilen zurucklegen, also Nachrichten nothigenfatts mit einer Schiiettigkeit uberbringen fennen, gegen welche selbst der Telegraph nicht aufkommt. Von den grohen, mit Kraft ausgetriebcnen Luftvorråthen i ni Inneren des Korpers ist auherdem auch die Starke und bie Daner der Tone Herzuleiten, die mit der Kleinheit vieler Vogel in keinein sonst erklarbaren Verhaltnisse stehen. Auf die Art der Stinime, die als modulirte zum Gesange wird, wirkt der Bau des Kehlkopfes und der Luftrohre uberhaupt. Der erstere ist in vielen Fatten ein doppelter; der obere besindet sich an der gewohnlichen Stette, der untere (Fig. 1134.b 1136.) steht da, wo bie Luftrohre (a) stch gabelformig spaltet, um in bie Lungen uberzugehen, und ist von nngleich kunstlicherem Bane als jener, namentlich bei europaischen und afrikanischen, nicht aber an den unmelodischeii amerikanischen Vogeln. Die Einrichtung dieser Stimmorgane ist nicht unpassend mit gewissen Blasinstrumenten verglichen worden. Wahrend gewisse Muskeln die Stimmritze des unteren Kehlkopfes. »Mi