Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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11 ø g e l.
Fiiitfte Vr-nung.
macht es ungemein schmackhast. Das Gefieder ist oden-
Her dunkel rothbraun mit Bronzeschiller, an bem Kopfe,
der vorberen Halfte des Halses unb ber ganzen Unter-
seite geht bie draune Farbung in Orangengeld uber, ben
Hinterhals schmuckt ein sehr veranberlicher, dalb in
Violett ober Purpur spielenber, dalb wie Golb leuch-
tenber Glanz. Die Korperlange betragt 17 Zoll.
11. Die Muskaten - Taube. (Colamba oceanica.) Fig. 1694.
Auf ben Molukken, Celebes, Neuguinea, Neuhol-
lanb unb ben 3nse!n Australiens lebt eine Zahl von
Taubenarten, welche ebenfalls in eine besonbere Gat-
tung (Carpophaga) vereinigt worben sinb. Sie Habeu
einen an ber Wurzel sehr platten, an ber Spitze leicht
gewolbien unb zusammengebruckten Schnabel, eine we-
nig aufgetriebene Meinbran um bie Nasenlscher, nie-
brigen Vorberkops unb weit fiber bie eigentliche Schna-
belwurzel Herabreichenbe Befieberung. Bei vielen ent-
steht zur Paarungszeit auf ber Wurzel bes OberkieferS
eine Art von Hautlappen ober auch eine fleischige kuge-
lige Auftreidung, unb zwar nicht bei ben Mannchen
allein. Nach Ablauf ber Periobe verschwinbet sener
eigenthumliche Schmuck, ohne eine Spur hinter sich zu
lafsen. Die starken, mit sehr entwickelter Hinterzehe,
verlangerter Auhenzehe, platten unb verbreiterten Soh-
len versehenen Futze erfullen vorzuglich bie Bestimmung
bes Festhaltens groherer unb glatter Frfichte. Von
ben auf ben Molukken wohnenben Arten weih man mit
Sicherheit, bast ste Muskatennufse im Vorzuge vor jebem
anberen Futter frefsen; ste sollen in Folge bieser reich-
lichen unb leicht verbaulichen Nahrung so fett werben,
bah sie, burch einen Schith herabgeworfen, beim Auf-
schlagen auf ben Harten Boben platzen. Den eigentlichen
Nahrungsstoff bietet fibrigens nicht bie Harte unb im
Kropfe unzerstorbare Nuh, sonbern senes saftige, Hoch-
rothe, netzformige Gewebe, welches zwischen ihr unb
ber auheren Fruchthulle liegt, bem Kerne jeboch anklebt,
von Botanikern ArilluS unb im gemeinen Leben, wenn
auch unrichtig, Muskatenblume genannt wirb. Die
NuH selbst geht unverletzt burch ben Darmkanal unb
soll auf biesem Wege vermehrte Keimkraft enthalten.
Man glaubt hierin eine sener Einrichtungen zu erken-
nen, welche bie Natur allerbings wohl trifft, wenn auch
nicht so Haufig unb mit ber einseitigen Absicht, welche
ihr bie Menschen gern unterlegen. Erfahrung lehrt
allerbings, bah reife Muskatennusse im eigenen Vater-
lanbe nur schwierig aufgehen, wenn man sie bem Bo-
ben unvorbereitet anvertrauet, unb bah ein Bab in
Kalkwasser erforbert wirb zur Weckung ihrer Keim-
kraft. Die Pstanzer ber Molukken sollen bieses Ver-
fahren erst nach vielen mihlungenen Versuchen entbeckt
haben, unb zwar nachbem Beobachtung ber von ben
Tauben ausgeworfenen Nusse sie auf ben Gebanken ge-
bracht. Wie bem auch sei, so leibet es keinen Zweifel,
bah sene Vogel zur Verbreitung ber Muskatenttuhbaume
sehr viel beitragen unb hierburch ben Hollanbischen Be-
Horben ber Molukken einen ublen Dienst in senen ver-
gangenen Zeiten erwiesen, wo alle wilbaufwachsenbe
Gewfirzbaume in ben Walbern aufgesucht unb zerstort
werben muhten, bamit bie ostinbische Compagnie fur
ihre Pstanzungen bas Monopol behielte. — Die abge-
bilbete Art von Muskatentaube wirb fast nur auf ber
kleinen Jnsel bes Carolinen-Archipels, Ualan, gefun-
ben, scheint inbeffen auch auf ben Philippinen zu leben.
Rucken, Flfigel unb Schwanz sinb bronzegrun, Kopf
unb Hinterhals schieferblau, Vorberhals unb Brust
aschgrau, Unterbrust unb Bauch rostroth, bie Fuhe
karmoisin; bie Lange betragt 14 par. Zoll.
12. Die bronzeflugelige Taube. (Columba clialcoptera.) Fig. 1695.
Die nachstfolgenben Tauben halten sich weit mehr
am Boben auf als in ben Baumkronen, laufen schnell
unb geschickt, ziehen biese Beweguttgsart bem Fluge vor
unv nahern sich in ihren Sitlen ben Huhnern; sie sinb
von einigen Zoologen in mehrere Gattungen gedracht
unb theils Rebhuhntauben, theils Hfihnertanben ober
auch Erbtauben genannt worben unb begreifen sowohl
bie grhhten als auch im Gegensatze bie kleinsten Arten
ihrer Gattung. Die bronzeflugelige Taube bewohnt
Neuhollanb; um Sibneh, wo sie vom September an
haufig gesehen wirb, halt fie sich nur an offenen, san-
bigen Orten auf, setzt sich felten auf Aeste unb bann nur
auf bie niebrigsten ober auf Stummel abgefaulter
Baume, beren Hohlntigen sie alS Nest benutzt, legt zwei
weihe Eier, lebt bas ganze Jahr hinburch paarweis unb
besitzt eine laute unb nicht unangenehm klingenbe
Slimme. Nach Englanb warb sie mehrmals lebenb
gebracht, pflanzt sich jeboch in ber Gefangenschaft nicht
fort. Sie ist braunlich aschgrau, an ber Kehle Hell-
gran, ber Stirn unb ben Zfigeln weih; bie Febern bes
Rfickens sinb rothbraun gesaumt, bie Flugel mit Flecken
bebeckt, welche kupfergolbige Binben bilben. Das
Schwanzenbe ist schwarz.
13. Die brasilische Zwergtaube. (Columba Talpacoti.) Fig. 1696.
Brasilien, Paraguay unb ein groher Theil von
Peru besitzen in ber Talpacoti-Taube eine ber nieblichsten
ihrer Galtung. Sie miht hochstens 7 Zoll in ber
Lange, ist odenher bunkel weinroth mit Uebergang in
Zimmetbraun, auf Scheitel unb Nacken aschgrau, auf
Flugeln unb Schwanz tein zimmetbraun gefarbt. Fast
nie Verlaht sie bie Erbe, bleidt aber gern in ber Nahe
ber Walbranber ober zwischen bunnstehenben Buschen
unb Halt in kleinen Gesellschaften von 6 —10 Stuck zu-
sammen. Wohnungen, bie nicht allzu offen baliegen,
nahert sie sich gern unb mit Vertraulichkeit unb desucht
vorzuglich bie mit Bluthenduschen eingefahten ebenen
Platze, welche wohlhabenbe Pstanzer zum Schmucke
vor ihren Hausern anzulegen pstegen. Gefangen ge-
wohnt ste sich leicht an bas Leben im Vogelhause, ver-
mehrt sich ohne Schwierigkeit, vertragt inbeffen bas
europaische Klima nicht unb mag sehr selten in un-
serem Welttheile gesehen worben sein.
14. Die sudafrikanische traune Taube. (Columba tympanistra.)
Fig. 1697.
Von ber Naturgeschichte bieser am Kap ber guten
Hoffnung nicht seltenen Art weih man nichts Vestimmtes.
Wahrscheinlich wirb auch sie zu ben auf ber Erbe sich
aufhaltenben Arten zu rechnen sein. Sie ist obenher
olivenbraun, hat rothbraune Flugel, graubraunen
Schwanz, weihe Unterseite, Stirn unb Branenstreif,
auf bem Burzel zwei fchwarzliche Binben, rostgelbe
Huften, gelben Schnabel unb Fuhe.
15. Die sudafrikanische Hahnentaube. (Columba carunculata.)
Fig. 1698.
Die Hfihnertanben, zu welchen bie brei letzten ber
an biesem Orte zu beschreidenben Arten gehoren, schei-
nen fast ganz, wo nicht ausschliehlich an ber Erbe zu
leben, kaum zu stiegen ober boch sich niemals hoch zu
erheben noch fliegenb irgenb grohere Entfernungen
zurfickzulegen. Sie haben lange Lause, kurzen Schwanz,
gewolbte unb abgerunbete Flugel unb einen bicken unb
schwerfalligen Korper. Das Weibchen soll nicht zwei,
sonbern sechs dis acht Eier legen unb biese in einer
Grube an ber Erbe ausdruten; bie Jungen kommen sehr
ausgebilbet zur Welt, folgen ber Mutter wie Kuchel unb
sucheii unter ben Flugeln berselben Schutz unb Warme.
Alle Huhnertauben laufen schnell unb setzen sich zum
Schlafen auf Busche ober niebrige Baumaste. Die von
Vaillant in Subafrika unb zwar im Namagualanbe ent-
beckte Art legt 6—8 rbthlichweihe Eier, in beren Be-
drutung bie Gatten sich ablosen. Das ganze Benehmen,
zumal basjenige bes bie Jungen ausfuhrenben Weibchens,
erinnert an bie Huhner. Die ersteren sressen Anfangs
Ameisenlarven, tobte Jnsecten unb Wfirmer, welche von
ben Aeltern ihnen angebeutet werben, spaterhin, wenn
sie Hinreichenbe Selbststanbigkeit erlangt haben, geden
sie Beereu unb Kornern verschiebener Art ben Vorzug.
Auch im Aeuheren tritt bie Verwanbtschaft mit ben
Huhnern hervor; bie Schnabelwurzel unb Stirn bebeckt
ein steischiger, rother Lappen ; ein anberer Hangt vom
Kinn Herad unb verlangert sich jeberseits nach bem Ohre.
Kops unb Hals sinb schiesergrau, Mantel unb Flugel
mehr silbergrau, Unterseite unb auhere Steuerfebern
weih, bie Steuerfebern obenher braun. Dem Weibchen
fehlt ber Fleischlappen unb bie reine Farbung bes Mann-
chens. Die Grohe ist nicht bebeutenb, berjenigen ber
gemeinen Turteltaube ohngefahr gleich, bei ubrigens
runberem unb plumperen Baue.
16. Die nikobarisch- Taube. (Columba nicobarica.) Fig. 1699.
Durch Schonheit ber Farbung zeichnet sich bie niko-
darische Taube nicht niinber aus als burch eigenthfim-
lichen Feberschmuck. Ihr ganzes Gefieber glanzt metal-
lisch, hier wie polirtes Kupfer, ba wie Golb, bort wie
Purpurbronze ober wie angelaufener Stahl. Als vor-
Herrschenbe Farbung erscheint Dunkelgrfin; ber Kopf ist
hell schiefergrau, ber kurze Schwanz weih; ben ganzen
Hals dekleiben sehr lange, schlaff herabhangenbe unb zu-
gespitzte Febern; wahrenb ber Paarungszeit schmuckt ein
rother, steischiger Hocker bie Wurzel bes Oderkiesers.
Die Lange betragt 15 Zoll. Als Baterlanb sinb nicht
allein bie wenig besuchten Nicobaren, sonbern auch bie
Sunbainseln unb Molukken anzusehen. Man hat biese
Taube ofters lebenb nach Europa gebracht.
17. Die Kronentaube. (Columba coronata.) Fig. 1700.
5(111 Enbe ber Gattung muh nothwenblg biejenige
Taube stehen, bie sich vom eigentlichen Typus am Wei-
testen entfernt. Bei keiner geschieht bieses wohl in
solchem Maahe, wie bei ber Kronentaube, bie Niemanb
auf ben ersten Blick fur eine achte Taube erklart, son-
bern ben Huhnern naher verwanbt halten wirb. Die
hohen Fuhe, ber runbe, plumpe Korper, bie kurzen Flu-
gel unb zumal ber Hohe, aus zerzaserten Febern be-
stehenbe Feberkamm bes Kopfes erinnern an bie letzteren.
Auch in Sitten weicht bie Kronentaube frembartig ab;
sie fliegt felten, ungern unb ungeschickt, schreitet aber
umher stattlichen Schrittes, unter Bewegungen bes Hal-
ses unb mit weitentfaltetem Kopfschmuck. In St'tb-
asiten, wo sie auf Hofen gehalten wirb, vertragt sie sich
sehr gut mit eigentlichen Htthnervogeln, besitzt bieselbe
Zahmheit, wahlt ganz gleiches Futter unb erweist sich
sehr fruchibar. Sogar in ber Stimnie verrath sich
bie zweibeutige Stellung, benn neden bem dekanuten
hohlen Tone aller Tauben, bem sogenannten Rucksen,
bringt bas Mannchen einen zweiten, kollernben Hervor,
ber bemjenigen bes Truthahns ahnlich klingt. Aus-
gewachsene Jnbivibuen wiegen etwa 6 Pfunb, fennen
aber burch Mastung um 3 bis 4 Pfunb mehr erlangen;
sie liefern ein weihes, zartes Fleisch, welches in Jnbien
bemjenigen ber Truthenne vorgezogen wirb. Nach
Europa kam bie Kronentaube nicht felten lebenbig, ge-
wohnt sich leicht an das Klima, mindestens im Som-
mer, pstanzt sich aber niemals fort. Im wilden Zu-
stande bewohnt sie minder verwachfene Walder, fchwingt
sich nie auf hohere Baume, banet ihr unkuiistliches Nest
auf ben niebrigsten Aesten unb legt zwei Eier. Ihre
Farde ist burchaus schieferblau; auf bem Flugel steht
ein kastanienbrauner unb weiher Fleck; bie fchone Feber-
krone ist an 3 Zoll hoch, bie Augengegenb schwarz, ber
Schwarz bunkel aschgrau wie bie Schwingfebern, inbeffen
an ber Spitze weih.
Zweite Familie.
Eigentliche Huhner.
Der auhere Charakter ber eigentlichen Huhnervégel
liegt innerhalb fo genau gezogener Granzen, bah bei
gehoriger Aufmerkfamkeit Verwechfelung biefer Fami-
lie mit anberen nicht eintreten kantt. Den nur an
Wenigen Stellen vollkommen defieberten Kops bes Mann-
chens zieren entweber verfchieben gestaltete, nackte Haut-
lappen unb warzige Austreibungen ober ein Helmartiger
Auffatz von Knochenharte ober ein Feberbusch; ber
Schwanz ist ost sehr lang, bie Hinterzehe stets vorhan-
ben, um bie Halfte kurzer ni8 bie Jnnenzehe unb beruhrt,