ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

Mit 950 Ubbildungen

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Side af 298 Forrige Næste
190 V o ge l. Funfte Orbiittug. Sie temohnen mehrentheils mildere Breiten, menige die Pslanzenlosen Heitzen Wnsten, einige den autzersten Nor- den und die Hochsten Gebirge, andere die Ebenen. Manche verlassen nie die Walder, andere ziehen es vor, an offent- lichen Orten ihr Sutter zu suchen unb sogar zu bruten. Einzeln leben nicht viele, sondern die Meisten gleichen anderen Huhnervogeltt durch ihren Geselligkeitstrieb. Zur Nahrung roahlett sieallerlet Samereien, aber attch Jnfec- len tind sogar Heine Reptilien. Niemals auch nur ent- fernt so prachivoll im Aetttzerett, mie die Huhner der vor- hergehenden Familie, gefallen sie bennod? burch bie oft sehr zarte Zeichnung ihres bescheiben braunen ober granen Gesieders. Als sagbbare ein wohlschmeckenbes Fleifch lie- fernbe Vogel toerben sie in Europa 511111 Theil sorgfaltig gehegt, inbessen ist nod) keine Art eigentlich gezahint unb zum Hausthiere umgestaltet toorben. Bei Linno unb seinen ersten Nachfolgern bilbeten fle fine einzige Gattung, bie ztoar naturgemutz in mehrere, jebod) nicht entfernt in so viele Gruppen zerfallt, als sehr unnothigerroeise manche neuere Ornithvlogen aufgestellt haben. XI. Walbhuhu. (Tetrao.) Gattungscharakter: Schnabel ber Familie ; Na- fenlodter nitter ben vvrragenden Stirnfebern verborgen; Brauenbogen nackt, toarzig. Fuse niebrig, stark; Lause bis zur Halfte ober bis ztir Zehenwurzel befiebert; Zeheu mit Hornschuppen befranst, obeuatif kahl. Stenerfe- bern sechzehn bis achtzehn. Dritte unb vierte Schroing- feber bie langsten. 1. Der Auerhahn. (Tetrao Urogallus.) Fig. 1729. 1730. Wo itn mittleren unb norblichen Europa noch Ge- birgstvalbuttgen von gemischten Laub- unb Nadelholzern grovere Ranttte einnehmen, too bie nie rastenbe Jnbtistrie mit ihren Vernichtungen, Umgestaltungen unb Gerausch noch nicht eingezogen ist unb bie alte, erhabene Einsunt- keit ber Natur noch fortbauert, da gefallt sich attch der Auerhahn. Fur solche Gegenben mag er fast alS cha- rakteristischer Betoohner gelten, erfrettet durch seitte An- toesenheit die vereinzelt dort lebenden Menschen titid flieht atts ihnett, uin vielleicht nie wieder zu kehren, ttttr datitt, toenn bie Art seinen liebsten Aufenthalt lichtet ober Ja- ger ihit unablassig verfolgen. Als eigentlicher Stund- vogel vermeibet er uberhaupt iinnothige Wechsel bes Wohnortes. MehrentheilS Halt er sich an ber Erde atts, roo er, zroischenbem bickett Gebusche verborgen, seitte Nah- rung sucht, bie atts Blattern, Knospen, jungen Triebett verschiedetter Baunte, aus vielerlei Beerett , Jnseeten unb Saamett besteht. Wahrend ber Paarungszeit fript bas Mannchen ttttr Nabelit von Kiefertt unb Tannen , eitt Gettitp, roelchen bas Weibchen nicht zu theilen scheint, indeni es mildere Nahrungsstoffe, roie Baumknospen, jtinge Blotter von nicht aromatischen Battmett tind nied- rigen Stauden bevorzugt; int Sommer fritzt es, gleich dem Mannchen, Jnseeten und Beeren, im Winter Knospen und die im Norden durstigen Reste ber Vegetation bes vergangenen Jahres. DaS Harzreiche Finter theilt bent Fleische des Hahnes tiichts roeniger als einen angenehmeit Geschmack mit. Es ist uberhaupt nicht roohl zu erra- then, roarunt der Auerhahn nach alten, in vieten Ge- genden Deutschlands mit fast unmenschlicher Strenge be- schutzten Gesetzen zu der sogenannien hohen Jagd gerechnet roerben komite. Seilt Fleisch ist hart, zahe, troeken unb von nnangenehm schroarzlicher Farbung. Vielleicht er- klart sich jene fonberbare Classifieirung noch am Ersten aus ber Schroierigkeit ber Jagb, die nur einemvon Jugenb auf geubten, zittn sogenamiten Waibroerke erzogenen Schntzett gelingt. Der Auerhahn besitzt bei alter ®rope unb Schroerfaltigkeit unb baher entspringender Bequent- tichkeirstiebe einen scharfeit Jnstinct; er ist schen unb vor- fichtig unb failt in geroohnlichett Zeiten bem Jager nicht zur Bente. Nur roenn ber auf bas Aeutzerste gesteigerte Geschlechtstrieb ibn ergreift, vertiert er seiite sonstige Scharfsicht unb verfalit in einen Zustanb, ben man mit einigem Rechte bem vorubergehenben Wahnsinne vergtei- chen barf. Jeder ber ausgeroachsenen unb baher ziint Kampfe befahigten behanptet vom Marz bis Mai ein Re- vier ober, roie es bie Norroeger nach Nilson's Angaben Heitzen, einen Spielplatz, in roetchem er anbere Matttt- chen nicht bulbet. Mit bem ersten Granen bes Morgens beginnt ber Hahn auf bent Baume, ben er ats Nachlgtior- tier beniltzt, zu balzeit , b. H. Tone von sich zu geben, bie er in anberen Jahreszeiten nicht Hervorbringt, unb bie, roie roohl bie meisten ber Thiere, niemanb mit Wvr- ten genau zu beschreibett verntag. In ganz eigenthum- licher Stellung, mit gestraubten Febern, aufgerichtetem Schroanze, Hangendeit Flugeln beginnt er mit fchnalzen- den Lunten unb geht, roie bie Leibeitschaft sich steigert, uber zu bem sogenannien Schleifen, Tonett , bie man dem Wetzen eiites eisernen Werkzenges verglichen hat, und die zugleich Zeichen einer Erstase sind, roelche das Erkenneit des nachsten Feindes verroehrt und den Knatt eiites Feuer- geroehrs unbeachtet vorubergehen latzt. Diese sonder- baren Darlegunzen iviederhoten sich in tangeren oder knr- zeren Pausen, bistoeiten den grotten Theil der Nacht hindurch und bauern etroa 1 — 2 Minuten. In ben Zroischenzeiten erhalt ber Auerhahn seitte geroohnliche Scheu unb Vorsicht tvieber, bemerkt bie geringste Beroe- gung bes Algers unb entflieht bei bem teichtesten Ver- bachte. Dem Weibchen fallen bie Sorgen fur die Nach- kommenschaft ungetheilt zur Last; es fud)t einen paffett- ben Ort unter uberhangendent Gestrtipp, scharrt ba am Boben eine flache Grube unb legt, ohne auf Herbeischaf- fung einer roeichen Unterlage besonbere Muhe zu verroen- ben, 5 — 12 braungelbe, brauit punktirte ober gefleckte Eier. Auch an ber Brutung betheiligt sich ber Hahn niemals, fonbern bricht nach ber Paarungszeit jeben Um- gang mit ben 5 — 6 Henneit ab, bie ihn begleiteten, unb beginnt sein einsames, scheues Leben von Netient zu fith- ren. Die burch Nastrungsbedurfnitz zum Ausgehen ge» zroungene Henne bebeckt bie Eier mit Bauntlaub unb Moos, bleibt nie lange Zeit aus, benimntt sich uberhaupt als sehr zartliche unb besorgte Mutter unb legt alle Scheu ab, roenn es barauf anfommt, bie Jungen gegen ihre zahlreichen Feinbe zu vertheibigen. Sie fuhrt ihre Familie roie eine geroohnliche Haushenne, lockt sie bei Entbeckiing von Jnsectenlarven unb Beeren unb schutzt sie bes Nachts unter ben Flugeln. Die Jungen bleiben auch bann nod)bei ihr, roenn sie bereits gelernt haben, sich flatternb auf einen nieberen Batimast zu fchroingen; bie jungen Hahtte erlangen zuerst ihre Muffdigkeit unb ver- laffen bie Pflegerin fruher uls junge Hentten. Deutsche Ornithologen und Forstittanner, roie Nunmunit, Wil- dungen u. A., sind der Meinung, datz felbst jung einge- fungene Auerhahne nicht zu zahmen sind oder mindestens den Verlust der Freiheit nicht lunge ertragen. Bech- steiit ist der entgegengesetzteii Anstcht, ohne jeboch Belege unzufuhren, und Nilson sagt geradezu, datz man in Schroe- den den Auerhahn Haufig auf Landgutern gezahint an- trefse, datz er (roas auch Lloyd bestatigt) in der Ge- fangenfchaft ohne grotze Schivierigkeit sich fortpflanze, aber kuhn und unvertraglich bleibe und, roie der Trut- Hahit, bei geringen Veranlaffungen den Menschen angreife. Wie geroohnlich in Norroegen der Auerhahn sein muffe, ergiebt sich aus bem Untstande, dah er im Winter auf den londoner Markten in groper Menge ausgeboten roird; man erhalt ihn mittels der Dampffchiffe und bei kultern Wetter in vbllig frifchemZustunde. Jm Uebrigen ist ttur dus Fleifch der Henne zurt und fuftig, dasjenige des Hahnes hingegen hart, trocken und mit bem Harzgeruche der Fich- tennudeln durchdrunge>t, roelche das roefentlichste Futter bilden. Die Farbung des Hahnes ist keinesroeges sehr lebhuft, atlein uit einzelnen Theilen in so zarte Zeichnun- gen atifgelost, datz man nicht anstehen kantt, jeneit zu den schoneren der einheimischen Vogel zu rechnen. Kops und Huls sind hell uschgratt und mit fchroarzlicheit Schuft- strichen, Zickzuckguerstreifen und Punkten fo sein und dicht gezeichnet, datz sie gleichsant geroaffert erfcheinen; auf den rostbraunen Schulter- und Flugeldeckfedern und bem durchaus fchroarzen Rncken roiederholen sich diefe Zeich- nnngen nach Umstanden in Scbroarz oder Hellgrau und geben diefen Theilen ein gepudertes Anfehen; die Kehle fchmuckt ein starker fchroarzer Federbart, die Augenkreife ein Ring von kleinen fcharlachrothen Warzen; die Ober- brust ift fchroarz stahlgrun, glanzend, der Bauch fchroarz, roeih gesteckt, der Schnabel gelb; der Flugelbug roeip, der flachenformig abgerlindete, sehr breite Schivanz fchroarz. Die starken Futze zeichnen sich au5 durch die Betleidung der Zehen, die an ihren Randern jeder- feits mit einer Reihe harter, dachziegelformig sich decken- der und genau geordneter Hornplatichen eingefagt sind. An Grotze giebt ber erroachfene Anerhahn einent Trut- hahiie tiichts nach, inbent er an 3 Futz lang unb 9Pfuilb fchroer roirb. Die tim 1 Futz kleinere Henne ist int Gun- zen rostfarbig, fchroarz unb roeitz gefleckt, an Huls unb Brtist ungefleckt, rostroth, am iveitzen Batiche fchroarz unb rostroth gefleckt. Beibe Geschlechter sinb nach ber Herbstmaufer, bie int September ihr Ende erreicht, am schonsten. 2. Tas Birkhnhn. (Tetrao Tetrix.) Sig. 1731. 1732. 1738 f. Wir besitzen keinett Vogel, der, obgleich viel einfacher gefarbt, fo lebhuft an die rounderbaren Forntcit der tro- pischen Lander erinnerte, uls unser Birkhuhit. Die im zierlichen Bogen nuch Atttzen gekrummten Federn des sust leierforntigen Schroanzes gleichen sast denjenigen geroiffer Paradiesvhgel. Jmmerhin bleibt der Birkhahn einer der schonsten Beroohner nicht allein der deutschen Hoch- wuldungen, sonderit tiberhuupt aller grotzeren Forste des europaischen Nordens, in roelchen die Birte gedeiht. Viel roeniger beschrankt in der Wahl des Aufenthaltsortes uls der Auerhahn, verbreitet er sich nicht allein sudlicher als diefer, fonbern ist fogar iAmitten ber zahmeti Natur Hol- luitbs tein formlicher Frentbling. In ganz Sibirien, roo bie Birke eine besonbere Pflanzenzoite bezeichnet, sehr gentein, in Scuitbinavien sogar bis zum Norbeap rei- chenb, ntiitz er inbessen boch als ein eigentlich norbischer Vogel unb titehr uls ein Gebirgsvogel gelteit, ber bie nied- rigen, rourmerett Ebenen flieht, auch roenn sie roaldreich sinb. In Englanb unb Schottlunb roirb er zur Lust ber reichsten Grunbbesitzer sorgsum gehegt, in Frunkreich zeigt er sich sekten, bent an schattigen unb rouhren Waldern urinen Italien sehft er ganz. Im ntitilereit Deutschlanb liebt er besonbers ben Harz, ben Thuringerroalb, die sach- sischen Greitzgebirge, allein nirgends ist er so gentein, roie in Scandinuvien und Finnland. Scheu tind der Einsamkeit zugethun, roahlt er dennoch nicht immer die dichtesten Walder zum Aufeiithalte, sondern and) bie bur- ren Ebenen bes Norbens, bie ihitt Gelegenheit bieten, un- gefthen herumzustreifen zroischen bem hohen Haibetrante, bem Ginster unb anberem Gestruppe ober ben sparrigen Grafern, ben geselligen Pflanzen eines fonst undunkba- ren Bobens. Er lauft am liebsten, Nahrung suchenb, am Boben Herum, fliegt zrour minber fchiverfallig als ber Auerhahn, inbessen, roie es fcheint, eben so ungern unb roechfelt feinen Wohnort fo ost unb fo unregelntatzig, batz titan ihn roeber recht eigentlich als Stanbvogel noch auch als Strichvogel anfehen kunit. In Sitte gleicht er gat sehr bem Auerhahne, ben er aber in fchurfer Auftnerk- fanikeit auf alles Bebrohliche und in Scheu fast ubertrisst. Mit ihitt theilt er die fonderbate Gemohnheit des Bal- zens, mit deit polstgaittischen Huhnern uberhaupt die Eiferfucht, roelche unter den beroerbenden Mannchen er- bitterte Kuntpfe Hervorruft, uber nur periodifch erivucht; benn feuert ihn jetter Trieb nicht an, fo ist er sogar ge- seklig unb halt mit anberen in kleinen Gesellschaften zu- santmen. Freilich verrath er aber auch biefelbe Gleich- giltigkeit gegen bie Hentten, bie fur sich allein zu sorgen gezroungen sinb , nachbent bie kurze Zeit versttichen, in roelcher sie Gegenstunb ber Aufmerksamkeit geroesen. Kreisfhrmige unb von Båttmen entblotzte Orte, nicht felten von 100 Futz im Durchtneffer, roerbett gegen alle Nebenbuhler von einzelnen Mannchen behauptet, bie im