Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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194
V o g c l.
Fiinfte Vrdnung.
Schwanz ist rostgrau mit schwarzem Querbanbe vor bem
Ende, bie Zehen werben wie bei anberen Walbhsihnern
von kammartig eingeschnitlenen Hornplallchen einge-
fahl. Das weit kleinere unb bleicher gefarble Weib-
chen hat gelbbraune Schulterfebern.
G. Der Auerfasan. (Tetrao arophasianus.) Fig. 1737.
Lewis unb Clark haben ben Auerfasan zuerst auf ben
burren Ebenen entlang beut Columbiaflufse angetroffen
unb bekannt gemacht, ihn aber nicht beschrieben. Man
verbankt bei Weitem genauere Nachrichten bem verbienten
Reisenben Douglas, ber bie Norbwestkuste Amerika's
fleihig erforschte, eine grohe Menge wichtiger Enl-
beckungen niachte unb enblich auf ben Sanbwichinseln
ein schreckliches Enbe fanb. Er begegnele bem Auer-
fasane in ben Felsgebirgen, bie bekanntlich von hoherer
Vegetation ziemlich enlblohlsinb, unb giebt von ihm unb
feinen Manieren eine Schilberung, bie in fehr vielen
Beziehungen mit ben Berichten uber bas Kragen-Walb-
huhn ubereinkommt. Die Auerfasane paaren sich im
Marz unb April unb wahlen hierzu lleine Erhohungen
an ben lifern ber Siroine unb als Zeit bie fruhsten
Morgenstunben. Der Hahn schreitet mit facherformig
aufgerichtetem Schwanze unb mit aufschleifenben Flsi-
geln stolz urnher unb blaht babei bie nackle, gelbe Hals-
Haut zu so erstaunlicher Grohe auf, bah ber Hals bem
halben Durchmesser bes Korpers gleich wirb. In Folge
bieser veranberten Gropeverhaltnifse strauben sich bie
seibenartigen Febern bes Hinterhalses senkrecht enipor,
wahrenb bie schnppenahnlichen Febern ber Oberbrust
von einanber weichen. linier bieser sonberbaren Ge-
stalt unb mancher ernst gemeinten, obgleich bem verbor-
genen Beobachter posstrlich bunkenben Bewegung unb
Grimasse erwartet ber Hahn ben Gegenstanb seiner Zu-
neigung unb stohl lang fortgesetzte, schnurrenbe Lockione
aus. Das Nest liegt am Boben burch bie nieberen
Busche von Artemisten unb von Purshia wohl bebecki
ober verborgen unter ben hohen, bie Bache einfassenben
Grasern; es besteht aus sorgfaltig nuf einanber ge-
Hauften Halmen unb bunnen Zweigen unb enthalt von
13 — 17 Eier, bie, benjenigen ber Haushenue an Gestalt
unb Grohe gleich, von Holzbrauner Farbe unb am bicken
Enbe mit unregelmahigen, graurothlichen Flecken ge-
zeichnet sinb unb 20 — 22 Tage bebrutet werben. Die
Jungen verlassen bas Nest menige Stuuben nach bem
Auskriechen. Minber zuui einsamen Leben geneigt als
anbere Walbhuhner, Halt ber Auerfasan im Sommer in
kleinen Gesellschaften zusammen; im Winter bilbet er
grohe, aus mehreren Hunbert Stuck bestehenbe Fluge.
Sein Fleisch ist von bunkler Farbung unb gerabe nicht
von angenehmem Geschmacke. Das Mannchen wiegt
6 —8 engl. Pfunb unb miht ohngefahr 22 Zoll in ber
Lange. Die bafselbe auszeichuenben Hautsacke bes Hal-
ses sinb inwenbig boppelt, auhen von orangengelber
Farbe. Das Gefieber ist obenher gelbbraun, in nian-
nichfacher Weise mit bunkelbraunen unb abivechselnb gelb-
lichweihen Bunbern unb Flecken gezeichnet. Alle Brust-
febern haben schwarze unb sehr starre Schafte. Die
Seitenfebern ber Brust sinb weih unb schuppenahnlich,
Kehle unb Kops fchwarzlich, weih gesleckt, bie Febern,
welche theils unterhalb, theils oberhalb ber nackten Haut-
stellen bes Halses einen Kragen ober boch Bunbel bilben,
haben verlangerte, an ber Spitze pinselformig befieberte
Schafte. Dem Heineren Weibchen. fehlen sowohl biese
besonbers gebilveten Halsfebern als bie Schuppensebern
ber Brust.
XII. Dchlieehlthll. (Lagopus.)
Gattungscharakter: Schnabel, Nasenlocher,
Augenkreise wie bei ben Walbhuhnern. Lanse unb Zehen
befiebert, biese ohne Hornfransen.
1. Das Alpen,Schncehuhn. (Lagopus alpinus.) Fig. 1738. g.
1739. 1740.
Die zweite ben Tetraoniben, wie ivir sie oben nannten,
angehorenbe Gattung unterscheibet sich auf ben er sten
Blick von ben ubrigen burch bie Befieberung ber Fuhe,
bie im Winter so bicht wirb, bah mancher mehr ben Fuh
ciiteS Hasens als benjenigen eines Vogels vor sich zu
sehen meinen inochte. Es hangt biese warme Bekleibung
zusammen mit ber Bestimmung ber meisten bieser Vogel,
Hochnorbische Lanber ober, was gleichbebentenb sein
wnrbe, sehr hohe, im Winter ticf verschneiete Gebirge
zu bewohnen. Nicht allein nehmen im Winter bie ben
Fuh einhullenben, Haarahnlichen Febern zu, sonbern es
vergrohern unb verbichten sich auch jene Febern, welche
bie Nasenlocher unb bie Wurzel bes Schnabels recken,
bon welchem in ber kaltesten Jahreszeit wenig mehr
fichibar bleibt, als bie auherste schwarze Spitze. In
bieser von ber Natur selbst gewahrten sorgfaltigen Um-
hullung inochte man gewissermaahen eine Entschabigung
erblicken fur ben lachenben Himmel unb bas warme
Klima, welche bem Vaterlaube ber Mehrzahl ber Huh-
nervogel eigenthumlich sinb. Die Schneehuhner Haben
nicht allein gegen bie umnittelbare Einwirkung bes un=
vermeiblich zu betreteuben Schnees unb Eises Schutz er-
Hnlten, sonbern ihr ganzer Korper ist in bichte Dunen
gehullt, uber welche eine berbe unb wohlschliehenbe Be-
fieberung sich ausbreitet als Decke gegen bie allgemeine
atmospharische Kalte, bas Schneetreiben unb bie Un=
bilben bes winterlichen Norbens. In ber Bilbung ber
Krallen scheint eine Weitere Bersicksichtigung sich auszu-
bruefen, benn biese sinb so gestaltet, bah sie schnellen
Laus entlang ber mit Eis Vebeckten Abhange unb bas
Wegkratzen jenes Schnees gestatten, welcher bas vom
Froste verschonte Futter verbeckt. Ohne biese eigen-
thsimliche Ausriistung wsirbe keine ber in Europa, Norb-,
asien unb Norbamerika Heimischen Arten von Schnee-
hsihnern vermocht haben, ben Gefahren unb ber Noth
zu wiberstehen, welche jebes sehr kalte Klima siver bie
Bewohner verhangt. Die gemeinste unb baher am
Besten Vekanute 2lrt ber Gattung, bas Alpen-Schnee-
huhn, Vewohut nicht allein bie niebrigeren, obgleich sehr
kalten Gegenben bes uorblichsten Europa, sonbern auch
bie Alpen, bas norbliche Asien unb Norbamerika, wo
es sich sogar von ber Basfinsbah ziemlich weit lanbein-
warts, unb zwar in ssibwestlicher Richtung, verbreitet.
In Englanb unbekannt, wirb es eten nur in ben ans-
gebehnten Gebirgen Schottlanbs angetroffen, wo ihm
bie zerriffenen Schiefer- ober Granilwunbe Zuflucht
barvieten; auf ben kalten unb unheimlichen Hebriben
unb Orknben bewohnt es im Winter selbst bie gefrorenen
ber Seeksiste genuherten Moose. Zum Leben in ber
Kulte bestimmt unb gegen diefelbe nicht empfinblich, steigt
es nur nothgezwungen tn milbere Gegenben Hinav. Wenn
Sturrn unb Schneefall kein Enbe nehmen wollen, er-
scheiut es enblich am oberen Enbe ber bewohnten Thaler
unb nahert sich in Norwegen vielleicht sogar ben einsamen
Meierhofen. Unter allen llmstanben bewahrt es aber
seiue ursprsingliche Neigung zu offenen, wenn auch noch
so steinigen unb unfruchtbaren Gegenben unb wirb in
ber Mitte einer hoheren, obgleich erstorbenen Vegetation
nie gesehen. Im uuhersten Falle sucht es Zuflucht unter
ben siberhangenben Bsischen unb Felfen, bringt aber
nicht in bas Jnnere ber Walber, vermeibet felbst ben
vorsibergehenben Strahl, ber bie weiten Schneefelber
trifft, unb zieht bie norblichen Abhange ber Berge ben
ssibwarts gekehrten vor. Im Sommer wahlt es zum
Aufenthalte Felfen unb Bergebenen weit oberhalb ber
Region ber Baume, stiegt geranschlos unb fchweigt
Vei Heiterein Himmel, verksinbet aber mit lautem Ge-
schrei unb unstatem Fluge bie felbst in ber besseren Juh-
reszeit nicht feltenen Unwetter, ben bicken Nevel unb bie
am Boben Hinstreifenben Hngelwolken ber obersten Ge-
birgsgegenben. Im gewohnlichen Zustunbe fliegen bie
Schneehsihner ungern; sie brsicken sich vielmehr unter bie
bichtverwachfenen Bsifche ber Alpenrofe unb ergreifen
bie Flucht nur vor bem in gerabester Linie auf sie Los-
gehenben. Fliegen sie bann auf, so bringen sie burch
ben Flsigelfchlag ein fo plotzliches unb lautes Geransch
hervor, bah ber einfame unb unvorvereitete Wanberer
wohl Hochst erfchreckt werben kann. Sie laufen Vehenb
unb fliegen fchneller, als man bei ihrer etious unbehol-
fenen Gestalt voruusfetzen inochte, sinb balb fehr fcheu
unb fchwer zu fchiehen, balb fo unvegreiflich bumm, buh
sie mit Slocken erschlagen werben, ber Freiheit fo ge-
wohnt,s>ah alle Verfuche, bie Gefungenen zu zahmen,
Visher mihlungen sinb, unb fcheinen siberhaupt nur in
ber reinen unb elastischen Aimosphare ihrer Lllpenhei-
math leben zu konnen. In der Begultungszeit leben sie
paarweis, spaterhin in Familien vereint, im Winter ost
in grohen Schauren, bie, burch Mangel gezwungen,
selbst in bie bewohnten Thaler Hinubstreichen. In ber
Wahl ber Nuhrungsmitlel gleichen sie ben Wulbhsih-
nern ; sie fresseu Knospen, Beeren , Blsiihen, Bauin-
katzchen unb in ber Noth bie zarteren Blutter verschie-
bener Alpeupflaiizen, vielleicht auch von weicheren Jn-
secten, welche minbestens bus Futler ber Jungen aus-
inachen. Die Paarungszeit futil auf ben Muimonat.
Das Weibchen erbauet sein Diest unter einem siberhan-
genben Felfen ober unter einem Busche, wahlt zu biefent
Behufe eine natsirliche Vertiefung bes Bobens, futtert
biese nus mit Moos, Flechten unb ahnlichen weicheren
Stoffen unb legt 8—12 Vraungelve, buiikelbraun punk-
tirte unb gefleckte Eier, von ber Grohe ber Tauveneier
unb von kurzer, abgerunbeter Gestalt. In ber zweiten
Halfte bes Monat Juni kommen bie Jungen aus, an
beren Ausbrsitung unb fonstiger Pflege bus Mannchen
sich burchaus nicht betheiligt. Die Mutter ninunt sich
ber jungen Familie mit vieler Sorgfult un, bewucht unb
Warnt sie burch eigenthsimlichen Ruf unb verfucht nicht
felten ben Verfolger burch inancherlei List irre zu fsihren.
Merkwsirbig ist au biefen Vogeln bie Veranberung
ber Farbung je nach ber Jahreszeit. Im Sommer sinb
beibe Gefchlechter gruubraun unb gleichen bem Felfen,
auf welchem sie sitzen, fo fehr, bah es fchwer halt, sie
von ihm zu unterscheiben; im Winter Hingegen erlangen
sie bus Kleib ber reinen Schneefelber, auf welchen sie sich
aufhalten. Sie gleichen in bieser Beziehung sehr vielen
im Winter weih werbenben arktischen Thieren, bie, wie
Vei ben Saugethieren vereits erwahnt worben, in ber
weihen Farbung ber Bekleibung gegen bie auherste Kulte
einen wirksamen Schutz finben. Dieser Farbenwechsel
geschieht grabweis, unb buher besitzt eine vollstanbige
Rethe ausgestopster, in ben verschiebenen Juhreszeiten
geioblelen Jnbivibuen fsir ornithologische Sumnilungen
bebeutenbes Interesse. Das Sommerkleib bes reifen
Mannchens Vietet eine ziemlich buiite Mischung von
Schwarz, Bruun, Rvstgelb, Weihlich unb Gran, Far-
ben, bie nicht in Masse vertheilt sinb, sonbern als feine
Banber, Flecken, Striche unb Punkte mannichfach wech-
feln, aber bei ber Mehrzahl von Jnbivibuen sich ahn-
lich verhallen. Hoheres Alter wirb angebeutet burch
fchwarzen Scheitel unb Schlafe, schivnrzen Zsigel, ber
zuinal im Winterkleide grelt Hervortritt, unb burch gelb-
lichweihe Kehle. Die weihen Schwingfebern haven bann
schwarze Schafte. Am Weibchen wieberholt sich im
Allgemeinen jene Zeichnung unb Vertheiluug ber Farben,
iubeffen sinb bieseburchschnililich heller unb verwafchener.
Von ben graubruunen, verwitterten Felfen unb ben dun-
ten Flechten, welche biefelben siberziehen, sticht biefes
Sommergefieber fo wenig ab, bah man an einem Volke
von Schneehsihnern nahe vorsiver gehen kann, ohne es
zu bemerken, wenn es sich anbers ruhig verhalt unb
vurch ben gewohnlichen laulen Ruf ober larmenbes Anf-
fliegen sich nicht verrathet. Gegen ben Herbst nehmen
bie gelblichweihen Stellen bes Gefiebers einen granen
Ton an, bie fchivarzen Flecken losen sich in Punkte auf,
Werben immer Heiner unb fchwinben enblich ganz. Im
tiefen Winter ist bas gaiize Gefieber vom reinsten Schnee-
weih, bie fchwarzen Zsigel ausgenommen; es erlangt
bann eine fehr grohe Dichtigkeit unb bekleibet zumal bie
Fuhe so genau, bah biefelben nicht unrichtig Hafenpfolen
verglichen worben sinb. Im Frsihjahre tritt ber Wechfel
in umgekehrter Richtung ein. Es zeigen sich zuerst