Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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Kiihrtervd'gel.
Voge l.
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graue und braunlichc Punkte und Feberspitzen, nach und
nach Haufcn sich diese Flecken fo, bah das ganze Kleid
roic getigert aussicht, dis zirletzi vie beschnebene dunre
Zeichnung vortkommen Hergestellt ist. Die Wiederer-
langung deS Sommerkleides Hangt von der Mauser ab,
die bei den Schneehfihnerit der Stiven im April, bei den-
jenigen Norwegens etwas spater beginnt. Die Grohe
ist diejenige des gemeinett Rebhuhnes und betragt von
13 —15 Zoll; der dunkelschtvarze Schnabel kruntmt sich
in ziemlich starkem Bogen, die Vrauenbogen schmuckt
eine Reihe kleiner hochrolher Warzchcn. Die Jagd Hat
manche und nicht geringe Beschwerlichleiten, benn wenn
die Schneehnhner im Sommer schwer zu uberraschen
sind, fo finden ste im Winter nuf den unzuganglichen
oder gesahrlichen Schneeseldern sichere Zufluchtsorte.
Man zieht es vor, ihnen Fallen und Schlingen zu stellen,
in die ste zahlreich und ohne Mihtrauen sich begeben.
Dah man zumal in NvrTOcgen diesen Fang sehr gut ver-
stehen muffe, beweisen am Ersten die erstaunlichen Men-
gen von Schneehuhnern, mit melchen Christiania und
Bergen die londoner Mfirkle im Winter versehen. Uar-
rell crzahlt, dah im Fruhjahre 1839 tin einziger Specu-
lant in Norwegen 6000 Slfick nach London, 2000 nach
Hull und eben so viele nach Liverpool verschiffte, dah
im Marz 1840 ein Wildprethandler des Leadenhall,
Marktplatzes zu London, 15,000 Slfick erhielt, toah-
renb einer seiner Collegen in berselben Woche unb eben-
falls nus Norwegen 700 Auerhahne unb 560 Birkhuhner
empfing. Ein einziges Schiff brachte 1839 von Drannen
in Norwegen 2000 Dutzenb Schneehnhner nach Lonbon;
es soklen 60,000 Stuck in einem einzigen Psarrsprengel
gefangen roorben sein. Die Gesammtzahl ber auf ber
scanbinavischen Halbinsel artjahrlich getoblelen Schnee-
huhner muh ausschweisenb groh sein; Schweben ist zur
Erportation zu entlegen unb liefert vermuthlich bieselbe
Menge, unb im Jnneren von Norwegen TOetben Tausenbe
von ben Lanbleuten verzehrt. Das Fleisch ist fibrigens
weber so zart noch so wohlschmeckenb als basjenige bes
Rebhuhns unb einiger verwanbter Vogel, zumal bes
Moorschneehuhnes (Lagopus albus), welches
in Deutschlanb felten unb zwar nur in Pommern vor-
kommt.
2. Das schottische Rothhuhn. (Lagopus scoticus.) Fig. 1738. e.
Unter ben sehr roenigen, ben britischen Jnseln allein
angchorenben unb bem Festlanbe ganz fehlenbeii Bogeln
genicht bas schottische Rothhuhn eine vorzugsmeis grohe
Beruhmlheit. Als Gegenstanb einer seir alten Zeiten
gern betriebenen, sehr muhsamen unb vieles Geschick er-
sorbernben Jagb spielt es in alleren Bolksliebern unb
in neneren Romanen keine unbebeutenbe Rolle unb Hangt
mit ben seubalen Vorrechten ber uberschwanglich reichen
Grunbbesitzer zusammen. Auf ben hohen Gebirgsmooren
ber schottischen Hochlanbe, Englanbs, Wales' unb Jr-
lanbs ist es fiberall haufig, ba es burch streng aufrecht
gehaltene Jagbgesetze beschutzt wirb unb in bem mit vieler
Ueppigkeit wachsenben Haibekraut Zuflucht finbet. Im
Spaljahre gesertt es sich zu anberen seiner Art, unb so
entstehen ziemlich zahlreiche Volker, bie, allezeit scheu
unb vorsichtig bleibenb, von gewohnlichen Jagertt nicht
leicht beschlichen toerben unb im Fruhjahre sich trennen,
uin in Paaren ber Fortpslanzung obzuliegen. Das
Weibchen bauet, unter bem Schutze eines Heibelbeerstrau-
ches, nus Haibekraut unb aus Grasbuscheln eine Art
von rohent Nest unb legt im Marz 4—6 Eier. An
bem Geschast ber Brulung nimmt bas Mannchen keinen
Theil, bleibt aber in ber Nahe seiner Familie unb er -
toeist ben Jungen eben so viele Sorgsalt als bas Weib-
chen. Die Jungen entwickeln sich schnell unb besitzen
im August vollkommene Flugfertigkeit. Als Nahrung
bienen in jebem Lebensalter bie zarteren Triebe ber Heibel-
unb Preuhelbeeren, bes Haibekrautes unb mancher Al-
penpffanzen, inbesseit auch Haserkorner, toelche in solchen
Felbern aufgesucht toerben, bie an bie gropen Moor-
flachen zttnachst angranzen. Das Gefieber bes schot-
tischen Rothhuhnes besitzt eine reiche unb angenehme
Farbung; fiber ben im Ganzen bunkelkastanienbraunen
Grunb verlaufen zahlreiche tm Zickzack gebrochene, stel-
lenmeis in Pnnkte ober Flecken ausgeloste, schmarze
Querbanber; Lause unb Zehen becken bichtgestellte, Haar-
fihnliche Febern, unb ein am Mannchen vorzugsweis
ausgebildeter, hochrother Warzenkamm schmfickt bie Au-
genbrauen.
XIII. Flltghtthll. (Pterocles.)
Gattnngscharakter: Schnabel klein, toenig
zusammengebrfickt; Nasenlocher burch eine bichtbefieberte
Haut halbverbeckt. Flfigel lang, spitzig; bie erste
Schtoingseber bie langste. Ffihe klein; Lanse an ber
Vorberberseite mit knrzem Flantit bekleibet; Zehen knrz,
nackt; Hinterzehe sehr klein, meist nur warzenformig.
Schwanz 10—12 feberig, keilsormig; mittlere Sietter-
febern bistoeilen sehr verlangert.
1. Das Ganga - Flughuhn. (Pterocles Alchata.) Fig. 1741. 1742.
Der Gattungsname ber Flughfihner beutet aus eine
anszeichnenbe, unter ben Hfihnervogeln sonst seltene
Fahigkeit, biejenige bes schnellen, getoanbten unb aus-
bauernben Fluges. Die Flfigel ahtteln jetten ber Tatt-
ben hinsichtlich ber Umriffe unb ber Bilbung ber einzelnen
Schtoingsebern, toelche sehr lang, schntal unb zugespitzt
sinb unb starke, breitgebrfickte Schaste haben, bie sich
sabelformig aufwarls krfimmen. Das ganze Gefieber
gleicht im Anffihlen bem ber Tauben, liegt glatt an unb
Hat bei allen Arten eine ntehr ober toeniger strohgelbe
Srunbfurbe, auf toelcher sehr zierliche, bunklere Zetch-
nungen scharf Hervortreten. Die Ffihe beuten eben
nicht nuf bie Bestimmung zum nnhaltenben Lanfen, benn
ste sinb nicht nllein kurz, fonberu nnch ziemlich fchtoach
unb mit kurzen unb baher zum Schnrren toeniger geeig-
neten Krarten verfehen. Alle beknnnte Arten von Flug-
hfihnern betoohnen offette unb toalblose Gegenben, geb en
ben Ebenen vor Hfiglichen Gegenben ben Vorzug unb
toerben in Gebirgen fast nie gefehen. Mit grohler
Schnelligkeit eilen ste ni6 unstate Strichvogel fiber bie
toeiten, von ber Sonne verbrnnnten Wfistert Afrikn's
unb bie Steppen von Mittelnsten, bie vielen zum Wohn-
orte bienen, finbert in ber Mitte biefer Oebert ihre Nah-
rrtng, ziehen nach fruchtbnren Gegenben eben ttur zur
Paarungszeit unb kehren spaterhin mit ben reifenben
Jungen rtnch ber Wfiste zurfick. Eirtige Arten leben
gefellig unb bilbert Volker unb Flfige, bie aus mehreren
Hunberten bestehen tonnen, nnbere Hallen sich pnarweis
zufnmmen. Sie freffen bie Snamen vieler Pflanzen,
vorzugstoeis ber Hfilfengetofichfe, toelche in ber Flora
ber fanbigett ober steinigett Wfistert ungentein vortviegen,
grrtite Blatter unb Jnfeelen. llngenchlet ihrer tratfir-
lichert Bestimmung zum Betoohnen ber unfruchlbarstett
unb bfirrsten Erbgegenbett konnert sie, ohne reichlich zu
trinken, nicht bestehen. Von ben asiatifchen Arten er-
zahlt Pallas, bah sie burch ihre Erfcheirtung stets bie
Nahe von Waffer verktinbett, unb bah sie baher vort btir-
stenben Karavanen mit Frettbe begrfiht toerben. Sie
forten mehrmnls in eittent Tage trinken unb ztoar in
reichlichett Zfigen, nicht lropfentveis nach Art anberer
Hfihner, sich gertt bnben unb toahrenb bes Genuffes
biefer mehrfnchen Erfrifchung ihre getoohrrliche Scheu
ganz ablegen. In Europa kommen nur ztoei Arten
vor, bie sich jeboch kattttt vom Kfistengebiete bes Mittel-
meeres entfernen unb in Syrien, Arabien unb Norb-
afrika ihre eigentliche Heimath zu Habert fcheinett, inbettt
ste ntrr bort in groher Menge gefehen toerbett; es sind
bieh das Sand - Flughuhn (Pterocles arenarius) und
bas Ganga - Flughuhn, welches nicht arteitt unter bem
eben angeffihrten Nantert cninlanifchen Urfprunges, fon-
beru auch unter ber arabifchen Benennung Alchata (rich-
tiger Chata) von vielett Reifenben erwahnt worben ist.
Im ffiblichen Frankreich tvirb es im Ganzen felten, in
Spanien Haustger angetroffen; in bem Kttstenlanbe bes
burren Anbaluflens fcheint es fehr gemein zu feirt, itt-
beffen nicht entfernt irt folchen Schnaren sich nufzuhalten,
toie auf ben steinigett (5bene.it bes traurigen Palastinn
unb toeiterhin in ber Wfiste Arabiens. Burckbarbt
versichert, bah tint Bosrn bie Menge biejer Vogel jebert
Begriff fiberstieg, bah bismeilen die Oberflache der gnn=
zen Ebene in Betvegung zu gerathen fchien, und bah bie
irt groherer Ferne hinzichenbert Gefertfchaftetr eilenben
Wolkett glichen. Ztoifchen ben Hfigeln von Eborrt be-
gegnete er gleich grohett Schnaren, bie im Ausruhen ben
Bobert fo bicht fiberdeckterr, bah nrabifche Knaben nteist
ztoei bis brei mit jebent Wttrfe ihrer Stocke tobteten.
Nach Russert sinb ste ztoar in feber Jahreszeit gemshulich,
artt Haufigsterr inbesseit im Mai unb Juni; int norblichen
Syrien fort bann mit jebent Zufantmen farten bes Stert-
netzes eine ztittt Belaben eines Efels Hinreichenbe Menge
gefangen toerben. Das trockene, Harte unb fchwarzliche
Fleifch toirb von ben Tfitken gertt gegeffen, nientals aber
nuf bie Tafeln ber Europaer gebrncht. LIeb er bie Fort-
pstanzungsgefchichte ber GnugnS mnngeln gennue Nach-
richlerr. Moglicherweise leben sie in Monogantie unb
vereiiiigen sich zu grvhen Flfigen erst rtnch beenbeter Er-
ziehung ihrer Jungen. Ein Nest bauett sie nicht, fon-
bern begtttigen sich bamit, eine flache Grube nuszufcharren,
in toelche ste 2 —3 grfinliche Eier legen, bie benjenigen
ber Tauben art Grohe gleichen, von ben Arabern fleihig
aufgesucht unb gebralen genoffen toerbett. Burckhnrbt
unb Hasselguist stub ber Meinung, bah bieses Sanbhuhn
jener Vogel sein bfirfte, ber im Original bes alten Testa-
mentes unter bem Nantert Selav, in ber beutschen Ileber-
setzurtg als Wachtel erwahnt wirb unb bie Jsraeliten bei
ihrem Zttge burch bie Wfiste vom Hungertobe retten Hals.
Art Grohe gleicht bas Gangahuhn bem gemeinett Reb-
huhne, es miht gegen 14 Zort. Das Gefieber ist isabell-
gelb, mit abtoechselrtb schwarzen unb silbergrauen Orter-
streisen ; fiber bie Brtrst zieht ein bunkelbraunes, schwarz
eingefahtes Querband, eirt ahnliches, schwarzes steht
unter ber Kehle. Unterbauch unb Schenkel stuv weih,
bie zwei nrittleren Steuerfebern haben verlangerte Spitzetr.
Das Weibchen ist nicht ttur viel kleiner, svnbern auch
bleichgelb, vbenher schwarz gestrichelt unb gefleckt unb
Hat auf ber Brust stalt ber breiteu Birtbe ttur einert
schmalen Slreifen.
2. Das schwarzkehlige Flughuhn. (Pterocles gutturalis.)
Fig. 1743. 1744.
Der schon oft ertoahnle englische Reisenbe A. Smith
entbeckle 80 engl. Meilen ostlich von Lataku ein Flug-
Hithit, welches er unter bertt oben angeffihrten Nantert
spaterhin abgebildet uitb beschrieben Hat. Wie bie fibrigen
asrikanischen Arten ber Gattung toirb auch biese in gro-
hen Gesellschaften beobachtet, bie sich periobisch, aber regel-
tttahig an solchen Ortert versarnmeln, too mitten in ber
Wfiste entspringeitbe Ouellett bem Bobeit eine beffere
Vegetation entlocken. Dergleichen Vereine scheinen
ttur aus auherer Nothtoendigkeit entstanbeit unb nicht
aus einetn intvohnenben Gesertschaftstriebe zu beruhert,
benn eigentlich Hallen ttur Paare treulich zusammen
unb suchett ben Tag fiber ihr Fulter gemeinschastlich.
Ilitt 10 Nhr Morgens unb utrt 3 Uhr Nachmittags kom-
men bieselbett von arten Seiten Herbei, utn zu trinken,
unb tint ben Ranb ber Psfitzett entsteht bann ein arges
Gebrange. Int Magen ber erlegten sattb Smith GraS-
saanten, Jnseeten, Ameisen unb kleine Kiesel. Das
Weibchen legt seitte 2—3 Eier auf ben nackten Boben.
Sie sinb von schmutzigtoeiher Farbe unb mit blaprost-
braunen unb granen Flecken unb Slrichen urtregelmahig
gezeichnet. Kurz nach bem Ausschlfipfen aus bettt Eie
erlangett bie Jungen bie zum etoig toanbernben Leben
unentbehrliche Rfistigkeit ihrer Art; ste beginnen alsbalb
ben Aeltern zu solgeit unb gemeinsam mit ihnen ihr
Fritter attszusuchett. Htttsichllich ber artgemeinen Far-
bung gleicht biese sfibafrikanische Art ben vorigen; auch
ste ist isabellgelb unb obenher grau unb braun gebanberl
unb gestrichelt, zeichnet sich aber burch einert schtvarz-
braunen Halbntottb arts, ber bie ganze Kehlgegettb ein-
ttintml unb bem Weibchen sehlt.
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