Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Huhncrvogcl.
Voge l.
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und des sonstigen Benehmens fihneln die ParragnaS den
Jakuhuhnern und Pauris. Die abgebilbete Art ist
obenher olivenbrann mit Bronzeglanz, unten aschgrau,
hat einen braunrothen Feberschopf, rothlichen Schnabel
und schtoarzliche Ffihe.
XXIV. Schopfhuhu. (Opisthocomus.)
Gattungscharakter: Schnabel ticf, fur;, ge-
wolbt, an der Wurzel mit Bartborsten umgeben ; Ober-
fieferspitze zusannnengebrfickt, fibergebogen; Kieferrander
undeutlich gezahnelt; Nasenlocher durchgehend; Angen-
gegend nacki; borstige Wimpern. Fuse stark; Laus
furzer als die Mittelzehe; Zehen gespalten. Flfigel rnit-
telgroh; erste Schtoingseber sehr fur;, die folgenden ab-
gestuft, die sechste dielangste. Zehn Steuerfedern.
I. Tas amerikanische Schopfhuhn. (Opisthocomus cristatus.)
Sig. 1760.
Von der Gattung Schopfhuhn fennt man eine ein-
;ige Art, die schon Hernande;, ein Schriftsteller des
16. Jahrhunderts , in seiner Geschichte der mericanischen
Vogel unter dem Namen Hoactzin beschrieb, und welche
Sonnini als Sasa unter den Vogeln Guiana's auf-
suhrt. Neue Reisende haben das Schopfhuhn bis an
den Fuh der Andes und sfiblich bis Paraguay attge-
troffen und sonach eine sehr weit reichende geographische
Verbreitung desselben nachgewiesen. Wahrscheinlich be-
wohnt es alle haufig uberschwentmten Niederungen des
tropischen Sudamerifa und des sudlichen Theiles von
Merico; auf den Antillen, in hoher gelegenen Land-
strichen und in den Kustenlandern westlich von den An-
des ist es nie gesehen worden. In Lebensweise nahert
es fich den Wadevogeln und steht eigentlich auf der
Granze ;wischen diesen und den Huhnern, indeni es sich
nicht im Jnneren dichter Walber, sondern in ofsenen
Savannen oder an breiten Stromen aufhalt, beren Ufer
gemeinlich mit einer sehr eigenthumlichen Pflan;en;one
bedeckt und wahrend eines grohen Theils des Jahres fiber-
schwemmt stnd. Ohne in den Sumps zu waden, ;ieht
es dennoch aus demselben seine Nahrung, die in den
Saamen und Spitzen mannshoher Wafsergraser und in
den jungen Blattern, den gewaltigen Bluthenscheiden
und den Beeren des Muku-Muku besteht, einer Aaron-
staude (Arum arborescens), welche, gesellig Wachsend,
die Gewasser einsaht und an ;wei Klastern Hoch Werden
fann. Selten findel man das Schopfhuhn anders als
in kleinen Gesellschaften von »—12 Stficken, die fich
auch bei Verfolgungen nicht trennen, niemals weit flie-
gen, fich durch ost wiederholte, fur;e, rauhe und weithin
Hørbare Laute verrathen, den Menschen nicht scheuen
und uberhaupt ;iemlich einfaltig ;u sein scheinen. Eine
eigentliche Ursache der Fnrcht wurde allerdings fur sie
fauni vorhanden sein, benn fein Jnbier wirb ein Schopf-
huhn ohne anherste Noth erlegen, inbem bas Fleisch
burch einen starken Moschusgeruch ungeniehbar gemacht
wirb unb hochstens als Fischfober Brauchbarkeit besttzt.
Auf bie Erbe lassen sich biese Vogel niemals nieber; sie
schlasen, neben einanber sitzenb, auf niebrigen, uber ben
Wafferspiegel Hangenben Aesten, ftnb polygamisch, banen
eine Art von rohem Neste auf Bfischen fiberschwemmter
Otte unb toerben bisweilen in ben Hfitten der Jndier
gezahmt angetroffen. Enropaische Neulinge nehmen,
;ur Belustignng der Eingeborenen, sie toohl fur Fa-
sane, fehren mit ihnen beladen von der Jagd toieder unb
erfahren banit bie Nutzlosigfeit ihrer Bente. In ber
Haltung hat bas Schopfhuhn einige Aehnlichkeit mit
bem Pfan, bessen Grohe es nicht ;ur Halfte erreicht.
Die Farbung ist im Allgemeinen ettoas bfister, jeboch
nicht unangenehm; bieOberseite ist hellbraun mit grfin-
lichem Metallschiller unb burch lange, toeihe Schaft-
striche ge;eichnet, bie Unterseite rostroth; fiber bie Flu-
gel lanfen ;toei rothlichweihe Querbinben, unb am
Hinterfopse steht ein Schopf langer, schmaler, rostfarte-
ner, an ber Spitze schtoar;er, getoohnlich Herabhangen-
ber Federn, bie nur bis ;ur Hori;ontale erhoben, nicht
aber znm Kamme ausgerichtet toerben fonnen. Der
Schtoan; ist lang unb laht sich ;u ansehnlicher Breite
entfalten.
Sechste Familie.
Futzhuhner.
Die letzte Familie ber Hfihnervogel, biejenige ber
Megapobier ober Fuhhfihner, ledt in Neuhollanb, Neu-
guinea unb auf ben Philippinen unb muh ;u ben inter-
efsantesten ber ornithologischeir Entbeckungen unserer
Zeit gerechnet toerben. Ztoar sprach schon Pigafetta
unt 1521 von einem Fnhhnhne ber Philippinen, welches
1719 Gemelli Carreri untstanblicher, aber unrichtig
beschrieb, allein biese Nachrichten toaren so unvollfonnnen,
bah fein Ornitholog beS vergangenen Jahrhunberts von
ihnen Gebrauch ;u machen wagte. Vollstanbige Erent-
plare mehrerer Arten erhielt man ;uerst burch Freyeinet
(1818), bann burch Reintoarbt, ber einer Species aus
Amboina begegnete, enblich aus Neuhollanb, too nach
unb nach eigentliche Sammler sich eingefunben Hatten.
Die Geschichte bieser Vogel rei;te bie Nengierbe euro-
paischer Forscher unt so mehr, als man von ben Ein-
geborenen jener Jnseln ein;elne, aus sonberbare Abwei-
chungen Hinbeutenbe Nachrichten einge;ogen Hatte; sie
blieb unausgeflart, bis Goulb Neuhollanb besuchte unb
bort seine, in vielen Hinsichten sehr verbienstlichen For-
schungen anstellte. Die Fuhhfihner haben anherorbentlich
grohe unb kraftige Wanbelsfihe, eine lange, mit ben fibri-
gen unter sich gleich langen Zehen auf gleicher Hohe ein-
gelenfte Hinter;ehe, lange, schtoach gefrfimmte, stumpfe,
untenher flache, aber starfe Krallen, fur;e, abgerunbete
Flfigel, mittelmahigen ober kurzen Schtoan;. Sie sinb
von mittler Grohe, gleichen hinstchilich ber Korper-
umrifse allerbings ben Hfihnern, burch bie hohen unb
in allen Be;iehungen ungemcin enttoickelten Ffihe ben
Wabevogeltt unb ;eichnen sich burch Farbung keines-
toeges aus. Jhr gtoohttlicher Ausenthalt ist am Boben,
toeniger in ben Wfilbern, als in bfinn bebuschten, trocke-
nen , bisweilen sogar burren Gegenben. Im Fluge
entwickeln sie weber Geschick noch Ausbauer unb be-
wegen sich mehrentheils laufenb. Jhr Sfelett entfernt
sich nur in Ein;elnheiten von bemjenigen ber fibrigen
Hfihnervogel; es fatit auf burch bie Weite bes Beckens,
welche ;u bem erstaunlichen Umfange ber Eier in Ver-
haltnih stehen muh. Ueberhaupt ist es ihre Fortpflan-
;ungsgeschichte , durch welche diese Vogel fast von allett
anderen abweichen, und durch welche sie ein besonderes
Interesse erwecken. Sie truten nicht selbst, sondern
legen die Eier in einen so eigenthfimlich eingerichteten
Bau, dah die Warnte der Sonnenstrahlen, bisweilen nur
diejenige der Atmosphare die Ausbrfitung vermittelt,
die in solchem Falle allerdings etwas langsam von
Statten geht. Solche Verzogeruttg der Entwickelung
erheischt besondere Einrichtung des Eies; es muh dieses
von ungewbhnlichem Umfange sein, um dem lange ein-
gesperrten Jungen Nahrung zu tieten. Gegen auhere
Verletzungen ist es durch einen Neberzug von falkiger
Beschaffenheit geschfitzt, der sich abreiben laht und die
eigentliche Eischaale ziemlich dick zudeckt. Die Jungen
brechen nicht hervor als nach vollstanbiger Ausbildung
aller Glieder unb selbst bes Gefiebers; sie bringen Hin-
reichenbe Starfe mit fich, um sogleich aus bem Erb-
Hattfen fich Hervorzuarteiten, in bessen Tiese bie Eier
tegraben lagen.
XXV. Talegctlln. (Talegalla.)
Gattungscharakter: Schnabel starf, bick, oben
zusantmengebrfickt, gegen bie Spitze gekrfimmt; Wangen
unb Vorberhals nackt, bieser mit fleischigen Lappen unb
Klunkern tesetzt; Hinterhals unb Kops (Fig. 1761.) mit
kurzen, Haarahnlichen Febern bebeckt. Ffihe sehr starf;
Zehen ties gespalten (Fig. 1761.). Flfigel ntahiggroh,
runb; bie britte Schwingfeber bie langste. Schwanz
lang, zwvlffeberig.
1. Nenhollandische Talegalla. (Talegalla Lathami.) Fig. 1862.
Ein nicht fern liegenber Vergleich hat bie tritischen
Eolonisten Neuhollanbs veranlaht, bie Talegalla mit
bem Namen bes wilben Truthahns zu telegen. An
Grohe gleicht ber australische Vogel ziemlich bent in
systematischen Beziehungen sehr verschiebenen Bewohner
unserer Hfihnerhhfe, bem er fibrigens burch bie Warzen,
Lappen unb Klunkern am Kopse unb Halse ahnelt. Das
Gefieber ist inbessen weit schmuckloser, obenher auf
Flfigeln unb Schwanz schtoarzbrautt, unten silbergrau,
obgleich biese Farte nur bie Spitzen ber sonst etenfallS
bunkelbraunen Febern fiberzieht. Kopf unb Hals sinb
mit lebhaft bunkelrother Haut bebeckt, auf welcher knrze,
haarahnliche, schwarzliche Febern bfinn verstreuet stehen ;
sie sticht scharf at von ben Hochgelten Lappen unb Klun-
kern ber Gurgel unb Mangengegend. Ffihe unb Augen-
stern sinb braun. Die Talegalla gehort zu ben gewohn-
licheren Vogeln von Neuhollanb, besonbers bes ostlichen
Theiles besselben, ber grohen Colonie von Neusfib-
wales. An ben Kfisten Wirb sie zwar nicht gesehen,
besto haufiger aber ini Junern, z. B. auf ber Hfigel-
kette Brezi, norblich von ben Liverpool-Ebenen unb auf
ben Hochlanben zu bcibett Seiten bes Nantoi. Dem
Jager wirb fle bennoch nicht leicht zur Beute, benn ste
ist nicht allein von Natur scheu unb mihtrauisch, sonbern
fie entgeht baburch leicht ber Gesahr, bah sie nie allein,
sonbern stets in Gesellschaften lebt, beren einzelne Mit-
glieber sich nicht auf einanber verlassen, vielmehr uitge-
theilte Ausmerksamfeit auf bie Untgebungen richten unb
sich gegenseitig warnen. Ueberrascht entfommt sie sonach
bem Verfolger, inbem sie mit feltener Gewanbtheit unb
Schnelligkeit burch bicht verwachsenes Gestrfipp ent-
schlfipft, ohne bem Jager zum Schusse Zeit ober Ziel
zu gewahren. Nur ihr schlimmster Feinb, ber wilbe
Httnb oder Dingo, vermag ihr zu folgen unb zwingt
sie, sich auf ben untersten Ast bes nachsten Bauntes zu
schwingen. Hat sie einntal einen solchen erreicht, so
steigt sie auf bie folgenben hoheren unb sofort bis zur
Spitze, wo sie entweber hinhockt, ober fliegenb sich nach
einer aitbern Gegenb bes Gestrfipps begiebt, welches
bem Knieholze unserer Gebirge an Unburchbringlichkeit
nicht nachgiebt unb fauni eten so hoch wirb. In ben
Mittagstunben sucht fie in Baumkronen Schutz gegen
ben Sonnenstrahl unb legt bann alle Scheu so sehr
ab, bah man, nach Goulb's Bericht, ganze Gesell-
schafieti ber Reihe nach herabschiehen fann, ohne Flucht
zu veranlafsen. Die von Goulb gesammelten, burch
spatere Forscher bestatigten Erfahrungen fiber Fortpflan-
zuttg unb Nestbau bilben eigentlich ben interessantesten
Theil in ber Geschichte ber Talegalla. Sie bebrfitet
ztoar ihre Eier nicht, bereitet ihnen aber eine Lagerstatte,
welche bie Eniziehung mfitterlicher Warnte vollfommen
ausgleicht. Nicht ein Weibchen, sonbern ntehrere, uit-
temehmen in Gesellschaft bie Arbeit, zu welcher sie nicht
ben Schnabel, sonbern ttur bie Ffihe getrauchen. Von
einem Mittelpunkte ausgehenb unb int stets erweiterten
Kreise vorschreitenb, tuerfen ste burch eifrigeS Scharren
alles abgestorbene Baumlaub unb selbst aitgewurzelte
Graser hinter sich unb auf einen Haufen, ber, rasch
wachsenb, ben Beweis eten so groher Ausbauer als
Starfe ber Ffihe ablegt. Mehrere Wochen mfissen nothig
seitt, um biese brei bis vier Fuh hohen, acht bis neun Fuh
breiten flachen Kegel pflanzlicher Reste aufzuthfirmen.
So genau geschieht inbessen bie Arbeit, bah weit ttnther
ber Boben geetnet unb wie gekehrt ausfieht unb nicht
ein Blatt ober ein Halm auf bieser Tenne aufzufinben
ist. Das feuchte Laut beginnt natfirlich sich zu erhitzen.
Hat ber nothige Warmegrab sich entwickelt, so offuert
bie Weibchen burch bie mobernben Schichten armstiese
Locher, welche, in regelmahiger Entfernung von 9— 12
Zoll von einanber gestellt, zur Aufnahme ber Eier
bienen, bie, alle mit bem stumpfen Ettbe nach oben ge=
richtet, Villig senfrecht stehen unb zuletzt sorgfaltig zuge-
beckt toerben. In einem einzigen bieser Brfitehaufen
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