Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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202
Voge l.
Funfte Ordnung.
1. Das gewohnliche Hockerhuhn. (Crax Alector.) Fig. 1756.
Das gewohnliche Hockerhuhn bewohnt die Urtoalder
Sudamerika's kon dem sudlichen Wendekreise bis an die
Kfiste des Antillenmeeres und wird nur da feltener, wo
die langsam zunehmende Bevblkerung die Walder zu lichten
beginnt oder unaufhorliche Verfolgungen der Jager ihn
tierscheuchen. In den einsamen Forsten, welche der
Orinoko, Amazonas und andere grohe Strome durch-
schneiden, wo der Pstanzenwuchs eine in Europa bei-
spiellose Ueppigkeit entwickelt und getoissermaahen die
Ausbreitung des Menschengeschlechtes erschwert, da fin-
det jener Vogel seine eigentliche Heimath und tiertiielfaltigt
fich so sehr, datz er, wie schon Sonnini bemerkt, das nie
fehlende Erhaltungsmittel der Reisenden abgiebt, die
ohne Vorrathe, und aus Jagd und Fischfang tiertrauend,
die ungeheueren Einoden durchziehen. Ost sttzen 12 — 15
Hockerhuhner aus einem einzigen fruchtbeladenen Baume;
im Genufse des reichlichen Futters beachten sie nicht den
ohne besondere Vorficht Herbeieilenden Jager und lassen
fich nicht einmal durch den Knall des Schusses irren,
der einen oder zwei der Gefahrten herabwirft und in
solchen Gegenden, wo die Thiere den Menschen noch nicht
kennen , sogar zwei- und dreimal Hintereinander wieder-
holt werden kann. Naher an bewohnten Orten ver-
rathen jene schsne Hfihner grovere Scheu und entgehen
dem minder geubten Waldjager durch sruhzeitige Flucht.
Sie lassen Morgens und Abends ihren wie „Mitu"
klingenden Ruf horen, fliegen nur, um aus die Baume
zu gelangen, legen langere Wege ineist laufend zuruck,
liefern ein Fleisch, welches demjenigen des zahmen Trut-
hahns weit tiorzuziehen ist, werden leicht zahm und
finden fich im Jnneren des hollandischen und englischen
Guiana auf den meisten Pflanzungen. Obgleich sie im
wilden Zustande nur Beeren und saftige Steinfruchte
frefsen, so gewohnen sie fich in der Gesangenschaft den-
noch ohne Schwierigkeit an Brot, gequcllten Reis und
andere Korner. Gerade mit dieser Art hat man die
oben erwahnten Versuche der Einburgerung in Holland
vorgenommen. Das erwachsene Mannchen giebt an
Grohe dem Truthahn wenig nach, indeni es 2 Fuh
7 Zoll — 3 Fuh in der Lange miht; den reinweifien
Bauch ausgenommen, ist das Gefieder durchaus schwarz
mit grunlichcm Schiller; Wachshaut und Augengegend
find unbefiedert und hochgelb; der Kamm besteht aus
nach vorn gekrauselten, sammetartig glanzenden, nach
Willkfihr aufrichtbaren , drei Zoll langen Federn.
XXL Helmhuhll. (Urax.)
Gattungscharakter: Schnabel kurz, stark, zu-
sammengedruckt, hoher als breit; Oberkiefer gewolbt,
Kuppe desselben zu einem sie Stirn uberragenden Hor-
nigen Hocker tiergrohert; Nasenlocher an der Schnabel-
wurzel, zwischen sammetartigen Federn oersteckt; Kops
mit kurzen, straff anliegenden Federn bekleidet. Lause
lang. Flugel abgerundet , sechste Schwingfeder die
langste.
1. DaS Pauri-Helmhuhn. (Urax pauxi.) Kig. 1757.
Das charakteristische Kennzeichen der Helmhuhner
besteht in dem Hornigen Ansatze, welcher mit dem Ober-
schnabel fest tierbunden und keinesweges ein aus der
Haut entsprungener Hocker oder eines jener weichen,
warzenartigen Gebilde ist, die bei mehreren der schon
beschriebenen Huhnerarten eine zum Theil eben so an-
sehnliche Grohe erlangen. Der Schnabelansatz der
Pauris ragt hoher als die Stirn einpor, nimmt, je nach
der Species, eine etwas verschiedene Gestalt an, giebt
dem Drucke des Fingers nicht nach und erscheiut mit
einer trockenen, glanzenden, sehr lebhaft geffirbten und
Hornartigen Oberhaut bekleidet. In dem abgebildeten
Pauri ist er tion eisormiger Gestalt, ungemein Hart
und Hellblau und sticht sehr ab von dem korallenrothen
Schnabel. Das Gefieder ist im Ganzen schwarz, Hat
grunen Glanz, nur der Bauch und die Spitzen der
Steuerfedern find weitz; die Federn des Kopfes und
Halses liegen zwar an den unteren Enden dicht an, sind
aber mit den Spitzen etwas abgebogen und in den Bar-
ten leicht zerzasert und geben hierdurch den genannten
Theilen das Ansehen gerissenen SammetS. Die Ffihe
sind roth; die Grohe ist diejenige eines mittelgrohen
Truthahnes. Auch diese Art ist uber Sfidamerika weit
verbreitet und gleicht in ihrer Naturgeschichte dem nahe
tierwandten Hockerhuhne. Die Weibchen soll die Jun-
gen ausffihren wie eine Haushenne und durch ihr Bei-
spiel und sonstige Ermunterung ste endlich dahin brin-
gen, von ihren Flfigeln Gebrauch zu machen, um sich
auf die Baume zu schwingen. In der Menagerie eines
Herrn Ameshoff in Holland soll, nach Temminck's Be-
richte, der Pauri sich akklimatisirt und zahlreich fortge-
pstanzt haben.
XXIL Jakuhuhn. (Penelope.)
Gattungscharakter: Schnabel mittelgroh,
breiter als hoch; Oberkiefer gewolbt, an der Spitze
fibergebogen; Nasenlocher in der Mitte des Schnabels,
Halbgeschloffeu. Augengegend, Zfigel und mehrentheils
auch die Kehle nackt. Laufe bunn, langer als die Mittel-
zehe; Krallen gekrfimmt, zusammengedrfickt, spitzig. Flfi-
gel abgerundet. Ffinfte und sechste Schwingfeder die lfing-
sten. Zwolf Steuerfedern.
1. Das braune Zakuhuhn. (Penelope cristata.) Fig. 1758.
Die Jakuhfihner unterscheiden fich von den tiorher-
gehenden Gattungen wesentlich mittels einer nackten,
einen Theil des Gestchts fiberkleidenden, an der Kehle
bisweilen Falten bildenden oder doch ausdehnbaren
Haut, die bald graublau, bald rothlich braun, indessen
nie so lebhaft gefarbt noch so vollkommen kahl ist, wie
an tiielen fasanenartigen Hfihnern. Hinsichtlich der
Grohe stehen sie wenig unter den Pauris, tingen aber
ein einfacheres, meist in das Braune oder Grfinlich-
braune ziehende Kleid und haben langere Beine, sowie
schwacheren Schnabel. In Sitten gleichen sie jenen,
wohnen ebenfalls in Waldern, wenn auch mehr an den
Randern derselben, die sie bisweilen, jedoch nur des
Nachts tierluffen, um iu nahe gelegenen offenen Orten
oder tiielleicht sogar auf angebaueten Feldern ihre Nah-
tung zu snchen, die ebenfalls in fastigeren Steinfrfichten
oder in Beeren besteht. Die Jungen sollen indessen
tion ihren Mfittern mit Jnsecten geffittert werden und
nur nach Erlangung der Flugfertigkeit die animalische
Kost ganz aufgeben. Alle Jakuhfihner, selbst die klei-
neren und leicht gedaueten nicht ausgenommen, find
schlechte Fliegerund werden jedem mittelmahigen Schfitzen
und allen groheren Raubvogeln sogleich zur Beute, so-
bald es gelungen, sie aus dem Walde zu treiben, der
ihnen Verstecke bietet, um ungesehen sich niederzulassen
und im eiligsten Laufe Rettung zu suchen. Im Uebrigen
sind sie fast noch argloser als die Pauris und scheuen
in unbewohnten Gegenden selbst larmend herbeiziehende
Jagergesellschaften nicht. Seltener kommen sie paar-
weis, tiielmehr in Familien oder kleinen Volkern tior,
die aus 5 —9 Stfick bestehen und, wenn auch versprengt,
fich endlich wieder zusammenfinden. Hinsichtlich des
Nesterbaues auf Baumen gleichen sie den tiorhergehen-
den Gattungen. Sie legen 5 — 8 weihe, ungefleckte
Eier, die im Allgemeinen denjenigen des Haushuhnes
gleichen, indessen dickschaaliger sind. Ihre Stiinine ist
lant, jedoch nicht ganz so rauh, wie Manche glaubten
aus der Bildung der Luftrohre schliehen zu muffen, die
aus dem Brustbeine und den Brustmuskeln einen kurzen
Bogen beschreibt, ehe sie in die Brusthohle eindringt.
Der Rus andert ab nach den Arten, benn wahrend bie
brafilischen einen zweisylbigen (Dschaku) tion sich geben,
ber ihnen ihren Namen verschaffie, klingt er bei an-
beren wie „Apeti" ober bei einer in ben Urwalbern um
Bogoiå nicht seltenen wie „Aburri". Alle haben ein
eben so weihes als zartes unb schmackhastes Fleisch unb
erleiben baher tiiele Verfolgungen, ohne jeboch, unb
zwar nicht einmal in bewohnteren Gegenben, beshalb
sehr tiiel seltener zu roerben. Mit Ausnahme tion zwei
bis Merico verbreiteten Species sinb alle anbere in
Sfibamerika zu Haus, wo fie, zum Theil, an ben
Gebirgen ziemlich hoch unb zwar bis 9000 Fuh Hoch
emporsteigen. Wie bie Hockerhfihner trifft man auch
sie in ihrem Vaterlande sehr ost gezahmt an; sie tier-
tragen sich ganz gut mit bem ubrigen zahmen Geflfigel.
Nach Holland sind im vorigen Jahrhunderte zwei Arten
lebend t gebracht worden, welche sich dort sortgepslanzt
haben sollen. — DaS braune Jakuhuhn, welches
als Typus der Gattung an diesem Orte abgebildet wor-
den, bewohnt den nordlichen Theil tion Sfidamerika,
miht gegen 32 Zoll in der Lange, wovon allerdings die
kleinere Halste aus die Steuerfedern zu rechnen ist. Die
ganze Oberseite ist schmutzig dunkelbrann mit olitien-
grunent Schiller; auf der glanzlosen, braunen Unterfeite
stehen, besonders an der Brust, regelmahige weihe Schast-
flecke; aufdem Kopse erhebt sich ein ziemlich dichter Feder-
kanim, die Kehlsalte ist hochroth, alle andere midte Hant-
stellen des Kopfes sind unrein rothlich, die Ffihe roth.
Das Weibchen gleicht im Ganzen dem Mannchen, nur
ist es mehr rostfarben und ungefleckt.
XXIII. Parrnqiiahnhlt. (Ortalida.)
Gattungscharakter: Schnabel und Ffihe des
Jaknhuhns; Kopf und Hals ganz bestedert und nirgends
nackle Hautstellen.
1. Das gewohnliche Parraqnahuhn. (Ortalida momot.)
Fig. 1759.
In alteren Werken ist das Parraqnahuhn irrig zu
den Fasanen gestellt worden, mit welchen es kanut im
Aeuheren einige Aehnlichkeit Hat. Von den Jaknhfihnern
unterscheidet es sich wesentlich durch den Mangel nackter
Hautstellen, sonst tiielleicht noch durch einige sehr geringe
llmanderungen des Schnabels, deffen Firste etwas Hhher
und gewolbter ist, wahrend die etwas dickere Spitze sich
steiler fiberbiegt. Man kennt mehrere Arten, unter
welchen die abgebildete am srfihzeitigsten von Reise-
beschreibern erwahnt worden ist. Sie lebt in den ein-
samen Waldern von Brasilien , Guyana und Venezuela
und verdankt ihren Namen dem lauten und sehr ntih-
ibnenden Geschrei, welches zumal ves Abends und Mor-
gens tiernommen und von tierschiedenen Volkern mit
den Sylben Katakra, Hanneka, Parraqua u. s. w. ver-
glichen wird. Wahrend des Schreiens schwillt ein
schmaler, unbefiederter Streif aus, der zu beiden Seiten
den unteren Rand des llnterkiesers begleitet, im gewhhn-
lichen Zustande nicht bemerkbar ist unb aufgeblaht eine
rothe Farbung annimmt. Jene ungewohnliche Starke
unb Rauhheit ber Stimme erklart sich aus ber Bilbung
ber Luftrohre, die bei dem Mannchen auherhalb der Brust
bis zum Bauche Herabsteigt, ehe sie sich umbiegt, unt
weiterhin zu den Lungen zu gelangen. Humboldt sand
die Lange der gerade gelegten Luftrohre zu 15Vs Zoll,
ein auherordentlicher llmstand, wenn man erroagt, dah
der Vogel nur 20 Zoll miht und also einem Haushahne
an Grohe gleichkommt; am Weibchen ist die Luftrohre
kfirzer im Verhaltnisse von 5: 2 und bringt, fast ohne
auhere Windungen, geraben Weges in ben Brustkasten.
Zur Verstarkung ber Stimme bienen ferner zwei Hanlige
Sacke, bie, zu beiben Seiten mit bem Kehlkopfe in Ver-
binbung stehenb, an eine ahnliche, jeboch tiollkommnere
Vorrichtung erinnern, beren bei Befprechung ber Brfill-
affen unb Pferbe gebacht worben ist. Das Parragua-
huhit verlaht AbenbS bie Walder, um an offenen Orten
fein Futter zu fuchen, welches in Samereien, jungen
Pflanzentrieben unb, vielleicht auch, in weichen Wfirmern
unb Jnsectenlarven besteht. Wahrend der heihen Tages-
zeit verbirgt es fich im dichtesten Walde, halt fich ruhig
und entgeht dann selbst bem scharfen Auge ber suchenben
Jnbianer. Im tiefen Jnneren bes sfibamerikanischen
Festlandes begegnet man ihm nicht, sondern nur in den
derKfiste genaherten Waldungen ; in Effequebo, Cayenne,
Para und um Bahia iffesauherordentlich Haufig, obgleich
die Jfiger ihm des weihen und feinen Fleisches toegen sehr
nachstellen. Humboldt hat am Magdalenenfluffe Gesell-
schasten von 60 — 80 Stfick auf einem einzigen burren
Baume gezahlt. Hinsichtlich des Nesterbaues aufBaumen