Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Voge l.
Funfte Ordnung, (Kiihitervogel.)
soll schon ein halber englischer Scheffel (bushel) Colaer
Eier gefunben worden fein, welchen fotoohl die Einge-
botcnui alS die Kolonisten Neuhollanbs, ihres trefflichen
Geschmacks toegen, fehr nachstellen. Nach einigen Aus-
sagen begnfigen sich die Weibchen nicht mit der Unter-
bringung der Eier in den beschriebenen Haufen, sondern
fie entfernen von Zeit zu Zeit die oberen Laubschichten,
sei es, um der Luft Zutritt zu verschaffen, oder um den
ausgekommenen Jungen in den Befreiungsversuchen
beizustehen. Solche Haufen find fibrigens so groh, bah
Gould meinte, die Wegschaffung eines einzigen komite
leicht drei bis vier ztoeiraderige Karren erfordern; die
Weibchen mogen freilich die Herstellung derselben muh-
sam finden und benutzen fie mehrere Jahre, indem fie
zum Ersatze der untersten, vollig verfaulten Schichten
frische Blatter oben aufhausen. Den Jungen ertoeisen
fie ubrigens keine Ausmerksamkeit, weil diese so ent-
toickelt aus dem Eie kriechen, bah fie fast sogleich selbst-
ftånbig zu leben befahigt find. Die Eier sind so groh
toie diejenigen des Pelikans, haben eine Harte, toelhe
Schaale und ben beschriebenen zerreiblichen Ueberzug
von rostrothlicher Farbung. Mit ben Bruteorten muh
man ubrigens getoifse stache Gruben uicht vertoechseln,
toelche nicht fern von ben Eiermagazinen im Boben aus-
gehhhlt gefunben toerben unb burch bie Gewohnheit bieser
Vogel, sich im Stanbe zu baben, entstehen. An bem
Magen deodachtete Goulb sehr starte Muskeln; sein
Jnhalt destanb in Saamen, Beeren unb einigen Jnseeten.
Die Ruhe ober bie Dummheit, mit toelcher bie einmal
aus einen Ast entstohenen Talegallas ben Jager erwarten,
unb sich einzeln heradschiehen lafsen, macht ihre ber-
einstige Ausrottung sehr toahrscheinlich. Goulb ztvei-
selt ubrigens nicht, bah eS moglich sein tourbe, sie zu
zahmen unb burch sie bie Liste unseres Hausgeflugels
um einen werthvollen Vogel zu vermehren. — Das
Weibchen gleicht hinsichtlich ber Farbe fast vollkommen
bem Mannchen, ist aber um ben vierten Theil kleiner
unb hat toenigere unb kleinere Fleischklunkern.
XXVI. yeiyoa. (Leipoa.)
Gattungscharakter: Schnabel im Allgemeinen
toie bei Talegalla, allein schtoacher. Am Kopfe (Fig.
1763.) keine nackten Hautstellen, Stirn unb Oberkopf
mit verlangerten, einen Busch bilbenben Febern. Ffihe
sehr stark; Zehen gespalten, mit schmalem Hautsaum
eingefaht (Fig. 1763.).
1. Geffcckte Leipoa. (Leipoa ocellata.) Sig. 1764.
Die Leipoa ist kleiner, zierlicher unb leichter gebauet
als bie Talegalla, ber sie in Sitten sonst sehr ahnelt.
Auch sie dewohnt bas Jnnere von Neuhollanb, zumal
bie bort nur zu Haufigen sanbigen unb bem Menschen
unbewohnbaren Ebenen, bie toahrenb eines grohen
Theiles bes Jahres edenso Masser als Pstanzentouchs
entbehren. Grey fanb sie um Gantheaume-Bay, An-
bere begegneten ihr um Konig Georgs - Sunb, unb in
Westaustralien mag sie Haufig sein. Aus bem Berichte
intelligenter Ureintoohner, toelche minbestens genauc
Beobachter ber Thiertoelt sinb, entnahmen Armstrong,
Moore unb Gilbert, Mamier, melchen man manche
wichtige Ausklarung uber bie Naturgeschichte Neuhol-
lanbs verbankt, bah bie Leipoa sich nur an bem Boben
aushalt, dlos burch anhaltenbe Verfolgung bahin ge-
dracht werben kann, aus Baumen Zuflucht zu suchen,
unb in auherster Angst ben Kops unter einer Scholle
ober Wurzel versteckt, sich bann fur gut verborgen Halt
unb leicht mit ben Hanben ergriffen toirb. Das Futter
besteht in Saamen unb Beeren; bie Stinime klingt trau-
rig, aber noch bumpfer unb noch mehr aus bem Jnneren
herauS, als bei ben Tauben. Beibe Geschlechter be-
theiligen sich bei Erbauung bes Brfiteortes; sie beginnen
bamit, ben Sanb viele Fuhe iut Umkreise aufznscharren
unb nach bem Mittelpunkte zu toerfen, unb fahren fort,
benfelben zu einem ringformigen , brei Fuh hohen Walle
aufzuthfirmen. In ben inneren leeren Naum bringen
sie adtoechselnbe Schichten ben Gras, troefenent Baum-
laude unb ahnlichen Stoffen. Auf ber obersten finben
ohngefahr 12 Eier ihren Platz. Sinb biese mit ferneren
Blatterlagen fiberbeckt, so toirb auch ber Hochste Theil
bes Baues mit Sanb bergestalt fiberfchfittet, bah bas
Ganze bas Ansehen eines getovhnlichen Ameisenhausens
erlangt. Die Dichtigkeit ber Schichten unb ber Decke
ist so groh, bah bie am Tage eingesogene Sonnenhitze
auch bes Nachts nicht enttoeicht unb bas Jnnere solcher
Brfitestellen allezeit toarm gesunben toirb. Die iveihen,
rothlich angeflogenen Eier liegen streng shmmetrifch
neden einanber; toie lange Zeit sie aber jener elemen-
tåren Brfitung ausgefetzt bleiben mfissen, ist noch unbe-
kannt. Werben fie geraubt, so ersetzt fie bas Weibchen
ein Mal, bistoeilen sogar ztoei Mal, eine ben Urein-
wohnern genau bekannte unb fleihig benutzte Thatsache.
Wo viele loSgerissene Febern ben Sanbhausen untgeben,
bars man mit Recht aus eine ansehnliche Zahl von Eiern
rechnen. Ameisen nehmen nicht felten von biesen Haufen
Besitz unb mogen bazu deitragen, bah ber unterste Theil
bes Inneren toie mit verhartetem Kfitt erffillt erfcheint,
toelcher bie Eier an bem einen Enbe so fest einfchlieht,
bah sie kaum unzerdrochen Herausgenommen toerben
konneii. Grey fanb (1839) an ber Norbtoestkfiste von
Neuhollanb einen jener Baue, ber sogar Baumaste ent-
Hielt, bei 3 Fuh senkrechter Hohe minbestens 9 Fuh im
Durchmeffer Hatte unb von anberen viel fidertroffen
toarb, bie man nicht genau gemeffen unb aus trockenen,
sanbigen Ebenen bemerkt Hatte, too ber Boben fast nur
mit einem zwergartigen, aber Holzigen Bufche, aus ber
Gattung Leptospermum, so bicht fiberzogen toar, bah
man auherhalb ber betretenen Psabe nur mit auherster
Schtoierigkeit vorzubringen vermochte. Die englischen
Colonisten nennen bie Leipoa inlanbischen Fasan, bie
Ureintoohner Ngau ober Ngau-uh. Ihre Farbung
ist nicht ausfallenb; Hals unb Schultern sinb bnnkel-
afchgrau, bie mit lanzettsormigen Febern bekleibete
Brust unb Vorberhals fchwarz mit weihen Schaft-
strichen, Rficken unb Flfigel graulichtoeih, braun unb
schtoarz gedanbert, bie einzelnen Febern an ber Spitze
mit Augenstecken versehen, bie Seiten schtoarz guerge-
streist, bie Steuersebern fchtoarzdraun, an ben Spitzen
mit dreitem lebergelben Enbsteck, bie Ffihe braun; bie
Unterseite ist blah lebergeld, ber Schnabel schtoarz.
XXVII. Flltzhlihil. (Megapodius.)
Gattungscharakter: Schnabel schmach, gerab,
bemjenigen bes Haushuhnes ahnlich; Oberkieser leicht
gewolbt, mit fibergreisenber, toenig gekrfimmter Spitze;
Nasenlocher oval, offen; Augenkreise befiebert; Kops
mit starker Feberhaube (Fig. 1765.). Ffihe sehr stark;
auhere Zehen burch schmale Binbehaut vereint; Krallen
sehr groh, breit, stumps. Flfigel mittelgroh, getoolbt,
abgerunbet; britte unb vierte Schtoingseber bie langsten.
Schwanz kurz, keilsormig, ztoolsfeberig.
1. Duperreh'S Fuphuhn. (Megapodius Duperreyi.) Fig. 1766. 1767.
Die Fuhhfihner breiten sich fiber einen groheren geo-
graphischen Bezirk aus, als bie vorhergehenben Gat-
tungen. Man finbet Arten von ihnen aus ben Philip-
pinen, too fie Tavon heihen, aus Neuhollanb, aus ben
Molukken unb Neuguinea. In ber letzteren Jnsel lebt
bie Species, toelche Leffon unb Garnot zum Anbenken
Duperrey's denanilten, toelcher bas Schiff Coguille,
toahrenb einer sehr bekannt getoorbenen Erbumsegelung,
eommanbirte. Sie ist eine ber kleinsten, inbem fie bem
Redhuhn an Hohe kaum gleichkommt, bessen Sitten
sie in mehreren Beziehungen besttzt, fliegt ungern, laust
schnell am Boben hin, duckt sich nieber, um Gesahren zu
entgehen, ist scheu unb, toie es scheint, nicht haufig in
ihrem eigenen Vaterlanbe. Hals, Brust unb Bauch
sinb schiesergrau, ber Feberkamm bes Kopses, ber Rficken
unb bie Flfigel rostroth, Schnabel unb Ffihe rothlich-
toeih; bie Steihgegenb ist bunkelroth. Den jungen
Vogel (Fig. 1767.) erhielt Leffon aus ber unter bem
Aeguator gelegenen Jnsel Guebe unb verkannte ihn fo
vollkommen, bah er ihn fogar zum Reprasentanten einer
uenen Gattung (Alecthelia) erhob. Man Hat biesen
ettvas starken Jrrthum zeitig entbeckt.
2. DaS kammtragende Fuphuhn. (Megapodius Tumulus.)
Fig. 1765. 1768.
Wahrenb bie Umstanbe ben franzofischen Erbumseg-
lern nicht gestatteten, mehr als einige sehr bfirstige Be-
merkungen fiber bie von ihnen entbeckten Fuhhfihner zu
machen, faininelten Englanber unb unter ihnen vor
Allen ber unternehmenbe, aber unglfickliche Gilbert in
Neuhollanb Nachrichten, toelchebie Naturgeschichte jener
Vogel sehr ausklaren. Kaum toar bieser Reifenbe in
Port Effington an ber Norbostkfiste NeuhollanbS ge-
lanbet, als zahlreiche unb grohe Erbhausen von mehr
ober minber ringsormiger Gestalt feine Ausmerksamkeit
auf sich zogen. Befragte Anfiebler erklarten biefelben
ffir Grabhfigel ber Ureintoohner, biese aber toiesen solche
Deutung zurfick unb belehrten ben Naturforscher, bah
jene grohen Baue eben nur bas Werk eines Vogels seien,
ben sie Urugurgah, bie Colonisten Hingegen bas Busch-
huhn (Jungle -foto!) nannten. Obgleich Gilbert auf
frfiheren Erpebitionen bie Leipoa unb ihre Fortpflan-
zung kennen gelernt, so fchien ihm bie Erzahlung boch
befonbere Prfifung zu erheischen. In Begleitung eines
Ureintoohners, bessen ettoas hohere Verstanbigkeit er in
Erfahrung gebracht hatte, begab er sich um Mitte No-
vembers nachKnockers-Bah, einer int Verhaltniffe noch
fehr toenig gekannten Gegenb bes grohen Wasferbeckens
von Port Efsington, too, ber allgemeinen Verstcherung
zu Folge, jene Vogel befonbers zahlreich vorkommen
sollten. Fast unmitteldar neben bem Lanbungsplatze,
unb von Bfischen unb Baumen bicht umgeben, stieh
Gilbert auf einen kegelsormigen Hfigel von 5 Fuh Hohe
unb 20 Fuh Umfang am unteren Enbe, ber, aus Sanb,
zerbrochenen Mufcheln unb ettoas fchtoarzer Erbe zu-
sammengefetzt, ein paar Fuh oberhalb ber Fluthlinie
stanb. Auf ber Spitze besselben fanb er einen toahr-
scheinlich vor toenigen Tagen ausgekrochenen, nuf trok-
kenem Baumlaube liegenben jungen Vogel, ben er forg-
faltig in einen angemefsenen Kasten unterbrachte, ver
sich aber ungemein ivilb ertoies unb am britten Tage
ber Gefangenfchaft entkam. Wahrenb ber kurzen Zeit
ber Einfperrung befchaftigte er sich mit unablafsigem
Zufammenscharren beS in bem Kasten definblichen San-
bes unb toarf benfelben, mittels bes einen Fuhes unb
auherorbentlich kraftiger Betoegungen, Hinter sich , ohite
feine itbrtge Stellung zu veranbern. Des Nachts ver-
Hinberte er burch feineit Larm ben Reifenben am Schlafen.
Im nachsten Februar begab sich Gilbert nochmals nach
bemfelben Orte , fanb anbere noch toeit grohere Nesthfigel
unb toar Zeuge, toie Eingeborene aus einem berfelben,
unb ztoar aus einer Tiefe von fechs Fuh, Eier Herauf-
Holten. Aus genauen Unterfuchungen ergab sich, bah
bie Weibchen in bem fertigen Hfigel fur bie Eier Gange
ausgraben, toelche, in ber Regel fenkrecht, felten vom
Mittelpunkte aus fchief nach unten finken unb nur mit
feinent Sanbe leicht ausgeffillt roerben, nachbetn fie ein
Ei aufgenontnten haben. Die Oberslache toirb ztoar
gut geebnet, inbeffen entbecken bie Ureintoohner leicht
bie verfchfitteten Gange, inbent eitt sonbirenber Stab in
fie einbringt, toahrenb anbere Theile bes Baues zu Hart
finb unb Wiberstanb leisten. Ungleich mfihsamer ist
eS, bie Eier aus ber Tiefe Herauszuforbem, benn bis-
toeilen toenbet fich ber Gang auf einmal rechtivincklig,
ober er toirb burch ein guerliegenbeS Holzstfick gefperrt.
Schon in ber grohen Tiefe berfelben besteht ein bebett-
tenbes Hinbernih, benn toenn auch bie Spitze bes Hit-
gels balb abgetragen toerben kantt, so muh ber bie Eier
fuchenbe Eingeborene, toenn er tiefer eingebrungen, in
unbeguemster Lage feltten Arut In ben Gattg verfenken
unb bis zum unterste,t Enbe mit ber Hanb zu gelangen
fuchen. In einem Falle gaben Gilbert's Begleiter aus
Ermfibunz bas Nachfnchen auf unb konnten nitr bttrch
Versprechen boppelter Belohnung bahin gebracht toerben,
nach brei mihluttgenen Verfuchen einen vierten, glfick-