Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Vø ø c 1.
Einleitung.
das Huhnchen wie in Fig. 1171. 1172. Seinen Dnrchbrnch
aus dem Eie (Jig. 1173. 1174.) vermitteltnichtbie Mutter,
wie man gewohnlich nteint, sondern jenes befreiet sich
selbst dadnrch, bast es mit zwei Harlen, spater verschwin-
denden Erhohnngen des Oberschnabels die Schaale anf-
pickt. — Die Schaale der Vogeleier ist zwar sprod und
eben, gestattet aber der Luft dnrch unendlich viele und
sehr feine Oeffnnngen den Zugang. Aeusterlich zeigen
die Eier eine nicht unbebentenbe Menge von Verschieben-
Heiten. Hinstchtlich der Groste stellen diejenigen des
Straust und Colibri die Ertreme dar. Der Gestalt nach
sind ste kuglich bei Sittichen, Falken, Eisvogeln, Eulen,
kegelformig bei Schnepfenvogeln. Zwischen diesen Ge-
gensatzen der gebrnngeiten und gestreckten Form liegen
so viele Uebergange, bast es nicht schwer halt, in einer
irgend ansehnlicheren Eiersammlung die geringsten itach-
zuweisen. Als mistgebilbet muffen die in der Mitte ein-
geschnurten sogenannten Doppeleier gelten, die gewsthn-
lich zwei Dotler enthalten und stchtbar durch Verschmel-
znng der Kalkschaale von zwei tin Eileiter sich brangen-
den Eiern entstanden sind. Die Farbung geht vom
reinsten Porzellanweist (Specht und Eisvogel) durch
alle Abstufungen in das Grunliche, Gelbliche, Rothliche,
Braunliche und sogar in das Violette und ist theils
einfach, theils gewolkt, gefleckt, gesprenkell und punktirt
mit lieseren Tinten. Durch besondere Buntheit ausge-
zeichnet sind die Eier mancher Wadevogel, wie des Kie-
bitz und der Schnepfen. Fur die wiffenschaftliche Orni-
thologie haben ubrigens die Eier nur beschrankte Wich-
tigkeit, insofern auf sie mindestens ein System nicht zu
begrunden sein wird und, soviel bis jetzt bekamit ist, der
phystologische Eittwickelungsprocest bei allen Vogeln sich
gleicht. Wie alt die Liebhaberei des Eiersammelns sei,
beweist ein schon 1737 vom Grafen Ginanni in Venedig
Herausgegebenes Werk, welches freilich durch die weit
schoneren und itatitrgetreueren, indessen auch kostspieli-
geren Abbildungen unserer Zeit vollstanbig in Vergessen-
heit gerathen ist.
Der Fortpsianzungstrieb veranlapt bei Vogeln Ent-
wickelung eines an das Wunderbare granzenden Kunst-
triebes und einer vorsorglichen Thatigkeit, die bei kei-
ner anderen Thierelasse mit gleich beutlichen Darlegun-
geit von Jntelligenz verbunden austritt. Haben sich
die Geschlechter entweder in polygamischem Verhaltnisse
(Huhnervogel, Laufvogel, die meisten Schwimmvhgel),
oder im monogamischen (Raubvogel, Singvogel, Raben,
Wadvogel u. s. w.) zusammengesunden, so werden
Nester gebauet und von vielen eine Art von Hausstand
errichtet. An diesen Muhen betheiligt sich das Mannchen
der monogamischen Arten mit Ernst und Ansdauer, nicht
aber das in Polygamie lebende, welches Hochstens die
Heranwachsenveit Jungen vertheidigt und durch Grotze,
Starke und Muth gemeinlich zu dieser Rolle befahigt er-
scheint. Die sich selbst uberlassenen Weibchen sind darum
nicht weniger unermublich und sucheit bisweilen durch
Anlegung ganzer Colonieen von Restern dem Bedurf-
nisse der Sicherheit oder der Geselligkeit zu genugen und
sich fur die Theilnahmlosigkeit des Mannchens ztt ent-
schabigen. So Hangen gewisse amerikanische Pirole ihre
atefter zu Hunderten neben einander an derselben Baum-
krone auf, und ein Fink des Cafferlandes, dessen Bau-
kunst Patterson vielleicht etwas ubertrieden has, setzt zum
Schutze solcher Colonieen ein gemeinsames, alle Rester
schutzenbes Dach zusammen. Der Ort des Restes ist
nicht gleichgultig; jede Galtung solgt bei der Wahl
einem unveranderlichen Jnstincte; Huhnervogel, See-
schwalben und viele Schwimmvogel begnugen sich mit
flachen, kaum ausgefutterten Gruben der Erboberstache;
gewisse amerikanische Eulen, Eisvogel, Bienenfresser,
Uferschwalben u. s. w. beziehen sogar unlerirdische Hoh-
len, die sie aber nicht selbst herstellen, sondern nur in
Besitz nehmen, wenn sie dieselben von den eigentlichen
Bewohnern, grabenden Saugelhieren, verlaffeit oder
durch Zufall entstanden antreffen. Die meisten Hocker
banen in Buschen oder auf Baunten, Spechte und Pa-
pageien in hohlen Slammen oder in den Lochern hoher
Felswanve. Schwimmvogel ziehen die Rahe des Wasfers
vor, bleiben am niedrigen llker oder banen gar zwischen
Schilf und anderen Pstanzen, ohite das Eindringen von
Masser in das unkunstliche Rest besonders zu surchlen.
Manche Seevogel, namentlich Eiberganse, Larventaucher
und Alken, nisten auf den schroffsten und hochsten, jedoch
im Meere selbst gelegenen Klippen. Als Ausnahme
mug es angesehen werden, wenn mehrere auslandische
Enten, nitter den einheimischen die Schellente, autzerbem
der Sagetaucher, auf Baumen banen oder wohl gar,
wenn sie Hhufig gestort luerben, von verlaffenen Krahen-
nestern Besitz nehmen. Form, Bauarl und Bestandtheile
sind fo mannichfaltig, bast eine gedrangte llebersicht der-
selben zu geben zu den Unmoglichkeiten gehort. Die
zwischen ihnen und der physiologischen Rothwendigkeit
stattfindenden Beziehungen nachweisen zu wollen, Hat
meist etwas Gewagtes, denn nur zu leicht gerath man
auf teleologische Dentungen, die dnrch andere naturliche
Erscheinungen alsbald widerlegt werden. Bentelmeisen,
gewisse Pirole und Staare (Trupiale) hangen atlerdings
ihre Rester so auf, dah selbst die Baumschlangeit der
Tropenlander bie Jungen nicht gefahrben konnen, allein
Hunbert verwandte Arten haben biesen Jnstinct nicht er-
Halten unb wurben sonach als von ber Natur sehr stief-
mutterlich behanbelt erscheinen, wollte man sener Bau-
kunst bie gewohnlichen Motiven unterlegen. Sicher ist
es inbessen, bast bie Festigkeit,Dichtigkeit unb innere Ein-
richtung jebes Restes dem Grade der Brutwarme ent-
spricht, dessen die Eier und Jungen zur gedeihlichen Ent-
wiekelung beburfen, daher der Nnterschied zwischen dem
mit singerdicken, filzartigen Manden verseheuen Reste
der frostigen und sehr kleinen Beutelmeise unb bem
lockeren, halb schwimmenbeii Bane vieler Suittpf- und
Wasservogel, die gegen niedrige Temperaturen geringere
und gegen Feuchtigkeit gar feine Empsindlichkeit besitzen.
Dast der Jnstinet der Organisation gelegentlich zur Hilfe
komme, beweist der Flamingo, welcher das dem Bruten
entgegenstehende Hindernist ungentein langer Beine be-
seitigt, indem er einen konischen, obeit ausgehohlten Erb-
Haufen auffuhrt und die auf seiner Spitze liegenden Eier
gleichsam reitend bebrutet. Fast alle Arten von Psian-
zenstoffen, Lehin, Erde und sogar thierische Substanzen
werden zu Restern verarbeitet. Unter diesen sind die
einfachsten diejenigen der Raub- und Schwimmvogel, die
sich begnugen, einige Aeste oder abgestorbene Pstanzen-
stengel roh aufzuschichten. Mit groher Sorgfalt verfast-
ren bei Auswahl der Baumaterialien bie meisten Sing-
vogel; einige verwenben sogar anbere Stoffe sur bie
Wanbungen als fur bie autzerste Bekleibung unb ver-
binben biese mit ftaunensweriher Kitiist zu eiitent sehr
festen Ganzen. Die sogenannten Schneibervogel ver-
stehen sogar mittels Psiaitzenfasern nahe stehenbe Blatter
gleichsam burch eine Rath zu vereinigen, unb gewisse
Meisen versiechten sowohl in Europa als auch am Cap
ber guten Hoffnung bie Saamenwolle korbbluthiger Ge-
wachse zu einem unzertrennlichen Filze. Zweifelhaft
bleibt noch immer ber llrsprung bes ber Hausenblase
ahnlichen Stoffes, aus welchem bie in Subasien Hochge-
schatzten estbaren Rester mehrerer inbischen Schwalben-
arten zusammengesetzt sind.
In das fertige Rest werden, je nach den Arten in
wechselnder Zahl, die Eier gelegt. Groste Schwimmvo-
gel, z. B. Pelikane, legen ein einziges, Hocker, die ihre
Jungen im Reste grostfuttern, 4—6, Megen sogar bis
18 Eier. Die Brutung zeitigt durch llebertragung der
Blutwhrme des mutterlichen Korpers den Keiin im Eie.
Zu diesem Zwecke nimint in jetter Zeit nicht allein die
naturliche Warme des brutenden Vogels zu, sondern es
fallen dann an dem Bauche vieler dichtbefiedertenSeevogel
die Federn ans, wodurch symmetrische kahle Stellen, bie
sogenannten Bruteflecke, entstehen. Dem Geschafte der
Brutung unterziehen sich in der Regel allein bie Weib-
chen, inbessen theilen monogamische Mannchen biswei-
len biese Muhen oder tragen jenen doch das Futter zu.
Die letztere Theilnahme wird bei einigen 9(rten zur
Rothwendigkeit, indem sie dem Bruten mit so vieler Lei-
denschaft ergeben sind, dah sie das Fressen vergessén und,
wie erzahlt wird, ihren Eiern sogar in die Gefaitgen-
schaft folgen. Die Daner der Brutung scheint mit ber
Groste bes Vogels unb ber Geschlossenheit unb Warme
seines Restes in Verbinbung zu stehen; baher bruten
kleine Singvogel 14—17 Tage, Planen 30 —31 Tage.
Die Zeit bes Nesterbaues ober vielmehr ber Fortpstan-
zung richtet sich nach ber Jahreszeit. Im Norben fallt
sie ans bas Fruhjahr, ausgenommen ben im tiefen Win-
ter brutenben Kreuzschnabel; in tropischen Lanbern wast-
len bie Vogel meistens bie trockene Jahreszeit. Die Pe-
riove ber Fortpstanzung ist fur bie Vogel nicht nur
biejenige ber grohten Thatigkeit, sonbern auch einer all-
gemeinen unb tieren Erregung, bie sich burch innere unb
austere Zeichen kunbgiebt. Zu biesen gehort bie llm-
kehrung mancher sonst vorherrschenben Sitte, bas Ge-
selligwerben, bie Hitzigen Kampfe ber Mannchen, ber
eigenthumliche Gesang vieler ober bie rauhen Tone an-
berer unb zuinal bie periobische Umanberung bes Gefie-
bers in Farbe unb anberen Beziehungen. Die sener Zeit
vorausgehenbe Mauser verleiht bem reisen Mannchen
biel.r Arten eine lebhaftere, bisweilen ganz verschiebene
Farbung unb hierburch bas sogenannte Hochzeitkleib,
anbere Male Feberbusche, Feberkragen, Hautlappen am
Kopfe ober ahitliche Zierrathen, bie spaterhin sammtlich
wieber verschwinben unb einer unscheinbareren Austen-
seite weichen muffen.
In ber Pstege unb Erziehung ber ausgekommenen
Jungen laffen sich Abstufungen nachweisen, bie mit ber
Hilflosigkeit sener im Verhaltnisse stehen. Alle Nestvogel
beburfen ber mutterlichen Vorsorge, inbeitt sie nnbefiebert
unb frostig sinb, unb wurben, ganz abgesehen vom Nah-
ruiigsmangel, schon burch Entziehung ber frentben
Warme untergehen; vorzuglich beburfen folche ber Hilfe,
bie, wie Raubvogel, Raben, Spechte, Tanken unb viele
Singvogel, bie ersten 6 — 9 Tage ihres Lebens burch
Zusammenkleben ber Augenliber blinb sinb. Die mit
offenen Augen auskriechenben Suntpf- unb Wasservogel
konnen Anfangs bas Licht nicht ertragen. Vollig auf
ben mutterlichen Beistanb angewiesen bleiben alle Nest-
vstgel bis zum Fluggewerben, b. H. bis zur vollstanbigen
Entwickelung ber Feberit, bie, gewohnlich in ber vierten
bis funften Woche vollenbet, noch lange nicht Hinreicht
zur Verleihung ber Selbststanbigkeit, bie erst baitit ein-
treten kanit, wenn ber Vogel von seinen Flugeln unb
Fusten vollig freien Gebrauch zu macheit vermag. Huh-
nervogel laufen nach bem Auskriechen, sobalb sie abge-
trocknet sinb, lernen aber unter brei Monaten nicht flie-
gen; bas ungleich leichtere Schwimmen gelingt Hingegen
jungen Wasfervogeln schon in ben ersten Tagen. Auch
in ber Futterung gewahrt man ben Einftuh bes ntotto-
gamischeit ober entgegengesetzten Verhaltniffes, benn bei
ben int ersteren Zustanbe lebenben Vogeln nininit bas
Mannchen an jeitent Geschafte Theil, im anbern Falle
begnugt es sich bamit, etwa bas Weibchen auf gefunbe-
nes Futter aufinerksam zu machen, ober bekummert sich
gar nicht um bie Ernahrung ber Nachkommen. Bei
jungen schwimmenben Vogeln hort aus naturlichen
Grunben bie Vorsorge weit fruher auf als bei solchen,
bie ihre Reife int Neste abwarten muffen. Der Saugung
zu vergleichen ist bie bei Kornerfreffern unb Aasvogeln
gewohnliche Futterung mit ben im Kropfe zubereiteten
ober verbaueten Stoffen. Verntag ber Nachkommling
einiital von seinen Gliebern Gebrauch zu machen, so
lehrt ihn bie Mutter bas Aufsuchen bes Futters, indem
sie mit ihm ausgehi oder ausfliegt, ihn hierburch an
Ilebung seiner Krafte grabweis gewshnt und durch
Unterricht zur Entwickelung seines Jnstinctes beitragt.
Am Langstelt soll diese Erziehung bei Raubvogeln
bauern, lueil sie bas Beibringen von Jagdkunsten unb