Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Voge l.
Siebente Vrdnung.
Verttteidet alle hohe und trockene ©egenben und finbet
ihre eigentliche Heimath in den grosien, Haufig uber-
schwemmten Savanen und am User der machtigen Strome
jener Lander. Auf einem uber das Wafser Hinaushan-
genden Zroeize sitzend, belauert sie ruhig alle Bewe-
gungen der arglosen Fische und sturzt stch fast in der
Art und mit der Schnelligkeit des Eisvogels auf sie
herab, sobald sie der Oberflache nahe kommen. Der
lateinische Name deutet auf den ehedem Herrschenden
Glanben, dah die Kahiischnabel von Krabben und Kreb-
sen sich nahrten; noch 1815 Hat Leach versichert, dah sie,
mit solcher Jagd beschaftigt, an den Meereskusten Hin-
und herstreiften. Gerade dort durften sie wohl kaum
gesehen werden, sondern vielmehr nur an den Ufern
susier Gewasser, die indessen von Krabben nicht bewohnt
werden. Sie scheinen traurige, die Einsamkeit liebende
Vogel zu sein, gehen wenig umher, beobachteu dabei
die Haltung der Reiher, schweigen am Tage, lassen des
Nachts dafur einen Ton horen, der so laut drohnt Wie
jener der Rohrdommel, verrathen wenig Scheu vor dem
Menschen, strauben aus Zorn die Federn des Halses
und Kopfes und klappern mit dem Schnabel. Vor
einigen Jahren eristirte in einer londoner Menagerie
(Ereter -change) ein lebendes Jndividuum, welches in
traurigem Wesen, Bewegungslosigkeit und Hinbruten
ganz an das Benehmen gefangener Reiher erinnerte und
mit Fischen gefuttert Ward. Die Grshe ist etwa die-
jenige einer gemeinen Ente, die Lange betragt 20 Zoll;
daS Gefieder ist obenher blaulich aschgrau, etwas dunkler
an den Seiten, auf dem Rucken und am Bauche rost-
braun, auf dem Vorderkopfe und dem mit langen,
schmalen Federn bekleideten Halse Hellgrau, am Hititer-
Haupte und Nacken schwarz. Vom Hinterkopfe des
Mannchens hangt bis auf den Rucken ein Busch sehr
schon gebildeter, schmaler, sammetartig glanzender, kohl-
schwarzer Federn herab. Beide Schnabelhålften sind
schwarz, gelb an den scharfen, genan auf einander Pafsen-
den Randern; die Fusie braun, die Schwanzfedern weisi.
Dritte Gruppe.
Storch c.
Der wesentlichste Charakter zur Unterscheidung der
Storche besteht in den sehr hohen, schlanken und ober-
halb des Fersengelenks weit hinauf nackten Beinen, den
mittellangen oder auch kurzen, allezeit ganz gehesteten
Zehen, von welchen die hintere schwacher als die vordere
ist und austritt, und in den kleinen und stumpfen Kral-
len. Der Schnabel giebt zum Erkennen der Gruppe
keinen ausreichenden Anhalt, indem er den mannich-
fachsten Abanderungen in der Form unterliegt, bald
gerad, bald gekrummt, hier zusammengedruckt, dort
verbreitert, scharfkantig oder abgerundet ist, ja sogar
zum dunnen, loffelartig platten Gebilde wird. Alle
hierher gehorende Vogel sind wenigstens von Mittel-
grosie, viele sogar die grositen der ganzen Ordnung;
auch zetchnen sich einzelne durch eiue sonst unter den
Wadvsgeln gerade nicht gewohnliche Lebhaftigkeit der
Farbnng auS. Verbreitet sind sie uber die ganze Erde,
ohne Unterschied fleischfressend und daher auch von rau-
berischen Gewohnheiten.
V. Storch. (Ciconia.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, gerade,
stark, verlangert, kegelformig, spitzig; Oberkiefer mit
schwachhervortrelender Firste, ungefurcht; Nasenlocher
an der Schnabelwurzel, seitlich, klein, spaltformig
(Fig. 1836.). Gestcht, Kopf oder Hals bisweilen un-
besiedert. Beine lang, stark; Laufe netzartig gegittert;
Zehen durch kurze Spannhaut verbunden; Hinterzehe
anftretend; Kralle der Mittelzehe nicht eingeschnitten.
Flugel mittelgrosi; dritte bis funfte Schwingfeder die
langsten.
1. Der totime Storch. (Ciconia alba.) Fig. 1837. 1838. 1839.
Der Verbreitungsbezirk des weltbekannten, gemeinen
weitzen Storches ist ein ausierordentlich groher, denn
er umfasit fast den ganzen Raum der drei ostlichen
Welttheile. Der Storch ist einer der rustigsten Wan-
derer der ganzen Classe der Vogel, zieht hin und Her
zwischen Sudschweden und dem aequatorialen Afrika,
wird ini Westen bis Sevilla, iui Osten fast bis China
angetrosfen, uberall gern gesehen, vielleicht sogar mit
aberglaubischer Achtung begruht und geschont. In
Deutschland erscheint der Storch itu Februar und Marz,
bindet sich aber weniger als andere Zugvogel an eine
innerhalb einiger Wochen liegenden Periode, sondern
richtet sich nach der Witterung oder den von der
Meereshohe bedingten klimatischen Verhaltnissen seines
sommerlichen Wohnortes. Schon gegen Ende Juli be-
ginnt er wieder davonzuziehen, scheint aber nicht sehr
eilig zu reisen und unterwegs an pafsenden Orten ge-
legentlich einige Tage zu verweilen. Ueberall ist das
Ziel der Wanderung der milde Suden, denn Storche
sind gegen Kalte, mindestens iin Herbste, sehr enipsind-
lich, obgleich es nicht an Beispielen von einzelnen fehlt,
welche, durch Verwundungen oder andere Zufalligkeiten
gehindert, zuruckblieben und unsern rauhen Winter
glucklich uberstanden. Selbst in Sudeuropa uberwin-
tern nur toenige und dann nur in Andalusien und Sici-
lien, die Mehrzahl sindet ihre Quartiere in Afrika
von Aeghpten bis zum Aeguator und int toarmeren
Asien. Wahrscheinlich ziehen auch sie in groheren Ge-
sellschaften, die erst nach Kreuzung des Mittelmeeres zu
Paaren sich auflosen; Belon, toelcher vor 300 Jahren
Abyssinien bereiste, Hat dieses bereits beobachtet, und
Shato sah, bei seinem Besuche des Berges Carmel, auS
Aeghpten nach Asien toandernde Stsrche, toelche Zuge
von einer halben englischen Meile in der Breite und
mehrstundiger Lange bildeteit. In Deutschland Hat
man nie so getoaltige Gesellschaften gesehen; die Storch-
paare kommen einzeln und nnverhofft an und legen den
Weg wahrscheinlich in solcher Hohe zuruck, dah ste un-
entdeckt bleiben. Sie enthalten sich des Gerausches,
welches Kranniche, Wildganse u. s. to. machen, und ver-
rathen sich nur bisweilen durch lautes Klappern mit
dem Schnabel, wenn ihnen etwas Ungewhhnliches auf-
stoht oderSchrecken sie ergreift. In gebirgigen Gegenden
bleiben sie sehr selten oder vielleicht niemals freitoillig
zuruck, lieben aber sehr ausgedehnte, wasserreiche und
von Sumpsen unterbrochene Ebenen. Daher sieht man
sie in Holland, Ostfriesland und Niedersachsen in weit
groheren Mengen als in irgend einer anderen Gegend
von Europa, selbst Ungarn nicht ausgenommen. In
dem sorgfaltig angebaueten England, wo, sotoeit es
irgend moglich, alle Moraste trocken gelegt und der Laus
selbst der kleineren Gewasser geregelt ist, kennt man sie
im wilden Zustande gar nicht und weih seit langer Zeit
kein Beispiel, dah auch nur ein Einzelner sich dorthin
verflogen hatte. Da ste in Nordeuropa uberall ge-
schutzt oder doch nicht aus blosem Muthwillen verfolgt
werden, so haben ste das vollste Zutrauen zu dem Men-
schen erlangt, nåljern sich nicht nur ungescheuet den
Wohnungen desselben, sondern nisten auch durch viele
Generationen hindurch auf der Feueresse oder dem Haus-
giebel, toelche man durch aufgesetzte Wagenrader oder
durch angebrachte Gestelle fur sie zurecht gemacht Hat.
Die vielen Paare, welchen solche Aufmerksamkeit nicht
erwiesen wird, und diedaher aufden Gipfeln hoher Wald-
baume ihre Haushaltung einrichten, theilen, so lange
sie stch nicht fern von ihren Nestern befinden, jenes Zu-
trauen und lassen stch durch vorubergehende Menschen
weder in ihren gravitatischen Spaziergangen entlang der
Sumpfufer storen, noch aus der bekannten Stellung
aufschrecken, die sie einnehmen, wenn sie, auf einem
Beine stehend, ausruhen wollen. Fern von der Hei-
math pstegen sie vorsichtiger zu sein und Menschen nicht
ganz nahe kommen zu lassen. Sie stiegen schnell und
ohne bemerkliche Anstrengung, vermogen mit langsamen
und gleichformigen Flugelschlagen zu erstaunlichen Hbhen
emporzusteigen und geraume Zeit in weiten Kreisen mehr
zu schtoimmen als zu fliegen, in Spiralen sanft und
langsam herabzusinken, aber auch mit reihender Geschwin-
digkeit geradaus einem Ziele zuzueilen. Jhr Gang
zeichnet sich vorzugsweis aus durch Gemessenheit und
einss Art von vornehmem Ernst, er zeugt von Bedacht-
samkeit, indessen auch von Kraft und kann, wenn Um-
stande es erheischen, sehr schnell werden. Die Hhhe
der Beine gestattet, weit in Gewasser und Sumpfe Hinein-
zugehen und dort in gewohnlicher Art Reptilien und
Fische zu fangen. Der Storch ist nicht allein gefrahig,
sondern er theilt mit manchen anderen Raubthieren die
Neigung zu unnothigem Morden und besttzt uberhaupt
nicht ganz den gutmuthigen und arglosen Charakter,
der ihm durch uralte, bei dem Volke noch immer Glau-
ben findende Fabeln zugeschrieben wird. Man weih,
dah er bie Schwacheren bes eigenen Gesckilechts bisweilen
ohne Veranlassung angreift unb burch Schnabelhiebe
todtet, bie Jungen eines anberen Paares morbet unb
burch Reizung bahingebracht roerben kann, nicht allein
auf ben Menschen loszugehen, sonbern benselben mit
unversohnlicher Rachsucht zu verfolgen. Er begnugt
sich ubrigens keinesroegs mit Fischen unb anberen Was-
serthieren, sonbern Hascht auch Laubschlangen, Felb-
mause, Maulrourfe, bie er belauert, roahrenb sie stohenb
ber Erboberflache nahe kommen, unb verschlingtalle Nest-
linge ober roohl auch bie brutenben Weibchen ber klei-
neren Landvsgel, bie er bei bent Herumschleichen uber
Anen , Wiesen, bebuschte Nieberungen unb sogar Acker-
felber enlbecken mag. Auf bas Fangen von Jnseeten
versteht er sich sehr gut unb vertilgt grohe Mengen ber-
selben. Mit bent Weibchen lebt er nicht nur in strenger
Monogamie, sonbern verrath auch viele Cifersucht; eine
solche Ehe soll bas ganze Leben hinburch ungetrennt
bleiben, roie inanche Ornithologen behaupten, bie bas-
selbe Paar alljahrlich roiebererkannt zu haben versichern,
roenn es zu seinem Neste auf ber Dachfirste zuruckkehrte.
Auch bie in ben Walbern brutenben Storche nehmen
immer roieber vom vorjahrigen Neste Befitz. Unmit-
telbar nach ber plotzlichen Ankunft beginnen sie bie
Wieberherstellung bes burch Winb unb Wetter bescha-
bigten Baues, ber bekanntlich einen bebeutenben Um-
fang Hat, bei scheinbarer Kunstlosigkeit bennvch sehr
fest ist, aus groben Reisern unb Holzstucken besteht,
burch bie jahrlichen Ausbefserungen enblich eine Hohe
von 5--6 Fuh erlangt unb burch seine uberhangenden
Seiten ben ebenba angebrachten Nestern bes Haussper-
lings vollkomtuenen Schutz verleiht. In ber Mitte
bieses so uinfanglichen Horstes befinbet stch eine mit
Schilfblattern, Heu, Stroh, Haaren, Kebern unb ber-
gleichen Resten ausgefutterte Vertiefung fur bie 4—5
roelhen, ungefleckten, gegen 3 Zoll langen Eier, roelche
eine vierrobchentliche Brutung erforbern. Das Mann-
chen betheiligt sich ah bieser nicht, benimmt sich aber als
zarllicher Gatte unb Vater unb ist im Zutragen von
Nahrung uitermublich. Es verbirgt bieje roahrenb bes
Fluges in seinem roeit behnbaren Kehlsacke unb roirb
burch bie Jungen mit einer Art von Zroitschern em=
pfangen. Dieser Ton ist beilaufig ber einzige, roelchen
ber Storch mittels seiner Athmungsroerkzeuge Hervor-
bringen kann unb zroar nur in seiner Jugenb; ausge-
roachsen roirb er stumm unb druckl seine Empfinbungen
allein burch Klappern mit bem Schnabel aus. Dah
man Storche ohne Schroierigkeit zahmen unb bei einiger
Vorsicht sehr lange, man sagt bis 20 Jahre, erhalten
konne, ist bekannt genug. Trotz ber mannichfachen
Unbequemlichkeiten, bie er burch seine Ansiebelung auf
einem Hausbache hervorbringt, sieht man ihn fast uberall
gern und verbinbet mit ber ersteren roohl auch man-
cherlei Aberglauben. Volker ber verschiebensten Ab-
stammung theilen biese Vorliebe ober Achtung fur ben
Storch; nach Southeh burfen Storche in Spanien stch
uberall auf ben Kirchen anbauen, benn ihre Nester gelten
als geheiligt, unb schon Dillon erzahlt, dah in Sevilla