ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
226 Voge l. Siebente Vrdnung. Verttteidet alle hohe und trockene ©egenben und finbet ihre eigentliche Heimath in den grosien, Haufig uber- schwemmten Savanen und am User der machtigen Strome jener Lander. Auf einem uber das Wafser Hinaushan- genden Zroeize sitzend, belauert sie ruhig alle Bewe- gungen der arglosen Fische und sturzt stch fast in der Art und mit der Schnelligkeit des Eisvogels auf sie herab, sobald sie der Oberflache nahe kommen. Der lateinische Name deutet auf den ehedem Herrschenden Glanben, dah die Kahiischnabel von Krabben und Kreb- sen sich nahrten; noch 1815 Hat Leach versichert, dah sie, mit solcher Jagd beschaftigt, an den Meereskusten Hin- und herstreiften. Gerade dort durften sie wohl kaum gesehen werden, sondern vielmehr nur an den Ufern susier Gewasser, die indessen von Krabben nicht bewohnt werden. Sie scheinen traurige, die Einsamkeit liebende Vogel zu sein, gehen wenig umher, beobachteu dabei die Haltung der Reiher, schweigen am Tage, lassen des Nachts dafur einen Ton horen, der so laut drohnt Wie jener der Rohrdommel, verrathen wenig Scheu vor dem Menschen, strauben aus Zorn die Federn des Halses und Kopfes und klappern mit dem Schnabel. Vor einigen Jahren eristirte in einer londoner Menagerie (Ereter -change) ein lebendes Jndividuum, welches in traurigem Wesen, Bewegungslosigkeit und Hinbruten ganz an das Benehmen gefangener Reiher erinnerte und mit Fischen gefuttert Ward. Die Grshe ist etwa die- jenige einer gemeinen Ente, die Lange betragt 20 Zoll; daS Gefieder ist obenher blaulich aschgrau, etwas dunkler an den Seiten, auf dem Rucken und am Bauche rost- braun, auf dem Vorderkopfe und dem mit langen, schmalen Federn bekleideten Halse Hellgrau, am Hititer- Haupte und Nacken schwarz. Vom Hinterkopfe des Mannchens hangt bis auf den Rucken ein Busch sehr schon gebildeter, schmaler, sammetartig glanzender, kohl- schwarzer Federn herab. Beide Schnabelhålften sind schwarz, gelb an den scharfen, genan auf einander Pafsen- den Randern; die Fusie braun, die Schwanzfedern weisi. Dritte Gruppe. Storch c. Der wesentlichste Charakter zur Unterscheidung der Storche besteht in den sehr hohen, schlanken und ober- halb des Fersengelenks weit hinauf nackten Beinen, den mittellangen oder auch kurzen, allezeit ganz gehesteten Zehen, von welchen die hintere schwacher als die vordere ist und austritt, und in den kleinen und stumpfen Kral- len. Der Schnabel giebt zum Erkennen der Gruppe keinen ausreichenden Anhalt, indem er den mannich- fachsten Abanderungen in der Form unterliegt, bald gerad, bald gekrummt, hier zusammengedruckt, dort verbreitert, scharfkantig oder abgerundet ist, ja sogar zum dunnen, loffelartig platten Gebilde wird. Alle hierher gehorende Vogel sind wenigstens von Mittel- grosie, viele sogar die grositen der ganzen Ordnung; auch zetchnen sich einzelne durch eiue sonst unter den Wadvsgeln gerade nicht gewohnliche Lebhaftigkeit der Farbnng auS. Verbreitet sind sie uber die ganze Erde, ohne Unterschied fleischfressend und daher auch von rau- berischen Gewohnheiten. V. Storch. (Ciconia.) Gattungscharakter: Schnabel lang, gerade, stark, verlangert, kegelformig, spitzig; Oberkiefer mit schwachhervortrelender Firste, ungefurcht; Nasenlocher an der Schnabelwurzel, seitlich, klein, spaltformig (Fig. 1836.). Gestcht, Kopf oder Hals bisweilen un- besiedert. Beine lang, stark; Laufe netzartig gegittert; Zehen durch kurze Spannhaut verbunden; Hinterzehe anftretend; Kralle der Mittelzehe nicht eingeschnitten. Flugel mittelgrosi; dritte bis funfte Schwingfeder die langsten. 1. Der totime Storch. (Ciconia alba.) Fig. 1837. 1838. 1839. Der Verbreitungsbezirk des weltbekannten, gemeinen weitzen Storches ist ein ausierordentlich groher, denn er umfasit fast den ganzen Raum der drei ostlichen Welttheile. Der Storch ist einer der rustigsten Wan- derer der ganzen Classe der Vogel, zieht hin und Her zwischen Sudschweden und dem aequatorialen Afrika, wird ini Westen bis Sevilla, iui Osten fast bis China angetrosfen, uberall gern gesehen, vielleicht sogar mit aberglaubischer Achtung begruht und geschont. In Deutschland erscheint der Storch itu Februar und Marz, bindet sich aber weniger als andere Zugvogel an eine innerhalb einiger Wochen liegenden Periode, sondern richtet sich nach der Witterung oder den von der Meereshohe bedingten klimatischen Verhaltnissen seines sommerlichen Wohnortes. Schon gegen Ende Juli be- ginnt er wieder davonzuziehen, scheint aber nicht sehr eilig zu reisen und unterwegs an pafsenden Orten ge- legentlich einige Tage zu verweilen. Ueberall ist das Ziel der Wanderung der milde Suden, denn Storche sind gegen Kalte, mindestens iin Herbste, sehr enipsind- lich, obgleich es nicht an Beispielen von einzelnen fehlt, welche, durch Verwundungen oder andere Zufalligkeiten gehindert, zuruckblieben und unsern rauhen Winter glucklich uberstanden. Selbst in Sudeuropa uberwin- tern nur toenige und dann nur in Andalusien und Sici- lien, die Mehrzahl sindet ihre Quartiere in Afrika von Aeghpten bis zum Aeguator und int toarmeren Asien. Wahrscheinlich ziehen auch sie in groheren Ge- sellschaften, die erst nach Kreuzung des Mittelmeeres zu Paaren sich auflosen; Belon, toelcher vor 300 Jahren Abyssinien bereiste, Hat dieses bereits beobachtet, und Shato sah, bei seinem Besuche des Berges Carmel, auS Aeghpten nach Asien toandernde Stsrche, toelche Zuge von einer halben englischen Meile in der Breite und mehrstundiger Lange bildeteit. In Deutschland Hat man nie so getoaltige Gesellschaften gesehen; die Storch- paare kommen einzeln und nnverhofft an und legen den Weg wahrscheinlich in solcher Hohe zuruck, dah ste un- entdeckt bleiben. Sie enthalten sich des Gerausches, welches Kranniche, Wildganse u. s. to. machen, und ver- rathen sich nur bisweilen durch lautes Klappern mit dem Schnabel, wenn ihnen etwas Ungewhhnliches auf- stoht oderSchrecken sie ergreift. In gebirgigen Gegenden bleiben sie sehr selten oder vielleicht niemals freitoillig zuruck, lieben aber sehr ausgedehnte, wasserreiche und von Sumpsen unterbrochene Ebenen. Daher sieht man sie in Holland, Ostfriesland und Niedersachsen in weit groheren Mengen als in irgend einer anderen Gegend von Europa, selbst Ungarn nicht ausgenommen. In dem sorgfaltig angebaueten England, wo, sotoeit es irgend moglich, alle Moraste trocken gelegt und der Laus selbst der kleineren Gewasser geregelt ist, kennt man sie im wilden Zustande gar nicht und weih seit langer Zeit kein Beispiel, dah auch nur ein Einzelner sich dorthin verflogen hatte. Da ste in Nordeuropa uberall ge- schutzt oder doch nicht aus blosem Muthwillen verfolgt werden, so haben ste das vollste Zutrauen zu dem Men- schen erlangt, nåljern sich nicht nur ungescheuet den Wohnungen desselben, sondern nisten auch durch viele Generationen hindurch auf der Feueresse oder dem Haus- giebel, toelche man durch aufgesetzte Wagenrader oder durch angebrachte Gestelle fur sie zurecht gemacht Hat. Die vielen Paare, welchen solche Aufmerksamkeit nicht erwiesen wird, und diedaher aufden Gipfeln hoher Wald- baume ihre Haushaltung einrichten, theilen, so lange sie stch nicht fern von ihren Nestern befinden, jenes Zu- trauen und lassen stch durch vorubergehende Menschen weder in ihren gravitatischen Spaziergangen entlang der Sumpfufer storen, noch aus der bekannten Stellung aufschrecken, die sie einnehmen, wenn sie, auf einem Beine stehend, ausruhen wollen. Fern von der Hei- math pstegen sie vorsichtiger zu sein und Menschen nicht ganz nahe kommen zu lassen. Sie stiegen schnell und ohne bemerkliche Anstrengung, vermogen mit langsamen und gleichformigen Flugelschlagen zu erstaunlichen Hbhen emporzusteigen und geraume Zeit in weiten Kreisen mehr zu schtoimmen als zu fliegen, in Spiralen sanft und langsam herabzusinken, aber auch mit reihender Geschwin- digkeit geradaus einem Ziele zuzueilen. Jhr Gang zeichnet sich vorzugsweis aus durch Gemessenheit und einss Art von vornehmem Ernst, er zeugt von Bedacht- samkeit, indessen auch von Kraft und kann, wenn Um- stande es erheischen, sehr schnell werden. Die Hhhe der Beine gestattet, weit in Gewasser und Sumpfe Hinein- zugehen und dort in gewohnlicher Art Reptilien und Fische zu fangen. Der Storch ist nicht allein gefrahig, sondern er theilt mit manchen anderen Raubthieren die Neigung zu unnothigem Morden und besttzt uberhaupt nicht ganz den gutmuthigen und arglosen Charakter, der ihm durch uralte, bei dem Volke noch immer Glau- ben findende Fabeln zugeschrieben wird. Man weih, dah er bie Schwacheren bes eigenen Gesckilechts bisweilen ohne Veranlassung angreift unb burch Schnabelhiebe todtet, bie Jungen eines anberen Paares morbet unb burch Reizung bahingebracht roerben kann, nicht allein auf ben Menschen loszugehen, sonbern benselben mit unversohnlicher Rachsucht zu verfolgen. Er begnugt sich ubrigens keinesroegs mit Fischen unb anberen Was- serthieren, sonbern Hascht auch Laubschlangen, Felb- mause, Maulrourfe, bie er belauert, roahrenb sie stohenb ber Erboberflache nahe kommen, unb verschlingtalle Nest- linge ober roohl auch bie brutenben Weibchen ber klei- neren Landvsgel, bie er bei bent Herumschleichen uber Anen , Wiesen, bebuschte Nieberungen unb sogar Acker- felber enlbecken mag. Auf bas Fangen von Jnseeten versteht er sich sehr gut unb vertilgt grohe Mengen ber- selben. Mit bent Weibchen lebt er nicht nur in strenger Monogamie, sonbern verrath auch viele Cifersucht; eine solche Ehe soll bas ganze Leben hinburch ungetrennt bleiben, roie inanche Ornithologen behaupten, bie bas- selbe Paar alljahrlich roiebererkannt zu haben versichern, roenn es zu seinem Neste auf ber Dachfirste zuruckkehrte. Auch bie in ben Walbern brutenben Storche nehmen immer roieber vom vorjahrigen Neste Befitz. Unmit- telbar nach ber plotzlichen Ankunft beginnen sie bie Wieberherstellung bes burch Winb unb Wetter bescha- bigten Baues, ber bekanntlich einen bebeutenben Um- fang Hat, bei scheinbarer Kunstlosigkeit bennvch sehr fest ist, aus groben Reisern unb Holzstucken besteht, burch bie jahrlichen Ausbefserungen enblich eine Hohe von 5--6 Fuh erlangt unb burch seine uberhangenden Seiten ben ebenba angebrachten Nestern bes Haussper- lings vollkomtuenen Schutz verleiht. In ber Mitte bieses so uinfanglichen Horstes befinbet stch eine mit Schilfblattern, Heu, Stroh, Haaren, Kebern unb ber- gleichen Resten ausgefutterte Vertiefung fur bie 4—5 roelhen, ungefleckten, gegen 3 Zoll langen Eier, roelche eine vierrobchentliche Brutung erforbern. Das Mann- chen betheiligt sich ah bieser nicht, benimmt sich aber als zarllicher Gatte unb Vater unb ist im Zutragen von Nahrung uitermublich. Es verbirgt bieje roahrenb bes Fluges in seinem roeit behnbaren Kehlsacke unb roirb burch bie Jungen mit einer Art von Zroitschern em= pfangen. Dieser Ton ist beilaufig ber einzige, roelchen ber Storch mittels seiner Athmungsroerkzeuge Hervor- bringen kann unb zroar nur in seiner Jugenb; ausge- roachsen roirb er stumm unb druckl seine Empfinbungen allein burch Klappern mit bem Schnabel aus. Dah man Storche ohne Schroierigkeit zahmen unb bei einiger Vorsicht sehr lange, man sagt bis 20 Jahre, erhalten konne, ist bekannt genug. Trotz ber mannichfachen Unbequemlichkeiten, bie er burch seine Ansiebelung auf einem Hausbache hervorbringt, sieht man ihn fast uberall gern und verbinbet mit ber ersteren roohl auch man- cherlei Aberglauben. Volker ber verschiebensten Ab- stammung theilen biese Vorliebe ober Achtung fur ben Storch; nach Southeh burfen Storche in Spanien stch uberall auf ben Kirchen anbauen, benn ihre Nester gelten als geheiligt, unb schon Dillon erzahlt, dah in Sevilla