Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Wabvogel.
Vogel.
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kaum ein Kirchthurm ohne solche Hanshaltungen sei.
Im Orient und in Aegypten hat man sie von jeher Hoch
gehatten und beschutzt, weil sie zur Vertilgung lastiger
Reptilien ungemein beitragen und, wie auch die von
Lenz in Deutschland angestellten Versuche bewiesen ha-
ben, gegen die Verwundung durch giftige Schlangen
unempfindlich sind. Niebuhr erzahlt, dah in Bagdad
Hunderte von ihnen auf hoheren Hausern und Bau-
men stehend gesehen toerben, und dah sie bort ungemein
zahm unb zutraulich stub. Fryer ertoahnt attsdrucklich,
bah sie schaarentoeis bie Ruinen von Persepolis be-
tovhnen, unb bah fast jebe ber Zerstorung entgangene
Sattle jener ehrtourbigen Denkmaler einer untergegan-
genen Guitar mit einem ihrer Nester gekront sei. Die
Turkett nemien sie Habschji-Luglug, ein Name, ber
sich auf ihre Wanberungen bezieht unb in seinem zweiten
Theile, toie man nteint, ben Klang bes Schnabelklap-
perns nachahtnt. Sie erweisen ben Storchen bie grohte
Aufmerksamkeit unb haben dafur bie Genugthuung, bah
biese in allen, eine gemischte Bevolkerung enthaltenben
Stabten bie Dacher turkischer Hattfer zum Nesterbau
mit tounberbarem Jnstinete bevorzugen. Hartley, ber
langere Zeit bie Levante bereiste, bemerkt, bie Griechen
hatten ihren Hah gegen bie Turken sotoeit getrieben, in
ihrem eigenen Lanbe bie Storche vollig auszurotten, unb
ztoar unter bent Anfuhren, bah solche turkische Vogel,
bie nie auf griechischen Gebauden nisten mochten, kein
befseres Loos verbienten. Zur Zeit ber Laby Montague
schritten biese Vogel ungestbrt herum am Stranbe unb
selbst in ben Strahen Constantinopels. Im alten Thes-
salien stanb Lebensstrafe auf abstchtlicher Tbbtung eines
einzigen, unb in Rom verfolgte bas Volk solche Gut-
schmecker mit offentlichem Hohne, von welchen es be-
kannt toarb, bah sie Storche gegessen, eine kaum be-
greifliche Liebhaberei, inbent bent schtvarzlichen unb
^hen Fleische ein sehr unangenehmer Geruch beitoohnt.
— Der Storch miht von ber Schuabelspitze bis zum
Schwanzenbe ziemlich 3% Fuh unb steht, in getoohn-
licher Stellung, 4 Fuh hoch. Er ist burchaus tveih,
ausgenommen bie schwarzen Schulterfebern, grohen
Flugelbecken unb Schtoingfebern. Der 8 Zoll lange
Schnabel unb bie Fuhe sinb roth, bie Iris ist brann;
ein nackter, schtoarzer, nicht ganz bis att bie Schnabel-
tourzel reichenber Fleck umgiebt bas Auge. Das Weib-
chen unterscheibet sich nur burch geringere Grohe von
bent Mannchen, bie jungeren Jnbivibuen burch^elblichen
Schnabel unb toeihgraue Schtoingfebern.
VT. Ritigstorch. (Mycteria.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, groh, stark,
an ber Spitze ettoas nach oben gebogen, Kiefern scharf-
schneibig, Oberkiefer ziemlich gerab, Unterkiefer mit ber
Spitze aufsteigenb ; Nasenlocher an ver Schnabelwurzel,
spaltfbrmig. Kopf unb Hals unbefiedert; kurze Watttme
am Unterhalse. Fuhe bes Storchs.
Der Jabiru . Ringstorch. (Mycteria americana.) Sig. 1840.
Linne, ber sonst ber Vervielfaltigung ber Gattungen
sich nicht zuneigte, hat von ben eigentlichen Storchen
ben amerikanischen Jabiru abgetrennt, toie Viele meinen,
ohne triftigen Grunb. Erwjgt man aber, bah gar
viele ber Heutzutage vollgiltigen Gattungen auf gering-
fågigeren Unterschieben, als bort vorliegen, begrundet
worben sinb, so kann man toohl auch bie Ringstorche
als eine systematische Gruppe atterkennen, obwohl sie
eine geographische nicht bilben. Eine ber bekannten
bret Arten bewohnt namlich Sudamerika, bie anbere
Asien, bie britte Australien. Die erste heiht in Bra-
silien Jabirti, am Amazonenstrome unb in Guyana
Tujujti unb stellt ben grohten Wabvogel ber neuen velt
bar. Hinsichtlich bes Korperbaues ettoas schwerfalltger,
sonst auch hochbeiniger als unser Storch, gleichtsiebiesem
boch in Lebensweise, toanbert ebettso, toenn auch in
beschrankteren Bezirken, fliegt schnell, vermag zu grohen
Hohen emporzusteigen, betoeist ausnehmenb grohe Ge-
frahigkeit, lebt vorzugsweis von Fischen unb Reptilien
unb verfertigt ihr Rest, inbent sie bie bunneren Ztoeige
eines hohen Banmtoipfels sorgfaltig durchapanderflicht.
DaS Weibchen soll blos 1—2 Eier legen; beibe Aeltern
vertheibigen mit grohem Muthe ihre Jungen, bie mit
Fischen gefuttert toerben unb nicht vor erlangter voll-
kommener Ausbilbung bas Rest verlassen, toelches fur
jebe folgenbe Brut nur ausgebefsert toirb. In ben
bergigeren ober trockenen Gegenben sieht man ben Ja-
biru niemals; am Rande der uberschweinmten Savanen
von Guyana steht er aber nicht felten reihentoeis ba
unb lauert auf Fische toie Storch unb Fischreiher. Das
Gefieber ist tveih, Kopf fotoie Hals mit nackter, schtoar-
zer Haut uberzogen; am Hinterkopfe steht ein rother
Flecken, unb ein tother Ring umgiebt bas untere Enbe
bes Halses. Der eine getoaltige Waffe bilbenbe Schna-
bel unb bie Fuhe sinb schtoarz. Die Hohe bes stehenben
Vogels betragt gegen 5 Fuh.
VII. Kropfstorch. (Leptoptnos.)
Gattungscharakter: Schnabel ungemein groh,
bick, breikantig, gerab, spitzig (Fig. 1844.); Nasen-
locher bes Storchs. Schabel nach vorn sehr aufge-
trieben. Kopf unb Hals nackt ober nur mit Flaitnt
sparsam besetzt. Unterhals mit toeit ausbehnbarer,
uber bie Brast Hinabhangenber Hautfalte. Flttgel unb
Fuhe bes Storches.
1. Der Kropfstorch. (Leptoptilos Argala.) Fig. 1842. 1843.
Die Gattung ber Kropfstorche besteht bis jetzt aus
brei riesengrohen Vogeln, bie ztoar im allgemeinett An-
sehen ben gemeinen Storchen gleichen, inbessen burch
bie Gestalt unb bie ungetvohnliche Grohe bes Schnabels,
ben Umfang beS Kopfes abroeichen unb burch bie Dicke
bes unbefieberten unb angemessen maskulosen Halses
unb ganz besonbers burch bie toie eine Wantme Herab-
Hangenbe vorbere Hautfalte att bie fernstehenben Geier-
vogel erinnern konnen. Dieser auheren Aehnlichkeit
entspricht im Uebrigen auch bie Lebensart; an Gefrahig-
keit kommt nicht allein kein anberer Wabvogel ben Kropf-
storchen gleich, sonbern biese entfernen sich von allen,
bie eigentlichen Storche etton ausgenommen, burch bie
Neigung zum Genuh von ben vollkominen versaulten
Resten groher Saugethiere sowie burch einen solcher
Nahrung angepahten Bau bes Magens. Die bekannten
bie Verbauung burch chemische Losuttg beforbernben Dru-
sen liegen nicht in bem Vormagen, sonbern sie bilben
ztoei Kreise von 1^ Zoll Durchmesser, tvovott ber eine
in bent vorberen Theile, ber anbere gegen bas Hintere
Enbe bes eigentlichen Magens liegt (Fig. 1841.).
Jebe bieser Drusen besteht aus vier bis funf Zellen,
toelche burch einen gemeinsatnen Ausfuhruttgsgattg eine
auflofenbe Flussigkeit ergiehen; ber Vormagen ist mit
einer Hornigen Haut ausgekleibet. Der Argala-Kropf-
storch bewohnt ben grohten Theil bes inbischen Fest-
lanbes, lebt mitten in ben Stabten unb Dbrfern unb
burchstreift ohne alle Scheu bie gebrangten Strahen von
Caleutta. Auf ben Europaer tnachen bie Schaaren
bieses privilegirten Riesenvogels, ber sogar auf bem
Palasthofe bes britischen Generalgouverneurs sein We-
sen treibt, Anfangs einen uberrafchenben Einbruck.
Kaum toeicht er einem Vorubergehenben aus, racht viel-
mehr jebe Beleibigung mit empfinblichen Schnabelhieben
unb scheint bes Schutzes sich bewuht, welchen ihm nicht
allein bie Volksmeinung, sonbern auch bas Gesetz ge-
toahrt. Kein Hinbu bulbet, bah man bie Argalas
verscheuche ober toohl gar angreife, unb in Caleutta
steht auf ber Tobtung eines einzigen eine Polizeistrafe
von 10 Guineen. In ber That ertoeisen biese Vogel
bem unter einem gluhenben Himmel liegenben Lanbe
uttschatzbare Dienste burch ihre Gefrahigkeit. Ohne
Nnterschieb verschlingen sie Aas, angefaulte Knochen,
Schlangen unb anbere Reptilien unb kleinere Sauge-
thiere unb vertilgen nicht allein eine Mettge lastiger ober
gefahrlicher Geschbpse, sonbern reinigen auch bie Lanb-
strahen, bie Gaffen ber Støbte unb bie Gehofte von
allem eckelhasten ober bie Luft verpestenben Abfalle. Bei
Tage treiben sie bieses nutzliche Geschæft gemeinsam mit
Geiern, kleinen Milanen unb Krahen, bes Nachts in
Gesellschaft ber Hyatte unb bes Schackalls. Welche Menge
von Nahrung sie zu sich ttehmen konnen, betoies eine
von Home gemachte Erfahrung; in bem Magen eines
Argala fattb jener beruhmte Anatom eine 10 Zoll lange,
unzerstuckte Lanbschilbkrote unb eine ausgetoachsene
schtvarze Ratte. Ihr Aufenthalt in bent Jnneren beS
Lanbes ist periobisch unb fallt in bie sechs Monate bes
Suvtoestmonstthns. In ber entgegengesetzten Jahres-
zeit ziehen sie sich in bie grohett Sutnpfe ber Seekuste
unb ber Fluhmunbungen zuruck, roo sie sich fortpsianzen.
Es fehlt att genauen Nachrichten uber ihren Haushalt
toahrenb bieser Zeit; siesollen sehr grohe, aber roh aus-
sehenbe Rester, fast nach Art unseres Storches, unb aus
niebrige Baunte batten. Sie fliegett gut unb erheben
sich in ben heihesten Tagesstunben itt anherorbentliche
Hohen, itm kuhlere Luftschichten aufzusuchett. 3nt
Gange halten sie sich so steif, bah bie in Jnbien lebenben
Englanber ihnen ben Rattten Abjutanten beigelegt haben.
— Der Argala ist lange Zeit ntit bem ahnlichen afri-
kanischen Kropfstorche, bent Marabu, verroechselt roor«
ben ; bie Auseinanbersetzung ber von ber einen ober ber
anbertt Art in alteren Werken erzahlten biographischen
Zuge hat baher eittige Schroierigkeit. Der inbische
Kropfstorch miht 6—7 Fuh in ber Hohe, hat Ruckett-
unb Flugelbeckfebern blaulich aschgrau, bie Unterseite
roeih, ben nackten Kopf, Hals unb Watttme steischfarben,
ben Schroanz braunlich schwarz, bie Fuhe gratt, bie
Iris roeih, bie Hinteren Schroingfebern unb grohen Flu-
gelbecken bleigrau. Man hat ihn nicht felten lebeub
nach Europa gebracht.
2. Der Maradu-Kropfstorch. (Leptoptilos Marabu.) Fig. 1844. 1845.
Der Marabu, wie er gemeitthitt heiht, betvohnt einen
sehr grohen Theil von Afrika. Ruppell fattb ihn in
ben ostlichen Lanbern bieses Welttheiles, Zeyher ttorb-
lich von ber Captolonie, Detiham int tiefen Jnneren,
unb bie meisten Besucher ber Westkuste ertoahtten ihn
als einen bort uberaus gewbhnlichen Vogel. In Ge-
frahigkeit unb Wahl ber NahrungSmittel ist er bem
Argala ahnlich. Der Reisenve Stneathman erzahlt
itt einem von Lathain benutzten Berichte von einent jun-
geren, 5 Fuh hohen, in ber Gefangenschaft attfgeroach-
senen unb ganz zahnten Marabu, ber regelmahig unt bie
Mittagszeit im Speisezimmer sich eittfanb, Hinter ben
Stuhl seines Herrn sich stellte, unb unt so genauer be-
obachtet roerben niuhte, als er nicht selteit fruher erschien
als bie Tischgenossen. Keine ber aufgetragenen Schus-
seltt roar vor ihm sicher, unb obgleich bie mit Gerten be-
roaffnete Dienerschaft ihn zurucktrieb, gelang ihm boch
mattcher Raub; eittst bemachtigte er sich eines gekochtetf
Huhnes unb verschlang es im Augenblicke. Er besah
inbeffen nicht entfernt so viel Muth als Gefrahigkeit und
ergriff bie Flucht vor einent mit einer Ruthe beroehrten,
acht- ober zehtijahrigen Kinbe, obgleich er Anfangs sich
zu vertheibigen Miene machte, mit bem ungeheuer roeit
aufgefperrten Schnabel brohte unb babei fast so latit
brullte wie ein Tiger. Im freien Zustanbe bilbett bie
Argalas Gesellschaften von 10—25 Stuck; sie laufen
mit ausgebreiteten Flugeln auf einen entbeckten Men-
schen los unb konnen, in ber Ferne unb att FluHmun-
bungett gesehen, mit einer Flotte kleiner Jnbierkahue
unb, auf Sanbbanken Heruinschreitenb, mit Leuten ver-
roechselt roerben, bie Schaalthiere auffatnmeln. Nicht
allein sinb sie bie grimtnigsten Feittbe aller kleineren
Saugethiere unb Reptilien, sonbern sie raubett auch
junge Huhner unb Enten, roagett inbessen nicht eine
von ihrer Familie begleitete Mutterhenne attzugreifen.
Was sie irgenb packen, toirb in einent Bissen unb mit
grohter Geschwinbigkeit verschlungett; ihre Gurgel ist
so gerautnig, bah ein Thier von ber Grohe einer Haus-
katze unzerstuckt Hinabgleitet unb selbst ber in ber Mitte
zerhauene Nnterfuh eines Ochsett itt ztoei Bissen ver-
schluckt toirb. Man hat gesehen, dah sie eine 5—6
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