Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Pfund schwere Hammelkeule, einen Hasen, jungen
Fuchs u. s. w. ohne Schwierigkeit mit elnem Male ver-
schlangen. Nach deendeter Verdauung wurgen sie die
unzerstorten Knochen freiwillig Herauf; mit unwillkuhr-
lichem Erbrechen ist dieser Vorgang nicht zu vergleichen,
denn Versuche haben bewiesen, dah Kropsstorche gegen
den Reiz der starksten Gaben von Brechweinstein un-
empsindlich sind. Sowohl von dem afrikanischen, als
dem indischen Kropsstorche kommen jene Federn, die
unter dem Namen der Marabufedern zum Putze in Eu-
ropa sehr gesucht sind und sich bestandig im Preise er-
Halten. Sie bilden die eigentlichen Schwaiizdecken,
sind von verschiedener Breite und Umrifsen, zerzasert
wie diejenigen des Strauhes, vollkommen weih, wenn
sie von alten Mannchen Herruhren, und dann weit theuerer
als die in das Graue ziehenden, der jungeren Jndivi-
duen und der Weibchen. Am Geschatztesten sind die-
jenigen des Argala, geringer die vom Senegal kom-
menden des Marabu. Man soll sowohl in Indien als
in Afrika Hinundwieder Heerden von Kropfstorchen Hal-
ten, um ihnen von Zeit zu Zeit die Federn auszuziehen.
— Der Marabu gleicht hinsichtlich der allgemeinen
Farbung dem Argala; das Aschgrau des Ruckens zieht
etwas in das Grunliche, Kops, Hals, Wamme und
Unterseite find wie an jenem gefarbt. Der Unterschied
besteht darin, dah die Hinteren Schwingfedern sehr dunkel
und am Vorderrande weih gesaumt sind und die Kor-
perhohe um 1—2 Fuh geringer ist, also sich nur auf
5 Fuh erhebt.
VIII. Ibis. Sichelschnabel. (Ibis.)
Gattungscharakter: Schnabel sehr lang, dunn,
stumps, vierkantig, gekrummt, stumpfspitzig. Nasen-
locher an der Schnabelwurzel, in eine bis zur Spitze
des Oberkiefers auslaufende Furche verl^ngert; Zugel-
gegend und ausdehnbarer Kehlsack stets unbefiedert.
Fuhe Hoch; Laust dunn; Zehen gehestet; Kralle der
Mittelzehe bald gezahnelt, bald ganz. Flugel mittel-
groh; zweite und dritte Schwingfeder die långftcn.
1. Der schwarzgrune Sichelschnabel. (Ibis falcinellus.) Sig. 1846.
Die an schongefarbten Arten reiche Gattung der Ibis
wird in Europa durch eine einzige Art vertreten, die,
kaum uber die ostlichen Lander dieses Welitheils vor-
dringend, in Deutschland, Holland und England selten
gesehen wird und von der schwarzgrunen, metallisch
glanzenden Farbung des Mantels ihren Namen erhielt.
Jhre wahre Heimath ist das sudliche Rusland, die Um-
gegend des caspischen Sees, Ungarn und die europaische
Turkei, wo sie in zahlreichen Gesellschaften schilfreiche
oder bebuschte Niederungen am User groher Flusse oder
Seen bewohnt. Auf der Wanderung gelangt sie nicht
vor deur Maimonate in diese Gegenden, in welchen sie
brutet, und die sie gegen Ende August wieder verlaht,
um in dem nordlichen und mittleren Afrika ihre Win-
terguartiere aufzusuchen. Wie andere Arten der Gat-
tung ist auch diese gesellig, denn stellenweis sieht man
ganze Reihen an den llfern des Don und der unteren
Donau; langsam schreitend und die Jnsecten, Wurmer
und Schnecken auflesend, die an feuchten Orten in Menge
gefunden werden, bewegen sie sich vorwarts, stellen dabei
Wachen aus und ergreifen gemeinsain und unter lautem
Geschrei die Flucht, sobald das Warnungszeichen er-
schallt. Einmal in eine bedeutenve Hohe gelangt, stiegt
dieser Ibis wie die anderen, langsam zwar, jedoch an-
Haltend und mit geradlinig ausgestrecktem Hals und
Fuhen. Er ist uberhaupt sehr unstat, zieht von Ort
zu Ort und legt im Laufe ves Tages viele Meilen zu-
ruck, kehrt aber des Abcnds stets nach den durch tieferes
Wasser und Morast fast unznganglich gemachten Stellen
zuruck, die er ein fur alle Male zum Schlafen sich er-
wahlt hat, und in welchen er mit anderen gemeinsam
sein Nest erbauet. Dieses liegt zwar nahe am Boden,
wird jedoch von dem Wasser nicht erreicht, besteht aus
Stucken trockenen Schilfrohrs, Blattern von Sumpf-
pstanzen, Riedgrasern und Binsen und enthalt drei asch-
V o g e 1.
graue, braungesteckte Eier. Auher den angefuhrten
Thieren mag dieser Sichelschnabel auch viele Reptilien
verzehren, zuinal in dem mehr wasserarmeii Afrika; min-
destens haben ihn die alten Aeghpter aus diesem Grunde
hochgehalten und einbalsamirt, wie die Vogelmumien
der agyptischen Katakomben beweisen. Sein Fleisch
ist ehbar, seine Jagd aber schwer, da er scheu und
scharfsichtig ist und sich stets an toenig zuganglichen
Orten aushalt. Kopf, Hals, Rucken und Unterseite
sind schon kastanicnbraun, Mantel, Flugel und zwolf-
federiger Schtoanz schtoarz mit theils grunem, theils pur-
purnem Metallschimmer, der 3% Zoll lange Schnabel
und die Fuhe grunlichgrau. Die Lange betragt gegen
2 Fuh. Am Jungen sind die braunen Korpertheile
braunlichaschgrau, der Mantel hat geringen oder gar
keinen Metallglanz, Hals und Brust sind gran und
weih gesieckt. Aus Unkenntnih des nach dem Alter
sehr verschiedenen Kleides haben altere Ornithologen
in demselben Bogel mehrere Arten gesehen. Herodot
scheint ihn unter dem Namen des schwarzen Ibis zu
meinen.
2. Der Heilige Ibis. (Ibis religiosa.) Fig. 1847. 1848.
Dah die alten Aegypter einen krummschnabeligen
Sumpsvogel in hoher Berehrung gehalten, betoeisen
nicht allein viele Stellen der classischen Geschichtschreiber,
sondern vor Allem toohl die auf agyptischen Denkma-
lern in der Mitte anderer Hieroglyphen unendlich Haufig
toiederkehrenden, unverkennbaren Abbildungen eines sol-
chen. Ueber die Art im Begriffe der neuen Ornitho-
logie Herrschte Hingegen vieler Zweifel, indeni sogar
noch Linne einen Nimmersatt (Tantalus) fur den Heili-
gen Bogel des agyptischen Alterthum Hielt und ange-
messen benannte (T. Ibis.). Man verdankt dem mit
Recht beruhmten Bruce die Aufklarung dieses Jrrthu-
mes; dah er vollkommen richtig urtheilte, als er den
schtoarz und toeihen Ibis fur den Heiligen Bogel der
Aegypter erklarte, haben spaterhin Geoffroy, Savigny
und Cuvier nachgetoiesen, nachdem sie die mehr als zwei-
tausend Jahre alten Mumienskelette mit dem Bogel der
Gegenwart verglichen Hatten. Dieser tragt bei den
Heutigen Betovhnern Oberagyptens und Nubiens den
Namen Abu Hannes (Vater Johann) , heiht in Un-
teragypten Abu Menzel, d. i. Vater Sichelschnabel, und
ist uberall toohlbekannt, indeni er, im Lande Hin- und
Herwandernd, seine Ankunft und sein Bleiben von dem
Aiischwellen des Nils abhangig macht. Die ersten
Fluge erscheinen, sobald jener Fluh uber die User zu
steigen beginnt; ihnen folgen alsbald andere, und nach
und nach erfullt sich das Thalland mit Schaaren, die,
vor der toachsenden Fluth zuruckweichend, sich endlich
entlang der Canale und Graben vertheilen, welche in
tausend Verztoeigungen das ackerbare Land durchschnei-
den. Seltener sieht man den Ibis vereinzelt, sondern
gemeinlich in kleinen Gesellschaften von 8—10 Stuck,
die, bequemlich Herumtoandelnd, den aufgetoeichten Boden
durchsuchen nach Waffer- und Landschnecken, vie un-
zerbrvchen verschluckt werden. Dah sie jemals Schlangen
todten und fressen, wird ganz bestimmt in Abrede gestellt,
durch Savigny, der in Aegypten manche anatomirte
und in den Magen nur Weichthicre auffinden komite.
Es bedarf ubrigens nur der Hindeutung auf den schwa-
chen und stumpfen Schnabel, um die Unmoglichkeit er-
folgreichen Kampfes mit einem grohern Reptil ^u be-
weisen. Dennoch sagt Herodot ausdrucklich, dah „der
Vogel Ibis die stiegenden Schlangen" todte, die zu ge-
wisseii Jahreszeiten schaarenweis einzufallen psiegten,
und von welchen er selbst in einer engen Schlucht Ara-
biens, nicht serii von der Stadt Butus, groheKnochen-
haufen gesehen Hat. In dem letzteren Umstande allein
liegt eine genugende Widerlegung der Fabel, die man
dem griechischen Reisenden aufband, denn Hatte der
Ibis oder irgend ein anderer Bogel jene angeblichen
Schlangen wirklich geisdiet, so wurde er sie auch ver-
schlungen und keinesweges ihre Skelette ubrig gelassen
Sicbcntc Vrdnnng.
haben. Bermuthlich liegt auch Hier, wie bei vielen
ahnlichen, lebhaft verfochtenen Streitfragen, die Wahr-
Heit in der Mitte. Wenn der Ibis nicht stark und be-
toehrt genug ist, um den Kamps mit groheren Schlangen
zu wagen, jo mag er, wie die meisten anderen Storch-
vogel^ nicht anstehen, junge und kleine Schlangen zu
verschlingen. In der That fand Cuvier in einer alt-
Lgyptischen Jbismumie Reste unverdaueter Haut und
Schuppen von Schlangen. Jndeffen ist selbst diese
merkwurdige Entdeckuiig nicht zu hoch anzuschlagen, denn
man weih, dah in den Tempeln viele Ibis gehalten wur-
den, und muh glauben, dah die Priester solche zahme
Jndividueil im Borzuge mummifirt haben und barf wohl
voraussetzen, dah sie gelegentlich, schon um den BolkS-
glauben frisch zu erhalten, mit unschadlich gemachten
Schlangen ernahrt worden sind. In der Thieranbe-
tiiiig ves alten Aegyptens liegt uberhaupt noch sehr viel
Rathselhaftes, und leicht moglich mag sie durch ganz
andere Grunde, als die herkommlich angenommenen
veranlaht worden sein. Obwohl uns Wildnisse der
ungeheuersten Ausdehnung bekannt sind, von welchen
das Alterthum keine Ahnung Hatte, so toissen toir doch
von keinein Lande, am Wenigsten aber von einem be-
volkerten, in toelchem Schlangen periodisch als so furchi-
bare Landplage auftreten, dah der Mensch die Erschei-
nung vertilgender Bogel als einen Segen betrachten
muhte. Wahrscheinlicher ist es daher, dah unter der
Berehrung des Ibis ein anderer Mythus verborgen liegt,
dah vielleicht die Ankunft dieses Bogels zur Zeit der
Alles befruchtenden Niluberschweinmung als Symbol
diente oder, toie Andere toollen, das schtoarze und
toeihe Gefieder des Bogels als Andeutung gewifser Pha-
sen des Mondes gegolten habe. — In ihrem allgemeinen
Berhalten gleichen diest Ibis unseren Slorchen und
Reihern; sie find scheu und schwerzu erlegen. In Aeghp-
ten, too sie allein genauer beobachtet toorden, kennt man
sie nur als ubertointernde Zugvogel. Wo sie ihre
eigentliche Heimath haben, toir meinen, too sie sich
fortpstanzen, bleibt noch zu untersuchen. Wahrschein-
lich geschieht dieses im tiessten Jnneren von Afrika, denn
auch am Sudende deffelben Welttheiles, um Port Natal,
erscheint derstlbe Ibis als periodischer Wanderer, der
keine Familie begrundet. Eremplare jener entlegenen
Gegend sthen den agyptischen so ahnlich, dah an Jden- ^
titat der Art in ganz Afrika nicht geztoeifelt werden
kanii. An Grohe ubertrifft der ausgewachstne Bogel
den schwarzgrunen Ibis; der Ruinpf ist so groh und
schwer wie an einer zahmen Ente, das Gefieder schnee-
toeih, ausgenommen vie Flugelspitzen, den Schnabel,
Kopf, Naeken und Fuhe, welche schwarz sind; die
Schwanzdeckfedern haben den zaserigen Bau, der auch
bei Rennvogeln vorkommt, und schimmern aus Schwarz
in metallisches Violett.
IX. Loffelreiher. (Platatea.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, sehr ab-
geplattet, nach vorn sehr verbreitert und spatelformig;
Kiefern platt, sehr dunn, die obere gegen die Wurzel
quergefurcht; Nasenlocher oval, offen (Fig. 1849.).
Kopf, Kinn und Kehle mehr oder minder unbefiedert (Fig.
1850.). Fuhe stark; Unterschenkel hoch Hinauf nackt;
Borderzehen durch Halbe Schwimmhaut verbunden,
Hinterzehe ausliegend. Flugel groh, dritte Schwing-
feder bie langste.
1. Der Wei^e Lojfetreiber. (Platalea leueorodia.) Fig. 1851.
Die Schnabelbildung ber Loffelreiher ist so eigen-
thumlich, dah sie mit irgend einer anderen nicht ver-
wechselt werden kann, steht aber mit einer besonderen
Ernahrungsart nicht in Berbindung. Man sollte meinen,
dah so verbreiterte, biegsame Kiefern, welchen wahr-
scheinlich ein hoher Grad von Fuhl- und Tastfahigkeit
beiwohnt, bestimmt sein muhten zum Sondiren des sins-
figeren Schlammes und zum Ergreifen der in ihm ver-
borgenen Wurmer und Jnsecten, und dah sie anbere
Dienste nicht verrichten ksnnten, allein der Loffelreiher
1