Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Wadvogel.
V o ge l.
231
beschrankt stch nicht auf diese Nahrung, sondern erhascht
unb verschlingt auch kleine Fische und Amphibien. Er
Halt fich nur an den Ufern grogerer Geroaffer und in
Sumpfen auf, in welchen er sich tvegen der Bildung sei-
ner Slige mit groger Sicherheit bewegt, fliegt leicht und
schon, erhebt stch bis in die augersten Hoheit, steht unb
schlast in der Steflung des gemeinen Reihers, Halt in
kleinen Gesellschaften zusammen, scheint sehr Harinlos
und vertraglich, scheuet aber den Menschen so sehr, dag er
stlbst in unbetvohnten Gegenden nicht leicht erlegt wird.
Seine Verbreitung reicht sehr weit; am Zahlreichsten be-
tovhiit er das subostliche Europa und die angranzenden
Provinzen Astens, solvie einen grogen Theil von Afrika,
stdoch nicht das Vorgebirge der guteii Hoffnung, wo er
durch eine andere, wenn auch sehr ahnliche Art vertreten
ivird. Nach Deutschland verirrt er stch selten, gehort in
Holland und Irland zu den gemeinereii Sunipfvogeln
und wird gelegentlich auch iin norblichen Frankreich und
in England gesehen. Bewaldete Gegenden verineidet
er und scheint vor allen solche Wasserflachen zu lieben,
deren llfer nur mit niedrigen Pstanzen, nicht mit
mannshohem Schilfrohr oder Buschen bedeckt stnd.
Die von Marschen umgebenen Seen und Teiche sa-
gen ihm daher am Meisten zu. 3m Fluge und
auf stinem Neste klappert er mit bem Schnabel wie
ein Storch, stogt aber auch ein lautes, kurzes unb
rauhes Geschrei aus, welches mit bemjenigen des Kran-
nichs verglichen toorben i ft unb burch einen eigenthum-
lichen Bau ber Luftrohre vermittelt wirb. Diest niacht
nainlich vor ihreni Eintritte in ben Brustkasten eine bop-
pelte Kruinmung unb stellt eine Figur bar, welche ben
Umriffen einer Geige ahnlich ist; an ber Stelle, wo
bie stitlichen Krummungen sich am Meisten nahern,
liegt verdinbenbes Zellgewebe zwischen beiben. Tem-
niinck ineinte, bieser Bau sti nur bem Mannchen eigen,
neiiere Forscher inbessen haben ihn bei beiben Geschlech-
tern nachgewieseii. Ueber bie Fortpflanzungsgeschichte
bes Loffelreihers sthlt es an erschopstnben Berichten.
Man weig nur, bag er fein Nest balb in ben Wipstln hoher,
bem Wafser benachbarter Baume, balb nur zwischen bem
Riebgrase unb Biiisen flacher Ufer erbaue, unb bag
basselbe eben so einfach unb gewiffermagen lieberlich zu-
sammengesetzt erscheine, wie jenes bes gemeinen Reihers.
Es enthalt gemeinlich brei weige, rothlich punktirte Eier.
Jung eingesangene Loffelreiher toerben sehr zahm, unb
sollen in Hollanb mit anberem zahnien Febervieh sehr
vertraglich leben. Ausgewachstne, 3 bis 4 Jahr alte
Jnbivibuen messen 2% Fug in ber Lange unb klastern
gegen 4% —5 Fug, finb also ettoas kleiner als ber ge-
meine Fischreiher; ber schwarze in bem gesurchten Theile
blaultche, an ber Spitze ockergelbe Schnabel migt 8 —9
Ban in ber Lange, nach vorn 2 Zoll in ber Breite. Das
Gesieber ist schneeiveig; bie Mannchen haben einen blag
ockergelben Brustfleck unb am Hinterhaupte einen langen
Feberbusch; bem Weibchen sthlt ber erstere, unb ben
letzteren besitzt es in toeit geringerem Maage; bie Jun-
gen entbehren biesen Schmuck ganz. Ausgewachiene
Haben schtoarze Fuge.
Vierte Gruppe.
Wasserstelzen.
Diest letzte illbtheilung ber Reihervogel uinsagt,
toenn sie richtig charakterisirt wirb, nur eine Gattung
unb unterscheibet sich von ben vorhergehenben burch die
uugeiuein langen Stelzbeine unb volle Schwimmhaut
zwischen ben Zehen.
X. Flamingo. (Phoenicopterus.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, bick, in-
wenbig zellig, in ber Mitte sast rechtivinkelig geknickt,
breit, nach vorn verschmalert; Oberkiefer klein, bunn,
von bem viel Hoheren unb grogeren Unterkiefer umfagt
unb aufgenonimen, an ben Ranbern mit Querblaitchen
versehen. (Fig. 1852. 1853.) Fuge ungemein lang unb
bunn; Zehen burch vollkommene Schwimmhaut verbun-
ben. Flugel mittelgro'g; erste unb zweite Schwingstber
bie langsten.
1. Gcwohnticher Flamingo. (Phoenicopterus antiquorum.)
Sig. 1855. 1856.
Obgleich aus aiiatomischen Untersiichungen Hervor-
geht, bag ber Flamingo unter allen Wabvogeln ben
Schroimutvogeln am nachsten steht, so zwingen boch ge-
wisse Rucksichten auf bie allerbings bisweileu kunstlichen
Systeme, ihn an biesern Orte einzureihen. Owen lie-
ferte bie neueste unb genaueste Zerlegung bes Flamingo;
roir geben sie roieber, so roeit es an biesern Orte nothig
fein fann. Man kann ben Schnabel bieser Gattung nicht
desser beschreiben, als roenn man ihn eineni in ber Mitte
fast rechtroinklich niebergebogenen Schnabel bes Schroa-
nes vergleicht, bessen grogerer Unterkiefer jeboch ben
Oberliefer aufnimmt, wie eine Dose ihren Deckel. Eine
so ungeroohuliche Bilbung bes Schnabels lagt auch
einen ungewohnlichen Gebrauch beffelben vermuthen.
Befestigt an einen int Verhaltnisse kleinen, aber von
eineni ungemein langen unb bunnen Halse getragenen
Kops, wirb jener nicht wie bei allen anbern Vogeln, son-
bern verkehrt angewenbet, inbem vermoge starker Krum-
mung bes Halses bie Stirn nach tinten steht unb ber
Oberkiefer mit bem Rucken auf ben Schlamm fich
stutzt, welcher bie zur Nahrung bienenben Thiere ver-
birgt. Entstrnt sich ber groge Unterkiefer vom oderen,
so nimnit eine ansehnliche Menge bes flussigen Schlam-
mes ben freigeworbenen Rauni ein; sie wirb bei erneuer-
ter Schliegung ber Schnabelhalften herausgezwangt unb
fliegt ab zwischen ben Hornplatten, welche bie Schnabel-
ranber einfassen unb ganz ben Dienst leisten, welche ber
Walfisch von ben Barten empfangt, inbem sie bas Her-
ausschlupstn ber zugleich ergriffeuen kleinen Weichthiere
unb Wuriner verhinbern. Die Zunge (Fig. 1854.)
spielt hierbei jebensafis eine nicht unbebeutenbe Rolle.
Sie ist Haldcylinbrisch, ersullt genau ben Rauni bes Un-
terkiestrs, hat auf ihrer etwas abgeplatteten Oberflache
eine tiest Furche, migt 3 Zoll in ber Lange, 2% Zoll iin
Umfange unb tragt zu feber Seite 20 — 25 ruckwårts
gebogene, Hornige, aber boch nachgiebige, etwas unregel-
magig abwechselnb gestellte Dornen. An ihrem Hinter-
sten Theile stehen noch zwei Gruppen ahnlicher scharfer,
gegen ben Schlunb gerichteter Spitzen. Ohne Zweistl
bezieht sich bieser Apparat auf Festhaltung ergriffener
Wasserthiere. Das Jnnere ber Zunge besteht fast nur
aus sehr reichlichem Zellgewebe, welches mit eineni, bei-
nahe olartig flussigen Fette angefullt ist. Der eigent-
liche Magen verhalt sich weit muskelreicher als bei an-
beren Wabvogeln unb scheint auf bie Zerkleinerung sehr
Harten Futters derechnet zu fein. Die Fuge find int
Verhaltnisse zu bem nicht zufaniinengebruckten, fonbern
runben Runipst ungemein hoch, jeboch bunn; sie befahi-
gen ben Flamingo, sich in Wassertiestn fchreitenb zu be-
geben, bie ben meisten anberen Sunipfvogeln unzu-
ganglich sinb, wahrenb bie Schwiinmhaute auch bas
Schwimnien gestatten, zu welchem jene Vogel stch so-
gleich entfchliegeii, fobalb sie keinen Grunb unter sich
fuhleii. Durch biese bopvelte Befahigung in Stanb ge-
setzt, halten sich Flamingo's nicht allein an gewohnlichen
Sumpfen auf, fonbern an ben Munbungen breiter
Stroiue ober auch in ben grogen unb theilweife sehr tie-
fen Ufersten, welche mit bem nahen Meere in Verbin-
bung stehen unb bisweilen fast in ebenso grogen Aufruhr
gerathen koniien wie bas letztere. — Europa besitzt an
bem gewohnlichen Flamingo ben Vertreter einer aus
etwa 4 Arten bestehenben Gattung. Schon bie Alten
haben jenen in ben Einzelheiten feiner Geschichte ziein-
lich genau gekannt. Er scheint, wie luanche anbere Vo-
gel, in Subeuropa einst toeit gemeiner getoesen zu
fein als Heutzutage, ivenigstens tourben alle in Italien
jetzt in einein Sommer gesthenen Flamingo's nicht eine
Schussel jener Zungen liefern, toelche von ben tomischen
Schlemmern ztoar theuer bezahlt, aber boch in Menge
verzehrt toutben. Heliogabalus setzte feinen Vertrauten
fogat Gerichte vor, beren Haupttheil aus Hirn ber Fla-
mingo's bestanb. Gelegentlich steht man ben Flamingo
wohl an ber Subkuste Frankreichs und bes Kirchen-
staates, boch sinb folche Erfcheinungen, toie Bonaparte,
ber Prinz von Canino, bemerkt, als Ausnahmen zu be-
trachten. In Calabrien unb Sicilien ist er aber schon
geroohnlicher, Haufig uni bas schivarze Meer Herum unb
augerorbentlich geniein an ben asrikanischen Kusten, zu-
mal gegen baS Subenbe bieses Welttheils, roo man schon
Hansen von mehreren Hunbert Stuck zusammen gesehen
Hat unb ein einziger glucklich treffenber Schug ein
Dutzenb auf einmal niebertoirft. An bem Subenbe bes
caspischen Sees koniint er an zu unbestiiumteu Zeiten,
inbessen meistens im October unb November unb ver-
breitet fich von ba westroarts nach ber Wolga. Woher
er komme, roeig man nicht; vermuthlich ist er bann auf
ber Wanberung von Norben nach Suben begriffen. In
Jnbieu soll er roeit verbreitet stin; Sykes zahlt ihn auf
unter ben Vogeln von Deccan unb erwahnt, bag er bei
ben Hinbus ben Namen Rabschah-Huns trage. Auf
ben Jnseln bes griinen Vorgebirges soll er bruten. Im
Hstlichen Asien unb in Polynesien ist er unbekannt, kanir
eigentlich nicht zu ben Vogeln Deutschlanbs gezahlt
roerben, inbem uur sehr selten ein unb ber anbere sich
bahin verirrt Hat, unb mug mit bem ahnlichen, jeboch
speeifisch verschiebenen Flamingo ber neuen Welt nicht
verroechselt roerben. Er liebt Geselligkeit, lebt mit an-
beren sehr vertraglich, ist scheu unb vorstchtig, uni so
schwerer zu erlegen, als er sich unfehlbar an offenen
Orten aufhalt unb oft viele hunbert Schritte vom llfer
entfernt im flachen Wasser Herumschreitet. Dabei fliegt
er leicht, schnell unb hoch, auf ben Wanberungen bilbet
er mit 30 — 40 Genosseu eine breieckige Orbnung, roas zu-
inal in Sarbinien von verschiebenen Reistnben beobachtet
toorben ist, unb bietet bann burch seine lebhafte Farbung
einen ungemein schoneit Anblick. Sein Nest erbauet er
mitten im Sumpfe aus Lehm ober festerem Schlamme
unb giebt ihm eine regelmågig kegelformige Gestalt unb
gerabe genug Hohe, um bem Weibchen bas Bruten in
reitenber Stellung moglich zu machen. (Fig. 1857.) Die
etwas ausgehbhlte Spitze enthalt eine nothburstige Aus-
futterung fur bie 2 — 3 reintoeigen unb ungefleckten
Eier, bie an Groge unb Gestalt benjenigen ber Haus-
gans gleichen unb von ben Galten toechstlnb bebrutet
toerben. In Europa kennt man toenige Bruteorte bes
Flamingo; bie norblichsten befinben sich auf ben Haufig
uberschmemniten Nieberungen bes Rhone-Delta. Die
Jungen sollen ein sehr toohlschmeckenbes Fleisch haben,
welches fogar bemjenigen ber Nebhuhner gleichgeachtet
wirb, bie Alten jeboch, roegen bes ranzigen Fischge-
fchmacks, ungeniegbar fein. Die alten Romer, bie
uberhaupt eigenthumliche Appetite befefstn haben muf-
fen, rechneten bennoch bas Fleisch erroachsener Flamin-
go's zu ben Hochsten Leckerbifsen, unb Apicius hat bie
umstanblichsten Vorschriften zur Bereitung Hinterlassen.
Dampier behauptet, bag bie Zungen stlbst auf ben reich-
sten surstlichen Tastln einen Platz verdienen rofirben,
unb bag bie Lobpreisungen ber Gutschmecker Roms nicht
ubertrieben stien. Soroohl int mittleren Ruglanb als
auf Sicilien unb Sarbinien roirb ber Flamingo Hin unb
roieber gezahmt angetroffeit unb lebt mit anberen Haus-
thieren in Vertraglichkeit. Seine Lange betragt 5 —6 Fug,
obgleich ber Ruiiipf kauiit so grog ist, als berjenige einer
Gans; bie rothen, sehr bunnen Fuge allein messen 2Vs Fug,
unb ber Hals steht zu biesen im Verhaltnisse. Int Schla-
fen roirb ber eine Fug Hart an ben Rumpf Heraufgezo-
gen, ber Hals fiber ben Racken gelegt unb ber Kopf tin-
ter bem Flugel verborgen. Der Schnabel ist nach Hinten
rothlichgelb, vorn schroarz, bas Gefieber bes erroachsenen
Maunchens burchaus saiift rosenroth, fast karminroth
auf ben Flugelbeckstbern unb ben Hintersten Schroingst-
bern; bie vorberen Schroingfebern finb tief schroarz; von
ber Schnabelrourzel bis ztint Auge erstreckt sich eine