Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Vogel.
Siebeiite Vr-nung.
suchen, sene Unvollkommenheit fennen, daher nte ihr
Mihtrauen verlieren unb bel der geringsten Gesahr unter
lautem Geschrei entstiehen. Auch die Wandernng fuhren
fte zur Nachtzeit aus, benn oft hort man in ber Zugzeit
vom bunfeln Himmel herab ihre Stimmen. Wo sie
ermubet nieberfallen, lansen sie einige Gesahr, benn sie
vermogen mcht leicht fich anf Einmal wieber empor zu
schwingen unb suchen Anfangs rennenb bem Schfitzen zu
entgehen, bem es gelingen kann, enblich mehrere aus
einen Schutz zu tobten, Wenn er bas Umkreisen unb Ein-
engen versteht. Immer eilen sie ihrem Ziele rasch
zu unb verschwinben, ungeachtet ihrer Menge bei ber
Ankunft, oft schon nach wenigen Stunben aus einer
Gegenb. Jm Uedrigen stub sie nicht allein aus ber
norblichen, sonbern auch aus ber entgegengesetzten Halb-
fugel heimisch, obgleich bie Species fich unterscheiben. Me-
nige Arten bewohnen bie wirklich warmen Breiten.— Die
groge Psulschnepfe initzt mit Einschluh bes 4 Zoll langen,
rothen Schnabels 14 Zoll, ist obenher schwarzbraun
mit rostrothen Querbanbern, untenher unb am Halse
lebhaft rostroth; fie hat einen weitzen , gegen bas Enbe
schwarzen Schwanz,graue, an ber Spitze schwarzliche
Schwingfebern, schwarzgraue Fuge, langen, an ber
Jnnenseite gezahnelten Nagel ber Mittelzehe. Kann
man fich aus bie Richtigkeit ber Untersuchung verlassen,
so finb Balge bieser Art sogar aus Jnbien unb Afrika
nach Europa gelangt, als Beweis einer sehr weit rei-
chenben Berbinbung. Sie konimt in Jslanb iin April
an, nistet in Nieberungen unb an ber Seekfiste, jeboch
nicht sublich von Hollanb, entspricht bem oben entroor-
fenen Bilbe ber Sitien ihrer Gattung, fiderwintert ge-
legentlich in Englanb, nie in Deutschlanb, finbet ihre
rechte Heimath in Sibirien unb bem norblichen Rutzlanb
unb Hat sehr wohlschmeckenbes Fleisch. In Hollanb
gelten ihre Eier als feinste Leckerei. Da sie sich, gleich
ben meisten Arten berselben Familie, mausert, so er-
scheint sie, je nach ber Jahreszeit, sehr verschieben ge-
sarbt, im Sommerkleibe, wie oben beschrieben, im Win-
terkleibe einsach aschgrau, untenher weitz.
2. Die rothe Psulschnepfe. (Limosa rufa.) Fig. 1881. b.
Diese zweite Art ist ber ersten ganz ahnlich Hinsicht-
lich ber Sitten, bes AufenihalteS unb ber Wanberungen
unb unterscheibet sich nur burch ihr Aeutzeres. Ihr
Sommerkleib hat im Ganzen ahnliche Farben, allein
ihr Schwanz ist schwarz gebanbert unb bie Kralle ber
Mittelzehe ganzranbig. Das Minterkleib ist ebensalls
obenher grau, unten Weitz.
IH. Wasserlanfcr. (Totanus.)
Gattungscharakter: Schnabel mittelmatzig ober
lang, sast runb, an ber glatten Spitze etwas aufwarts
gebogen, an ber Murzel weich; Nasenlocher in einer
bis zur Halste bes Oberkiesers reichenben Furche. Zehen
ganz- ober Halbgeheftet; Hinterzehe nur mit ber Spitze
auftreienb. Flugel mittelgrotz, erste Schwingseber bie
langste.
1. Ter Teich - Wafserlaufer. (Totanus stagnatilis.) Fig. 1885.
Unter ben vielen kleinen Wabvogeln ber Familie ber
Schnepfen zeichnen sich die Wasserlauser aus durch sein
gesormten Korper, gerundeten Runips und im Verhalt-
nifse sehr lange und dunne Beine. Sie leben in kleinen
Gesellschaften an den Ufern der Seen und Flusse, be-
geben sich auch aus anstotzende, mit hoherem Pstanzen-
wuchs bedeckte Wiesen; wechseln gelegentlich den Auf-
enthalt und ziehen sich in die Nabe groher Sumpse oder
auch an den Strand des MeereS, wo sie indessen weniger
an den von der Salzstuth selbst uberspulten Stellen als
in den Munduiigen grotzer Flusse verweilen. Der dort
fich absetzende Schlamm wimmelt gemeinlich von einer
Menge kleiner Wfirmer und Gelenkthiere, die, sobald
bie Ebbe eingetreten, ben eilig Herunttrippelnben unb
mit scharsem Jnstinct ausgerusteten Masserlaufern zur
Bente roerben. Diese lansen unb stiegen gleich geschickt,
vermogen sogar kleine Strecken zii burchschwimmen, sinb
eroig beroeglich, lebhaft, klug, scheu unb gesellig unb
nisten, roie bie Berwanbten, am Boben. — Eine ber
bekanntesten Arten, bie abgebilbete, halt fich aus in
ganz Europa unb Asten; Temminck erhielt sogar von
Neuguinea unb Timor Balge. Sie besucht nicht ben
Seestranb, sonbern verweilt an ben Ufern stehenber Ge-
wasser bes Binnenlandes in kleinen , 6—8 Sifick starken
Gesellschaften, nistet im hohen Schilfe, ohne ein Nest 511
banen, unb legt 4 gelblichweitze Eier. Sie miht 8 Zoll,
Hat einen fchwarzlichen, langen, geraben, bfinnen Schna-
bel, aschgrauen Mantel mit bunkelbrauner Querzeich-
nung, bunkle, untenher roeihe Schwingfebern, weitze
Unterseite, graugrune, sehr hohe Ffitze.
2. Der pennsplvanische Wasserlauser. (Totanus semipalmatus.)
Fig. 1880.
In ber Gattung ber Wasserlauser kommen sowohl
Arten mit Halb- als ganzgehefteten Futzen vor. 311 ben
ersteren gehort eine in ben mittleren Staaten Norbame-
rika's sehr haufige, um ben 20. April aus bem Siiben
wieberkehrenbe, bie gelegentlich, wenn auch selten, in Eu-
ropa gesehen morben ist. Sie niinint gleich nach ber Ankunft
von ben Halbgesalzenen Sumpfen Befitz, welchebie Mfin-
bungen grotzer Fluffe einfaffen, unb lebt, nahrt sich unb
nistet an solchen Orten ziemlich nach Art bes gemeinen
Teich-Wasserlaufers. Verwunbet sturzt sie sich unbebenk-
lich in bas Wasser unb schroinimt schnell bavon. Ihr Nest
macht sie auS einigen aufgeschichleten Binsen unb Schilf-
stucken, legt 4 grunliche ober blauliche, bunkelbraun ge-
fleckte Eier, vertheibigt muthvoll ihre Anfangs mit
Flgum bebeckten Jungen unb umschwirrt unter lautem
Geschrei unb mit ber Wuth bes Kibitz Jeben, ber sich
bem Neste nahert. Die Lange bes ausgewachsenen
Vogels betragt 15 Zoll; bie Oberseite ist biinkel gelb-
brauit, mit schwarzen, querlaufenben Wellenlinien ge=
zeichnet unb gelblich weitz punktirt, bie Brust milchweitz,
olivengelb gesteckt, ber Schwanz braun, mit schwarzen
Ouerbinben; bie Ffitze sinb bleigrau, bie Schwanzbecken
guergebanbert. Das Weibchen ist gemeinlich grotzer
als bas Mannchen.
IV. Stranblaufer. (Trynga.)
Gattungscharakter: Schnabel ebenso lang ober
langer als ber Kopf, gerabe, nach vom schwach gebogen,
bunn, burchaus weich, an ber Spitze verbickt, etwas
flach gebruckt; Kiefern 111it einer bem Ranbe parallelen
Furche; Nasenlocher an ber Schnabelrourzel, mittels
eines Hautsaumes verschlietzbar. Beine hoch, bunn;
Vorberzehen ganz getrennt; Hinterzehe hochstehenb,
nicht auftreienb. Flugel mittellang, spitzig; erste
Schwingseber bie langste.
1. Der aschgraue Strandlaufer. (Trynga cinerea.) Fig. 1887.
Die Stranblaufer int weiteren Sinne bilben unter
ben Schnepsenvogeln eine artenreiche, aber sehr natfir-
liche Gruppe, roelche noch bie Sanberlinge unb einige
auslanbische Gattungen umfatzt. Sie sinb fast alle
von geringer Grotze, nicht auffallenb gesarbt, sonbern
grau ober braunlich, mit rostgelben ober auch schroarz-
lichen Zeichnungen versehen, anbern sehr ab, jenach Al-
ter unb Jahreszeit, unb sinb baher nicht leicht zu unterschei-
ben. Hat man auch bie ber Beobachtung zuganglicheren
Arten Europa's unb Norbamerika's unter bem Gestchts-
punkte ber Systematik gut auseinanber gesetzt, so latzt fich
Gleiches von vielen anberen nicht sagen, welche bisweilen
unter mehreren Nameti beschrieben sinb. Zwar leben einige
nn ben Ufern ber Flusse unb in ben Sumpfen bes Binnen-
lanbes, inbeffen giebtbie Mehrzahlebenen unb morastigen
Stranbgegenben ben Vorzug. Die im Norben brutenben
9(rten stellen sich im Fruhjahre ein unb wanbern in zahl-
reichen Gesellschaften. Ihre Nahrung besteht in Wfir-
mern, Weichthieren unb kleinen Krustenthieren, bie fie
am Stranbe emfig zusammenlesen, sobalb bie Fluth sich
zurfickzuziehen beginnt. Da sie ben langen unb mit
feiiiem Tastsinne begabten Schnabel ber Schnepfen nicht
befitzen, so suchen fie ihre Beute nicht in ber Tiefe bes
Uferfanbes unb Schlammes, sonbern anf ber Oberflache.
Sie leben gesellig unb vertraglich, fliegen schnell, inbem
fie, fast nach Art ber Schwalben, an ber Oberflache Hin-
schiehen, haben eine laute, pfeifenbe Stimme unb legen
ihre Eier in flache Gruben. Man finbet bie Gattung
in alsen Welttheileii burch verschiebene Arten vertreten.
Eine sehr grotze Ansbreitung Hat ber grane (ober islan-
bische) Stranblaufer, inbem er an keiner Kuste vom
Polarkreise bis 50 ° n. Br. in ben brei Welttheilen
fehlt. Als achter Seevogel kann er nur znfallig im
Jnneren bes Festlanbes gesehen werben, wirb aber aus
feinem Zuge vom Mittelmeere nach Norben unb nmge-
kehrt bisweilen milten in Deutschlanb erlegt. Rings
lim bie Norbsee ist er fiberall sehr gentein, aber anch bas
Ziel ber Jager, inbem er besonbers wohlschmeckenbes
Fleisch befitzt. Seine gelblichbraunen, am stumpfen
Enbe grau unb rothlich gefleckten Eier legt er auf ab-
gestorbene Grasbufchel unb nininit sich nicht einmal
bie Muhe, fur bieselben eine Grube auszufcharren. Das
Weibchen bebrutet bieselben ohne Beihilfe ihres Gatten.
Das Sommerkleib ist rostroth, fchwarzgefleckt; bie Flfi-
gelbecken sinb bann weitz eingefatzt, bie Schlvingfebern
schwarzlich, bie Steuerfebern grau; bie ganze Unterseite
ist weitz, bie Brust braun guergebanbert. Das Win-
terkleib erscheint viel einfacher, aschgrau mit schwarzen
Flecken; junge Vogel Habett so ziemlich bieselbe Farbung.
2. Der kleine Strandlaufer. (Trynga minuta.) Fig. 1888.
Diese zweite Art gehort zu ben kleinsten aller be-
kannten, inbem sie ohngefahr 5 Zoll miht. Im Som-
merkleibe (obere Figur ber Abbilbung) ist fie rothbraun,
schwarz gefleckt, untenher weitz, hat schwarzen Schnabel,
schroarze Ffitze unb Schwingfebern, schwarzlichen Bi'trzel
unb weitze Schafte ber Schwingfebern. Ihr Schnabel
ist kurzer als ber Kops. Jm Winterkleibe (untere Figur
zur Rechten) ist sie obenher aschgrau, unten weitz; ber
einjahrige Vogel (untere Figur zur Linken) wirb an ben
bie Schnepfen ebenfalls auszeichnenben bunkeln Langs-
streifen leicht erkannt. Man hat biesen Stranblaufer
in entgegengesetzten Weltgegenben, vom Polarkreise bis
in bie Schweiz, im arkiischen Amerika, im norblichen,
aber auch im subwestlichen Asien entbeckt. In ber Le-
bensart gleicht er ben Gattungsverivaubten unb gehort
stellenweis zu ben gemeinsten Seevogeln. Wo er eigent-
lich brute, bleibt noch aufzuklaren; vermuthlich besorgt
er bieses Geschaft nur in ben norblichsten unb unzu-
ganglichsten Gegenben.
3. Der reranderliche Strandlaufer. (Trynga variabilis.)
Fig. 1881. c. 1889.
Wie bie anberen norbischen Stranblaufer behauptet
auch bieser einen sehr grotzen Verbreitungsbezirk; er
finbet sich, unb zwar mehrentheils in zahlreichen Ge-
sellschaften, in ganz Europa, Norbafien unb Norbame-
rika, vorzugsweis aber int hohen Norben , wo er bristet.
Soweit er unserem Welttheile angehort, bewahrt er sich
als regelmatziger Zugvogel, ber um bas Mittelmeer
Herum, vielleicht auch in Westasien unb bem norblichen
Asrika uberwintert, Enbe Aprils uber Deutschlanb roeg-
zieht, babei gelegentlich an groheren Seen sich nieber-
latzt, bisweilen wohl zu Hunberten gesehen wirb, in-
bessen nach kurzer Ruhe ben Weg forisetzt unb, mit
anberen sich vereinigenb, zuletzt in unzahlbareit Schwar-
men an ben norblichen Meereskfisten nieberfallt. 3nt
Jnneren beS Festlanbes ist seineS Bleibens nicht; als
fichter Stranbvogel verlangt er nach ber Kfiste, wo er,
ganz nach Art anberer Wasserlauser, seinen Ausenthalt
am Liebsten aus Schlaminbanken niinnit, bie, an ber
Mfinbung grotzerer Flfisse ober in Canalen zwischen
Jnseln gelegen, nur burch Hochstuthen ganz unter.Was-
ser gesetzt werben unb ihm an ben schon oben erwahnien
Thieren reichlichen Nahrungsvorrath bieten. Jm Uebrigen
erweist er sich sehr gesellig, frieblich unb sogar zutrau-
lich, Heiter unb lebenslustig unb fanit bem Beobachter
bie Einsamkeit jener minbestens bem Menschen unnfitz-
lichen Stranbgegenben vergessen machen, bie er zum