Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Wadvtigel.
V o g e 1.
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Aufenthalte allen anderen vorziehl. Scine Stimme
jst laut und pfeifend, indessen nicht unangenehm. Die
Fortpflanzung verhalt sich toie bel den beschriebenen
Bertoanblen. Das Nest kann mit jenem der Moor-
schnepfe leicht verwechselt toerdett; es besteht aus trocke-
nen Grashalmen und Pflanzenstengeln, die ohne deut-
liche Ordnung aufgeschichtet sind, liegt getoohnlich nahe
am Wafser und, luo es die Oertlichkeit gesiattet, unter
dem verbergendett Schutze von Hohereti Strandgewach-
sen. Die 4 Eier sind graugrun, violettbraun gesieckt.
Kenntlich ist dieser Strandlauser an dem fast geraden,
nur an der Spitze etwas gekrumntlett, den Kops an Lange
ubertreffenden Schnabel, dem zweimal ausgerandeten
Schwanz, der geringen, einer Lerche gleichkommenden
Grohe; im Sommer ist der Mantel schwarz, mit rost-
rothen Federrandern, der Bauch tiefschwarz, Hals und
Brust sind weihlich, braun gefleckt, die zollhohen Fuhe,
der Schnabel und die Schivingfedern schwarzlich. Das
Winterkleid ist obenher braunlich aschgrau, tinten toeih.
Die Lange betragt 7 Zoll.
V. Kampflaufer. (Machetes.)
Gattungscharakter: Schnabel so lang oder
langer alS der Kopf, gerad, durchaus toeich; Nasen-
locher spaltformig, in einer bis fast zur Schnabelspitze
verlaufenden Furche. Beine hoch, dunn, vierzehig;
autzere Zehen geheftet, Hinterzehe schwach, hoch einge-
lenkt. Flugel mittellang, spitzig; erste Schwingfeder die
langste.
1. Der gemeine Kampflaufer. (Machetes pugnax.) Fig. 1890 —1893.
Cuvier hat die Kampflaufer von den Strandlaufern
(Trynga) ztterst abgetrennt und in eine neue Gattung
gestellt, die allerdings gut unterschieden ist, aber nur
eine Art enthalt. Der gemeine Kampflaufer sindet sich
im grohten Theile von Europa, in vielen Gegenden des
gentahiglen Asien und selbst im nordlichen Afrika und
nicht allein an den Seckusten, sonderit auch tief im Bin-
uenlande, wenn dieses ausgedehnte Sumpfe enthalt.
Auch im Jnneren von Deutschland ist er nichts weniger
als felten, vielleichtaber nirgends in so zahlreichen Schaa-
ren anzutreffen, wie in Holland. Zur Ueberwinterung
zieht er im August und September nach dem Sudett,
z. B. nach der Kttste des Mittelmeeres, und kehrt im
April zuruck. In England sollen Einzelne bisweilen
den Winter verbringen, schwerlich jentals in Deutschland.
Als Seevogel barf man den Kampflaufer nicht ansehett,
denn luenn er auch dem Strande sich gelegentlich nahert
und in ansehnlichen Mengen Herumschwarmt, so zieht er
sich doch immer wieder auf begrunte, feuchte Wiesen und
bie mit benselben zusammenhangenben Sumpfe zuruck,
wo er seine Nahrung finbet unb sich fortpsianzt. In
Haltung unb Bewegungen gleicht er theils ben Slrattd-
laufern, theils ben Wasserlaufern, schreitet ziemlich anf-
recht unb mit einem gewissen, selbstbetotthien Anstanbe,
lauft schnell, wo es nothig ist, fliegt rasch unb geschickt,
andert seine Richtung mit vieler Gewanbtheit unb ver-
rath uberhaupt ein sehr lebhaftes Temperament. Sek-
ten bleibt er irgenb langere Zeit in ber^elben Stellung,
benn Bewegung scheint ihnt ein Lebensdedursnih, unb
biesein Befriebigung zu verschaffen, wirb ihnt um so
leichter, ba er, vorzugsweis gesellig lebenb, stets Genos-
sen finbet, bie zuitt Herumtummeln in ben Luften, zum
Jagen unb Recken biefelbe Lust haben. Zur Nahrung
bienen ihm ebenfalls allerlei Wurmer unb Jnfeetenlarven
unb ausgebilbete Jnfecten, welche im Morast ober Waf-
ser fich aushalten; fie toerben nur an ber Oberstache
zusammengesucht, nicht bitrch Einbohren bes Schnabels
in bie Tiefe erlangt. Die Fortpflanzung biefer Bogel
ist baruin von besonberem Interesse, toeil fie in ber anhe-
ren Bekleibung periobifche Beranberungen Hervorbringt
unb ber Trieb zu ihr durch eine Kampflust sich barlegt,
die, tei Wadvogeln fonst nicht gewohnlich, nur bei
Huhnervogeln in ahnlichem, jedoch keinesweges grohe-
rem Grade auftritt. Sobald im April die etwas fpater
als die Weibchen eintreffenden Mannchen angelangt
sind, vergehen nur wettige Wochen unter verhaltnitz-
mahigem Frieden. Hat sich einntal der in feiner Far-
bung anherordentlich veranderliche Federkragen entwickelt,
so fttchen die Mannchen in jedent groheren Sumpfe eine
etwas erhabene Stelle, die durch gegenfeitiges Ueber-
einkommen zum Orte bestimmt toird, auf Welchem
sie in hitzigsten, aber unblutigen Kampfen fich mes-
fen. Jeder der. einzeln fich einfindenden erwahlt
auf diefent Platze eine Stelle, gleichfam eine Festung,
die er gegen jeden Eindringenden entfchloffen vertheidigt;
wird er bestegt, fo ranmt er das streitige Gebiet dem
starkeren Gegner. Diefe Gefechte dauern fast den ganzen
Tag Hindurch und toerben zurnal am Morgen mit groh-
ter Energie gefuhrt. Sobalb bie Kantpflustigen ihre
Platze eingenommen, erfcheinen nach unb nach im-
mer mehr Weibchen unb geben hierburch bas Zei-
chen zum Angriffe. Theils anbere anfallenb, theils
sich vertheibigenb, laufen bie Mannchen fo ttnab-
låffig Hin unb her, bah auf jener Arena in kur-
zer Zeit kein Grashalm aufrecht steht. Sie nehinen
sich ohngefahr toie ber Hanshahn, gehen mit Horizontal
vorgestrecktem Halse unb toeit abgestranbteni Feberkragen
auf einanber, fuchen mit bent Schnabel sich zu Hacken,
flattern empor, um Flugelfchlftge abzugeben, allein sie
thun sich felten erheblichen Schaben, unb Hhchstens zen-
gen Herttinstaubende Febern von ihrem Kriegsmuthe.
Rur ber Abend bringt einen kurzen Frieben Hervor,
denn in der Lebensweife sind diefe Bogel zum Theil
nachtlich und fuchen mindestens im Dnnkeln ihre Nah-
rung. Die nicht ansgefochtenen Kampfe erneuern sich
mit dem Morgengratten; der endlich Geschlagene, der
in ber Regel keine Wunbe bavon tragt, fonbern bes
Gegners Starke unb Entfchlossenheit zu furchten be-
ginnt, ranmt enblich bas Felb. Die Katnpfe bauern
bis Mitte Juni; toahrenb bieses Zeitrauines erhalt baS
Mannchen nicht nur einen Kragen von sehr langen,
toeihen, braunen, gefleckten unb uberhaupt veranderlichen
Febern am Unterhalfe, fonbern auch Busche berfelben
an ben Seiten bes Hinterkopfes unb Oberhalfes, bie
nach Willkuhr aufgerichtet unb gestraubt toerben konnen.
Zngleich enttoickeln sich itu Gesichte fleifchige Warzchen
von Hochgelber Farbung. Beibe Abzeichen verschwin-
ben aber, sobalb bie Paarungszeit verstrichen; bie von
ben erbitterten Gegnern nicht ausgezupften Halsfebern
fallen von selbst aus unb toerben bitrch getuohnliche,
schlicht anliegenbe ersetzt. Die Weibchen erhalten fur
jene Periobe kein befonberes Kleid; als Ansttahme von
bent bei anberen Schnepfenvogeln Getoohnlichen sinb
sie toeit kleiner als bie Mannchen. Nebrigens leben
bie letzteren in Polygamie unb nehmen an ben Sorgen
fur bie Nachkommen burchauS keinen Theil. Das
Weibchen battet allein bas Nest, ivelches, nie auf bent
Kampfplatze selbst, fonbern in vetn Suntpfe gelegen, in
nichts Anberent als einer flachen, mit Grashalmen un-
orbentlich ausgefutterten Bertiefung bes Bobens besteht
unb 3—4 olivengrune, braun unb fchwarzgefleckte Eier
enthalt. Die Jungen fcheinen schnell zu ertoachsen unb
toanbern in besonberen Gesellfchaften zur Herbstzeit ba-
von. Nicht allein sie, fonbern selbst die toahrend der Paa-
rungskampfe eingefangenen Mannchen toerben sehr zahm
unb konnen in ber Gefangenschaft lange Zeit leben.
Beibe Gefchlechter haben ein so zartes unb wohl-
schmeckenbes Fleifch, bah man bie Jagb auf sie als sehr
eintraglich, zurnal in bent reichen Englanb itu Grohen
betreibt. So fcheue unb kluge Bogel laffen vom
Schutzen sich nicht leicht uberraschen, allein fte toerben
zahlreich in besonberen Netzen gefangen unb in Englanb
fogar gemastet unb lebenb auf bie Markte gebracht. Die
Zeit bes Fanges ist im April unb Mai fur bie Alten, int
September fur bie Jungen, bie bann sehr fett sinb unb
sich eben zum Wegzuge rusten. Das Mannchen bes
Kampflaufers erfcheint in ben mannichfachsten, fehr ver-
fchieben vertheilten Farbungen, kastanienbraun, gratt
unb fchivarz, uberhaupt in ziemlich veranderlichem Ge-
toanbe toahrenb bes Sommers, im Winter Hingegen
bunkelgrau unb mit toeihlichen Feberranbern zurnal an ben
Flugeln gezeichnet. Die Kragenfebern anbern vom rein-
sten Weih in Kohlfchtoarz bitrch alle ztoifchenliegenbe
Abstufungen bes Rostgelb unb Braun unb bilben eine
Art von Mantel. An Grohe gleicht bas Mannchen
ohngefahr ber Turteltaube, inbem fein Korper ohne ben
schtoarzlichen Schnabel, 11 — 12 Zoll miht. Das
Weibchen istum 3—4Zollkleiner. Die Fuhe sinb gelblich.
VI. Schnepfe. (Scolopax.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, gerabe,
runblich, dunn, toeich ; Oberkiefer an ber Spitze aufge-
trieben, abgerutibet, punktirt, nach bent Tobe runzlich ;
Unterkiefer in einen Hakenartigen Abfatz bes OberkieferS
eingreifenb; Nafenlocher an ber Schnabeltourzel, spalt-
forntig, in eine bis vorn reichenbe Furche verlatigerl.
Beine mittelhoch; Fuhe vierzehig; Zehen getrennt, Hin-
ten hoch eingelenkt, mit ber Spitze auftretenb. (Fig.
1894.) Flugel mittellang, abgerunbet.
1. Die Heerschnepfe. (Scolopax Gallinago.) Fig. 1894.
Die Gattung Schnepfe zerfallt fehr naturlich in
zivei Gruppen, bie Sumpffchnepfen ober Bekafstnen, bei
toelchen ber nittere Theil bes Schienbeins unbefiebert ist,
unb bie Walbfchnepfen, bei toelchen bie Befieberung bis
an bas Ferfengelenk herabreicht. Zu ber ersteren gehort
bie Heerschnepfe, ein int mittleren unb nordlichen Eu-
ropa unb in einem grohen Theile bes angrånzenben Asien
ziemlich getoohnlicher Zugvogel. Sie tonunt in Deutsch-
lanb fchon int Marz an, geht aber auch viel toeiter nach
Norben, z. B. nach Lapplanb, unb Jslanb unb scheint
stellenweis bort noch viel getoohnIicher zu fein als bei
tins. Auf ben Orkney-Jnfeln fanb sie Davy im August
1817 in grohler Zahl. Im fublicheren Europa sieht
man sie nur im Winter. Ihre Reife legt sie zumal
bes Nachts zuruck unb fliegt fo auherorbentlich Hoch,
bah ihr eigenthumlich lautes, gleichfant meckernbes Ge-
fchrei aus ben Wolken Herabtont unb allervings einen
unheimlichen Einbruck macht. Bekanntlich verband
bas Bolk mit biefen uberirbischen Klangen mancherlei
aberglaubifche Deutnngen, unb aller Wahrfcheinlichkeit
nach haben sie wefentlich beigetragen zur Entstehung
ber gransigen Sage von bent toilben Heere. An ihren
Bruteorten angekommen, toahlen bie Schnepsen vorzug-
lich gern dustere unb bitrch Suntpfe unterbrochene Wal-
bungen zum Wohnorte unb verlaffen sie, als lichtschene
Bogel, nur um ihrer Nahrung nachzugehett. Nicht
leicht toeilen sie, toie anbere Wadvogel, am offenen
Ufer stehenber Geivasser, fonbern vertiefen sich im-
iner in bas hohe Gerohrig unb ztoischen bas niebrige,
aber bichlverwachsene Buschiverk, toelches gemeinlich
bie norbifchen Moorflachen uberzieht. Bor bent Men-
fchen auhern sie uberall biefelbe Furcht unb geben sich
baher niemals voller Sorglosigkeit hin. An ben ihnen
in ber Farbung gleichenben Boben gebruckt unb daher
fchtoer unterfcheidbar, fuchen sie der Gefahr ber Ent-
deckung zu entgehen, fliegen enblich unter fchiturrenbent
Gerausch rafch etttpor unb beschreiben toeiterhin fo fcharf
abgebrochene Zickzacklinien, bah felbst bie genblesteit
Schutzen es fur eine Ehre Hallen, fie int Fluge zu erle-
gen. Glucklicherweife verlragen fie nicht bie geringste
Bertounbung; ein einziges Schrotkorn bringt sie zum
Sturze ober tobtet sie auf ber Stelle. Wo sie fehr ge-
toohnlich sinb, stellt man fur sie Netze unb fangt sie ohne
vifte Schtoierigkeit. Der lange unb ungemein empfind-
liche Schnabel bient ihnen als Tastorgan, benn inbem
fie ihn tief in ben mit Moofen unb anberen niebrigen
Pflanzen bewachfenen Moor verfenken, fuhlen sie jeben
bort befinblichen Wurm ober Jnfeetenlarve Heraus unb
ergreifett diefe, ohne sich zu irren. Sie leben in Mo-
nogamie. Die Galten fcheinen einander zartlich zttge-
than zu fein; das Mannchen betoeist feine Theilnahme
an dem brulenden Weibchen durch allerlei von groher
Flugkraft zeugende Gankeleien, untfliegl es im Zickzack
oder steigt, wie besonderS des AbendS, zu erstaunlichen