Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Kogel.
Eiiileitung.
ganz eigenthumliche Gruppen, Amerika die Colibris und
Tukane, Afrika die Blumensauger, Reuguinea die Para-
diesvogel; in den arktischen Meeren allein sind die Lum-
men und Papageientaucher, in den antarktischen die Pen-
guine heimisch. Dah grope Gruppen dazu beitragen, ben
von ihnen ausschliehlich bewohnten Lanbern eine eigen-
thumliche Phhstognomie zu verleihen, versteht sich von
selbst; es muh bieses in um fo hoheren Grabe barum
stattfinben, weil Vogel artenreicher unb inbivibuell in
groheren Zahlen vorkommen als Saugethiere unb sich ber
Beobachtung weit weniger entziehen als biese. Eigentlich
kosmopolitische Vogel kennt man nur wenige; ihre ehe-
bem nicht ganz gering angeschlagene Zahl ist zufammen-
geschmolzen, seit man in ber Feststellung bes Artenbegriffs
fcharstr zu Verfahren begonnen unb entbeckt Hat, bah zwi-
schen manchen ehebeni fur ibentisch gehaltenen Species
wirkliche Verschiebenheiten bestehen. Eine sehr unregel-
mahige Verbreitung zeigt ber in Amerika, Europa unb
Australien vorkommenbe Wanbersalke, ber inbessen in
Afrika nistenb niemals angetroffen worben ist; ber euro-
paische Fisch- ober Flnhabler lebt auch in Neuhollanb, unb
ber Thurmfalke wirb nicht allein vom norblichen Europa
an uber Jnbien bis Timor gesunben, sonbern ist auch vom
Senegal gebracht worben. Der gemeine graue Fischreiher
unb ber Purpurreiher Hewohnen auch Jnbien unb unfere
Mittelschnepfe Sfibafrika. Dergleichen weit verbreitete
Vogel gehoren inbessen fast nur ben Orbnungen ber
Raub- unb Wadevogel an, bie weniger als anbere an
eine genan bestimmte Art von Futter gebunben sinb unb
fiberhaupt ein Wanberleben sfihren.
Das Verhaltnih ber Vogel zum Menschen ist kein
fo genanes unb wichtiges als bas zwischen biesem unb
ben Saugethieren bestehenbe; Vogel uben auf unfere
Zustanbe nicht entfernt benselben Einstuh, unb gingen
auch alle von nus gezahmten Arten verloren, so mochten
baher Unannehmlichkeiten entstehen, nie aber bie Civili-
sation beshalb Rfickschritte machen. Die Zahl ber bent
Menschen ganz unterworfenen Arten ist eben nicht groh;
bie' Geschichte ber meisten liegt, wie biejenige ber Haus-
thiere fiberhaupt, im Dunkel vergangener Zeitalter. Die
Hfihner liefern unter allen Hausvogeln bas reichlichste
unb zarteste Fleisch unb sinb am Weitesten Verbreitet;
zu bent seit ber llrzeit unterjochten Haushahne gesellte sich
erst nach ber Entbeckung Amerika's ber Truthahn, etwas
frfiher bas afrikanische Perlhuhn, unb aus Asien kam
ber Fasan. Llus ber Orbnung ber Schtoimmvogel ge-
hhren wenigere zu ben gezahmten unb babei allgemein
Verbreiteten, unb aus ben ubrigen Orbnungen, zumal
berjenigen ber Sperlingsvogel, halt man zwar viele
Arten in Gesangenschaft, allein nicht bes Fleisches wegen.
Non ben wilben ist eine weit grohere Zahl, als man ge-
meinhin annimmt, ehbar; Raubvogel unb fast alle See-
vogel machen inbessen eine Ausnahme, bie ersteren wegen
bes harten, fibelriechenben Fleisches, bie letzteren wegen
ihres Gehaltes an Thran, ber jeboch ben armen Betooh-
ner arktischer Kfisten nicht vom Genusse ober bem Ein-
sammeln zu Wintervorrathen abhalten kann. Die Ver-
haltnihmahig grohte Menge eines oligen Fettes finbet
sich in ber weiterhin umstanblich zu beschreibenben Stea-
tornis Sfibamerika's. Nicht minber sinb bie Eier ber
meisten Arten geniehbar; selbst bie wilbesten Volker ver-
fchmahen aber bieienigen ber Geier unb ihrer Verwanbten,
wo ber furchtbare, bas ganze Nest erffillenbe Aasgeruch
auch bas Ei burchbringt; bem europaischen Gaumen
sagen jene ber Raubvogel unb ber meisten Seevsgel unb
Waber nicht zu. Hfihnereier bilben fur Norbfrankreich
einen bebeutenben Gegenstanb ber Ausfuhr nach Englanb,
wohin jahrlich uber 60 Millionen Stfick gebracht toer-
ben. Febern finben viele Anwenbung als Dunen, Kiele
unb an Theilen bes Balges noch festsitzenb unb sinb bann
zur Ffitterung von Winterkleibern nfitzlich; Sfibste-
Robbenfanger bringen jahrlich anfehnliche Partien ber
sehr eigenthfimlich befieberten unb gefarbten Penguinselle
nach Englanb. Zur Zahmuiig eignen sich bie meisten
Unvollkommen unfere Kenntnih von der Lebensgeschichte
ganzer Thiergruppen sei.
Jm Jahreszeitentoechstl ist endlich die Mauser be=
grundet, ein physiologischer Hergang, durch toelchen das
Gefieber zum Absterben und Ausfallen gebracht und durch
ein neues, ost lebhafter gesarbtes ersetzt wird. Getoohn-
lich tritt diese Veranderung im Herbste und nach Aus-
brutung der Jungen ein; in Arten, deren Mannchen das
sogenannte Hochzeitkleid erhalten, findet aufierdem eine
Fruhlingsmauser Statt, die sich z>var auf Schtoing- und
Steuerfedern nicht erstreckt, aber doch zwischen Sonimer-
und Winterkleid des Vogels einen solchen Unterschied
Hervorbringt, dafi der Mindererfahrene in den zwei For-
men desselben Vogels besondere Arten zu erkennen in
Versuchung kommt. Am Auffalligsten sind in dieser Be-
ziehung die Veranderungen der Seeschtoiminvogel, gewisser
Uferoogel und zumal arktischer Vogel, die, wie Schnee-
eule, Schneehlchn u. a., das weifie Kleib ihres tointerlichen
Naterlandes annehmen und dadurch gegen hohe Kalte ge-
schutzt werden, indem, wie physikalische Versuche betoie-
sen haben, weitze Stoffe toarmer Halten als farbige. Ge-
Wohnlich ist das Geschaft der Mauser in 2— 3 Wochen
abgethan; Spechte branchen freilich dazu cben so viele
Monate. In den meisten Fallen erscheint es verbunden
mit einigen krankhaften Storungen, und manche Wasser-
vogel verkriechen sich wahrend der Dauer desselben, toah-
rend kleine Singvogel traurig werden, sich absondern und
schweigen. Gefangenschafl andert oder Hebt die Mauser
vollig auf, wie es das Beispiel von Stubenvogeln lehrt.
Fur die systematische Artenbeschreibung ist zumal bei
Vogeln kalter Lander Berucksichtigung der Jahreszeit, in
welcher das Jndividuum beobachtet ward, und selbst des
Lebensalters von groher Wichtigkeit. Die Erkenntnih des
letzteren hat allerdings, zumal bei auslandischen Arten,
vieles Schwierige, ist aber bei den inlandischen durch ganze
Reihen zuverlassiger und gehorig verzeichneter Beobach-
tungen sehr erleichtert. Die scharfste Unterscheidung ver-
langen Raubvogel, die zum Theil mehrere Jahre, die Adler
sogar an ffinf Mausern bedurfen, um in Besitz des Kleibes
oder Gefieders zu gelangen, welches den vollig erwachsenen
Nogel andeutet.
Die geographische Verbreitung der Vogel ist weit
weniger beschrankt als diejenige der Saugethiere, denn
einmal versetzen sich jene mit viet groherer Leichtigkeit
aus eineni Lande in das andere, und auherdem geniehen
sie den Vorzug groherer Unempfindlichkeit gegen Plovliche
Wechsel der Temperatur. Die letztere steht in Verbindung
mit der fliegenden Bewegung, die, bei irgend betrachtlicher
Erhebung, den Vogel in sehr verschieden temperirte Luft-
schichten bringen muh und daher vielen eS leicht macht,
den Aufenthalt in Mitteleuropa mit dem in arktischen
Landern gelegentlich zu vertauschen. Jndessen unterliegt
jede Art gewiffen Beschrankungen und kann gewiffe Gran-
zen nicht uberschreiten. Die Feststellung der hier geltenden
Bedingungen ist der Wissenschaft freilich noch nicht gelun-
gen und wird immerdar sehr schwierig, wo nicht unlosbar
bleiben, obwohl man die wandernden Vogel von den
Slanbvogeln zu sondern bereits bedacht gewesen ist. Die
Lebensgeschichte der einzelnen Arten liegt selbst in Europa
noch zu sehr im Dunkeln, um die Ziehung genugender
Resultate moglich zu machen. Aus gewohnlichen oder
Lekannten Grunden ist nicht zu erklaren, warum die
Schwalbe, die in wenigen Tagen Indien wurde erreichen
konnen, sich begnugt, nach Nordafrika zu gelangen, an-
stalt die entlegenen, aber eben so nulben Klimate des
Ostens aufzusucheii, wo nicht minder gunstige Lebens-
bedingungen dargeboten werden. Es spricht sich in diesem
und unzahligeii ahnlichen Beispielen eine Beschrankung
aus, die zu der Annahme eines hoheren, auch diese An-
gelegenheit ordnenden WillenS bringen muh. Die Jfother-
mallinien auhern auf die Verbreitung der Vogel keinen
deutlichen Einfiuh, denn gleiches Klima besitzende, aber
weit von einander getrennte Lander sind keineswegs von
denselben Arten bewohnt, sondern enthalten nicht felten
Vogel wegen bes ihnen inwohnenben Triebes nach Ge-
selligkeit. Jm Norben, wo bie Natur fast ganz abstirbt
unb ber Bewohner auf bas enge Hans beschrankt wirb,
Hat man sich von jeher viel mit ber Erziehung von Stu-
benvogeln abgegeben unb bieselbe zu einer Kunst erhoben.
Gemeinlich sinb solche Vogel inlanbisch ; zu ben wenigen,
vollig einheimisch geworbenen, aus groher Ferne stam-
menben gehort ber Canarienvogel. Tauben sinb zuerst
im Mittelalter zu Boten gebraucht, dann aber wieder
vernachlassigt worden, bis gewisse Speeulationen der
neuesten Zeit die nochmalige Herstellung eines solchen
Verkehrs in den Niederlanden veranlahten. Der Gebrauch
abgerichteter Raubvogel zur Jagd ist sehr alt und keines-
wegs allein bei civilisirten Volkern gewohnlich gewesen;
in Europa ward Falkenjagd vorzfiglich von den Vor-
nehmen betrieben und schon vom deutschen Kaiser Frie-
drich II. zum Gegenstande einer wissenschaftlichen Ab-
Handlung erhoben, ist aber, einige in England neuerdings
gemachte Versuche abgerechnet, als in Vergessenheit ge-
rathen und aufgegeben anzusehen. In dem grohen Drama
der Natur ist den Vogeln eine sehr toichtige Rolle fiber-
wiesen. Sie zerstoreu unzahlbare Jnseeten und beschran-
ken hierdurch die Verwfistungeu, welche jene kleinen, aber
durch Menge und verborgenes Leben gegen Ausrottung
durch den Menschen geschfitzten Thiere sonst Hervorbrin-
gen wfirden. Selten genug wird diese nfitzliche Thatig-
keit gehhrig gewfirdigt, vielmehr niuhten gelegentlich
Gesetze gegeben werden, um die kurzstchtigen Landleute
von ber nachtheiligen unb muthwilligen Ausrottung sei-
ner besten Verbfinbeten, ber kleinen, Jnseeten fressenben
Vogel, abzuhalten. Der ben Felbern in Europa burch
bie Koriierfresser zugeffigte Schaben ist niemals so br-
beutenb, bah er eine rficksichtlose Versolgung ber ganzen
Claffe rechtsertigen konute; in Tropenlanbern jeboch er-
reicht er bisweilen solche Hohe, zumal burch Schwarme
bon Sperlingspapageien unb ben Gruppen ber Staare
unb Pirole angehorenbe Korner- unb Fruchtfreffer, bah
ber ganze Ertrag einer Aernbte in Frage kommen kann.
Der Einbruek ber bunten unb beweglichen Welt ber
Vogel auf ben Menschen ist ein gfinstiger, benn es gesel-
len sich ihm nur sehr selten Furcht ober Wiberwille
Hinzu, bie ber Anblick anberer Thierelaffen leicht Hervor-
bringt. Zierliche Gestalt, glanzeube Farbung, bie vieten
ertheilte Fahigkeit Heiteren Gesanges, bas Leben in ben
uiis toenig zugangtichen hoheren Regionen unb bem
Sonnenstrahte, bas Aetherifche ber ganzen Erscheinung
unb bie freie Bewegtichkeit vereinigen sich, um uns bie
Voget toie begfinstigtere Wesen erscheinen zu laffen.
Keine Thierclasse theilt mit ihnen ben poetischen Reiz
bes ununterbrochenen Lebens im Reiche bes Klanges unb
bes Lichtes, unb baher haben schon bie altesten Volker
in ihnen bie Abbilber jener Bewohiter einer unstchtbaren
Well zu sehen gemeint, bie, von ben Fittichen bes Win-
bes getragen, nur fur Augenblicke sich unter ben Men-
schen nieberlassen unb balb zu reineren Regionen Heim-
kehren. Daher stammt auch bas uralte Symbol bes
Vogels ffir Geist unb Seele, bie frei burch enblose
Raume sich bewegen, unb barum verlieh bie Phantasie
zu allen Zeiten jenen freunblichen Wesen Flfigel, welche
nach uraltem Glauben ben Verkehr zwischen ber unsicht-
baren Gottheit unb bem Menichengeschlechte vermitteln.
Wo in ben Mythen Vogel eingeffihrt toerben, ist ihre
Rolle fast immer bie bes Wohltoollens ober ber Theil-
nahme; selten sinb sie bie zur Bestrafung ober Rachung
abgesenbeten Boten hoherer Machte, unb selbst in bem
bfisteren Gotterglauben ber stanbinavischen Urvolker
vertoanbeln sich bie Valkyrien unb anbere Jungfrauen
in Schwane, um Sterblichen toillkommene Kunbe zu
fiberbringen. In keinem morgenlanbischen Måhrchen
sprechen bie Vogel in uneblem Tone, unb ber sich selbst
verbrennenbe unb immer toieber verjfingenbe Phonir
mag einerseits ein astrologisches Symbol fein, beutet
aber von ber anberen auf bie von allen Volkern unb von
jeher genahrte Hoffnung einer fchoneren Zukunft. Jeden