Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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254
P o g e 1.
Achte Vrdnuug.
lebhaft orangenroth, an der Spitze zinnoberroth. Die
Lange betragt 12—13 Zoll. Junge haben im Ganzen
ein minder rein ausgefarbteS Gefieber, kleineren, glatten
und blahgelben Schnabel.
Dritte Familie.
Fettganse.
Unter allen Vogeln entsprechen die Fettganse oder
Pinguine dem Begriffe ihrer groven Classe darum am
Allerwenigsten, weil sie Flugfahigkeit ganz entbehrcn.
Jhre Flugel sind in noch geringerem Maage entwickelt,
als jene der oben (S. 212. Sp. 3.) beschriebenen Apte-
ryr, ohne Spur von Schwingfebem, mit kleinen, ver-
kummerten, schuppenartigen Federn bedeckt und dienen
als Ruder bei dem Schwimmen, sowohl auf der Ober-
flache des Wassers als unter derselben. Vermoge der
Kurze und Stellung der moglichst weit nach hinten an-
gebrachten Fuge konnen sie nicht anders alS vollig senk-
recht stehen; sie schreiten sehr langsam und unficher,
verlieren bei der geringsten Veranlassung daS Gleichge-
wicht und kommen deshalb nur zur Brutezeit auf das
Land. Jhre Bruteplåtze Wahlen fie in Folge dieser
Unbehilflichkeit so nahe alS moglich dem Meere, welches
sie selbst bei schweren Sturmen nicht verlassen, indem
sie mit der Fertigkeit der Fische schwimmen. Die Vor-
derzehen verbindet eine starke Schwimmhaut, die Hinter-
zehe ist frei und nach vorn gerichtet, die rauhe Sohle
erleichtert das Herumklettern auf den schlupsrigen Ku-
stenklippen. Gegen die Einwirkung der Kålte schutzt
ein sast nndurchdringlicher Pelz, dessen oberste Schicht
durch Bildung und dachziegelsbrmige Lage der Federn
Fischschuppen ahnelt. Zur Nahrung dienen allein Fische,
welche mittels des sehr Harten Schnabels ergriffen wer-
ben, an welchem die Firste von den Seitentheilen durch
eine tiese Furche getrennt erscheint. Auch die Knochen
verhalten sich nicht wie bei anderen Vogeln; fie sind
Harl, dicht und schwer und haben keine die Luft zulas-
fende Oeffnungen; die Rohrenknochen enthalten sogar
tin oliges Mark. Die ganze Familie gehsrt der sud-
lichen Hemisphare an und lebt zwischen dem 30 und
60 Breitegrade. ,
I. Pinguin. (Aptenodytes.)
G attungscharakter: Schnabel gerab, stark, zu-
sammengedruckt; Oberkiefer an der Spitze ubergebogen;
Unterkiefer mit schief abgestutzter Spitze aufsteigend (Fig.
1928.). Beine kurz; Vorderzehen durch volle Schwimm-
Haut verbunden; Hinlerzehe frei, nach vorn gerichtet
(Fig. 1929.). Flugel sehr kurz, mit Schuppenfedern
bedeckt, ohne Schwingfedern.
I. Der Konigs-Pinguin. (Aptenodytes patagonica.) Fig. 1930. 1931.
In der Schnabelbilbung der in allen anderen Be-
ziehungen sich sehr gleichenden Fettganse giebt eS einige
Verschiedenheiten, die man zur Grundlage dreier Gat-
tungen benutzt hat. An der Gattung Aptenodytes ist
der Schnabel langer alS der Kopf, dunn, zugespitzt, der
Oberkiefer im ersten Drittheil seiner Lange mit kleinen
Federn bedeckt, welche die Nasenlocher verhullen; die
Gattung Catharractes hat einen starteren, weniger zu-
sammengedruckten, auf der Firste abgerundeten, mit
schiefer Furche versehenen Schnabel; bei den Spheniscus
ist der Schnabel an der Wurzel unregelmagig gefurcht,
die Spitze des Oberkiefers hakenfsrmig, die offenen Na-
senlscher liegen in der Mitte. Im Ganzen find diese
Unterschiede von so geringer Bedeutung, bag eS besser
scheint, diese Gattungen mindestens an diesem Orte
nicht anzuerkennen. — An der Spitze steht schon Wegen
seiner Groge der sogenannte Konigs- oder patagonische
Pinguin, den eine Menge von Seefahrern in ihren Be-
richten erwahnten, ohne jedoch seine Sitten der Mahr-
heit gentag zu schildern oder richtig zu deuten. Nach
Clufius ward er von den Hollandern an der Ostkuste
von Patagonien 1598 entdeckt. Jener erste Bericht giebt
ihm die Groge einer Gans und ein Gewicht von 12 — 15
Pfund. Lange nachher bestimmte Forster die Lange
auSgewachsener Jndividuen zu 39 engl. Zoll und das
Gewicht zu 30 Pfund. Er begegnete ihm zum ersten
Male an den unfreundlichen Gestaden von Neugeorgien
und schildert ihn als so dumm, bag er nicht versuchte,
den mit grogen Sthcken um sich schlagenden Matrosen
auszuweichen. Auch Bougainville begnugt sich mit åhn-
lichen mageren Nachrichten. Er fand den Konigs-Pin-
guin auf den Falklandinseln in grogen, am Ufer auf-
recht sitzenden Schaaren, welche zwar vor dem Menschen
keine Furcht verriethen, indessen der Einsamkeit zugethan
schienen, und setzt hinzu, dag ein lebend eingeschisster
wahrfcheinlich nur deshalb Europa nicht erreichte, Weil
man ihm wahrenb der Reise angemeffenes Futter zu
verschaffen nicht im Stande war. Auf eine Menge ahn-
licher, ungenugender Mittheilungen zu verweisen, wurde
leicht genug sein. Gegenwarlig fehlt es nicht an ge-
nauerer Kunde, benn nicht allein intelligente Seeleute,
sondern auch eigentliche Naturforscher haben gebotene
Gelegenheiten in den legten Jahren eifrig benutzt, um
die Geschichte jeneS Pinguin aufzuklaren. Eine der leb-
Haftesten Schilderungen verdankt man dem durch seine
„Manderungen in der Sudsee" bekannten und viel ver-
dienten Bennett. Er fand auf Macguarrie's-Jnsel,
einem vereinzelten Punkte in der Mitte deS unendlichen
Oceans, eine Colonie dieser sonderbaren Vogel, die min-
destens 30—40 Acker bedeckte und beren Bevolkerung
auch nur annahernd abzuschatzen, er fur reine Unmog-
lichkeit erkannte, weil Tag unb Nacht hinburch zu glei-
cher Zeit immer 30—40,000 Stuck im Lanben begriffen
waren unb eben so viele sich auf baS Meer begaben.
Die noch weit zahlreicheren auf bem Stranbe auSru-
Henben bilbeten militårisch streng gevrbnete, nicht
allein gerablinige, svnbern auch so abgestufte Reihen,
bag bie erwachsenen Mannchen, bie jungeren in ber
Mauser befinblichen Jnbivibuen unb bie brutenben
Meibchen unvermischte Abtheilungen ausmachten. Mit
Strenge Halten sie auf biese Aufstellung, unb bie Haufen
vertreiben aus ihrer Mitte jeben Ankommling, ber seines
Alters ober GeschlechtS wegen zur Aufnahme nicht be-
rechtigt ist. Die Weibchen bebruten bie Eier, inbent
fie bieselben zwischen bie fich fast beruhrenben unb mit
ber Bauchhaut verwachsenen Oberschenkel klemmen;
nahert man fich, so sucht jebes mit seinem Ei im unbe-
hilflichst schwankenben Gange sich zu entfernen. Die
Mannchen Werben nicht mube, ben brutenben Weibchen
Nahrung zuzutragen, bie baher um jene Zeit sehr fett
finb; bem ausgekrvchenen Jungen hvlen beibe Gatten
aus bem Meere sein Futter, unb wahrenb sie in Folge
unablassiger Anstrengung sehr abmagern, verwanbelt
sich jeneS in einen Fettklumpen. Den Weg vom Brute-
orte zu bem nahen Stranbe legt bieser Pinguin im auf-
rechten, aber sehr langsamen Gange zuruck; an bas
Meer gelangt, wirft er fich auf bie Brust unb ubergiebt
fich ben bort zu allen Zeiten gewaltig Herbeirollenben
Wogen. Trifft man ihn auf bem Meere, so barf man,
wie toere Seefahrer thaien, barum noch nicht auf naheS
Lanb schliegen, benn man kennt viele Falle, too er in
groger Entfernung von jeber Kuste schtoimmenb gesehen
toorben ist. Ein Leutnant Liarbet, ber långer auf ben
Falklanbinseln verweilte, bestatigt Bennet'S Bericht; er
beschreibt bieselben aus Tausenben bestehenben, auf engen
Raum zusammengebrangten Mengen, bie toie burch Ver-
abrebung alle zugleich fich betoegen ober Hanbeln, so,
bag Hier eine zahlreiche Abtheilung im regelmagigen
Marsche nach bem Meere fich begiebt, wahrenb bort eine
anbere lanbet unb eine britte in Reihe aufgestellt zu-
schauet. Sie scheinen sehr vertraglich zu sein, inbessen
Hat man einzelne Hin unb toieber im Hitzigen, roenn auch
nicht blutigen Kampfe gesehen, inbent Flugelschlage
babei allein in Antvenbung kommen. Gegen Menschen
bebienen fie fich bes Schnabels unb konnen mit biesem
sehr empfinbliche Wunben beibringen. Der Gang Hat
allerbings Aehnlichkeit mit bem bekannten Watscheln
ber Enten, erscheint aber insofern eigenthumlich, als
bie Fuge im Schreiten fich roechselnb kreuzen, rooburch
bie llnstcherheit ber Haltung zunimmt. Das Brutungs-
geschåft beschreibt Liarbet ganz roie sein Vorgånger, setzt
jeboch hinzu, bag bie Weibchen eine Art von gemein-
samem Nest bauen, roelches aus allerlei groben, vom
Meere ausgeroorfenen Pflanzenresten unb aus Treib-
Holzstucken besteht, bie unter rounberlichen ober be-
brohenben Betoegungen deS Kopfes im Schnabel Herbei-
getragen unb los uber einanber geschichtet toerben. Durch
Umschlagung ber steifen Schtoanzfebern nach unten
toirb es bem Weibchen moglich, bas zwischen ben Ober-
schenkeln eingeklemmte Ei zu stutzen unb fortzutragen.
DaS letztere ist boppelt so grog als ein Ganseei, weiglich
unb ungefleckt. Die mit einem bunkelbraunen, sehr bichten
unb weichwolligen Flaum bebeckten Jungen hielt einst La-
tham fur ausgewachsene, eine eigene Art bezeichnenbe Vo-
gel. Man finbet ben grogen ober KonigSpinguin nicht
allein am Subenbe Amerika's, sonbern auch auf ben sub-
lichsten 3n|eln bes grogen Oceans unb an ber Subkuste
NeuhollanbS. Sein Vorkommen in unberechenbaren
Mengen auf ben wustesten unb vom Menschen auf bie
Daner nicht zu bewohnenben Jnseln einer sehr unfreunb-
lichen Weltgegenb hat jebenfalls viel Eigenthumliches unb
verfehlt niemals auf empfanglichere Reisenbe Einbruck
zu machen, zumal wenn baS lautstohnenbe unb unheim-
liche Geschrei ber einzelnen, beS Nachts zum tausenb-
stimmigen Chor vereinigt, noch burch bas Gerausch ber
antarktischen Branbung hørbar bleibt. Diese Jahrtau-
senbe hinburch ungestort gebliebenen Cvlonien erinnern
an jene Zeiten, wo ber Mensch entweber noch nicht
eristirte, ober seine Herrschaft geltenb zu machen noch
nicht versucht hatte, bie Dronte unb manche anbere, wohl
erst in neueren Zeiten erloschene Thiergattung vorhanben
maren. Die Pinguine mag bie Unwirthbarkeit ihrer
Wohnorte noch lange Zeit vor Ausrottung schutzen, in-
bessen , bag fie, bie ganz hilflosen, fich auf bie Lange ihr
zu entziehen im Sianbe sein mochten, wirb zu bezwei-
feln sein. Wenn auch ihr schwarzes, oliges unb ben
verwohnteren Gaumen anwibernbes Fleisch eben keine
Lockung barbietet, so greift ber burch lange Kreuzfahrt
ermubete Seemann voch wohl auch nach ihm. Wahrenb
Cook's letzter Reise erschlugen bie Matrosen fur ihre
Tafel allein auf Neujahrsinsel mehr alS 500 Stuck.
Das straff anliegenbe, wasserbichte unb spiegelnbe Ge-
fieber zeichnet fich aus burch lebhafte Farbung. Die
Oberseite ist blaulichgrau, bie Unterseite silberweig,
Kopf unb Kehle finb schwarz, von ben Wangen
entspringt ein lebhaft golbgelber, an ben Seiten beS
Halses Hinablaufenber, nach unten breiter werbenber
unb zuletzt auf ber Brust sich verlierenber Streif; bie
Wurzel beS Unterkiefers sticht ab von bem sonst schwar-
zen, 4 Zoll langen Schnabel burch purpurrothe Får-
bung. Die Fuge finb schiefergrau. Der Schwanz be-
steht auS sehr kurzen, schmalen, steifen, aber elastischen
Febern, bie, im Sitzen nach vorn geschlagen, ben Korper
unterstutzen. Die Lange betragt 3 Sug.
2. Der Hanken. Pinguin. (Aptenodytes chrysocoma.) gig. 1932.
Der gehaubte Pinguin biente zum Typus von ber
zweiten ber oben erwahnten Gattungen (Catarrhactes).
Man Hat ihn in ber Subsee an ben verschiebensten
Orten, meist sehr entfernt vom Lanbe, inbessen auch an
ber patagonischen Kuste, auf Feuerlanb unb Tristan
b'Acunha gefunben. Er kann burch seine Schnelligkeit
bei bem Tauchen unb Hervorspringen aus bem Wasser
unb burch plotzliches Verschwinben leicht mit einem
Fische verwechselt werben unb ubertrifft burch solche
Fertigkeit wahrscheinlich alle bekannte Schwimmvogel.
Jenes Hervorschnellen auS bem Masser scheint nicht
burch Hinbernisse, sonbern burch Lust unb Kraftgesuhl
Hervorgedracht zu Werben unb hat ihm ben Namen beS
springenben Pinguins bei englischen unb franzhsischen
Seeleuten verschafft. Sonst verrath er eben nicht mehr
Klugheit alS seine Gattungsverwanbten, leistet Menschen