Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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V o ge l.
Achte Vrdnung.
aufrechter Stellung, indem sie flch auf die langen
und starren Steuerfedern stutzen und die Brust weit
vorragen lassen, lieben es, stundenlang auf Uferklippen
umschauend und unter wenigen Bewegungen zu verwei-
len, und fliegen geschickt. Jhre Nahruug besteht allein
in Fischen, die fie, untertauchend und unter dem Wasser
fortschiehend, erhaschen oder aus dem Schlamme Her-
vorziehen. Mit diesem Jagdverfahren Hangt wahr-
scheinlich die eigenthumliche Bildung des Schadels zu-
sammen; ein pyramidaler Knochen (Fig. 1942. b.), der
stch auf die Hinterhauptkamme (a.) stutzt und jederseits
durch einen besonderen dreieckigen Muskel (Fig. 1943. c)
mit dem Unterkiefer und selbst den Kaumuskeln (a. b.)
in Verbindung steht, mag die Kraft des Kopfes und der
Kiefern zu erhohen bestimmt sein. Das sogenannte
Ouadratbein (Fig. 1942. c.) laht gleichfallS eine seltene
Lstngenentwickelung gewahren. Die Scharben sind
ubrigens so arge Fresser, dah die Sprichworter mehrerer
seefahrender Volker von ihnen Gebrauch machen; sie
find scheu, gegen andere Vogel hamisch und unvertrag-
lich, leben in Monogamie und bauen bald auf Felsen,
bald auf niedrige Baume ein unvollkommenes Nest,
ersparen sich wohl auch diese Muhe, indem fie von frem-
den gewaltsam Besitz crgreifen, und legen 3—4 int Ber-
hSltnisie sehr kleine Eier. — Dergemeine Cormoran oder
Seerabe bewohnt ebensowohl die Ufer des Ganges als alle
Seekusten Europa's, von Island bis Cadiz, und Nord-
amerika von der Hudsonsbay bis Florida und erscheint
bisweilen, wenn auch einzeln, selbst auf den Fluffen im
Jnneren Deutschlands. Im hohen Norden muh er als
Zugvogel gelten, im Suden streicht er herum ohne be-
stimmtes Gesetz. Bisweilen erscheint er in grohen
Zahlen an Kusten, die er sonst nur einzeln besucht, und
kann dadurch, dah er fich formlich einburgert, zur wirk-
lichen Landplage werden, indem er der Fischerei den
grdhten Abbruch thut. Im Schwimmen laht er faunt
die Hochsten Stellen des RuckenS Hervorragen, tragt aber
den Hals ziemlich aufrecht, gebraucht den breiten und
steifen Schwanz als Steuer, die Flugel als Ruder,
wenn er unter dem Wasser mit ebensoviel Schnelle alS
Hartnackigkeit seine Beute verfolgt, und entwickelt dabei
eine wunderbare Behendigkeit und Beweglichkcit. Einen
queruber erfahten Fisch schleudert er in die Luft empor
und fångt ihn so geschickt wieder auf, dah der Kopf nach
unten gerichtet bleibt; das Berschlingen gelingt ihm
dann mit geringerer Anstrengung, indem sein Schlund
und seine Kehlhaut viele Dehnbarkeit besitzen. Die
meisten Fische erhascht er ubrigens in solcher Lage, dah
jenes Kunststuck uberstusstg wird. Mit Aalen, die er
vorzuglich gern friht, wird er ohne Muhe fertig; er
verfolgt fie bis in die schlammige Tiefe und scheint
uberhaupt ein sehr gefahrlicher Feind der vorzugsweis
am Grunde fich aufhaltenden Fische, z. B. der Schollen,
zu sein. Solche Jagden treibt er in Gesellschaften von
20 — 40 Stuck, die, zwar unter stch vertraglich, andere
ebenfalls fischende Bogel durchauS nicht in der Nahe
dulden. Ungeachiet seiner Scheu und Gefrahigkeit laht
er flch doch leicht zahmen, was schon Willughby und
neuerdings Montagu durch mehrcre Bersuche nachge-
wiesen haben, Naumann aber bezweifelt. Die Scharbe
des zweiten der genannten Beobachter lebte im friedlichen
Einverstandnisse mit Gansen und Enten, bekummerte stch
nicht unt die Haushunde und dachte nie an Flucht.
Selby in England hat ahnliche Erfahrungen gemacht.
Aus dem alten Werke Willughby's und des weit spileren
Swammerdam erhellt, dah man in England und Hol-
land ehedem Cormorane zum Fischen abgerichtet Habe,
und dah diese Kunst in dem letzteren Lande noch be-
trieben worden, nachdem fie in England verloren gegan-
gen; Karl I. von England besoldete auher den Falko-
nieren auch einen „Meister der Cormorane" und scheint
von diesen Bogelit zum Fischfange gern Gebrauch ge-
macht zu haben. BiS Heute beuutzt man einen dem un-
seren ahnlichen, aber groheren Cormoran (H. sinensis)
in China fur gleiche Zwecke. Staunton beobachtete
daS Berfahren wahrend einer Canalfahrt int Jnneren
jenes Landes; auf einem dem Canal nahett See lagen
Taufende von Boten und Flvhen, die, fur diese Art von
Fischfang eingerichtet, 10—12 Cormorane an Bord Hat-
ten (Fig. 1944.). Auf ein gegebenes Zeichen sturzten
diese in daS Wasser und kehrten bald nachher mit Fischett,
von zum Theil erstaunlicher Grohe, in den Schnabeln
zuruck. Die altere Angabe, dah die Cormorane durch
ein um den Hals gelegtes Band am Berschlingen der
Fische gehindert wurden, bestatigt Staunton nicht. —
An dem Nestbaue betheiligen sich beide Gatten; sie tra-
gen Reiser, Gras, Rohrstengel und Schilsbljtter zu ei-
nem sehr unordentlichen, jedoch dem Wetter einige Zeit
widerstehenden Gebaude zusammen. Wo fle Krahen
oder Reiher antreffen, ziehen fie es vor, diesen lang-
dauernde Gefechte zu liefern, die in der Regel damit en-
den, dah jene verdrangt werden und ihre schon fertigen
Nester dem Sieger uberlassen mussen. Nicht allein die
Nester starren von Schmutz, sondern ringS unther wird
Alles mit dem ditnnstusfigen, weihett Kothe bespritzt, der
auf die Vegetation verderbend einwirkt unv einen sehr
ublen Geruch verbreitet. Derfaulte, am Boden Herum-
liegende Fischreste tragen dazu bei, die Orte, wo Cor-
morane colonienweis ihre Nester angelegt haben, zu
den ekelhaftesten zu machen. Die von Natur weihen,
aber gewohnlich sehr beschmutzten Eier messen in der
Lange etwas uber 2% Zoll. Die Gatten haben keine
Bruteflecke, bruten abwechselnd und tragen den Jungen
Fische zu. Ausgef^rbte Seeraben khanen hubsch ge-
nannt werden. Oberkopf, Hals, Brust, Unterrucken
unv die ganze Unterseite find glanzend schwarzgrun,
Borderrucken und Flugel bronzebraun, mit sammet-
schwarz eingefahten Federn, Schwing- und Steuerfedern
schwarz; ein weiher, vom Auge ausgehenver Hufeisen-
fleck umgiebt den Unterkiefer; der Hals ist schwarz ge-
strichelt, die nackte Kehlhaut gelb, der Augenstern hell-
grun; am Hinterhaupte verlangern sich die Federn zu
einem halbaufrechten Kamme. Im Winter erhalten die
Schenkel weihe Flecke. Die Sånge betragt 28 —29 Zoll.
2. Die itrahenscharbe. (Halieus graculus.) Fig. 1945. 1946.
In Hinsicht auf Sitten, Nahrungsweife, Schwimm-
fertigkeit und Aufenthaltsorte weicht diese Scharbe von
der vorhergehenden fast gar nicht ab. Sie ist nicht
so weit sudlich verbreitet, vorzugsweis gentein an den
Felsenkusten Norwegens, der Faroer und anderer ark-
tischen Linder, wird im Mittelmeere selten gesehen und
fontint auch minder Haufig an die deutschen Kusten. Zu
Bruteplatzen benutzt fie nicht die Spitze der Felsen oder
Baunte, sondern von unten unzugiingliche, senkrechte
Felsenwande und bauet aus trockenem Seegrase auf die
vorspringenden Kanten oder in die Risse und Spalten
ihr Nest. Die Korpergrohe ist geringer als bei dem
gemeinen Cormoran, die Farbung einfach, schillernd
bronzegrun; der Schwanz besteht nicht aus 14 Federn,
Wie am Cormoran, sondern nur aus 12; die nackte
Kehlhaut ist grun.
III. Fregattvogel. (Tachypetes.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, stark, in
der Mitte niedergedruckt, weitgespalten; Oberkiefer in
starken Haken ubergebogen. Nasenlvcher ritzenformig;
AugenkreiS nackt. Lilufe auherordentlich kurz, befie-
dert; Zehen durch Halbe Schwimmhaut verbunden.
Flugel spitzig; vordere Schwingfedern sehr verlangert.
Schwanz gabelformig, sehr lang.
1. Der gewohnliche Fregattrogel. (Tachypetes Aquila.) Fig. 1947.
Seit der Zeit, wo die Europaer anfingen, fich in die
åquatorialen Gegenden des Oceans Hinauszuwagen,
also seit mindestens vier Jahrhunderten, ist wohl kein
Seevogel so haufig in Reiseberichten angesuhrt worden
als der Fregattvogel. Sein wunderbar ausdauernder
Flug, seine Fahigkeit, aufsteigend fich fast in den Wolken
zu verlieren, endlich seine rauberischen Sitten und sein
Borkommen in grohen Fernen von den Kusten muhten
naturlich die Aufmerksamkeit der Seefahrer auf sich
ziehen. Durch seinen gewaltigen Flug in Berwun-
derung gesetzt, gaben ihm die Englander einen auch in
das Deutsche ubergegangenen Namen, der ihn mit der
raschesten und schonsten Art von Seeschiffen vergleicht.
Seine ungeheuer langen und schmalen Flugel setzen ihn
in Stand, mit Pfeilschnelle geradaus zu stiegen, gestatten
ihm jedoch das Emporsteigen nur in weiter Spirallinie.
Bisweilen so hoch, dah er faum mit blohent Auge er -
kennbar bleibt, schieht er andere Male an der Oberflache
Hin und ergreift in rascher Folge grohe Mengen der
auS bent Meere hervorschnellenden fliegenden Fische,
oder er stoht auf einen unglucklichen Seevogel, der eine
Beute erhaschte, und verfolgt und gualt ihn, bis er den
Raub fahren laht, der dann dem Sieger nicht entgeht.
Auf der MeereSflache sttzend soll ihn noch Niemand ge-
sehen Haben; es wird Hinzugesetzt, dah ihm tvegen groher
Lange der Schwingen daS Auffliegen vom Masser und
vom ebenen Boden gleich unntoglich sei, und dah er des-
halb sich nur auf erhabene Punkte niederlasse, im
Aeuhersten ermudet oder durch schweren Sturnt ge-
zwungett, wohl selbst auf den Råen der Schiffe Platz
nehine. Aus der Entfernung vom nachsten Lande,
in welcher man ihn sehr ost bemerkt, laht flch auf eine
wohl 20 Stunden ausdauernde Flugkraft schliehen, denn
dah er, gleich vielen andern Seevogeln, deS Abends nach
der Kuste zuruckkehre, durfte nicht zu bezweifeln sein.
Er erscheint bald einzeln, bald in kleinen Gesellschaften,
Haufiger gegenuber dem sudamerikanischen Festlande alS
den Jnselit Mestindiens, und uberschreitet die Mendekreise
nur um toenige Grade. Im Fliegen laht er nie einen
Laut horen, entgeht den nahenden Sturmen durch Ruck-
ztig nach der Kuste und streift, bei anhaltend ublem
Wetter, landeintoarts bis auf die nachsten Seen und
grohen Flusse, wo er selbst den Landraubvogeln die
Beute streitig macht. Zum Beweise seiner kuhnen
Raubernatur ntag die von Sloane erzåhlte Anekdote dienen
von einent, der trotz der Nahe arbeitender Neger uber
die zum Trocknen ausgebreiteten Sardellen einer Fischer-
niederlaffung Herfiel; die franzofischen Naturforscher
Leffon, Quoy und Gaymard erzahlen, dah er ungescheuet
auf weggeworfene Eingeweide und fauleS Fleisch nieder-
stohe. Seinen Korper durchdringt die Luft nach allen
Richtungen; nicht nur find seine Knochen noch zelliger
als bei anderen Bogeln, sondern der grohe Kehlsack ist
eben nur ein Luftmagazin und dem Ziigange des Futters
beinahe ganz verschlossen, was einst Linne schon nach-
wies und BigorS in unserer Zeit bestatigt Hat. Zum
Bruteort wahlt er die kleinsten und vereinzelt liegenden
Jnseln oder auch hohe Klippenreihen lieber, als die
Kusten des Festlandes, und wird daher auf Aseenston,
den kleinen Jnseln Polynesiens und auf den Marianen
und Carolinen hauflger als sonstwo angetroffen. Ein
Nest soll das Weibchen nicht batten, sondern ihr einzel-
ttes oder, wie Andere sagen, ihre beiden Eier auf den
Sand legen, der zwischen Klippen fich atftammelt. Nach
einigen Berichten sind die Eier den Huhnereiern an
Grohe, Gestalt und Farbe gleich, nach andern rothlich-
weih und dunkelroth punktirt oder sogar grun. Das
Junge ist in den ersten Mochen mit gelblichgrauem
Flaum bedeckt. In der Gestalt erregt das Mihverhalt-
nih der Flugel und des SchwanzeS zum eben nicht
grohen Korper gerechte Berwunderung. Der am
Auhenrande 16 Zoll lange, tief gabelformige Schwanz
wird im Fluge bald auSgebreitet, bald gefchlossen und
dient fichtbar als Steuer und als Mittel, das Gleichge-
toicht zu erhalten. Die ganze Lange betragt mit Ein-
fchluh deS Schwanzes 3% Fuh, die Klasterweite
reichlich 8 Fuh. Das Mannchen ist, bis auf den dun-
kelrothen Kehlsack, durchaus schwarz, das Weibchen un-
tenher weih.
IV. Atthittga. (Plotus.)
Gattung s charakter: Schnabel langer als der
Kops, ganz gerad, starf, obgleich dunn, ausnehmend zu-