ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Schwimmvogel. V S g e 1. 259 gespitzt; Kiefernrunber scharf gezahnelt; Geficht und Kehlsack undefiebert; Nasenlocher spultforniig. Hals sehr lang und dunn. Beine kurz, stark. Flugel kurz; zweite dis vierte Schwingfeder die langsten. Sieuer- federn sehr lang, steif. 1. Tir amerikanisme Anhinga. (Plotus Anhinga.) Fig. 1948. 1949. Die ganze Gestalt der Anhingas, der Schlangenvogel, roie Nordamerikaner und Englander sie heihen, hat etwas Hochst Sonderbares. Mit dem grohen und schwerfalligen Ruinpfe einer Scharbe verbindet sich hier eili Hals, der iin Verhaltnifse weit langer und dunner ist als an dem Schwane und einen sehr kleinen, seitlich zusammenge- druckten Kops tragt, der wiederum in einen sehr langen, dabei btimien, nadelspitzigen und sehr scharf gezLhnelten Schnabel endet. Dieser sonderbare Korper steht auf niedrigen , offenbar zum Landleben nicht geeigneren Fuhen und sinkt im Schwimmen so ties ein, dah selbst die Schultern untertauchen und nur der Hals hoch ern- porragt. Bewegt ihn der Vogel, wie gewohnlich, in den verschiedensten Wendungen und Biegungen geschmei- digst Hin und her, fitzt er wohl gar auf niedrigen, uber den Wasserspiegel hinaushangenden Aesten mit vollkom- men verborgenem Leibe, so meint jeder Unerfahrene eine jener Schlangen zu erblicken, die auf dem Ufergestrhuche tropischer Gewafser ihr Wesen treiben. Vaillant in Sudafrika, Ord in Florida und zahlreiche andere Rei- sende haben diesen Vergleich gemacht. Die Anhingas stnd gesellige, das offene Meer vermeidende und vorzugs- weiS in den grohen Fluffen, nicht fern von ihrer Mun- dung, doch nie zwischen offenen, sandigen Ufern Hau. sende Vogel. Sie lieben einsamere, Waldumkranzte Ufer, zu welchen ste stets zuruckkehren, sobald der Abend naht oder der Hunger gestillt ist. Auf ebenen Boden oder Sandflachen setzen ste stch niemals, sondern auf Hervorragende Steine oder auf Baumaste, indessen im- mer am Liebsten auf folche, die dicht beschattet und nur menige Fuh uber das tiefe Wasser erhaben find. Er- schreckt oder einen Fifch erblickend, lassen ste fich binub- sallen oder gleiten vielmehr mit folcher Leichtigkeit Hinab, dah nicht mehr Gerausch entsteht, als das Untertauchen eines Aales Hervorgebracht haben Wurbe. Wahrschein- lich wird dieses stille Untertauchen dadurch befordert, dah der spitze Schnabel und dunne HalS zuerst und gerad- linig in das Wasser eindringen und nicht die Brust platt auffåfft. Der mit magischer Schneltigkeit vor deS Jagers Augen verschwundene Vogel bleibt wohl zwei Minuten unfichtdar, dann taucht auf einmal, in einer vom Feuergewehre unerreichbaren Entfernung, der lange Hals wieder auf. Wuhrenb der heihen Tagesstunden erheben stch die AnhingaS, Kuhlung suchend und gesellig, in ansehnliche Hohen; sie bewahren ihr Flugvermogen in nicht minder vollkommener Weife, als zu anderen Zeiten ihre Fertigkeit im Schwimmen und Tauchen. In allen Handlungen gerauschlos, man mochte sagen geheim- nihvoll, ergreifen sie auch die Fische, von welchen sie fich ausschliehlich nahren, ohne'die Aufmerksamkeit erregende Bewegung der meisten anderen Schwimmvogel; fie ver- folgen dieselben, des SchwunzeS uls Stener stch bedie- nend, unter dem Wusser, spiehen sie un oder hulten sie fest mit den Huurscharfen Zuhnen des merkwurbigen Schnubels und scheinen fie im Augenblicke des Auf- tauchens zu verschlingen. Sie find so uufmertsam, so schen und schurfsinnig, duh ste den ungeubteren. Juger fruhzeitigst entdecken und faunt jemals im Sitzen uber- rascht werden. Dem Schusse bietet ihr allein sichtbarer Huls in einiger Ferne tein Ziel; selbst in bequemer Nuhe entgehen fie sehr leicht dem Schutzen durch schnel- les Tuuchen im Augenblicke des Pulverblitzes. Wo der beschranftere Raum gerude Flucht verwehrt, du un- dern fle unter dem Wasser die Richtung, schwimmen un- gesehen vorbei und tauchen weit hinter dem Jager auf, um enblich, wenn neue Gefuhr droht, fiiegend stch zu retten. Verwundet und ergriffen, vermogen fie den Un- vorfichtigen schwer zu verwunden, benn regungslos er- warten fie ben geeigneten Augenblick, um tuckisch ben eingezogenen Hals mit wahrer Feberkraft nach vorn zu schnellen unb Hiebe auszuiheilen, bie bei ber Spitzigkeit bes Harten Schnabels, unb weil fie stets uuf bie Augen bes Gegners zielen, bie schlimmsten Folgen huben kon- nen. Ueber bie Fortpflanzung ber Anhingas fehlen ge- naue Nachrichten; nach Burtram banet ber amerikunische aus Reisern etn Nest auf Baume unb legt 6—8 Hell- bluue Eier. Man kennt nur zwei Arten, bie ehebem fur ibentifch gehulten worben sinb. — Der amerikunische Anhingu bewohnt ulle ben Kusten genuherten Suhwaffer von Curolinu bis zu bent sublichen Brufilien; er ist gunz schwurz in Metallgrun schillernb, obenher weihgruu gefleckt, hat kurze, lanzettsormige Schulterfebern, blau- lichgrunen, 3 Zoll langen Schnabel, golbgelbe Iris, in ber Jugenb weihlichen Hals unb Brust. Dus Munn- chen (Fig. 1948.) ntiht ziemlich 3 Fuh. Dus um einen hulben Fuh grohere Weibchen (Fig. 1949.) unb bie Jungen haben roftbraunen Vorberkopf unb Brust. Veibe Geschlechter haben gelbe Fuhe, gezuhnelte Kralle ber Mittelzehe, steifes, aber boch elastisches Gefieber unb ben Korper etwa von ber Grohe einer Ente. 2. Der afrikanische Anhinga. (Plotus Vaillantii.) Fig. 1950. Vuillant's Bericht uber bie Lebensgeschichte bes ufri- kunischen Anhingu tomnit in ullen wesentlichen Beziehun- gen uberein mit bem oben entworfenen ullgerneinen Bilbe ber Gattung. Man Hat bie amerikunische Art lange Zeit mit ber nicht allein bas subliche Afrika, sonbern einen grohen Theil beS tropischen Asiens bewohnenben verwechselt. Der Unterschieb ist inbessen bebeutenb ge- nug. Die letztere Hat rostrothen Kopf unb Hinterhals, weihe Stirn, Wangen unb Halsseiten, schwarze, metal- lischgrun glanzenbe Unterfeite, braunen Rucken, gelben Schnabel, braunlichgelbe Beine, schwarze Schwing- unb Stenerfebern; jebe Ruckenfeder ist in ber Mitte rost- farbig. V. Tolpel. (Dysporus.) Gattungscharakter: Schnabel lang, sturk, an ber Murzel sehr bick, vorn zusammengebruckt; Oberkieser am Rande fein gezahnelt, an der Spitze gerad; Nasen- locher spaltformig, in einer Fttrche liegend; Kinnhuut und Augenkreise unbefiedert. Beine kurz; Kralle der Mittelzehe unt inneren Runde fein gezahnelt. Flugel lang; erste Schwingfeder die långste. Schwanz teilfbr- mig; zwolf Steuerfedern. I. Der Bassan -Tolpel. (Dysporus bassanus.) Fig. 1951. Der Bassan - Tolpel (Baffangans, Solandgans) sindet fich in den arktischen und zunhchst anstohenden Breiten beider Hulbkugeln, nicht jenseits des 70°, aber auch hochst felten sudlicher als 40°, wo er, z. B. in der Bah von BiScaya, wahrend der Ueberwinterung, natur- lich nicht brutet. An den Kusten von Norwegen, Schottland, Gronland und Labrador gehbrt er nicht allein zu den gewohnlichsten Seevogeln, sonbern erscheint stellenweis, besonbers an seinen gewohnlichen Bruteorten, in Mengen, welche jebe Berechnung zu nichte ntachen. So zuittal auf ber bem Meerbusen von Ebinburg gegen- uberliegenben kleinen, von Menschen nicht bewohnten Bah-Jnfel, welcher er seinen Namen verbankt. Ein wahrer Zugvogel ist er nicht, wirb aber an vielen Orten fur solchen gehalten, weil er periobisch verschwinbet ober nur, ttni zu bruten, in Schuaren unkonimt. Wenn er fich unch nuch Beenbigung bieses Geschafts weg- Wettbel, so zieht er nie in grohe Fernen unb kunn buher hbchstenS uls Strichvogel gelteit. Eine erstunnliche Flugkraft gestuttet ihnt einen Anfenthult in kurzester Zeit mit einent unberen zu wechseln, unb von ihr niacht er im Fischen weit ntehr Gebruuch, uls von seiner be- schrunkteren Fuhigkeit zum Schwimmen. Stehen unb schreiten tamt er zwur uuch, jeboch nur mit gewiffer Beschwerbe unb Unstcherheit, inbem ihm sowohl der lunge Schwanz, uls der Mungel an Gleichgewicht Hin- I berlich finb. Mo Eile noth thut unb eine anbere Be- IwegungSart nicht ubrig bleidt, Hupft er in kurzen Satzeit wie eine Elster. Im Tuuchen beweist er eden wviel Geschick uls Kruft; selten geht er uus bem Schwimmen in Tuuchen uber, sonbern zieht bus Full- tauchen vor, b. H. er sturzt fich uus groher Hohe auf bas Meer herab, verschwinbet in bemselben, kehrt wieber mit einent gefattgenen Fische unb fchwingt stch sogleich von Neuem in bie Luft empor. Mit welcher Gewult er bie Masserflache burchbreche, erhellt aus bem haufig gentuch- ten Versuche, ihn mittels eines FischeS zu fangen, ber an einent 12 Fuh tief versenkten Brete defestigt ist. Unge- uchtet bieser Tiefe stoht er so Heftig auf bas Holz, bah fast immer bie Hulswirbel fich ausrenken unb ber Tod ersolgt. Bei seiner Gefrahigkeit mag er der Fischerei sehr grohen Abdruch thun; ihn zu beschranken steht in- deffen nicht in der Macht der Menschen. Buchanan, ein Schotte, der uber die Fischerei Grohbritanniens ein in- teressantes Merk schrieb, berechnet, duh ullein die uus ber Jnsel St. Kilbu Huusenben Tolpel jahrlich 105 Millio- nen Heeringe verschlingen. Maren bie letzteren nicht unglaublich fruchtbar, so tourben sie biesen Verfolgungen, an welchen ber Mensch in nicht geringem Grube fich be- theiligt, schon lunge erlegen sein. Mie gesellig ber Tolpel im Gunzen uuch sein mug, so ist er boch uuch unvertruglich unb Heimtuckisch unb kampft mit seineS Gleichen unb jebeitt unbettt Seevogel bei ber geringsten Verunlaffuiig. Er verntug burch Schnabelhiebe em- pfinblich zu verwunben unb benimmt sich nur uuf bem Lunbe unb un seinen Bruteorten wirklich so bumm, wie sein gewohnlicher beutscher Nume es unbeutet. In Schottlunb stort ntun ihn nicht wuhrenb ber Brutezeit unb mucht ihn hierburch so zuhm, buh er Personen an sein Nest herankommen, vielleicht sogur sich streicheln laht, ohne ein Zeichen von Ungebulb zu geben. Hoch- stens stoht er buntt einige tiefe, wie „groggrog" klingenbe Kehllaute aus. Im April finben bie Schaaren stch ein auf ben seit uralten Zeiten behaupteten Bruteplatzen, bie erst int Oetober wieber verlassen werben. Unter vielem Schreien, Getummel unb Kumpfen ergreifen enb- lich bie Paare Besitz von festen Stellen unb tragen zum Neste trockenes Seegras Herdei, welches unorbentlich aufgeschichtet wirb. Im Mai legt bus Weibchen ein einzigeS, verhaltnihmuhig kleines, vollig weihes, mit ubreibburer Kulkrinbe uberzogenes Ei, welcheS von bei- ben Gutten ubwechfelnb unb wuhrenb ber ungeivohnlich lungen Zeit von 6 Mochen bebrutet wirb. Dus uus- kriechenbe Junge entbehrt jebe Bekleibung, Hut bunkel- bleigruue Huut; erst nuch 4—5 Tugen bricht ein weiher Flaum hervor, ber jeboch so schnell whchst, buh bie Nest- vogel wie bie in vorigen Zeiten gebrauchlich gewesenen Puberquusten uussehen; nach 2 Monuten ist bie erste Mattser vollenbet. Noch ehe bie Jungen flugge iver- ben, beginnt auf fie eine allgemeine Jugb; Hat auch ihr Fleisch einen unangenehnl thranigen Beigefchmack, so siiibet es boch in Schottlunb unb un vielen anbern Kusten Liebhaber; uuf ben Murkten von Ebinburg werben ull- juhrlich viele Tuusenbe zum Preise von etwas mehr als einent Hulden Thuler verkauft, unb uuf St. Kilbu unb ben Jnseln uberhuupt fulzt mun fie ein ober bewuhrt sie geruuchert alS Mintervorruth, nuchbem mun im Sont- mer auf ber ersteren Jnsel ullein uber 22,000 Stuck, zuhl- lose Eier ungerechnet, verzehrt hat. Der itur an einer Stelle zughngliche Bah-Felsen wirb vom Besttzer zu 60 — 70 Pf. Sterl. jahrlich verpuchtet unb burch Jagb- gesetze so beschutzt, buh man selbst zum Latiben Erlaubnih huben, burchaus aber bie Bewohner nicht erschrecken ober wohl gar burch Schusse verfvlgen burf. Sogur in ben nuchsten Gewussern wirb innerhulb einer bestimmten Entfernung Gebruuch von Feuergewehr Niemanb ge- stuttet. Das Ausnehmen ber Jungen uus ben Nestern geschieht in sehr geregelter Meise; es mug biese uuch un vielen unberen Kusten beobuchtete Orvnung wesentlich bazu beitragen, bie Zahl ber Baffuntolpel unvérntinbert zu erhalten; ungeachtet ber Hunberttausenbe, bie ull- jhhrlich verbraucht werben, nehmen fie, zufolge genuuer 33* •