Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Schwimmvogel.
V S g e 1.
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gespitzt; Kiefernrunber scharf gezahnelt; Geficht und
Kehlsack undefiebert; Nasenlocher spultforniig. Hals
sehr lang und dunn. Beine kurz, stark. Flugel kurz;
zweite dis vierte Schwingfeder die langsten. Sieuer-
federn sehr lang, steif.
1. Tir amerikanisme Anhinga. (Plotus Anhinga.) Fig. 1948. 1949.
Die ganze Gestalt der Anhingas, der Schlangenvogel,
roie Nordamerikaner und Englander sie heihen, hat etwas
Hochst Sonderbares. Mit dem grohen und schwerfalligen
Ruinpfe einer Scharbe verbindet sich hier eili Hals, der
iin Verhaltnifse weit langer und dunner ist als an dem
Schwane und einen sehr kleinen, seitlich zusammenge-
druckten Kops tragt, der wiederum in einen sehr langen,
dabei btimien, nadelspitzigen und sehr scharf gezLhnelten
Schnabel endet. Dieser sonderbare Korper steht auf
niedrigen , offenbar zum Landleben nicht geeigneren
Fuhen und sinkt im Schwimmen so ties ein, dah selbst
die Schultern untertauchen und nur der Hals hoch ern-
porragt. Bewegt ihn der Vogel, wie gewohnlich, in
den verschiedensten Wendungen und Biegungen geschmei-
digst Hin und her, fitzt er wohl gar auf niedrigen, uber
den Wasserspiegel hinaushangenden Aesten mit vollkom-
men verborgenem Leibe, so meint jeder Unerfahrene eine
jener Schlangen zu erblicken, die auf dem Ufergestrhuche
tropischer Gewafser ihr Wesen treiben. Vaillant in
Sudafrika, Ord in Florida und zahlreiche andere Rei-
sende haben diesen Vergleich gemacht. Die Anhingas
stnd gesellige, das offene Meer vermeidende und vorzugs-
weiS in den grohen Fluffen, nicht fern von ihrer Mun-
dung, doch nie zwischen offenen, sandigen Ufern Hau.
sende Vogel. Sie lieben einsamere, Waldumkranzte
Ufer, zu welchen ste stets zuruckkehren, sobald der Abend
naht oder der Hunger gestillt ist. Auf ebenen Boden
oder Sandflachen setzen ste stch niemals, sondern auf
Hervorragende Steine oder auf Baumaste, indessen im-
mer am Liebsten auf folche, die dicht beschattet und nur
menige Fuh uber das tiefe Wasser erhaben find. Er-
schreckt oder einen Fifch erblickend, lassen ste fich binub-
sallen oder gleiten vielmehr mit folcher Leichtigkeit Hinab,
dah nicht mehr Gerausch entsteht, als das Untertauchen
eines Aales Hervorgebracht haben Wurbe. Wahrschein-
lich wird dieses stille Untertauchen dadurch befordert, dah
der spitze Schnabel und dunne HalS zuerst und gerad-
linig in das Wasser eindringen und nicht die Brust platt
auffåfft. Der mit magischer Schneltigkeit vor deS
Jagers Augen verschwundene Vogel bleibt wohl zwei
Minuten unfichtdar, dann taucht auf einmal, in einer
vom Feuergewehre unerreichbaren Entfernung, der lange
Hals wieder auf. Wuhrenb der heihen Tagesstunden
erheben stch die AnhingaS, Kuhlung suchend und gesellig,
in ansehnliche Hohen; sie bewahren ihr Flugvermogen
in nicht minder vollkommener Weife, als zu anderen
Zeiten ihre Fertigkeit im Schwimmen und Tauchen. In
allen Handlungen gerauschlos, man mochte sagen geheim-
nihvoll, ergreifen sie auch die Fische, von welchen sie fich
ausschliehlich nahren, ohne'die Aufmerksamkeit erregende
Bewegung der meisten anderen Schwimmvogel; fie ver-
folgen dieselben, des SchwunzeS uls Stener stch bedie-
nend, unter dem Wusser, spiehen sie un oder hulten sie
fest mit den Huurscharfen Zuhnen des merkwurbigen
Schnubels und scheinen fie im Augenblicke des Auf-
tauchens zu verschlingen. Sie find so uufmertsam, so
schen und schurfsinnig, duh ste den ungeubteren. Juger
fruhzeitigst entdecken und faunt jemals im Sitzen uber-
rascht werden. Dem Schusse bietet ihr allein sichtbarer
Huls in einiger Ferne tein Ziel; selbst in bequemer
Nuhe entgehen fie sehr leicht dem Schutzen durch schnel-
les Tuuchen im Augenblicke des Pulverblitzes. Wo
der beschranftere Raum gerude Flucht verwehrt, du un-
dern fle unter dem Wasser die Richtung, schwimmen un-
gesehen vorbei und tauchen weit hinter dem Jager auf,
um enblich, wenn neue Gefuhr droht, fiiegend stch zu
retten. Verwundet und ergriffen, vermogen fie den Un-
vorfichtigen schwer zu verwunden, benn regungslos er-
warten fie ben geeigneten Augenblick, um tuckisch ben
eingezogenen Hals mit wahrer Feberkraft nach vorn zu
schnellen unb Hiebe auszuiheilen, bie bei ber Spitzigkeit
bes Harten Schnabels, unb weil fie stets uuf bie Augen
bes Gegners zielen, bie schlimmsten Folgen huben kon-
nen. Ueber bie Fortpflanzung ber Anhingas fehlen ge-
naue Nachrichten; nach Burtram banet ber amerikunische
aus Reisern etn Nest auf Baume unb legt 6—8 Hell-
bluue Eier. Man kennt nur zwei Arten, bie ehebem fur
ibentifch gehulten worben sinb. — Der amerikunische
Anhingu bewohnt ulle ben Kusten genuherten Suhwaffer
von Curolinu bis zu bent sublichen Brufilien; er ist
gunz schwurz in Metallgrun schillernb, obenher weihgruu
gefleckt, hat kurze, lanzettsormige Schulterfebern, blau-
lichgrunen, 3 Zoll langen Schnabel, golbgelbe Iris, in
ber Jugenb weihlichen Hals unb Brust. Dus Munn-
chen (Fig. 1948.) ntiht ziemlich 3 Fuh. Dus um einen
hulben Fuh grohere Weibchen (Fig. 1949.) unb bie
Jungen haben roftbraunen Vorberkopf unb Brust. Veibe
Geschlechter haben gelbe Fuhe, gezuhnelte Kralle ber
Mittelzehe, steifes, aber boch elastisches Gefieber unb ben
Korper etwa von ber Grohe einer Ente.
2. Der afrikanische Anhinga. (Plotus Vaillantii.) Fig. 1950.
Vuillant's Bericht uber bie Lebensgeschichte bes ufri-
kunischen Anhingu tomnit in ullen wesentlichen Beziehun-
gen uberein mit bem oben entworfenen ullgerneinen Bilbe
ber Gattung. Man Hat bie amerikunische Art lange
Zeit mit ber nicht allein bas subliche Afrika, sonbern
einen grohen Theil beS tropischen Asiens bewohnenben
verwechselt. Der Unterschieb ist inbessen bebeutenb ge-
nug. Die letztere Hat rostrothen Kopf unb Hinterhals,
weihe Stirn, Wangen unb Halsseiten, schwarze, metal-
lischgrun glanzenbe Unterfeite, braunen Rucken, gelben
Schnabel, braunlichgelbe Beine, schwarze Schwing- unb
Stenerfebern; jebe Ruckenfeder ist in ber Mitte rost-
farbig.
V. Tolpel. (Dysporus.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, sturk, an
ber Murzel sehr bick, vorn zusammengebruckt; Oberkieser
am Rande fein gezahnelt, an der Spitze gerad; Nasen-
locher spaltformig, in einer Fttrche liegend; Kinnhuut
und Augenkreise unbefiedert. Beine kurz; Kralle der
Mittelzehe unt inneren Runde fein gezahnelt. Flugel
lang; erste Schwingfeder die långste. Schwanz teilfbr-
mig; zwolf Steuerfedern.
I. Der Bassan -Tolpel. (Dysporus bassanus.) Fig. 1951.
Der Bassan - Tolpel (Baffangans, Solandgans)
sindet fich in den arktischen und zunhchst anstohenden
Breiten beider Hulbkugeln, nicht jenseits des 70°, aber
auch hochst felten sudlicher als 40°, wo er, z. B. in der
Bah von BiScaya, wahrend der Ueberwinterung, natur-
lich nicht brutet. An den Kusten von Norwegen,
Schottland, Gronland und Labrador gehbrt er nicht
allein zu den gewohnlichsten Seevogeln, sonbern erscheint
stellenweis, besonbers an seinen gewohnlichen Bruteorten,
in Mengen, welche jebe Berechnung zu nichte ntachen.
So zuittal auf ber bem Meerbusen von Ebinburg gegen-
uberliegenben kleinen, von Menschen nicht bewohnten
Bah-Jnfel, welcher er seinen Namen verbankt. Ein
wahrer Zugvogel ist er nicht, wirb aber an vielen Orten
fur solchen gehalten, weil er periobisch verschwinbet
ober nur, ttni zu bruten, in Schuaren unkonimt. Wenn
er fich unch nuch Beenbigung bieses Geschafts weg-
Wettbel, so zieht er nie in grohe Fernen unb kunn buher
hbchstenS uls Strichvogel gelteit. Eine erstunnliche
Flugkraft gestuttet ihnt einen Anfenthult in kurzester
Zeit mit einent unberen zu wechseln, unb von ihr niacht
er im Fischen weit ntehr Gebruuch, uls von seiner be-
schrunkteren Fuhigkeit zum Schwimmen. Stehen unb
schreiten tamt er zwur uuch, jeboch nur mit gewiffer
Beschwerbe unb Unstcherheit, inbem ihm sowohl der
lunge Schwanz, uls der Mungel an Gleichgewicht Hin-
I berlich finb. Mo Eile noth thut unb eine anbere Be-
IwegungSart nicht ubrig bleidt, Hupft er in kurzen
Satzeit wie eine Elster. Im Tuuchen beweist er eden
wviel Geschick uls Kruft; selten geht er uus bem
Schwimmen in Tuuchen uber, sonbern zieht bus Full-
tauchen vor, b. H. er sturzt fich uus groher Hohe auf bas
Meer herab, verschwinbet in bemselben, kehrt wieber mit
einent gefattgenen Fische unb fchwingt stch sogleich von
Neuem in bie Luft empor. Mit welcher Gewult er bie
Masserflache burchbreche, erhellt aus bem haufig gentuch-
ten Versuche, ihn mittels eines FischeS zu fangen, ber an
einent 12 Fuh tief versenkten Brete defestigt ist. Unge-
uchtet bieser Tiefe stoht er so Heftig auf bas Holz, bah
fast immer bie Hulswirbel fich ausrenken unb ber Tod
ersolgt. Bei seiner Gefrahigkeit mag er der Fischerei
sehr grohen Abdruch thun; ihn zu beschranken steht in-
deffen nicht in der Macht der Menschen. Buchanan, ein
Schotte, der uber die Fischerei Grohbritanniens ein in-
teressantes Merk schrieb, berechnet, duh ullein die uus ber
Jnsel St. Kilbu Huusenben Tolpel jahrlich 105 Millio-
nen Heeringe verschlingen. Maren bie letzteren nicht
unglaublich fruchtbar, so tourben sie biesen Verfolgungen,
an welchen ber Mensch in nicht geringem Grube fich be-
theiligt, schon lunge erlegen sein. Mie gesellig ber
Tolpel im Gunzen uuch sein mug, so ist er boch uuch
unvertruglich unb Heimtuckisch unb kampft mit seineS
Gleichen unb jebeitt unbettt Seevogel bei ber geringsten
Verunlaffuiig. Er verntug burch Schnabelhiebe em-
pfinblich zu verwunben unb benimmt sich nur uuf bem
Lunbe unb un seinen Bruteorten wirklich so bumm, wie
sein gewohnlicher beutscher Nume es unbeutet. In
Schottlunb stort ntun ihn nicht wuhrenb ber Brutezeit
unb mucht ihn hierburch so zuhm, buh er Personen an
sein Nest herankommen, vielleicht sogur sich streicheln
laht, ohne ein Zeichen von Ungebulb zu geben. Hoch-
stens stoht er buntt einige tiefe, wie „groggrog" klingenbe
Kehllaute aus. Im April finben bie Schaaren stch ein
auf ben seit uralten Zeiten behaupteten Bruteplatzen,
bie erst int Oetober wieber verlassen werben. Unter
vielem Schreien, Getummel unb Kumpfen ergreifen enb-
lich bie Paare Besitz von festen Stellen unb tragen zum
Neste trockenes Seegras Herdei, welches unorbentlich
aufgeschichtet wirb. Im Mai legt bus Weibchen ein
einzigeS, verhaltnihmuhig kleines, vollig weihes, mit
ubreibburer Kulkrinbe uberzogenes Ei, welcheS von bei-
ben Gutten ubwechfelnb unb wuhrenb ber ungeivohnlich
lungen Zeit von 6 Mochen bebrutet wirb. Dus uus-
kriechenbe Junge entbehrt jebe Bekleibung, Hut bunkel-
bleigruue Huut; erst nuch 4—5 Tugen bricht ein weiher
Flaum hervor, ber jeboch so schnell whchst, buh bie Nest-
vogel wie bie in vorigen Zeiten gebrauchlich gewesenen
Puberquusten uussehen; nach 2 Monuten ist bie erste
Mattser vollenbet. Noch ehe bie Jungen flugge iver-
ben, beginnt auf fie eine allgemeine Jugb; Hat auch ihr
Fleisch einen unangenehnl thranigen Beigefchmack, so
siiibet es boch in Schottlunb unb un vielen anbern Kusten
Liebhaber; uuf ben Murkten von Ebinburg werben ull-
juhrlich viele Tuusenbe zum Preise von etwas mehr als
einent Hulden Thuler verkauft, unb uuf St. Kilbu unb
ben Jnseln uberhuupt fulzt mun fie ein ober bewuhrt sie
geruuchert alS Mintervorruth, nuchbem mun im Sont-
mer auf ber ersteren Jnsel ullein uber 22,000 Stuck, zuhl-
lose Eier ungerechnet, verzehrt hat. Der itur an einer
Stelle zughngliche Bah-Felsen wirb vom Besttzer zu
60 — 70 Pf. Sterl. jahrlich verpuchtet unb burch Jagb-
gesetze so beschutzt, buh man selbst zum Latiben Erlaubnih
huben, burchaus aber bie Bewohner nicht erschrecken ober
wohl gar burch Schusse verfvlgen burf. Sogur in ben
nuchsten Gewussern wirb innerhulb einer bestimmten
Entfernung Gebruuch von Feuergewehr Niemanb ge-
stuttet. Das Ausnehmen ber Jungen uus ben Nestern
geschieht in sehr geregelter Meise; es mug biese uuch un
vielen unberen Kusten beobuchtete Orvnung wesentlich
bazu beitragen, bie Zahl ber Baffuntolpel unvérntinbert
zu erhalten; ungeachtet ber Hunberttausenbe, bie ull-
jhhrlich verbraucht werben, nehmen fie, zufolge genuuer
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