Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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260
Vogel.
Achte Vrdnung.
Beobachtungen der mit dem Fange Beschastigten, durch-
aus nicht ab. Nach Selby, der aus Mittheilung solcher
Leute fugt, wird der Tolpel fehr alt; man hat an be-
sondern Merkmalen Jndividuen 40 Zahre hindurch Wie-
der erkannt. Er soll 4 Jahre znr vollen Entwickelung
brauchen und vor Erreichung dieses Alters stch niemalS
paaren. An den stark bevolkerten und von Menschen
nicht allzu oft besuchten Bruteorten herrscht ein Leben,
an dessen Schilderung fich schon mehr als ein Schrift-
steller versucht hat. So groh ist der Arm der Herum-
schwarmenden Vogel, dah ohne lautes Schreien zwei
Menschen stch nicht verstandlich machen konnen; aus der
See treiben stch in allen Richtungen Schwarme von
solcher Grohe herum, dah dem niedrig stehenden Be-
obachter der Horizont verdeckt bleibt. — Erwachsene
Jndividueu find weitz, am Hinterhalse und aus dem
Scheitel gelblich; sie haben blaugrauen Schnabel, blau-
liche Augenkreise, schwarze Kehlhaut, aus den schwarz-
lichen Lansen und Zehen einen blauen Strich und messen
ohne den den 4 Zoll langen Schnabel 3 Fuh. Der Ma-
gen (Fig. 1952.) enthalt die gewohnlichen Drusen-
gruppen.
2. Ter braune Tolpel. (Sula fusca.) Fig. 1954.
Die sudliche Halbkugel befltzt im brauneu Tolpel
einen Vertreter der eben beschriebenen nordischen Art.
Tausende bruten auf den unbewohnten Klippen, welche
die Bahamainseln umgeben, aus den Felsen des un-
wohnlichen Ascension, an nnzahligen anderen Orten
rings um den Golf von Merico und an den Kusten von
Venezuela, Guyana und Brasilien. Weiter sudlich,
;. B. unt Neuholland, Vandiemensland und in Poly-
nesten, leben andere, sehr ahnliche und erst in neuesten
Zeiten unterschiedene Arten. In den Sprachen der mei-
sten seesahrenden Volker tragt dieser Tolpel einen aus
grohe Dummheit deutenden Namen. Wirklich schildern
ihn alle Berichte als so einfaltig, dah er selbst da, wo
er Haufige Verfolgungen erleidet, den Menschen nicht
kennen lernt und fich mit der Hand greifen oder ohne
Fluchtversuch mit Stocken niederschlagen laht. Dam-
pier versuchte umsonst die aus der Alacran-Jnsel an der
Kuste Uucatan's angetrossenen Schaaren zum Ausfliegen
zu bringen; die uberlebenden Tolpel begnugten fich, aus
unschadlichste Weise ihn mit dem Schnabel zu picken,
luenn er sie bedrohte. Sehr viele Seesahrer gedenken
der Verfolgungen, welche diefer Vogel durch den oben
beschriebenen Fregattvogel erfahrt. Wollte man auch auf
die Aussagen der alteren, wie Feuille, Leguat, Dampier
und Catesby, kein grohes Gewicht legen, so verdient
mindestens Nutall volles Zutrauen; er behauptet, dah
der Tblpel an dem Fregattvogel einen weit beharrlicheren,
wenngleich weniger blutdurstigen Feind habe, als an
dem Menschen. Mit scharsem Auge erspaht dieser ge-
waltige Segler den ties unten fischenden Tolpel, sturzt
auf ihn herab, verfolgt ihn mit Unermudlichkeit, zwingt
ihn durch erthcilte Flugelschlage, die wohlerworbene
Beute fahren zu lassen, und fangt diese auf, noch ehe
fie das Masser beruhrt. Lautes Hilfsgeschrei zeugt vom
Schrecken, vielleicht auch vom Verdrusse des beraubten
Fischers, dem ubrigens der Pirat gestattet, seinen Weg
unbelastigt fortzusetzen. Lesson scheint allein unter den
Neueren diese viel erzahlte Thatsache in Zweifel zu
ziehen. Der braune Tolpel gleicht in LebenSart seinem
nordischen Gattungsverwandten; er entfernt fich wenig
vom Lande, wagt sich selten so weit als 10 Meilen auf
das hohe Meer, kehrt jeden Abend nach der Kuste wieder
und gilt daher ben Seefahrern als untruglicher Ver-
kunder derselben. Er fliegt gerade und nicht Hoch an
der Meeresflache hin, entdeckt mittels seines scharfen
Auges jeden Fisch, ergreift die Beute durch geschicktes
Herabstohen, taucht dabei wenig unter, entwickelt an-
sehnliche Krast und gleicht, aus der Ferne gesehen, im
Fluge einem dreispitzigen Lanzeneisen, indem die langen
und spitzigen Flugel ohne bemerkliche Bewegung recht-
winckelig zu dem gerad ausgestreckten Hals und langen
Schnabel stehen. Auf seinen Bruteplatzen wird er stets
in grohen und vertraglichen Gesellfchaften angetroffen;
er Halt mit dem Meibchen treulich zusammen. Die
Paare bauen kein Nest; ihre zwei Eier liegen in Vertie-
fungen des nackten Felsens und werden durch daS Weib-
chen allein ansgebrutet, welchem der Gatte Nahrung
zutragt. In den ersten Tagen ihres Lebens tragen dh
Jungen ein Kleid von so langent und so dichtem Flaunt,
dah ste eher den aus Schwanenstaum verfertigten Ballen
und Quasten als ledenden Thieren ahnlich find. Sowohl
ste als die Erwachsenen haben ein kaum geniehbareS,
nach Fischthran riechendes Fleisch ; die letzteren find oben-
her rauchbraun, unten weihlich und haben schwarze
Schwingfedern, rothliche Gefichtshant, gelbe Augen-
kreise und Fuhe.
Vi. Tropikvogel. (Phaeton.)
Gattungscharakter: Schnabel groft, stark, zu-
fammengedruckt, spitzig, an den Kieferrandern ftin ge-
zahnelt; Oberkiefer auf der Firste fchwach gewolbt, an
der Spitze ubergebogen; Nafenlocher fpaltformig; Man-
gengegend besiedert. Beine dunn und kurz. Flugel
lang, erste Schwingfeder die langste. Schwanz kurz;
zwei Steuerfedern fehr verlangert und fchmal.
1. Der Tropikvogel. (Phaeton aethereus.) Fig. 1955.
Wenn der Seesahrer nach Durchmeffung der unter
gemahigten Breiten liegenden und daher dem Haufigen
Witterungswechfel unterworfenen Meere fich den Men-
dekreisen nahert, begegnet ihm bald der Tropikvogel als
Verkunder eines befferen Klimas und eines Oceans, auf
welchem das Schiff tagelang in gerader Linie und ohne
erhebliche Veranderung der Segelstetlung feinent Ziele
entgegeneilt. Kein Vogel fliegt mit gleicher Grazie wie
diefer; man mochte sagen, er fchwimme und ruhe in der
Lust, denn ohne in leicht unterscheidbarer Weise die
Flugel zu bewegen und ohne den Korper zu wenden,
zieht er in gewaltigen Hohen rasch dahin oder liegt auf
den Luftschichten wie auf einer festen Flache. Nur wenn
er im Fischen begriffen ist oder ein Schiff gewahrt, ver-
tauscht er diese Ruhe mit sehr schnellen und kraftvollen
Bewegungen, finkt in weiten Bogen schnell hinab und
unterlaht nie, das Fahrzeug einige Male zu umkreisen
und gleichsam spahend zu betrachten. • Hansig schwebt
er so hoch, dah ein ungeubtes Auge ihn nicht bemerkt,
und rechtfertigt den schonen Namen, welchen ihm der
durch claffischen Geschmack und dichterische Einbildungs-
kraft ausgezeichnete Linne zuerst beilegte. Sehr selten
bemerkt man ihn schwimmend, und jenseits der Wende-
kreise erscheint er nur als Verschlagener oder Verirrter.
Des AbendS kehrt er zuruck nach seinem, vielleicht an
30 — 40 geogr. Meilen entfemten Ruheplatze auf dem
Festlande, allein wenn mitten im Weltmeere, ver-
bringt er auch die Nachte fliegend. In stillen, ntond-
hellen Nachten der Tropenzone fah ihn Leffon ofterS
mit derselben Schnelligkeit die Lufte durchschneiden,
wie am Tage. Bisweilen soll er sich auf den Rucken
der Riesenschildkroten niederlassen, die bei ruhiger See
schlafend au der Oberflache treiben. Man kann keinen
Welttheil als ferne ausschliehliche Heimath bezeichnen,
denn rings um die Erde wird er innerhalb der Wende-
kreise, soweit das Meer reicht, uberall gleich Haufig an-
getroffen. Besonders zahlreich soll er auf gewiffen
kleinen Jnseln am Sudostende von Portorieo und, nach
Catesby, aus den unzugsinglichen Felswanden der Ber-
mudas sein, indessen wird ganz Gleiches auch von Mau-
ritius und Bourbon angesuhrt und muh auch auf die Jn-
seln des grohen Oceans Anwendung sinden, beren Einge-
borene bie langen Schwanzfedern bes Phaeton Haufig
zu schonen Zierrathen unb Kleibern verarbeiten. Seine
Nahrung besteht ausschliehlich in Fischen, zumal ben
sogenannten fliegenben, bie er mit auherorbentlicher
Gewanbtheit unb an ber Oberflache hinschiehenb er-
greist. Scheu ist er nicht, laht, ohne zu stiehen, Bote
an seine Ruheplatze Herankommen unb soll bann eben
so leicht zu fangen ober zu erschlagen sein, wie bie
Tslpel. Sein Fleisch theilt ben gewshnlichen Thran-
geruch, ber ben meisten Seevsgeln anhangt, unb kann
nur ben Hungrigsten geniehbar vorkommen. DaS Ge-
fieber ist im Ganzen weih; uber ben Rucken laufen ge-
krummte schwarze Querlinien, unb aufeinigen Schwing-
febern stehen schwarze Flecken. Der Schnabel ist koral-
lenroth, ber nach hinten lang zugespitzte, nackte Augen-
kreis fchwarz, ber Korper nicht viel groher als ber einer
Haustaube. Die Fuhe sinb gelblich; bie zwei verlan-
gerten, weihen Schwanzfebern messen gegen 18 Zoll. —
Eine anbere mehr auf bie inbischen Meere beschrankte,
sonst ahnliche Art (Phaeton phocnicurus) hat bie ver-
langerten Steuerfebern von hochrother Farde.
Funste Familie.
Mo venvo g e I.
Die Alsvenvogel unterfcheiben fich von anberen
Schwintmvigeln burch sehr lange, schmale unb spitzige
Flugel, breizehige mit einer freien Hinterzehe verfehene
Schwimmfuhe, mittellangen, sehr zusammengebruckten,
scharfschneibigen, bisweilen leicht gekrummten Schnabel
unb Besieberung ber Zugel- unb Kehlgegenb. Sie bil-
ben eine sehr naturliche, burch grohe Flugkraft ausge-
zeichnete Gruppe, leben ber Mehrzahl nach an ben See-
kusten, schwimmen in ber Regel mit weniger Fertigkeit,
laufen fehr ungeschickt, erhaschen ihre Beute, inbent fle,
an ber Oberflache Hinstreichend, nieberstohen unb nuf
kleine Tiefen tauchen, pstegen bie ergriffenen Fifche in
ber Luft zu verzehren, pflanzen stch monogamifch fort
unb haben, als fehr gefellige Vogel, gemeinfame Brute-
orte. Verbreitet sinb ste uber bie ganze Erbe.
I. Dcheereuschnabel. (Rhynchops.)
Gattung s charakter: Schnabel langer als ber
Kopf, gerab, fehr zufammengevruckt; Oberkiefer an ben
Ranbern zufammengezogen zu einer fehr fchmalen Rinne,
in welche ber weit langere, einfchneibige Unterkiefer
einpaht (Fig. 1956 — 1958.); Nafenlocher oval, ranb-
stanbig. Beine ziemlich lang, dunn. Flugel sehr lang
unb schmal; bie vorberen Schwingfebern viel langer als
bie ubrigen.
1. Der schwarze Scheerenschnabel. (Rhynchops nigra.) Fig. 1959.
Die Schnabelbilbung biefer Gattung steht ebenso
beispiellos ba, wie biejenige ber Flamingo. Der Ver-
gleich ber zwei Kiefern mit ben Mattern einer Scheere
ist nicht ganz richtig unb kann nur insofent gelten, als
er stch aus bie grohe Zusammenbruckung ber Kiefern be-
zieht; bie untere ragt beinahe li/z Zoll Hervor uber bie
obere, bie ber Laie fur abgebrocheu ansehen mochte, unb
stellt nicht AnbereS bar alS ein bunneS, aber Hartes
Blatt. Mit bieser sonberbaren Schnabelbilbung ver-
einigen flch ungewohnlich lange, schmale, zugespitzte
unb auf ben Kielen ber Schwingfebern fast sabelsormig
gekrummte Flugel unb enblich Beine, die fur einen
Schwimmvogel beinahe zu groh heihen konnen, um eine
der ungewohnlichsten Gestalten Hervorzubringen. Jn-
dessen steht dieser Bau in gennuer Verbindung mit der
Bestimmung, ven ganzen Tag hindurch rastlos uber
dem Wasser zu streifen, schwimmend zu schlafen, nur
zur Brutezeit am Lande zu verweilen unb bie Nah-
rung baburch zu erlangen, bah mit Halbeingetauchtem,
gleichsam Furchen ziehenben Schnabel alle nachst ber
Oberflache bestnbliche kleinere Thiere erhascht toerben.
Der schwarze Scheerenschnabel bewohnt bie Kusten ber
Vereinigten Staaten, von Brafilien, Chile unb Peru,
von Coromanbel unb von Westafrika, geht aber trotz
bieser grohen Verbreitung nicht uber ben 30. 0 nsrbl.
unb fubl. Breite hinaus.. Auf bie offene See begiebt
er fich nicht, sonbern sucht immer grohe Baien, Meer-
arnte unb bie Munbungen von Fluffen auf, toirb in ben
letzteren bisweilen weit lanbeintoartS angetroffen, z. B.
im Parana, unb verwanvelt fich bann in einen Suh-
ewasservogel. Er ledt uberall gesellig, ist aber nirgenbS
so haufig alS im sublichen Chile. Auf ber grofien und