Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Sdjwiminncgcl.
V o g e l.
261
fe^r gesicherten Bal von Concepeton bilven des Abends
Tausenbe, die, uni zu ruhen, fich auf dem Wasser nieber-
gelassen, schwarze, bichigebrangte Streifen, die, von
User zu User reichend, an drei Megstunden lang sind
und, wenn der Abendschuh eines geankerten Kriegsschiffes
sie erschreckt und zum Auffliegen bringt, im eigent-
lichsten Sinne den Horizont verfinstern. In Nordame-
rika gehort der Scheerenschnabel zu den ziemlich spat
und nicht vor dem Maimonate eintreffenden Zugvogeln;
er paart sich im Juni und vereint sich mit andern zu
kleinen Gesellschaften. Das Weibchen legt drei roeih-
liche, dunkelbraun aefleckte Gier in eine Grube des san-
digen Ufers und brutet meist nur des Nachts. Die
Jungen entroickeln sich sehr langsam und erlangen erst
gegen die funfte Woche Hinreichende Flugfertigkeit.
Zur Nahrung dienen, nach Wil;on, kleine Filche, Gar-
nelen und ahnliche Krustenihiere. Nach Azara gehort
derselbe Vogel im tiefen Jnneren von Paraguay zu den
geroohnlichsten Bewohnern der Flusse. Lesson erzahlt,
dasi er in Ehile mehrmals Augenzeuge deS Verfahrens
gewesen sei, welches der Scheerenschnabel roahli, um
Weichthiere aus ihren Schaalen Hervorzuholen. Ruhig
neben einer von der Fluth zuruckgelassenen Trogmuschel
fitzend, benutzt er den Augenblick, roo diese fich offnet,
um seinen Schnabel zroischen die Halften der Schaale
zu bringen, die naturlich sogleich zusammenklappen.
Er Hebt dann die Muschel empor und schlagt fte so ge-
schickt und siark gegen den Felsen, dasi die eingeschlop'ene
Schnabelspitze die inneren Schliehmuskeln des Weich-
thieres zerschneidet, die Schaale fich ossnet und ihr Be-
roohner leicht herausgezogen und verschlungen roerden
kann. Die Stimme ist laut und unangenehm, das
Fleisch ungeniehbar, daS Gefieder obenher schroarz, unten
meih ; auch sind Stim, ein Ouerstreifen fiber bie Flfigel,
die Spitzen der Schroingfedern, der Burzel und die
ausieren Steuerfedern roeisi, die Ffihe rolh; der Schna-
bel ist an der Spitze schroarz, sonst ebensalls roth. Die
Lange des Unterschnabels betragt 4% Zoll, des KLr-
pers 18 Zoll.
II. Seeschwalbe. (Sterna )
Gattungscharakter: Schnabel so lang oder
langer als der Kops, zugespitzt, etroas zusammengedruckt,
fast gerabe oder sanst gebogen ; Kiefern gleichlang, lcharf-
schneidig; Nasenlocher etroaS hinter der Mitte desOber-
kiefers, seitlich, durchgehend (Fig. 1960.) Beine klein,
Unterschenkel unten unbefiedert. Hinterzehe Hochgestellt,
sehr klein. Flfigel sehr lang, zugespitzt; erste Schroing-
feder die langste. Schroanz mehr oder minder gabel-
formig.
1. Tic gemeine Seeschwalbe. (Sterna Hirundo.) Fig. 1961. 1962.
Die gemeine Seeschwalbe kbmmt nicht nur rings um
Europa an allen Seekusten vor, sondern auch auf den
meisten grosieren Landseen desselben Welttheiles, theils
auch auf solchen Flussen . deren Ufer fich in Sanbflachen
ausbreiten. In asien norblicheren Gegenden erscheint
sie als Zugvogel im April oder Mai und entfernt sich
fchon im Juli und August, um im Sfiben furdie nachsten
7—8 Monate ihren Aufenthalt zu wahlen. Sie fiber-
wintert an den Sudkusten des Mittelmeers, von Afrika,
dem rothen Meere und perstschen Golfe und roandert in
kleinen Gesellschaften. Vom Wasser entfernt sie fich
niemals roeit und folgt selbst roahrend ihrer periodischen
Reisen so roeit als moglich dem Laust der Flusse oder
den Kusten. Anhaltend rauhe Witterung ertragt sie
nicht und besucht daher kaum norblichere Breiten als
57 —58°; schon an den schottischen Kusten roird sie
felten gesthen und durch zroei Verroandte, die arktiscke
und die rothliche Seeschwalbe (Sterna aretica und S.
DonæaUii), vertreten. Einsamkeit ift ihr ausierordenilich
zuwider ; man roird sie schroerlich anders als in Gesell-
schast vieler Hunderte des eigetten Stammes und an den
Kusten mit unzahligen anderen SeevSgeln vermengt an-
tressen. Vor den meisten der letzteren zeichnet sie fick
durch grosie Lebhaftigkeit aus, benn mit rounberbarer
Unermudlichkeit schwarmt sie vom fruhsten Morgen bis
zum Eintritt ber Nacht auf ben Gerofissern-herum, unb
zwar nicht immer, um Nahrung aufzusuchen, sondern
um voll unverkennbaren Lebensmuthes fich zu tummeln
und andere zu necken. Jndessen ist fie auch deS Zornes
fahig und scheuet dann den Kampf selbst mit roeit star-
keren Gegnern nicht. Sie erhalt dann stels Beistand
von den Genoffen, die auf ihr scharfes und von Erbit-
terung zeugendes Geschrei in Schaaren herbeieilen und
sogar grosie Raubvogel, die sich vielleicht an den Jungen
vergreifen roollten, in kurzer Zeit vertreiben. Wie alle
Seeschwalben nahrt auch sie sich nur von kleineren Fi-
schen und von Weichthieren, die fie durch Stositauchen
aus geringeren Tiefen hervorzieht. An Gefrahigkeit
giebt fie keinem Seevogel Etroas nach, tragt aber, wenn
sie Junge Hat, die Beute treulich nach dem Neste und
beweist fiberhaupt ber Nachkommenschaft bie zartlichste
Liebe. Sie nistet lieber an ben llfern grosier Strsme
als bem eigentlichen Meeresstranbe unb zieht vor allen
solche Orte vor, roo grober Kies ober abgerunbete Ge-
rolle weithin bas Lanb bebecken. Das Weibchen legt
seine 2— 3 blasigelblichen, violettgran gefleckten Eier
ohne Weitere Unterlage zroischen bie Steine unb roechselt
im Bruten mit ihrem Gatten. Nach 16 Tagen kommen
bie Jungen aus, bie in ber britten Woche flfigge toerben
unb am Enbe bes ersten Monats ziemlich schnell unb ge-
toanbt zu fliegen vermogeu. Ausgetoachsene unb aus-
gefarbie Vogel haben bie Grosie einer Tanbe, ben Rucken
unb bie Flugel von Hell aschgraner, ben Kopfvon schroar-
zer, ben fibrigen Korper von weiher Farbung; Schnabel
unb Fusie finb blntroth, bie beiben ausieren Schroanz-
febern zur Halfie schwarzlich.
2. Tie rumme Seeschwalbe. (Sterna stolida.) Fig. 1963.
tinter-ven anSlanbischen Seeschwalben ist biese eine
ber bekanniesten, inbem fie zwischen ben Wenbekreisen
bas atlantische Meer in ungeheueren Schaaren bevolkert.
Man begegnet ihr viele Hunbert Stnnben vom Lanbe
entsernt unv mnsi wohl annehmen, bah sie sehr ost bie
Nacht auf bem Wasser ruhenb verbringt. Sehr felten
verliert fie fich in etwas kaltere Breiten, benn als etwas
Besonberes haben englischeOrnithologen es anfgezeichnet,
basi 1830 bei Werforb in Jrlanb zwei Eremplare erlegt
worben. Um so Haufiger ist sie bafur zwischen ben An-
tillen unb bem Golf von Merieo, sowie um St. Helena.
Zum ausbauerben Flnge vortresslich organisirt unb baher
bnrch bas Beburfnih bes Ansrnhens ficherlich nicht ge-
zwungen, lasit sie sich bennoch Hansig auf bas Takelwerk
stgelnber Schiffe nieber unb verrath bann so vollkom-
mene Unkenutnih bes Menschen, bah sie fich mit ber
Hanb ergreifen laht unb, erst nach langerer Zeit bas Uit-
angenehme bes GefangenseinS erkemtenb, burch Kratzen
unb Picken mit bem Schnabel fich zu befreien sucht.
linter lautem unb sehr mihibnigem Geschrei an ber Ober-
flache hinschiehenb, ergreift sie.burch blitzschnelle Betoe-
gung, unb ohne zu tauchen, bie Fische unb Mollusken,
bie lichtbegierig bie sichere Tiefe verlassen haben. Sie ist
nicht minber gesellig als bie anberen Seeschwalben, soll
aber, nach Goulb's Versicherung, von allen baburch
abweichen, bah fie auf Bfische ober niebrige Baunte
fruchibarer Straubgegenben ein grosies Nest aus bunnen
Ztoeigen unb trockenem Gras erbauet. Die Gatten sollen
abwechselnb biesen ungewohnlichen Ban umfliegen unb
babei murmelube Laute horen laffen. Ihr Fleisch ist
schwarz unb thraniger als bei irgenb einer anberen Art.
Der Umstanb, basi fie einen abgestutzten, nicht einen ga-
belfhrmigen Schwanz hat, gleich ben anberen wahren
Seeschwalben, unb bah bie zusammengefalteten Flugel
weit ben letzteren uberragen, hat veranlaht, bah man
fie in eine besonbere Gattung (Anurus) gestelli Hat. Sie
rniht 15—16 Zoll, hat burchaus schwarzbraunes Ge-
fieber, ausgenommen an bem Scheitel, ber weisi unb
nach hinten grau ist. Schnabel unb Fusie finb schwarz.
III. Move. (Larus.)
Gattungscharakteri Schnabel mittelgroh, stark,
zusammengebruckt; Oberkiefer Hinten gerabe, vorn mit
gewolbter Firste, an ber Spitze ubergebogen; Untetfiefer
aufgetrieben, Kieferrauver scharfschneibenb, ungezah-
nelt; Nasenlocher seitlich in ber Schnabelmitte, nach
unten geoffnet. Beine mittelgroh; Lfittfe zusammenge-
bruckt; Hinterzehe hoch eingelenkt, kurz unb schwach,
ost krallenlos. Flugel lang, breit; erste unb zweite
Schwingseber bie langsten. Schwanz mittellang, breit,
fa st ganz gerabe abgestutzt.
1. Tie Mantelmove. (Larus marinus.) Fig. 1964.
Die Moven bilben eine nicht minber artenreiche Gat-
tung als bie Seeschwalben unb finb ebenso fiber die
ganze Erde verbreitet, indessen ansschliehlichereSeevogel,
find daher mit der Fahigkeit zum schnellen und geschickten
Schwimmen verseben, die jetten abgeht. Zu tauchen find
ste nicht im Stande und bemachtigen fich ihrer Beute, itt-
dem fie Hart an der Oberflache deS Meeres Hinstreifen■
oder sie aus dem Schlamtue des von ber Ebbe l'lohge-
legten Stranbes hervorziehen. Sie freffen auch fattle
Reste ertrunkener Laubthiere, was Seeschwalben niemals
thun, scheinen zu allen Zeiten vom Hunger geplagt zu
toerben unb lassen sich lelbst burch geroohitliche Stfirme
unb hohlen Seegang nicht abhalten von ber Jagb. Auch
ste theilen bie Neiguttg zur Geselligkeit unb tragen viel
bei zu bem lauten unb beivegten Leben, toelches Vogel
fiber Kfisten unb Flusimfiirbungen verbreiten. Je nach
bem Klima ihrer Heimathen stub sie Zug -, Strich- ober
Stanbvhgel. An Grohe toeichen sie von einanber be«
trachtlich ab, jeboch nur toenig in ber Farbung, bie nur
ben Wechsel ztoiscben Schtvarz, Weisi unb Grau zeigt.
Ihr Gesteber anbert in ausfalligster Weise je nach bem
Alter unb ber Jahreszeit, nicht nach Geschlecht; bie man-.
nichfach gesieckten, einjahrigen Jungen haben ost mit
ihren Aeltern nicht bie geriitgste Aehnlichkeit. Die Fort-
pflanzuttg geschieht auf gemeinsamen Brfiteplatzen, bie
von Hunberten unb selbst von Tausenben von Paaren
bewohnt toerben unb mit kunstloS aufgeschichteten Ne-
stern bicht bebeckt stub. Die Weibchen legen 2 —3,
sehr felten 4 Eier, bie mehrentheils auf grfinlichetn ober
gelblichem Grunbe mit bunkleren Flecken gezeichnet finb
unb von beiben Gatten toechseltoeis bebrfitet toerben. —
Zu ben grosieren Arten gehort bie von ber beutschen
Norbkfiste bis in bas Eismeer verbreitete Mantelmove,
bie in feltenen Fallen fich toohl auch in bas Jttnere von
Deutschlanb verirrt. Nur titt Sommer besucht fie bie
hoheren Breiten, too sie auch brfitet, im Winter zer-
streuen fich ihre Schaaren fiber bas beutsche Meer, bie
Ostsee, ben Golf vvn Biseaya unb streifen sfiblich fast
bis zur Meerenge von Gibraltar. Die Mantelmove
fliegt mit Leichtigkeit unb Attsbatter, inbessen nicht ent-
fernt so schnell wie bie Seeschwalben unb verrath fiber-
Haupt ein phlegmatisches Temperament. Sie scheint mehr
aus Gefrahigkeit als aus besonberer Neigung unver-
traglich unb sogar hatuisch zu sein unb biilbet nicht
leicht attbere kleinere Seevogel in ihrer Nahe. Nachstel-
lungen erkennt fie schnell unb fibt so grohe Wachsamkeit,
bah Jager nur burch Zufall fie erlegen. Selbst wohl-
ausgebachte Listen entbeckt fie unb ergreift fiberhaupt bei
bem geringsten Verbachte bie Flucht. Im Fangen ber
an ber Oberflache Hinstreichenben Fische entwickelt ste
keine besonbere Geschicklichkeit unb mag viele Versuche
uinsonst anstellen; wahrscheinlich mirb sie mehr burch
bieses Haufige Mihlingen als burch vorherrschenbe Net«
gung veranlaht, von faulen Resten, bie auf bem Meere
treiben ober an ben Stranb geworfen roerben, zu zehren.
Mit Gier unb Zubringlichkeit, jeboch ohne ihre geroohtt-
liche Vorficht zu vergessen, fallt sie nieber auf bie zer-
fetzten Korper ber Walfische, fobalb bie Fanger sich von
ihnen entfernen, unb nimmt nicht allein tinter allen
Seevogeln ztterst von solcher Bente Besitz , fonbern be-
Hauptet sie in Verbinbung mit Hunverten ihrer Ver-
toanbten gegen alle anbere Llrten von Moven. Ihr
Magen (Fig. 1965.) Hat vie geroohitliche britfenreiche
Beschaffenheit. Den Jungen anierer Seevogel roitb sie