Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Voge l.
Achte Orditung.
jene wird 2 Fuh 10 Zoll lang, klastert 5 Fuh 8—10
Zoll, wiegt 10—11 Pfunb, ist obenher grau, unten
weihlich, hat trannen, graugewafferten Rucken, gelb-
rothen Schnabel und Fuhe, buntelbraune, an der Spitze
schwarze Schwingfedern und nackte, rothe Augenliber;
die Flugel find furzer als der Schwanz.
2. Dic Saatgans. (Anser segetum.) gig. 1982.
Die Saatgans kann mit der GranganS nicht ver-
wechseli toerben, ausgenommen bei sehr oberflachlicher
Betrachtung, benn fie ist nicht nur Heiner, sondern
hat auch die Schnabelspitze und Schnabelwurzel von
schwarzer Fårbung, Flugel, toelche den Schwanz uber-
ragen, ganz schwarze vordere Schwingfedern und
auf der Stirne 2 — 3 weihe Sletten, befiederte,
weihgrane Nasenlocher. Sie bewohnt den Hoheren
Norden und sogar bie Gegenben jenseits bes Polarkreises
und ist in Deutschlanb nicht bekannt als brutenber, son-
dern nur als ein auf seinen Durchzugen, ost schon zu
Anfang Marz und dann nochmals im September er-
scheinender Vogel. In England fort sie sehr oft uber-
wintern, in Deutschland thut sie dieses nicht, obgleich
fie gegen Kalte und selbst gegen Schneefarte keinesweges
sehr grohe Empfindlichfeit verrath. Die Richtung ihrer
Wanderung ist bei uns mehr eine nordostliche und im
Herbst subtoestliche als gerade norbliche; viele Familien
vereinen sich zur gemeinfamen Reise, bilden dann die
gewohnliche dreieckige Linie und fliegen in grohen Hohen
und unter unablassigem Gegacker. Aus welcher Ferne
diese Tbne auch erfcharten mogen, so unterscheidet ber
Kenner doch sogleich die Stimine des Mannchens von
jener des Weibchens durch grohereRauheit. Gern ruhen
zu gewohnlichen Zeiten diest zahlreichen Zuge auS, und
felten find bie Jahre, wo fie, verspatet burch Nachwinter,
so sehr ben Bruteorten zueilen, bah sie fast ununterbro-
chen unb Tag unb Nacht fliegenb, nur burch Krafle-
mangel gezwungen, auf furze Zeit sich nieberlasfen.
Zumal im Herbste reisen sie langsam unb bleiben gele-
gentlich wohl einige Tage auf bemselben Flurgebiet zu-
ruck, welches merkwurbigerweife artjahrlich wieber befucht
wirb unb sichtbar vor anberen ben Vorzug erhalt, ob-
gleich vierteicht weit fruchtbarere in ber Nahe liegen
mogen. Sie besuchen bann bie Stoppelfelber, bie Hin-
reichenbe Nahrung, wenn auch nicht in solchem Ileber-
stusse bieten, wie im Fruhjahre bie Saat, bie mehr alS
artes anbere Fatter sie zu lotten scheint. In manchen
Gegenben, wo fie lange verweilen, richten sie nicht un-
bebeutenben Schaben an, besonbers auf Felbern, wo bie
Keime ber gefaeten Erbsen unb anberer Hulsenfruchte
eben erscheinen, benn nicht artein wirb artes Grune von
ben Wanberern begierig aufgezehrt, sonbern auch , soweit
als moglich, ein jebes Korn ausgescharrt, bas seinen
Keim noch nicht entwickelt hat. Des Abenbs vereinen
sich bie Gestllschasten, bie bis bahin verstreuet bie Felber
Heimsuchten, unb ftiegen nach Teichen ober auch nach
Flussen, um zu ubernachten, vermeiben aber solche, bie,
bei geringem Umsange mit Busch unb Walb umgeben,
ben Jagern sichere Versiecke gewahren konnten. Sie
schlafen am llfer stehenb, boch niemals so fest, bah es
einem Schutzen moglich ware, sie anbers als burch Zu-
fart zu uberrafchen, sind uberhaupt nicht minder fcheu
als klug und wifsen recht gut verdachtige Orte von ge-
fahrlofen zu unterscheiden. Man uberlistet sie dennoch
durch arterlei Kunstgriffe und schieht sie auch im An-
stande. Man Hat sie niemals auf dem europaischen
Festlande nistend angetroffen, vielmehr scheinen fle nur
in*bem Hochsten Norden die Fortpflanzung zu betreiben.
Auf einigen ber westlichsten ber fchottifchen Jnseln
sorten sie zahlreich bruten, in ben Mooren aus trockenem
Gras ein Nest erbauen unb 10— 12 Eier legen.
3. Die SchneeganS. (Anser hyperboreus.) Fig. 1983.
Die Schneegans bewohnt bie arktischen Lanber deiber
Haldtugeln, bas nordliche Sibirien, bie Aleuten unb
Norbamerita von Hubfonsbai bis Canaba, geht im
Winter nach Suben, boch niemals so weit als anbere
Zugvsgel unb wirb in Deutschlanb auherorbentlich
felten gesehen. In Sitten, Wahl ber Nahrung unb
Fortpflanzung soll sie mit ber Graugans unb Saatgans
sehr ubereinstimmen unb von ben Bewohnern ber ge-
nannten Sånber in grohen Mengen erlegt werben. Sie
ist burchaus weih, bie schwarze Flugelspitze auSgenom-
men, unb hat orangenfarbene Fuhe unb Schnabel, giebt
an Grohe ber Graugans nichts nach unb ist im Jugenb-
kleibe grau.
4. Die Ningelgans. (An as bernic^a.) Flg. 1984. — 1986.
Wie bie ertoåifnten Arten von Gtin sen ist auch biese
Bewohnerin bes NorbenS, von Gronlanb bis in baS
ostliche Sibirien, inbeffen auch ber etwaS milberen
Breiten, benn wenn fie auch im mittleren Europa nur
von Zeit zu Zeit gesehen wirb, so gehort fie boch an
ber Ostste. zu ben nichts Weniger als feltenen Schwimm-
vogeln unb uberwintert im norblichen unb norbwest-
lichen Franfreich in ungezahlten Taufenben. Auch im
westlichen Englanb, im norblichen Jrlanb unb an ben
Kasten von Schottlanb unb von Holland verbringt fie
die taltesten Monate, erscheint aber uberall als See-
vogel und befucht nicht ohne besondere Veranlassung die
Flusse und Seen im Jnneren groher Festlander. Schuch-
tern und allem Kampfe abgeneigt, halt sie sich nur zu
ihreS Gleichen unb sucht mindestens die Gefellschaft
fremder Schtoimmvogel nicht auf, erweist sich dem Men-
schen gegenuber minder fcheu als andere Ganse, kommi
aber mit ihm, schon weil sie bie Stranbgegenben zum
Wohnen vorzieht, weniger in Beruhrung. Sie schwimmt
unb fliegt mit vieler Schnelle, unb ohne zu ermuben, be-
sttzt bie Stimme anberer Ganse unb nahrt sich im Som-
mer von ben an norbischen Seestranben eben nicht arten-
reichen Psianzen unb tleinen, vom Meere ausgeworfenen
Weichthieren, im Winter Hingegen von ben Saaten ber
bent Stranbe nahen Meierhofe. In Frantreich thai sie
Hierburch schon ofters grohen Schaben, zumal, wie
Buffon erzahlt, im talten Winter 1740. Auf bas Hohe
Meer wagt sie sich nie Hinaus, sonbern bleibt immer
unter bem Schutze vorliegenber Jnseln unb Saubbante
unb in ben seichten Buchten, wo Tang unb Seegras ben
Wasserspiegel ubertleiben. Die wahre Geschichte ihrer
Fortpflanzung liegt gar sehr im Dunteln, bie fabelhafte
ist unzahlige Male unb oft mit vortent Glauben eror-
tert worben, benn, sonberbar genug, Hat es zu allen
Zeiten Manner gegeben, bie trotz sonstiger Bilbung bem
Unwahrfcheinlichen unb Phantastischen ben Vorzug ga-
ben vor ber einfachen, naturgeschichtlichen Wahrheit.
Man Hat sich namlich feit bem 14. Jahrhunbert mit ber
wunberlichen Sage getragen, dah bie Ringel- ober
Barnatelgans nicht, wie anbere Vogel, aus gelegten
Eiern tomme, sonbern als sehr tleiner junger Vogel
aus ben platzenben KnoSpen eineS gewissen, tveiben-
ahnlichen Baumes farte, ber am Stranbe norbischer
Lanber, zumal auf ber Jnsel Pomona, wachst. Albro-
vanbus hat bieses Wunber ganz nach eigener Einbil-
bung in feinent Buche aber bie Vogel bargestertt (Fig.
1987.). Gerarb, ber 1636 ein botanisches Wert schrieb,
giebt ein minber ersonnenes Bilb (Fig. 1988.), wieber-
Holt aber bie alte Geschichte von einem auf Schiffstrum-
mern, Treibholz unb ahnlichen Stoffen wurzelnden
Bautiie, dessen Fruchte Muscheln gleichen, sich mit der
Zeit offnen unb jungen Enten ben AuSgang verstatten.
Seine Beschreibung bezieht sich ubrigens unvertennbar
auf bie gemeine Entenmuschel (Pentelasmis anatifera
Fig. 1989.) ober Barnatel, bie ber Gruppe ber Ranfen-
fuher unter ben Weichthieren ober, wie anbere wollen,
unter ben Gelentthieren angehsrt unb ihrer Zeit eror-
tert werben soll. Es haben im Uebrigen nicht arte
Forscher jetter Zeit bieser Fabel, beren Entstehung soitst
vortig unbegreiflich ist, beigepflichtet, vielmehr fie lacher-
lich gemacht ober als gar zu albern wiberlegt, z. B.
Belon, ber 1551 schrieb, unb Ray, ber Wirtughby'SOr-
nithologie 1678 Herausgab. — Die RingelganS ist oben-
her aschgrau, unten weihlich, hat schwarzen Kopf, HalS
unb Brust, einen fchmalen weihen Ring unt ben Hals,
16 Schwanzfebern, schwarze Fuhe unb Schnabel. Sie
wiegt gegen 4 Pfunb, wirb auf bie Martte norbanteri-
fanischer Kustenstabte, z. B. Neuyort unb Philabelphia,
im Winter taufenbweiS gebracht, fort aber nur mittel-
mahig schmackhafteS Fleifch Haben.
S. Die Igypttsche Gans. (Anser aegyptiaeus.) Fig 1990. 1991.
Bermsge ber unter ben Boltern immer haufiger ge-
worbenen Verbinbungen ist bie sogenannte agyptische,
jeboch im wilben Zustanbe uber ganz Afrika verbreitete
Gans zu einem zahnten Bewohner unferer Parts ge-
worben. Sie scheint in Englanb unb Frantreich noch
weit haufiger gehalten zu werben alS in Deutschlanb
unb hat fich auf ihren Wanberungen einige Male sogar
in bas mittlere Europa verirrt. In Sicilien sort fie
alS vortig wilber Vogel nichts weniger als selten fein.
In ber Gefangenschaft verrath fie ein wilbes unb scheues
Wesen unb behålt lange Zeit ihr angestammies Na-
turert, boch fann fie wohl auch arte Furcht vergessen unb
auf ben Beleibiger ntuihig losgehen, um ihn burch Flu-
gelschlage unb burch Bisse zu zuchtigen. Hinsichtlich
ber Stimme, bes BenehmenS im Artgemeinen unb ber
Wahl ber Nahrung verhalt fie sich wie anbere Ganse.
In Subafrifa, besonbers um PortNatal, wo fie nichts
weniger alS selten vorthinmt, nistet fie zwar in ber
Nahe ber Gewaffer, boch gern auf etwas erhabenen
Orten unb nicht in unmittelbarer Beruhrung mit Sumpf
ober Wasser. Das Weibchen legt 6 grunlichweihe Eier,
bie minbestens in ber Gefangenschaft 28 Tage bebrillet
werben. Dah Noth sie zur Wahl ungewohnlicher
Bruteorte zwingen fonne, beweisen bie von mehreren
ber subafrifanifchen Reifenben mitgetheilten Erfahrungen
uber Nester, bie selbst in ber Wuste unb fern von jebem
Gewaffer angetroffen tourben. Temminck meint, bah
biese Gans bie von ben alten Aegyptern hochgehaltene
unb in ihren ©emålben mannichfach angebeutete getoesen
sti, unb anbere Forscher glauben, bah mit ihr bie Fuchs-
gatis (Chenalopex) Herobot'S, bie in ben Tempeln ge-
suttert unb von ben Priestern verspeist toarb, zufam-
menfarte. Es sort in Oberagypten sogar ein besonberer
nur ber Zucht bieser Art destimmter Platz bestanben ha-
ben; bah inbeffen gleichzeitig bie gemeine Hausgans von
jenem Urvolfe getannt unb gezogen worben sti, leibet
zufolge anberer Forschungen eben so toenig Zweifel.
Romer unb Griechen sorten bie Eier zu ben wohl-
schmeckenbsten gerechnet haben. — Kieine Ilnterschiebe
in ber Bilbung bes SchnadelS (Fig. 1990.) Haben bie
neuesten Systematifer veranlaht, bie agyptische Gans
zum Miister einer besonberer Gattung Hinzusterten. Sie
ist etwas tleiner als bie GrauganS,'jeboch schlanfer unb
hoher auf ben Beinen, oben rothbraunlich, unten roth-
lichgelb, uberart nach Entenart fchwarz gewertt, an
Kopf, Kehle unb Bauch weih, Hat an ben SchlSsen
einen braunen Fleck, bunfelgrunen, fchwarz unb weih
eingefahten Spiegel, rothen Schnabel unb Fuhe unb
am Flugelbug einen Hornigen Hocker.
6. Die canadische Gans. (Anser canadensis.) Fig. 1992.
So jung inr Nerhaltnisse zu Europa bie norbanreri-.
tanischen Nieberlaffungen auch fein mogen, so ist man
in ihnen boch schon bahin gelangt, gewisse einheimifche
Thiere vortig zu zahmen unb in Hausthiere zu verwan-
beln. Zu biesen Hat man vor arten anberen wohl bie
canabische GanS zu rechnen, bie von ben eben so rustigen
als richtig rechnenben Lanbleuten ber Ver. Staaten ber
zahmen europaischen Gans weit vorgezogen wirb, weil
sie bei nicht minber groher Neigung zum Fettwerben
unb bei eben so schmackhaftem Fleische weit sruchtbarer