Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Schmintmvogcl.
Vogel.
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ist. 3nt wilven Zustanbe verbringt sie den Sommer in
den arkiischen Gegenden Norbamerika's, wanbert aber von
Eintritt Augusts bis in den October uber Canada und
die sudlicheren Staaten in solchen Mengen hin, bah
unzahlige Jager in der Verfolgung ihre Rechnung finden.
Mogen aber auch diese Wanberschaaren durch Hunderte
von Meilen zwischen guten Schutzen hinziehen muffen,
so kommen sie darum im Suden, wo sie uberwintern,
noch nicht in bemerklich verminderten Zahlen an, nur
haben die Ueberlebenden Erfahrung genug erworben,
um den Jagern in Florida und Louistana jeden Erfolg
Hinlanglich zn erschweren. Um Hudsonsbay beeifern
sich die Bewohner, die noch arglosen im Anfang ihrer
Wanbernng begriffenen Vbgel in grofiter Menge zu er-
legen, indem diese als nicht geringe Vermehrungen des
Wintervorralhes gelten; in einer einzigen jener kleinen
Niederlassungen find jahrlich 3—4000 Stnck Enten ein-
gesalzen morden, und nicht nngewohnlich ist es, dah
ein geschickter Jndier aus seiner Laubhutte 200 in einem
einzigen Tage erlegt. Die nach Eintritt voller Win-
terkalte getodteten lfiht man gefrieren, ohne ste zu
rupfen, von den etwas fruher getodteten und eingesal-
zenen bewahrt man Hingegen die Federn als nicht werth-
losen Handelsgegenstand. Nach Richarbson s Urtheil
ist das Fleisch saftig, indeffen an Wohlgeschmack bem-
jenigen der Schneegans nicht zu vergleichen. Ohngefahr
um die Mitte Aprils kehren diese Ganse nach dem Nor-
den wieber, und mit geringen Unterbrechungen dauert
der Zug bis Mitte Mai's. Ehe sie noch zu ihren im
hohen Norden, z. B. in Labrador, gelegenen Brute-
platzen gelangen, haben sie eine allgemeine Verfolgung
durch Indianer und Meifie zu erdulden; eine einzelne
wiegt, wenn gehorig fetl, acht Psimd nnd macht in sener
Jahreszeit die gesetzliche iagliche Ration eines der von
der Hudsonsbay- Gesellschaft angestesiten Leute. Nach
drei Wochen zerstreuen sich diese Schaaren, um Paarweis
zwischen dem 50—67 ° n. Br. zu nisten, bringen in-
defsen nur selten bis zur Eismeerkuste vor. Eine nene
Verfolgung bricht uber sie herein, sobald im Juli, nach
AuSbrutung der Jungen, die Alten sich mausern und
zum Fluge unfahig geworden sind. Sie suchen sich dann
zwar durch Tauchen zu retten, ermuden aber bald, da
die Jager aus leichten Kahnen ihnen keine Rast ge-
statten, und werden von Hunden au8 den Verstecken Her-
vorgezogen, die sie bisweilen erreichen. Im Herbste
vereinen sie sich wieder, branchen hierzu drei Wochen,
und sie ziehen dann mit einem Male fort. Ausgeffirbte
Mannchen haben braune, weifi gewafserte Flugeldecken
und Rucken und graulichbraune Seiten; Kopf, Hals,
Burzel, Schwingfedern, der tsfederige Schwanz, der
Schnabel und die Fnhe sind schwarz, die Mangen und
die Kehle weih. Die Lange betragt gegen 3 Fuh.
II. Huhnergans. (Cereopsis.)
Gattungscharakter: Schnabel sehr kurz, stark,
fast so lang als hoch an der Murzel; Oberkiefer an der
Spitze gewolbt, abgestutzt, mit weit nach vorn reichender
Machshaut; Unterkiefer an der Spitze ailSgerandet; Na-
senlocher sehr grofi, durchgehend (Fig. 1993.). Unter-
schenkel nach unten unbefiedert; Lanse langer als die
Mittelzehe; Krallen groh. Flngel grofi; Deckfebern
sehr lang, erste Schwingfeder etwas kurzer als die
solgenden.
1. Die australische Huhnergans. (Cereopsis cinereus.)
Fig. 1994. 1995.
Die Verwandtschaft des Cereopsis mit den Wasser-
huhnern oder gar mit den Reihern, von welcher manche
nenere Ornithologen gesprochen, besteht nicht in der
Mirklichkeit, benn Hochstens kann man einige Aehnlich-
keit nachweisen mit ber erstgenannten Familie, bie sich
seboch anf ben mehr senkrechten Gang nnb aus bie Bil-
bnng beS Schnabels beschranken wurbe. In allen we-
sentlichen Beziehnngen kommen bie Hnhnerganfe mit
ben anberen Entenvogeln uberein nnb nahern sich bnrch
Knrze bes Schnabels ber RingelganS nnb einigen der-
selben verwanbten Arten. Man kennt nur eine Species
bieser Gattnng, bie zwar in manchen Gegenben Nenhol-
lands haufig sein soll, inbessen in ornithologischen
Sammlungen noch immer zu ben Seltenheiten gehort.
Bekannt warb ste zuerst nm 1802 nnb galt lange Zeit
balb fur einen Walbvogel, balb fur einen Schwan.
Wahrscheiylich wanbert sie in ihrem Vaterlanbe mit ber
Regelmafiigkeit eines gewohnlichen Zngvogels, benn
Flinbers und anbere Reisende haben sie periodisch an
Orten zahlreich angetroffen, welchen sie zn anderenZeiten
vollkommen fehlte. Sie soll sich nur anf grasreichen
Ebenen anshalten nnd allein von zarten Psianzen leben,
selten in das Masser gehen nnd so wenig schen sein, dafi
man sie mit Siocken niederschlagen ober ohne grofie
Mnhe lebenb fangen kann. Flinbers, Labillarbiere,
Baisiy nnb anbere Seefahrer beschreiben biese Jagb als
leicht nnb lohnenb uno toben bas Fleisch als Hbchst
wohlschmeckenb. Die britischen Anstebler anf Nenhoi-
lanb haben sene Eigenschaften zn benntzen gewnfit nnb
Hallen anf ihren Meierhofen bie Huhnergans als sehr
zahmen nnb in ber Gefangenschaft sich leicht fortpsian-
zenben Vogel. Auch vertragt bieselbe bas enropaische
Klima ohne Schwierigkeit, brutet minbestens in Eng-
lanv, wirb noch zahmer nnb zntranlicher als bie gemeine
Hansgans, genieht mit bieser gleiches Fntter nnb ver-
langt nur gewohnliche Ansstcht nnb Psiege. Man Hat
bennoch bisher es unterlassen, ste anf bem Festlanbe
einznfuhren, nnb selbst in Englanb solchen Versuchen
noch keine grofie Ansmerksamkeit gewibmet, obgleich ihr
Fleisch weit femer schmeckt als bas ber Hansgans. Vor
ber Hanb begnugt man stch, ste anf Gewafsern grofier
Parke zur Zierbe zn halten. Ihre Stimme klingt ranh
nnb brohnenb. Obwohl im Allgemeinen friedlich, ent-
wickelt ste boch viele Kampflnst ober boch nngemeine
Reizbarkeit, sobalb sie Junge nm sich hat, nnb bulbet
bann fauni solche Vogel in ber Nahe, bie, wie ber
schwarze Schwan, mit ihr bie Gefangenschaft theilen
und zn anderen Zeiten gern gesehene Gesellschaster find.
An Grofie gleicht der Cereopfis bie Hansgans; er ist
im Ganzen von graner Farbnng, bie anf bem Scheitel
bleicher, ans ben Schnltern bnnkler ansfasit ais am
Rumpfe; bie Febern bes Mantels tragen gegen bie
Spitze einen runben, schwarzlichen Fleck, bie Wachshant
ist gelb, bie Schnabelspitze schwarz; von ben orangefar-
benen Lansen stechen bie schwarzen Zehen nnb Schwimm-
Hante nicht wenig ab.
III. Schwan. (Cygnus.)
Gattungscharakter.'Schnabel burchaus von
gleicher Breite, an ber Murzel hoher alS breit, an ber
Spitze plattgebrnckt; beibe Kiesern mit parallelen Blatt-
chen besetzt; Zngelgegenb meist nnbefiebert, von ber
Wachshant bekleibet. Nasenlocher eifbrmig. Hals
sehr lang. Beine weit nach hinten liegenb; Hinterzehe
kanm ben Boben bernhrenb, ohne Hautige Einfafsung;
Krallen schwach- Flngel grofi; zweite Schwingfeber
bie langste.
1. Der Hockerschwan. (Cygnus olor.) Sig. 1998 c. 1997.
Alle bekannle Schwane finb grofie nnb schwerfallige
Vogel nnb babei bnrch ihren ungentein bunnen, im Ver-
haltnisse zum Korper ansnehmenb langen Hals so ans-
gezeichnet, bafi ihre Gestalt eine typische geheihen
toerben kann. Mit Ansnahme bes am Kopfe und
Halse sammetschtoarzen subamerikanischen unbbeSbnrch-
ans schwarzen neuhosianbischen Schwanes finb asie an-
bere, gerabe nicht zahlreichen Arten von rein weifier
Farbnng. Nur bie Jungen haben bis in bas britte
Jahr ein granes, grabweiS abbleichenbes Gefieber. In
ber Farbe ihres Schnabels nnb ber Wachshant Herrscht
nbrigens je nach ber SpeeieS manche Verschiebenheit,
bnrch welche bie sonst schwierige Feststesinng ber Arten
erleichtert wirb. Sie mansern sich asijahrlich nur ein-
mal, entsprechen weit entschiebener als bie Ganse bem
Vorbilbe åchter Wasservogel, suchen baher ihre Nah-
rnng nicht am Lanbe, fressen nur solche Psianzen, bie
im Masser wachsen, jeboch auch Mafserthiere, haben
einen starken Muskelmagen (Fig. 1998.) nnb schwimmen
mit bekannter Grazie, aber auch mit Krast nnb Schnel-
ligkeit. Bei ihren Wanbernngen siiegen sie in grohen
Hohen nnb mit ansbauernber Geschwinbigkeit, leben in
Monogamie, banen ein schlechteS Nest nnb legen 6—9
Eier, welche vom Weibchen asiein 5—6 Wochen lang
bebrutet werben. Mit Ansnahme ber oben genannten,
bnrch Farbnng auSgezeichneten Arten gehoren bie an-
beren ber norblichen Halbkngel an. Europa besitzt 4—5
Arten, inbessen nicht ausschliehlich, sonbern znm Theil
mit Asien gemeinsam. Unter biesen zeichnet stch ber
sonst vollig weifie Hockerschwan aus bnrch orangen-
rothen, an der Spitze schwarzen, an der Murzel mit
schwarzem Hocker versehenen Schnabel und 22 —24febe-
rigen Schwanz. Er wirb boppelt so grofi alS eine ge-
meine HauSgans, erlangt ein Gewicht von 18 — 24
Pfunb nnb klaftert gegen 8 Fufi bei einer Korperlange
von 5% Fuh, von welcher aus ben Hals asiein 28—32
Zoll kommen. Nicht allein bnrch ganz Europa, bie
trockenen Gegenben bes SubenS etwa anSgenommen,
sonbern auch in einem grohen Theile Astens nnb in
Norbamerika zur Zierbe von Teichen gehalten nnb leicht
in milberen Klitnaten stch fortpsianzenb, gehort ber
Hockerschwan zn ben verbreitetsten nnd bekauntesten ber
Schwimmvogel. Sein eigentliches Baterlanb liegt in
ben kalteren Breiten ber norblichen Halfte ber alten
Welt, von Schweben bis nach Mittelfibirien, inbessen
nicht in ben bem Pol noch mehr genaherten Lanbern.
Ans seinen Wanbernngen zieht ber Hockerschwan jahr-
lich uber einen Theil von Deutschlanb, zuinal uber baS
norbliche, allein er brutet bort nicht zahlreich unb bleibt
am Wenigsten int Jnneren zuruck. El-ebem soll bieses
anbers gewesen sein, benn baS Anstrocknen vieler Seett
nnb bie mit ber vermehrten Bevolkerung znnehmenbe
llnstcherheit Hat nach unb nach gar viele Vogel ver-
brangt. Die Zngzeit ffisit anf ben Marz unb ben Oc-
tober; bie wanbernben Gesellschasten bestehen aus 30—
50, meistentheils wohl ein paar Familien angehorenben
Jnbivibnen unb siiegen mehr am Tage als bes Nachts,
stetS in sehr ansehnlichen Hohen unb in schiefer Linie.
Zu ben Seevogeln bars ber Hockerschwan nicht gerechnet
werben, benn anf bas hohe Meer hinanSzufliegen nnter-
ninunt er nicht nnb vermeidet selbst vollkommen stchere
Bnchten, wenn anberS baS Wasser stark gesalzen ist.
Die Ostsee mit ihrem halbsuhen Masser sagt ihitt baher
ungleich mehr zu alS bie Norbsee, unb wahrenb er an
ben Kusken ber letzteren nur vornberziehenb bemerkt
wirb, laht er auf bie erstere sich in solchen Schaaren
nieber, bah bie Jager ber Jnseln unb bes Festlanbes
wochenlang an ihm Beschastigung finben unb Hunberte
erlegen. Wenn er sich auf Teichen ober Laubseen Hei-
misch machen wisi, so untersncht er genatt bie Untge-
bungen, erkennt gar balb solche Stellen, wo Hinterhalte
gelegt werben konnen, unb nteibet sie fortan mit groher
Vorsicht. Uebera(( zieht er tiefe Gewasser vor, mag
am Wenigsten flache Suntpse unb solche Teiche leiben,
wo Wasserpsianzen eine fast nnzerreihliche Decke bilben,
liebt klares unb kuhles Wasser nnb fnhlt selten bas Be-
bnrfnih, an bas Land zu gehen. Zur Schlafstelle er-
wahlt er weniger gern das feste llfer als Halbtrockenes
Gerohrig, wo er durch Niebertreten bes SchilfeS am
Ende stch einen Platz bereitet. Er fchwimmt mit Leich-
tigkeit unb sichtbarem Wohlgefallen, vergifit aber babei
nientals seine gewohnliche Vorstcht unb lernt gar balb
gewohnliche unb harmlose Vornbergehende vom Jager