Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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V S g e 1.
^^te Vrditting.
unterscheiben. Will ihm die Flucht durch schnelleS Ru-
dern nicht gelingen, so erhebt er sich, indessen nicht ohne
sehr langen Anlaus, in die Lufte und vermag dann in
kurzer Zeit weite Sernen zu burchmessen, kehrt aber,
wenn auch spat, unfehlbar nach dem erkorenen Lieb-
lingsaufenthalt zuruck. Jm Fliegen verursacht er ein
Weiihin hbrbareS Gerausch, jedoch allein durch seinen
besonders sausenden Flugelschlag, nicht aber durch bie
rauhen Tone seiner Stimme, die einer schlechten Trorn-
pete an Mihklang und an Starke nichts nachgiebt, im
Fluge nie, felten im Schwimmen und am Ersten noch
in Kampfen mit Liebenbuhlern gehort wird. Die im
pLllig zahmen Zustande lebenden Jndividuen schweigen
fast unter allen Unistanben; man hat ihnen daher die
Stimme abgesprochen und ihre Art in systematischen
Werken Hinunbtoieber unter dem Namen des stummen
Schwanes aufgefuhrt. Die an ihrem Ziele im Fruh-
jahre angelangten wandernden Schwarme losen stch so-
gleich zu Paaren auf, bie von moglichst abgesonberten
Bruteorten Besitz nehmen, ihren sonstigen Geselligkeits-
trieb ganz verleugnen unb gegen alle anbere Schwimm-
vogel sich sehr gehasfig erweisen. Ueberhaupt ist ber
Charakter bieser Vogel nichts weniger als liebenswur-
big, sonbern hamisch, stolz unb thrannisch unb verliert
nur burch ben Einfiuh bes Lebens unter Menschen so
weit seine Scharfe, bah zwar ein gewifses Ertragen
frember Vogel unb ber Menschen eintritt, jeboch Zu-
traulichkeit unb Anhanglichkeit stch niemals enttoickeln.
Dem Weibchen bleibt bie Sorge bes Nestbaues allein
uberlassen; es beweist babei allerbings vielen Fleih, boch
toenig Kunstsinn unb stellt am Enbe ein Gebaube Her,
toelches je nach Unistanben verschiebene Grabe von
Dauerhaftigkeit besitzt, auf sumpfigem unb unsicherem
Grunbe aber fo fest ist, bah es nicht allein ben schtoeren
Vogel wahrenb bes Brutens, fonbern fogar eineit Men-
fchen, ohne einzusinken, tragt. Zur Herstellung toerben
Wafferpflanzen feber Art unb ohne strenge Austoahl
verwenbel unb nicht mit einanber verwebt, fonbern nur
auf einanber geschichtet. Die Gatten halten bas mono-
gamische Verhaltnih mit Strenge aufrecht unb sinb sich
fehr zugethan ; bas Mannchen fcheuet keine Gefahr, tov es
um Vertheidigung ber Familie sich Hanbelt, unb ist ber
eigenen Kraft sich so bewuht, bah es gewohnliche Gegner
kuhn herausforbert. Auch ber Brutung ber von Mitte
Aprils bis Anfang Mai's gelegtens—8 graugrunlichen
Eier hat das Weibchen sich allein zu unterziehen unb muh
diefem Gefchafte 5— 6 Wochen toibmen. Nur roenn
Alles ringsumher ruhig unb von Gefahr tein Schein
vorhanben ist, verlaht biefe forgfame Mutter, umNah-
ruiig aufzufuchen, auf kurze Zeit bas Nest. Sie fchutzt
bie ausgekrochenen Jungen bis zum Eintritt vollkont-
mener Reise unb lehrt sie bas Futter finben, Sorgen,
an roelchen ber Gatte reblich theilnimmt. In Lanbern,
roo ber Hockerschtoan gemein ist, betreibt man seine
Jagb als sehr eintraglich, benn toenn auch bas schtoarze
Fleisch ber Ertoachsenen Niemanb locken kann, so sinb
benn boch bie Dunen Hochgeschatzt, mogen sie nun, aus-
gezogen unb zur Bettsutterung vertoenbbar, ober an
bent abgestreisten Felle sitzenb unb zum Futtern von
allerlei Winterkleibern nutzlich, zu Markt gebracht toer-
ben. — Der gemeine zahme, von bent sotoeit befchrie-
benen abstammenbe Schwan wirb nicht uberall in Ver-
haltnissen volliger Untertoerfung lebenb angetroffen,
sonbern genieht zum Theil ein Haldfreies Dasein. Ge-
stattet man ihm ein solches, inbem man ihm bie Flucht
mittels Lahmung ber Flugel unmoglich macht, so muh
man, im Norben toenigstens, stets barauf bebacht sein,
bei Eintritt bes Hartesten Winters ihu einzufangen unb
wahrenb ber winterlichen Einsperrung roie bie gemeinen
HauSganse zu behanbeln. In Englanb hat man seit
bem Mittelalter (Ebtoarb IV.) auf ben Schman einen so
hohen Werth gelegt, bah er als „koniglicher Vogel"
minbestens seit Elisabeth, unter schutzenben Gesetzen
steht. Entlang ber Fluffe unb um bie Seen haben sich
Korperschaften gebilbet, bie, in befonberen Sprengeln,
bie Halbtoilben Schwane als ihr Eigenthum betrachten
unb bieselben ubertoachen burfen, im Winter fur ihre
Einfangung unb Ernahrung sorgen unb auf ihr Vor-
recht ein sehr hohes Geroicht zu legen pstegen. Eine
jebe besitzt ihre burch baS Gesetz anerkaunte Art, bie ihr
gehorenben Schwane burch Einschnitte in ber ben Schna-
del umkleibenben Wachshautzu unterscheiben; im August
eines feben Jahres beginnen ihre Beamteten im feierli-
chen llmzuge bie angetroffenen jungen Schwane bes Be-
zirkeS zu bezeichnen. Noch hente sinb Reste bieser alten
Gewohnheit ubrig, unb auf einem Theile ber Themse,
ber von ber Krone in Anspruch genommen wirb, tragen
bie Schwane bas unter Georg III. eingefuhrte, noch
Hente geltenbe unb unter Fig. 1999. bargestellte konig-
liche Abzeichen.
2. Der Singschwan. (Cygnus musicus.) Fig. 2000 —2p r.
Der Singschwan ober, nach Naumann, ber g^bna-
sige Schwan (C. xantorrhinus) ist ehebem sowohl mit
ber fo eben besprochenen als mit anberen Arten ver-
wechselt roorben, inbeffen offenbar von allen anberen
verschieben. Theilt er auch mit biefeu bie allgemeine
weihe Farbung bes Gefiebers, fo hat er boch einen
fchwarzen, an ber Wurzel mit gelber Wachshaut unt-
gebenen Schnabel unb 20—22 Stenerfebern. Was ihn
besonbers, wenn auch nur unter anatomischem Gesichts-
punkte, auszeichnet, ist bie Beschaffenheit seiner Luft-
rohre, bie, anstatt in gewohnlicher Weise gerablinig
Hinabznsteigen, einen sehr eigenthumlichen Verlaus
nimmi. Angekommen an ber Stelle, too bie Schlus-
selbeine sich vereinen, biegt ste sich nach auhen, nahert
sich bem oberen, gnergestellten Ranbe bes aufbem Brust-
beine stehenben Kammes unb verfenkt sich zwischen bie
beiben nur burch Knochenzellgewebe verbunbenen Platten
besselben. Fast am unteren Enbe bieser Hohle schlagt
sie stch um, steigt empor, biegt stch enblich uber ben
oberen Ranb unb steigt nun erst in ben Brustkasten
Hinab (Fig. 2001 — 2003.). Ein solcher Ban beutet
ber gemeinen Annahme nach auf eine ungentein starke
Stimme; bennoch ist biese am Singschwane nicht so
rauh unb fernklingenb, toie am Hockerschwane, be-
sttzt aber basur einen mehr fenoren Klang, benn roie
sehr zahlreiche Beobachter versichern, schallt bie Stimme
bes ersteren, znutal roenn ste in groherer Ferne gehort
wirb, roie lang gehaltener, sanfter Posannenton. Mit
eigentlichem Gesang biese Klange zu vergleichen, ist un-
moglich, unb roas Alte unb Nenere von ben schmerzlichen
Melobien bes Schwanes im Sterben gefabelt haben,
mag als bebeutungslos aus bem Gebiete ber roissen-
schastlichen Ornithologie verbannt bleiben. Der soge-
nannte Singschwan gehort ben nvrbischen Klimaten an,
vbroohl er kaunt ben Polarkreis uberschreitet, unb wirb
in Asien nicht minber als in Europa, jeboch nicht in
Norbamerika gefunben, wv eine anbere, ihm ahnliche
Art (C. americanus) an seine Stelle tritt. Nachbem er
ben Winter im sublichen Europa unb Norbafrika ver-
bracht, zieht er im ersten Fruhjahr norbroårts unb
macht stch, obgleich in grohen Hohen fliegenb, burch
lanten Ruf bemerkbar. Nur roenige bleiben mehr burch
Znfall als burch Waht im Jnneren bes Festlanbes auf
ben Gewassern zuruck, benn alle, die unermubet unb
lebenslustig bem Ziele zuzustreben vermagen, eilen nach
ben Kusten. Ein wahrer Seevogel ist bieser Schwan
baruut noch nicht, benn nur auf Nntiefen unb zunachst
ben Kusten sich aufhaltenb, fucht er, rov irgenb mhglich,
nach ben Munbungen groherer Fluffe unb naher Bin-
nenfeen zu gelangen. Znr Nahrung roahlt er bieselben
Stoffe roie ber gemeine Schwan, grune Wafferpstanzen,
ihre Saamen, allerlei Wurnter, Jnseetenlarven, junge
Fische unb selbst Frosche, geht wohl anch an bas Lanb
unb verschmaht es nicht, bie vom Lanbmanne ange-
saeten Kleearten unb ntanche wilbe Pflanzen zu geniehen;
Fortpflanzung finbet nur statt im hohen Norben, in
Lapplanb, Spitzbergen unb bem norblichsten Asien; als
feltene Ausnahme mag erwahnt werben, bah einzelne
Paare anch fchon in Dentfchlanb gebrutet haben. Der
Nestban verhfilt sich roie bei bent Hockerschwane, bas
Weibchen legt 5—7 grunlichweihe Eier. Jm Uebrigen
wirb ber Singschwan leicht ebenso zahm, wie sein viet
mehr verbreileter Verwanbter, empfiehlt sich aber weniger,
um Wasserbecken zu verzieren, inbem er fletner als
jener unb in seinen Bewegungen unb seinem Wesen bei
Weitem weniger grazios ist. Den Jslanbern ist er seiner
Febern roegen von groher Wichtigkeit unb Gegenstanb
einer Jagb, bie, im August beginnenb, mit grohem Eifer
betrieben roirb unb bie Jnsulaner mit ben geschatzten
Schwanenpelzen im Ueberflusse versorgt.
3. Bewick's Schwan. (Cygnus Bewickii.) Fig. 2004. 2005.
Der englische Zoolog Narrell hat eine britte Art von
Schroan, bie von Naumann bie schwarznasige genannt
roorben ist, zu Ehren bes burch seine meisterhaften Thier-
abbilbungen Derbienten Beroick benannt. Sie ist um
ein Drittheil kleiner als ber Singschroan, Hat einen nach
hinten sehr hohen unb bis an bie Naseulscher gelben,
sonst schroarzen Schnabel, 18 Steuersebern unb einen
ungemein bunnen Hals. Auch unterscheibet sich bieser
Schroan von ben nachstverroanbten burch ben Ban seiner
Lustrohre, bie nicht allein zwischen ben Platten bes
Brustbeinkammes hinabsteigt, fonbern sich fogar noch
weiter nach unten fenkt, fast ben unteren Rand bes
Brustbeines erreicht unb bann erst, sich umkehrenb, ent-
porsteigt unb, von Neuetn uingebogen, in bas Jnnere
ber Brust gelangt. An jungeren Jnbivibuen erfcheint
biefe Bitbung minber vollkommen, inbem bie Lustrohre
nicht ganz fo tief zwischen ben Platten bes Brustbeines
hinabreicht unb, ohne queruber zu ziehen, sich scharf
umschlågt unb bem absteigenben Theile parallel aufsteigt.
Man hat biesen Schwan stets nur in sehr nordlichen
Breiten unb zwar in ben brei Welttheilen gesunben, in-
bessen nirgenbs so Haufig, als in Amerika, was jeboch
Bonaparte itt Abrede stellt. Dah er in Island brute, unter-
liegt keinettt Zweifel; ttach Englanb tomnit er im Winter
ost in grohen Schaaren, hochst felten aber nach Detttsch-
tanb unb bann nur in Jahren, too bie Kalte auher-
orbentlich stark ist unb lange Zeit anhalt. Seine Wan-
beruttgen erstrecken sich in getoohntichen Jahren nicht
viel fublicher als 60— 58° n. Br. In ber Ledensweife
verhalt er sich toie bie anberen Schwane, foll aber gegen
eigenttiche Sumpfe weniger Wiberwillen bezeigen als
biefe. Auf Jslattb stellt er itu April sich ein unb eilt
fvgteich nach seinen Bruteplatzett, bie zwischen ben Ber-
gen in ber Nahe ganz einsamer Mvvre unb Teiche liegen,
schichtet aus bie Reste bes vorjahrigen Nestes neue Lagen
von Pstattzenstengeln unb Gezweig unb tegt 5 7 grun-
tich - ober gelblichtoeihe Eier. Capitan Lyon beschreibt
bie ini arktischen Amerika ausgefuttbenen Nester als
zientlich sorgsaltig gebauel; sie bestanben auS ben auf
Torsmvorefi wachfenben Moofen, toaren 6 Fuh tang,
fast 5 Fuh breit unb 2 Fuh hoch unb oben mit einer
tiefen Grube fur bie Eier verfehen.
4. Ter potnische Schwan. (Cygnus immutabUis.) Fig. 2006.
Varrell Hat zuerst auftnerkfam gemacht, bah mit bem
Hockerschwane ein Schtoan verwechfett worben fei, ber,
i ni europaifchen Norben heimisch, bei Vogelhanblern
in Englanb zahm angetroffen unb von biesen ber pol-
ttische Schwan genannt toerbe. Es scheint nicht, als
ob bie Ornithologen bes Festlanbes von jener Ent-
beckung besonbere Notiz genommen hatten; toahrschein-
lich haben sie bieselbe mit bem Mihtrauen betrachtet,
toelches eine getoiffe Claffe engtischer Artenbeschreiber
verbientertoeise trifft, jeboch int vorliegenben Falle
nicht ganz an seinem Platze toar. Nicht nur ^ergeben