ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
274 V S g e 1. ^^te Vrditting. unterscheiben. Will ihm die Flucht durch schnelleS Ru- dern nicht gelingen, so erhebt er sich, indessen nicht ohne sehr langen Anlaus, in die Lufte und vermag dann in kurzer Zeit weite Sernen zu burchmessen, kehrt aber, wenn auch spat, unfehlbar nach dem erkorenen Lieb- lingsaufenthalt zuruck. Jm Fliegen verursacht er ein Weiihin hbrbareS Gerausch, jedoch allein durch seinen besonders sausenden Flugelschlag, nicht aber durch bie rauhen Tone seiner Stimme, die einer schlechten Trorn- pete an Mihklang und an Starke nichts nachgiebt, im Fluge nie, felten im Schwimmen und am Ersten noch in Kampfen mit Liebenbuhlern gehort wird. Die im pLllig zahmen Zustande lebenden Jndividuen schweigen fast unter allen Unistanben; man hat ihnen daher die Stimme abgesprochen und ihre Art in systematischen Werken Hinunbtoieber unter dem Namen des stummen Schwanes aufgefuhrt. Die an ihrem Ziele im Fruh- jahre angelangten wandernden Schwarme losen stch so- gleich zu Paaren auf, bie von moglichst abgesonberten Bruteorten Besitz nehmen, ihren sonstigen Geselligkeits- trieb ganz verleugnen unb gegen alle anbere Schwimm- vogel sich sehr gehasfig erweisen. Ueberhaupt ist ber Charakter bieser Vogel nichts weniger als liebenswur- big, sonbern hamisch, stolz unb thrannisch unb verliert nur burch ben Einfiuh bes Lebens unter Menschen so weit seine Scharfe, bah zwar ein gewifses Ertragen frember Vogel unb ber Menschen eintritt, jeboch Zu- traulichkeit unb Anhanglichkeit stch niemals enttoickeln. Dem Weibchen bleibt bie Sorge bes Nestbaues allein uberlassen; es beweist babei allerbings vielen Fleih, boch toenig Kunstsinn unb stellt am Enbe ein Gebaube Her, toelches je nach Unistanben verschiebene Grabe von Dauerhaftigkeit besitzt, auf sumpfigem unb unsicherem Grunbe aber fo fest ist, bah es nicht allein ben schtoeren Vogel wahrenb bes Brutens, fonbern fogar eineit Men- fchen, ohne einzusinken, tragt. Zur Herstellung toerben Wafferpflanzen feber Art unb ohne strenge Austoahl verwenbel unb nicht mit einanber verwebt, fonbern nur auf einanber geschichtet. Die Gatten halten bas mono- gamische Verhaltnih mit Strenge aufrecht unb sinb sich fehr zugethan ; bas Mannchen fcheuet keine Gefahr, tov es um Vertheidigung ber Familie sich Hanbelt, unb ist ber eigenen Kraft sich so bewuht, bah es gewohnliche Gegner kuhn herausforbert. Auch ber Brutung ber von Mitte Aprils bis Anfang Mai's gelegtens—8 graugrunlichen Eier hat das Weibchen sich allein zu unterziehen unb muh diefem Gefchafte 5— 6 Wochen toibmen. Nur roenn Alles ringsumher ruhig unb von Gefahr tein Schein vorhanben ist, verlaht biefe forgfame Mutter, umNah- ruiig aufzufuchen, auf kurze Zeit bas Nest. Sie fchutzt bie ausgekrochenen Jungen bis zum Eintritt vollkont- mener Reise unb lehrt sie bas Futter finben, Sorgen, an roelchen ber Gatte reblich theilnimmt. In Lanbern, roo ber Hockerschtoan gemein ist, betreibt man seine Jagb als sehr eintraglich, benn toenn auch bas schtoarze Fleisch ber Ertoachsenen Niemanb locken kann, so sinb benn boch bie Dunen Hochgeschatzt, mogen sie nun, aus- gezogen unb zur Bettsutterung vertoenbbar, ober an bent abgestreisten Felle sitzenb unb zum Futtern von allerlei Winterkleibern nutzlich, zu Markt gebracht toer- ben. — Der gemeine zahme, von bent sotoeit befchrie- benen abstammenbe Schwan wirb nicht uberall in Ver- haltnissen volliger Untertoerfung lebenb angetroffen, sonbern genieht zum Theil ein Haldfreies Dasein. Ge- stattet man ihm ein solches, inbem man ihm bie Flucht mittels Lahmung ber Flugel unmoglich macht, so muh man, im Norben toenigstens, stets barauf bebacht sein, bei Eintritt bes Hartesten Winters ihu einzufangen unb wahrenb ber winterlichen Einsperrung roie bie gemeinen HauSganse zu behanbeln. In Englanb hat man seit bem Mittelalter (Ebtoarb IV.) auf ben Schman einen so hohen Werth gelegt, bah er als „koniglicher Vogel" minbestens seit Elisabeth, unter schutzenben Gesetzen steht. Entlang ber Fluffe unb um bie Seen haben sich Korperschaften gebilbet, bie, in befonberen Sprengeln, bie Halbtoilben Schwane als ihr Eigenthum betrachten unb bieselben ubertoachen burfen, im Winter fur ihre Einfangung unb Ernahrung sorgen unb auf ihr Vor- recht ein sehr hohes Geroicht zu legen pstegen. Eine jebe besitzt ihre burch baS Gesetz anerkaunte Art, bie ihr gehorenben Schwane burch Einschnitte in ber ben Schna- del umkleibenben Wachshautzu unterscheiben; im August eines feben Jahres beginnen ihre Beamteten im feierli- chen llmzuge bie angetroffenen jungen Schwane bes Be- zirkeS zu bezeichnen. Noch hente sinb Reste bieser alten Gewohnheit ubrig, unb auf einem Theile ber Themse, ber von ber Krone in Anspruch genommen wirb, tragen bie Schwane bas unter Georg III. eingefuhrte, noch Hente geltenbe unb unter Fig. 1999. bargestellte konig- liche Abzeichen. 2. Der Singschwan. (Cygnus musicus.) Fig. 2000 —2p r. Der Singschwan ober, nach Naumann, ber g^bna- sige Schwan (C. xantorrhinus) ist ehebem sowohl mit ber fo eben besprochenen als mit anberen Arten ver- wechselt roorben, inbeffen offenbar von allen anberen verschieben. Theilt er auch mit biefeu bie allgemeine weihe Farbung bes Gefiebers, fo hat er boch einen fchwarzen, an ber Wurzel mit gelber Wachshaut unt- gebenen Schnabel unb 20—22 Stenerfebern. Was ihn besonbers, wenn auch nur unter anatomischem Gesichts- punkte, auszeichnet, ist bie Beschaffenheit seiner Luft- rohre, bie, anstatt in gewohnlicher Weise gerablinig Hinabznsteigen, einen sehr eigenthumlichen Verlaus nimmi. Angekommen an ber Stelle, too bie Schlus- selbeine sich vereinen, biegt ste sich nach auhen, nahert sich bem oberen, gnergestellten Ranbe bes aufbem Brust- beine stehenben Kammes unb verfenkt sich zwischen bie beiben nur burch Knochenzellgewebe verbunbenen Platten besselben. Fast am unteren Enbe bieser Hohle schlagt sie stch um, steigt empor, biegt stch enblich uber ben oberen Ranb unb steigt nun erst in ben Brustkasten Hinab (Fig. 2001 — 2003.). Ein solcher Ban beutet ber gemeinen Annahme nach auf eine ungentein starke Stimme; bennoch ist biese am Singschwane nicht so rauh unb fernklingenb, toie am Hockerschwane, be- sttzt aber basur einen mehr fenoren Klang, benn roie sehr zahlreiche Beobachter versichern, schallt bie Stimme bes ersteren, znutal roenn ste in groherer Ferne gehort wirb, roie lang gehaltener, sanfter Posannenton. Mit eigentlichem Gesang biese Klange zu vergleichen, ist un- moglich, unb roas Alte unb Nenere von ben schmerzlichen Melobien bes Schwanes im Sterben gefabelt haben, mag als bebeutungslos aus bem Gebiete ber roissen- schastlichen Ornithologie verbannt bleiben. Der soge- nannte Singschwan gehort ben nvrbischen Klimaten an, vbroohl er kaunt ben Polarkreis uberschreitet, unb wirb in Asien nicht minber als in Europa, jeboch nicht in Norbamerika gefunben, wv eine anbere, ihm ahnliche Art (C. americanus) an seine Stelle tritt. Nachbem er ben Winter im sublichen Europa unb Norbafrika ver- bracht, zieht er im ersten Fruhjahr norbroårts unb macht stch, obgleich in grohen Hohen fliegenb, burch lanten Ruf bemerkbar. Nur roenige bleiben mehr burch Znfall als burch Waht im Jnneren bes Festlanbes auf ben Gewassern zuruck, benn alle, die unermubet unb lebenslustig bem Ziele zuzustreben vermagen, eilen nach ben Kusten. Ein wahrer Seevogel ist bieser Schwan baruut noch nicht, benn nur auf Nntiefen unb zunachst ben Kusten sich aufhaltenb, fucht er, rov irgenb mhglich, nach ben Munbungen groherer Fluffe unb naher Bin- nenfeen zu gelangen. Znr Nahrung roahlt er bieselben Stoffe roie ber gemeine Schwan, grune Wafferpstanzen, ihre Saamen, allerlei Wurnter, Jnseetenlarven, junge Fische unb selbst Frosche, geht wohl anch an bas Lanb unb verschmaht es nicht, bie vom Lanbmanne ange- saeten Kleearten unb ntanche wilbe Pflanzen zu geniehen; Fortpflanzung finbet nur statt im hohen Norben, in Lapplanb, Spitzbergen unb bem norblichsten Asien; als feltene Ausnahme mag erwahnt werben, bah einzelne Paare anch fchon in Dentfchlanb gebrutet haben. Der Nestban verhfilt sich roie bei bent Hockerschwane, bas Weibchen legt 5—7 grunlichweihe Eier. Jm Uebrigen wirb ber Singschwan leicht ebenso zahm, wie sein viet mehr verbreileter Verwanbter, empfiehlt sich aber weniger, um Wasserbecken zu verzieren, inbem er fletner als jener unb in seinen Bewegungen unb seinem Wesen bei Weitem weniger grazios ist. Den Jslanbern ist er seiner Febern roegen von groher Wichtigkeit unb Gegenstanb einer Jagb, bie, im August beginnenb, mit grohem Eifer betrieben roirb unb bie Jnsulaner mit ben geschatzten Schwanenpelzen im Ueberflusse versorgt. 3. Bewick's Schwan. (Cygnus Bewickii.) Fig. 2004. 2005. Der englische Zoolog Narrell hat eine britte Art von Schroan, bie von Naumann bie schwarznasige genannt roorben ist, zu Ehren bes burch seine meisterhaften Thier- abbilbungen Derbienten Beroick benannt. Sie ist um ein Drittheil kleiner als ber Singschroan, Hat einen nach hinten sehr hohen unb bis an bie Naseulscher gelben, sonst schroarzen Schnabel, 18 Steuersebern unb einen ungemein bunnen Hals. Auch unterscheibet sich bieser Schroan von ben nachstverroanbten burch ben Ban seiner Lustrohre, bie nicht allein zwischen ben Platten bes Brustbeinkammes hinabsteigt, fonbern sich fogar noch weiter nach unten fenkt, fast ben unteren Rand bes Brustbeines erreicht unb bann erst, sich umkehrenb, ent- porsteigt unb, von Neuetn uingebogen, in bas Jnnere ber Brust gelangt. An jungeren Jnbivibuen erfcheint biefe Bitbung minber vollkommen, inbem bie Lustrohre nicht ganz fo tief zwischen ben Platten bes Brustbeines hinabreicht unb, ohne queruber zu ziehen, sich scharf umschlågt unb bem absteigenben Theile parallel aufsteigt. Man hat biesen Schwan stets nur in sehr nordlichen Breiten unb zwar in ben brei Welttheilen gesunben, in- bessen nirgenbs so Haufig, als in Amerika, was jeboch Bonaparte itt Abrede stellt. Dah er in Island brute, unter- liegt keinettt Zweifel; ttach Englanb tomnit er im Winter ost in grohen Schaaren, hochst felten aber nach Detttsch- tanb unb bann nur in Jahren, too bie Kalte auher- orbentlich stark ist unb lange Zeit anhalt. Seine Wan- beruttgen erstrecken sich in getoohntichen Jahren nicht viel fublicher als 60— 58° n. Br. In ber Ledensweife verhalt er sich toie bie anberen Schwane, foll aber gegen eigenttiche Sumpfe weniger Wiberwillen bezeigen als biefe. Auf Jslattb stellt er itu April sich ein unb eilt fvgteich nach seinen Bruteplatzett, bie zwischen ben Ber- gen in ber Nahe ganz einsamer Mvvre unb Teiche liegen, schichtet aus bie Reste bes vorjahrigen Nestes neue Lagen von Pstattzenstengeln unb Gezweig unb tegt 5 7 grun- tich - ober gelblichtoeihe Eier. Capitan Lyon beschreibt bie ini arktischen Amerika ausgefuttbenen Nester als zientlich sorgsaltig gebauel; sie bestanben auS ben auf Torsmvorefi wachfenben Moofen, toaren 6 Fuh tang, fast 5 Fuh breit unb 2 Fuh hoch unb oben mit einer tiefen Grube fur bie Eier verfehen. 4. Ter potnische Schwan. (Cygnus immutabUis.) Fig. 2006. Varrell Hat zuerst auftnerkfam gemacht, bah mit bem Hockerschwane ein Schtoan verwechfett worben fei, ber, i ni europaifchen Norben heimisch, bei Vogelhanblern in Englanb zahm angetroffen unb von biesen ber pol- ttische Schwan genannt toerbe. Es scheint nicht, als ob bie Ornithologen bes Festlanbes von jener Ent- beckung besonbere Notiz genommen hatten; toahrschein- lich haben sie bieselbe mit bem Mihtrauen betrachtet, toelches eine getoiffe Claffe engtischer Artenbeschreiber verbientertoeise trifft, jeboch int vorliegenben Falle nicht ganz an seinem Platze toar. Nicht nur ^ergeben