Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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V øge l.
Achte Grdnung.
gern und langsam und legt wohl kaum eine weite Reise
ohne Unterbrechung zuruck. Zur Wanderung wahlt ste
die Nachtzeit, fliegt sehr hoch und solgt soweit als mog-
lich dem Lause der Gewasser. Wie ihre Verwandten
laht sie stch ungern und nur fur kurze Zeit auf das
Meer nieder; die Ausdehnung oder Kleinheit der Suh-
wasserbecken, die sie zum Aufenthalte erwahlt, scheint
ihr ziemlich gleichgiltig zu sein, denn eden so gern ver-
weilt sie auf dichtbeschatteten, engen und sumpfigen
Waldgraben, als auf weiten, von der Sonne bestrahlten
Landseen. Nur hohere Gebirgsgegenden vermeidet sie
und wird daher auf Alpenseen kaum bemerkt. Ein recht
eigentlicher Sumpfvogel und stets damit beschafligt, den
Schlamm mit dem Schnabel zu durchfuhlen, liebt ste
vorzuglich die mit flachen, moorigen Randern umgebenen
Gewasser, suhrt auf diesen ein nachtliches Leben, sucht
im Dunkel ihre Nahrung, entwickelt dabei viele Lebhaf-
tigkeit und verbringt an verborgenen, jedoch der Sonne
wo moglich zugstnglichen Orten schlafend, oder doch stch
still verhaltend den Tag. Dem Jager macht sie durch
Aufmerksamkeit und Scharfe der Sinne viel zu schaffen;
ste entdeckt ihn schon in groher Ferne, zumal wenn der
Wind ste begunstigt, laht stch nicht leicht uberlisten und
ergreift die Fluchr mit so vieler Berechnung, dah selbst
die Schuhlinie vermieden wird. Mehr Scharfstnn und
List als das Mannchen entwickelt das Weibchen zu der
Zeit, wo die Jungen ihreu Schutz in Anspruch nehmen,
und nur von dieser ununterbrocheneu Aufmerksamkeit
auf die Umgebungen ist es Herzuleiten, dah die SpecieS,
trotz der una6Iåfftgen Verfolgungen, an Zahl nicht ab-
nimmt. Ihre Stimme Hat mit derjenigen der Hausente
sehr viele Aehnlichkeit; zum Futter wahlt sie dieselben
Stoffe wie jene. Sie brutet ubrigens in ganz Europa
und beginnt den Nestbau weit fruher als die anderen
Arten, meist schon im Marz, ein Umstand, der ihr zu
dem unter Jagern gewohnlichen Nameu der Marzente
verholfen Hat. Das Nest liegt immer in der Nahe des
WafserS, bisweilen in der Mitte groherer Teiche auf
schilfbewachsenen Untiefen, wird vom Weibchen allein
auS den gewohnlichen Stoffen kunstlos aufgefuhrt und
enthalt um Mitte Aprils 12 — 14 grunlichweihe
Eier. Gemeinlich sucht das Weibchen den Bau dem
Mannchen zu verbergen, um vor der Zudringlichkeit
deffelben sicher zu sein. Die Brutung dauert 24 — 28
Tage. Bisweilen wird das Nest auf erhabenen Punkten,
z. B. den Kopfen alter, das Wasser uberhangeuder Wei-
den, angelegt oder Besitz genommen von einem verlas-
senen, vielleicht 30 Fuh vom Boden entsernten Krahen-
ueste. Aus dem ersteren fallen die stugge gewordenen
Jungen, ohne Schaden zu nehmen, auf ihr Element
nieder, aus dem letzteren tragt sie die Mutter im Schna-
bel herab. Locktone verschiedener Art bewegen die Nach-
kommenschaft zu den ersten Bersuchen im Schwimmen,
machen sie aufmerksam auf das Futter und bestimmen
die Richtung ihres Weges, Wahrend ganz andere Laute
vor naher Gefahr warnen oder zur Flucht ermahnen.
Der Anblick der Borsorge und Zucht der Mutter und
der Anhanglichkeit der Jungen ist ubrigens von grohem
Interesse, zumal da hier das Mannchen sich durchaus
nicht betheiligt, sondern vielmehr als grimmiger Feind
der eigenen Kinder darum auftritt, weil es in diesen die
Ursache der Behinderung erkennt, die ihm das Weibchen
enigegensetzt, sobald es mit einer Familie umgeben ist.
Die Wildente erhalt hinsichtlich des Fleisches vor der
zahmeu den Vorzug; man schutzt sie daher in Jagdre-
vieren, obgleich sie Teichen, durch Bertilgung der jun-
gen Fische, ansehnlichen Schaden zufugt. Das Mannchen
ist obenher hellgrau mit Dunkelbraun sein gewassert,
an Kops und Hals goldschillernd grun, an der Ober-
brust kastanienbraun, hat weihes Halsbanv, violetten,
weih und schwarz eingefahten Spiegel, die mittleren
Burzelfedern rustroarts eingerollt, gelben Schnabel,
rothe Fuhe; das Weibchen hat den Spiegel utid die
Fuhe des Mannchens, sonst olivenfarbenen Schna-
bel, Ruiilpf und Hals gelblichbraun, dunkelbraun
gesieckt.
Von der Wildente stammt die gemeine, zahme
Hausente ab (Fig.1996. o.), die, in unvordenklichen
Zeiten in Gefangenschaft gerathen, jetzt uberall, wo
Europaer stch einheimisch gemacht, ein gewbhnliches
Hausthier und zu bekannt ist, um hier weitlaufige Er-
orterung erhalten zu kounen. Nirgends wird ihre
Zucht so sehr im Grohen betrieben, als in den schwim-
menden Stadten China's, die, aus uberbaueten Boten
bestehend, einem grohen Theile der sich drangenden Be-
volkerung das ganze Leben hindurch zum Aufenthalte
dienen. Wie alle andere Hausthiere, ist auch die zahme
Ente in viele Spielarten zerfallen, die jedoch den Rang
von Abarten und Bastarderzeugnissen nicht erhalten
durfen, da sie nicht durch Kreuzung mit anderen Arten
entstanden stud.
4. Die Bisamente. (Anas moschata.) Fig. 1996. f.
Auf den Huhnerhofen aller milderen Lander Europa's
sindet man unter mehrentheils auf geographischen Jrr-
thum deutenden Namen eine Ente, die aus den Urroal-
dern des tropischen Sudamerika stammt. In Deutsch-
land heiht sie turkische Ente und ist in viele Spielarten
zerfallen, Hat jedoch mit der gemeinen Hausente keine
Bastarde erzeugt. Sie wird im Ganzen nur als Zierde
gehalten, indem sie weder zartes noch wohlschmeckendes
Fleisch liefert und im reiferen Alter von einem von der
Burzeldruse ausgehenden Bisamgeruche durchdrungen
ist. Gegen Kalte hat ste ungeachtet ihrer langen Ein-
burgerung in Europa uoch immer einige Empfindlich-
keit behalten und unterliegt, besonders in der Jugend,
den Harten Wintern. Gegen anderes Gestugel nnver-
traglich sich beweisend, sucht ste zum Nestplatze moglichst
verborgene Stellen. Sie bebrutet ihre weihen Eier 30
Tage. In ihrem eigentlichen Vaterlande bildet ste Fluge
von 20—30 Stuck, lebt nur auf waldumkranzten Ge-
wassern, schlaft auf Bauinen und brutet auch auf den
breiten, mit Schmarotzerpstanzen uberzogenen Gabelasten
derselben, ohne ein eigentliches Nest zu banen. Im Uebri-
gen Hat fle die Sitten der europaischen Wildente, nahrt
flch aus gleiche Art und besttzt eine ahnliche Stimme.
Sie miht 2% Fuh in der Lange, ist durchaus schwarz-
braun, obenher mit grunlichem Schimmer, hat weihe
Deckfedern, nackte, schwarze Geflchtshaut. Das Mann-
chen tragt auf der Schnabelwurzel eincit dem Weibchen
fehlenden Hocker.
5. Die amerikanische Knackente. (Anas discors.) Fig. 2015. 201G.
Bis zu welcher Hohe man die Zersplitterung der von
Linne und seinen Nachfolgern angenommenen, meist
sehr naturlichen Gattungen in den jungsten Zeiten ge-
trieben, beweist unter Anderem das Beispiel der Knack-
enten, die man nicht in eine besondere Gattung gebracht,
sondern sogar in mehrere zerriffen hat. Jeder Be-
obachter wird in Verlegenheit gerathen, kame es darauf
an, einen wichtigen Unterschied nachzuweisen zwischen
dem Schnabel der europaischen Knackente (Fig. 2015.)
und demjenigen der gemeinen Wildente (Fig. 2014.).
Dah die Knackenten, von welchen man aus allen Welt-
theilen Arten kennt, eine Gruppe unter den Enten bil-
den, ist nicht in Abrede zu stellen, nur fehlen derselben
die Kennzeichen, durch welche fle den Rang einer Gat-
tung erhalten kann. Durchschnittlich stnd die Knack-
enlen klein und haben graugewasserten, schwarzlichen
Mantel und uberhaupt Brust und Obertheil lebhaft ge-
sarbt. Sie bewohnen allein suste Gewasser, sind sehr
gesellig und ungemein fruchtbar, schwimmen und tauchen
gleich gut, lausen schlecht, fliegen mit reihender Schnel-
ligkeit, austern einen gutmuthigen, wenig scheuen Cha-
rakter und wollen sogar langere Zeit vcrfolgt sein, um
Mihtrauen zu erlangen. In allen Welttheilen unter-
scheiden sie sich von den ubrigen Enten durch eigenthum-
lich schnarrende Laute, die zumal bei einer in Europa
gemeinen Art einer raschen Wiederholung der Sylbe
„KiiLck" gleicht und auf Erfindung des Namens osten-
bar Hingesuhrt Hat. Die europaische Knackente
ist von Lissabon bis Kamtschatka und vom Mittelmeere
/bis 60 ° n.Br. Heimisch, und lebt an den meistenOrten
in zahlreichen Schaaren. JmNorden trifft sie spater ein
als andere; sie ist ein gegen die Kalte sehr empfindlicher
Zugvogel, der selbst im nordlichen Deutschland nicht
uberwintert, im April und nur nach Eintritt warmer
Witterung ankommt und im September sich entfernt,
ein mehr nachtliches Leben suhrt, aber in der Wahl der
Nahrung nicht von anderen Enten abiveicht. Mit be-
sonderer Liebe und Treue Hangen die Gatten an einander
und zwar nicht allein wahrend der Periode der Fort-
pflanzung, denn dah die Paare aus denselben Jn-
dividuen mehrere Jahre hindurch bestehen, dah also
ihre Verbindung eine dauernde sei, glauben manche ge-
duldige und scharfstchtige Beobachter in Deutschland mit
Ueberzeugung versichern zu tonnen. Mit besonderer
Kunst verstecken die Weibchen ihre einfachen, wo mog-
lich von Rohrhalmen und anderen hohen Wasserpsianzen
beschatteten Nester, die, immer an unzuganglichen Orten
angelegt, gerade nicht viel Kunsttrieb verrathen und
6—7 weihe, sehr schwach in das Grunliche ziehende
Eier enthalien. Die Brutezeit dauert 21 Tage. Das
Fleisch der Knackenten ist ubrigens unter allen Himmels-
strichen gleich schmackhaft und zart und zu gewiffen Jah-
reszeiten mit Fett umhullt. Die gemeine Knackente
ist auf grauem Grunde schwarz gewellt, an der Brust
gelbgrau, braun geschuppt, hat schwarze Haube, vom
Auge bis zum Nacken eine weihe Binde, rhthlichbraunen,
weihgesprenkelten Hals und blaulichgraue Flugeldeck-
federn. Am Mannchen ist der Spiegel mattgrun, am
Weibchen aschgrau. — Die amerikanische Knack-
ente bewohnt im Sommer Nordamerika, in der katten
Jahreszeit die Antillen und die um den Golf von Me-
xico gelegenen Lander und zwar in solchen Schaaren,
dah es fur gluckliche Schutzen nichts Ungewohnliches ist^
10—15 Stuck mit einem Schusse Hinzustrecken. Noch
viel grohere Zahlen, als durch Schiehgewehre erlegt
werden, fangt man lebendig in Fallen, auf den uber-
schwemmten Reisfeldern Carolina's und Georgiens.
Das Gefieder der Oberseite besteht aus braunen, rostgelb
eingefahten Federn; der Kopf ist schwarz, hinten violett
schillernd, vom Auge lauft nach Hinteit eine weihe Bo-
genlinie nach dem Halse herab; die Flugeldeckfedern sind
blaugrau, der Spiegel glanzt in reinem Stahlgrun.
6 Die Kriekente. (Anas Crecca.) Fig. 1996. a. 2017.
Die Kriekente (Krickcnte, Kruckente nach Anderen)
ist so verbreitet und bekannt und entfernt sich in ihren
Sitten so roenig von den anderen Suhroaffer-Enten, zu-
mal denjenigen der eben erorterten kleitzen Gruppe, dah
eS moglich sein wird, ihrer nur in ^er Kurze zu ge-
denken. Gegen Kalte roeniger empfindlich als ihre Ver-
roandten, bewohnt ste nicht allein die gemahigten, son-
dern auch die katten Zonen der nordlichen Halbkugel,
Nordamerika ausgenommen, und geht im Winter nach
Nordafrika und Indien. Sie wandert regelmahig , er-
scheint in Deutschland im April und entfernt sich wieder
Anfang August's, uberwintert nicht bei uns, wohl aber
in England, zieht in grohen, ein Dreieck bildenden Ge-
sellschaften, laht sich auf das Meer nicht nieder und
wvhnt vorzugsweis auf kleinen, von Buschen umge-
benen, theilweis versumpften Teichen und Lachen und
an den sumpfigen Ufern langsam fliehender Gewasser.
Man kennt wenige zuverlassige Beispiele von ihrem
Nisten in Deutschland; sie scheint Hauptsachlich im Nor-
den sich fortzupflanzen, legt 12—18 Eier von gelblich-
weiher Farbung und brutet gegen drei Wochen. Ihr
Fleisch ist sehr schmackhaft, das Gesteder obenher weih