Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Hanhund.
Vogel.
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1. Der blaue Nacktadler. (Daptrius aquilinus.) Fig. 1197. 1198.
Ebenso tete der Geleradler den Uebergang von den
grohen Adlern zu den Geiern bahnt, so verbindet die
Gattung der Nacktadler die kleineren mit den eigenllichen
Aasvogeln. Das Eigenthumliche ihrer Gestalt liegt in
dem sehr leicht gekrummten , ubrigens weder sehr kleinen
noch schtoachen Schnabel, der mehr an einen Huhiier-
als Raubvogel erinnert, ferner in der Nacktheit der
Augengegend, des Kinnes und eines Theiles der Kehle
und endlich in der nngemeinen Breite des langen, facher-
formigen Schtoanzes. Die Fuhe sind nur von mittel-
mahiger Hohe, und dah den Zehen und Krallen grohere
Starte mangeln muh, entdeckt man am Ersten bei Ver-
gleichung mit denjenigen der eigentlichen Adler. Es ist
nicht zn vertoundern, toenn der geschickte, jedoch ztoeck-
losen Trennungen alter Gattungen zu sehr ergebene
Ornitholog Vieillot diese Adler geradezu in die Familie
der Geier stellt, toelchen er ste toegen Nacktheit der er-
toahnten Hautstesten vertoandt halt. Abgesehen von
diesem anheren und bedeutungsloseren Kennzeicheii bieten
sie auch in ihrem Knochengebaude Aehnlichkeiten mit
den Geiern und toeichen von achten Adlern insofern
toesentlich ab, als sie ebensowohl Fruchte und Saamen
von Pstanzen, als Jnsecten und kleine Reptilien ver-
zehren. Die wenigen Arten gehoren ausschliehlich dem
toarmeren Amerika an und haben ein zietnlich eittfar-
biges, schtoarzes Gefieder. Von den Sitten des blauen
Nacktadlers ist nichts bekannt. Seine Farbung bietet
scharfe Gegensatze; der Schnabel ist Himmelblau, Wachs-
Haut und Fnh gelb, Iris orangenroth, die nackte Kehle
hochroth, Rucken schon schtoarzblau, Unterseite toeih in
Roth ubergehenb; Schenkel und Steih sind toeih, die
Nackenfedern ziehen in Purpur. Die Lange betragt 23
Zoll.
2. Der schwarze Nacktadler. (Daptrius aterrimus.) Fig. 1199. 1200.
3nt Widerspruche gegen die bei fast allen Raubvogeltt
sich Hervorstellende Ungeselligkeit legen die in Brasilien
auherordentlich haufigen schtoarzen Nacktadler Hochft
vertragliche Sitten zu Tage. Fast nie sieht man einen
einzelnen, Haufig aber Fluge von zehn und mehr Stuck,
die sich auf dieselben Baurne mit anderen geselligen Vo-
geln, zumal den Tukanen, niederlassen, mit ihnen die
Fruchte theilen und durch lauten, durchdringenden Schrei
sich schon in toeiter Ferne ve»rathen. Stahrung und
Lebenstoeise, sogar der Flug, endlich eitte getoisse dreiste
Furchtlosigkeit und lustige Betoeglichkeit machen sie zu
den wunderbarsten Ausnahmen aller Raubvogel. Gaiiz
ausgetoachsene Jndividuen sind schwarz mit blanein
Schiller; der abgerundete Schwanz ist gegen die Wurzel
toeih, die Wachshaut dunkel, die nackte Kehlhant rosen-
roth, der Schnabel schtoarz, der Fuh gelb. Die Lange
betragt 17— 18 Zoll.
VIII. Caracara-Adler. (Polyborus.)
Gattungscharakter: Schnabel auf Bent Rucken
zufammengedruckt, stark, hoch, gestreckt; Oberkiefer ganz-
randig, nur an der auhersten Spitze zum kurzen Haken
ubergebogen; Unterkiefer ohne Zahn, stumpf; Augen-
gegend und Kehle unbefiedert, Wachshaut groh, behaart;
Kropfgegend toollig. Flugel lang. Laufe hoch, geschildet;
Hintere Zehe viel kurzer als die mittlere Vorderzehe;
Krallen lang, schtoach, flach getrummt.
1. Der schwarzscheitelige Earacara. (Polyborus brasiliensis.)
Fig. 1201. 1202.
Die alteren Ornithologen haben ztoar den Caracara
oder, røte er in Buenos Ahres heiht, Carrancha recht
gut gekannt, allein irrig zu den Milanen gerechnet, mit
Welchen er allerdings einige Surere Aehnlichkeit hat. Die
besten Beobachtungen uber ihn verdunkt man Dartoin,
der in einem långeren Aufsatze sich uber die zahlreichen,
im Bilde Sudamerika's einen eigenthumlichen Zug nus-
machenden Aasvogel aussprach, die Jedem auffallen, der
an die reinlichere, minder zudringliche und freundlichere
Welt der Vogel, to ie sie in Europa auftritt, allein ge-
toohnt ist. Die Caracaras sind ihrer Korperbildung
toegen unter die Adler gesetzt toorden, mit toelchen sie
hinsichtlich der Sitten durchaus nichts gentein haben.
Die durch schtoarzen Scheitel als Art ausgezeichneten
behaupten einen sehr weiten Bezirk im sudlichsten Ame-
rika und roerben am Haufigsten auf den grasigen Ebenen
der Platastaaten und nicht minder in den durren Wusten
Patagoniens angetroffen, roo sie zumal in der Nahe der
roenigen, allgemeiner benutzten Landstrahen sich nufhal-
ten nnd gierig uber jedes aus Futter- oder Wassermangel
sturzeude Pferd herfallen. Auch an den ziemlich burren
Kusten von Chile, too sie Tharu heihen, sinb ste nichts
toeniger als felten, vermeiben aber anbererseits auch bie
betoaldetett itttb feuchten Gegenben bes Feuerlanbes unb
toestlichen Patagoniens nicht. Wer an ihrer Geiernatur
zweifelt, braucht nur auf ben Pampas sich zum Schlafeit
Hinzitlegen; er toirb mit einigem Schrecken teint Auf-
toachen sich mit lauernben unb verbachtig aussehenben
Caracaras timgeben finben, bie bei langerer Reguugs-
losigkeit sich bem scheinbar Tobten genahert haben tour-
ben. 3ebe mit Hunben unb Pferben ausziehenbe Jiger-
gesellschaft toirb ben ganzen Tag uber von solchen Vogeln
verfolgt, bie sich jebes erschopst zuruckbleibenbett Thieres
unb tobtlich vertvunbeien, ben Jngern enikontmenben
Wilbes bentachtigen. Sie umfliegett gebruckte Pferbe
unb Maulthiere in engen Kreisen unb suchen sich auf
bas ekelhafte Geschtour ttieberzulasfett, ein antoibernbes,
bas Lanb unb seine Natur sehr bezeichnenbes Bilb,
ivelches Heath in seinent Reiieberichte burch bie Pam-
pas mit vieler Trette wiebergegeben hat. Alle Viehhose
unb grohen Schlachtereien in ben Steppen bes Plata
sinb von ihnen umringt; bie erste Zerfleischuttg ber
Pferbe unb Ochsett, toelche man nur ber Haut roegen
tobtete, uberlafsen sie bem schroarzen Geier, nahett sich,
roenn biese gesattigt sinb, unb verzehren bie Reste. In
ben unburchbringlich beroalbeten Kustengegenben bes
Feuerlanbes kvinten sie nur von ausgeroorfettett See-
thieren leben, inbessen fallen sie auch kranke Thiere unb,
roie es scheint, sogar gesunbe, lebettbe Vogel unb kleine
Vierfuher an, verrathen mit einem Worte eine bei anbe-
ren Gattungen sehr seltene Vielartigkeit unb Unbestimmt-
Heit von Sitten. Mit Futter in bem Grabe attgefttllt,
bah ber Kropf roeit hervorsteht, roerben sie trag, zahm
unb feig. Ueberhaupt fliegen sie schroerfallig unb lang-
sam, schroeben nie in groher Hihe itttb ahtteltt im Fluge
unb in manchen anberett Beziehutigen mehr ben in St'tb-
amerika ganz fehlenben Raben unb Krahen, als eigent-
lichett Raubvogeln. Auf bem Boben lanfen sie mittel-
inahig schnell. In ber Regel schiveigen sie, bisroeilen
aber lassen sie einen lauten, langer fortgesetzten, aus
tiefer Kehle kommenbett unb schnurrenben Ruf ertonen,
ber in bem Nanten Carrancha nachgeahntt zu sein scheint.
Sie offnetl babei ben Schnabel unb beugen nach unb
nach ben Kopf sotveit nach Hinten, bah zuletzt ber Scheitel
fast bie Schultern beruhrt. Jhr auf Baumen ober Felfen
angelegtes, sehr grohes, aber unkunstliches Nest besteht
aus Aststucken unb Rohrstengeln. Azara versichert, bah
sie auch allerlei Jnsecten unb Reptilien, zuinal Frosche,
freffeii, ben schroarzen Geier so lange verfolgen, bis er
ben ekelhaften Jnhalt seines Kropfes ausspeiet unb ihnen
uberlaht, unb dah mehrere znr genleinsamen Jagd auf
Vogel, selbst von der Grohe der Reiher, sich verbinden.
Sie sind dennoch keine eigentlich geselligen Vogel, son-
dern roerden einzeln oder getoohnlicher tit Paaren ange-
troffen. Mit anderen Aasvogeln leben sie, ungeachtet des
gemeinsamen Verzehrens todter Thierkorper, durchaus
nicht im besten Vernehmen. Die naheverwandten, aber
als Art verschiedenen, etroas kleineren Chimangos machen
es sich $um Vergnugen, sie wahrend des ruhigen Da-
sitzens in roetten Bogen zu umfliegen und bei dem Vor-
ubergleiten mit dem Schnabel zu hacken, eine Beleidi-
gung, die sie aus Tragheit nicht rachen und Hochstens
durch drohende Betoegung des Kopfes erwiedern.
Abgesehen von dem Widerlichen der Lebensart ver-
bienen Carranchas den Slanten Httbscher Vogel. Den
Korper umgeben fast uberall sehr schmale unv parallele,
abroechselnd schroarzbrautte ttttd gelbliche Querstreifeti,
die einer feinen Zeichnnng gleichen; Oberbrust und
Hals sinb gleichartig gelbbraun, Kintt, Kehle unb Unter-
Hals mit fein zerschlitzten, roeihlichen Febertt bebeckt. Auf
bem Scheitel stehett schroarze, nach hinten einen aufricht-
baren Schopf bilbenbe Feberit. Deckfebern ber Schroingen,
Schettkelfebern unb bie Spitze bes ubrigens tveihlichen
Schroanzes sinb fchroarzbraun, bie Fuhe gelb, bie Krallen
schroarz, bie nackte Wangenhaut unb Wachshaut roth.
Die Lange betragt 22 Zoll.
IX. Habichtsabler. (Morphnus.)
Gatttt ngscharakter: Schnabel an ber Wurzel
gerabe, gleichformig gekrummt; Oberkiefer nuf ber Firste
abgerunbet, ganzranbig, in einen langen Haken uberge-
bogen. Nasenlocher elliptisch. Laufe hoch unb schroach,
geschilbet ober bisroeilen befiebert; Zehen kttrz; Krallen
fehr spitzig. Flugel kurzer als ber Schtvanz.
1 Der weipschw^nzige Habichtsabler. (Morphnus Urubitinga.)
Fig. 1203. 1204.
Die Habichtsabler machen ben Uebergang von ben
Ablern zu ben Bussarben unb Habichten unb ahneln ben-
selben nicht allein im Aeuheren, sonberti auch in ber
Lebensart. Sie betvohnen nur roarmere Lanber, zuinal
Subamerita's. Der Urubitinga ber Brastlier gehort zu
ben bekantttestett unb in Satttmlungen geroohnlichsten,
toirb gegen 2 Fuh lang, ist, mit Ausnahme ber toeihett
Steihfcbern unb bes tveihen, nur an ber Spitze braunen
Schtvattzes, burchaus schtoarz. An vollig erwachsenen
Mantichen zieht bie Farbe ber Flugel ettoas in bas
Gratie; sie Habett ubrigens einen starken Schnabel, grohe
Attgen, Wachshaut, Munbroinkel, Zttgel, Unterkiefer
unb Fuhe von gelber Farbe. An jungen Vogeln ist bas
Gefieber gelblich, schtoarzbraun gefleckk, auf Wangen
unb Kehle toeihlich braun gestreift. Gebirgige Gegenben
scheint bieser ansehnliche Vogel nicht zu liebeti, benn un-
geachtet seiner toeiten Verbreituttg finbet man ihn nur
in nteberen, ebenen unb Haufig uberschtoetttmten Gegen-
bett. Seine Nahrung soll ztttit Theil aus Reptilien be-
stehen, auch verschmaht er Schnecken unb Jnsecten nicht,
toenn ihm bie Jagb auf kleine Affen unb Vogel nicht
gelingt; schon bie langen unb schtoachen Laufe verrathen
bie Annaheruitg nn bie Lebenstoeise ber Wnbevogel. Die
geselligen Titkane unb bem Pirol verroatibten Casftkeit
furchten ihn nicht, sonbern itmschtvarmen unb neckeit ihn
unter Inutem Geschrei, toahrenb er auf einem Baumaste
ausruht.
2 . Der gehaubte Habichtsabler. (Morphnus occipitalis.)
Fig. 1205. 1206.
Levaillant versicherte, bah ber gehaubte Habichtsabler
nur im Kafferlaiibe vorkomme; iiettere Nachforschutigett
haben inbessen bewiesen, bah er gleich ben nteisten Raub-
vogelit einen sehr weiten Verbreitungsbezirk habe unb
vom Cap ber guten Hofftittng bis nn ben sublichett
Wenbekreis gefunben toerbe. An Grohe gleicht er einem
ertvachsenen Bussnrb, hat burchaus schtoarzbraunes Ge-
fieber, schwarze, lange, am Hinterkopfe Herabhangeube
Schopffebern, bie nach Willkuhr aufgerichtet toerben
finnen, tveihlichen Flugelm ttb unb toeihgraue Binben
an ber Unterseite ber Steuerfebern, Hornfarbigen Schnn-
bel, je nach bem Alter Heller ober buitkler gelbe Iris unb
ganz befieberte Laufe. Das Weibchen unterscheibet sich
burch niiiiber lebhafte Farbung, kurzere Schopffebern
unb nnsehnlichere Statur. Die Panre Halten sich stets
zusantmen unb batten auf Baumen ein intoenbig gut
ausgefuttertes Nest, in tvelchent getvohnlich nur ztoei
weihe, braunroth gefleckte Eier angetroffen toerben. Man
Hort vom Habichtsabler keinen Lnut, nusgenomnien
toenn er bie afriknnischen toeihschulterigen Krahen ver-
folgt, bie ihn anzugreifen, ihm seine Bente abzujagen
ober sogar seiner Eier sich zu beinachtigen versuchen.
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