ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Hanhund. Vogel. 27 1. Der blaue Nacktadler. (Daptrius aquilinus.) Fig. 1197. 1198. Ebenso tete der Geleradler den Uebergang von den grohen Adlern zu den Geiern bahnt, so verbindet die Gattung der Nacktadler die kleineren mit den eigenllichen Aasvogeln. Das Eigenthumliche ihrer Gestalt liegt in dem sehr leicht gekrummten , ubrigens weder sehr kleinen noch schtoachen Schnabel, der mehr an einen Huhiier- als Raubvogel erinnert, ferner in der Nacktheit der Augengegend, des Kinnes und eines Theiles der Kehle und endlich in der nngemeinen Breite des langen, facher- formigen Schtoanzes. Die Fuhe sind nur von mittel- mahiger Hohe, und dah den Zehen und Krallen grohere Starte mangeln muh, entdeckt man am Ersten bei Ver- gleichung mit denjenigen der eigentlichen Adler. Es ist nicht zn vertoundern, toenn der geschickte, jedoch ztoeck- losen Trennungen alter Gattungen zu sehr ergebene Ornitholog Vieillot diese Adler geradezu in die Familie der Geier stellt, toelchen er ste toegen Nacktheit der er- toahnten Hautstesten vertoandt halt. Abgesehen von diesem anheren und bedeutungsloseren Kennzeicheii bieten sie auch in ihrem Knochengebaude Aehnlichkeiten mit den Geiern und toeichen von achten Adlern insofern toesentlich ab, als sie ebensowohl Fruchte und Saamen von Pstanzen, als Jnsecten und kleine Reptilien ver- zehren. Die wenigen Arten gehoren ausschliehlich dem toarmeren Amerika an und haben ein zietnlich eittfar- biges, schtoarzes Gefieder. Von den Sitten des blauen Nacktadlers ist nichts bekannt. Seine Farbung bietet scharfe Gegensatze; der Schnabel ist Himmelblau, Wachs- Haut und Fnh gelb, Iris orangenroth, die nackte Kehle hochroth, Rucken schon schtoarzblau, Unterseite toeih in Roth ubergehenb; Schenkel und Steih sind toeih, die Nackenfedern ziehen in Purpur. Die Lange betragt 23 Zoll. 2. Der schwarze Nacktadler. (Daptrius aterrimus.) Fig. 1199. 1200. 3nt Widerspruche gegen die bei fast allen Raubvogeltt sich Hervorstellende Ungeselligkeit legen die in Brasilien auherordentlich haufigen schtoarzen Nacktadler Hochft vertragliche Sitten zu Tage. Fast nie sieht man einen einzelnen, Haufig aber Fluge von zehn und mehr Stuck, die sich auf dieselben Baurne mit anderen geselligen Vo- geln, zumal den Tukanen, niederlassen, mit ihnen die Fruchte theilen und durch lauten, durchdringenden Schrei sich schon in toeiter Ferne ve»rathen. Stahrung und Lebenstoeise, sogar der Flug, endlich eitte getoisse dreiste Furchtlosigkeit und lustige Betoeglichkeit machen sie zu den wunderbarsten Ausnahmen aller Raubvogel. Gaiiz ausgetoachsene Jndividuen sind schwarz mit blanein Schiller; der abgerundete Schwanz ist gegen die Wurzel toeih, die Wachshaut dunkel, die nackte Kehlhant rosen- roth, der Schnabel schtoarz, der Fuh gelb. Die Lange betragt 17— 18 Zoll. VIII. Caracara-Adler. (Polyborus.) Gattungscharakter: Schnabel auf Bent Rucken zufammengedruckt, stark, hoch, gestreckt; Oberkiefer ganz- randig, nur an der auhersten Spitze zum kurzen Haken ubergebogen; Unterkiefer ohne Zahn, stumpf; Augen- gegend und Kehle unbefiedert, Wachshaut groh, behaart; Kropfgegend toollig. Flugel lang. Laufe hoch, geschildet; Hintere Zehe viel kurzer als die mittlere Vorderzehe; Krallen lang, schtoach, flach getrummt. 1. Der schwarzscheitelige Earacara. (Polyborus brasiliensis.) Fig. 1201. 1202. Die alteren Ornithologen haben ztoar den Caracara oder, røte er in Buenos Ahres heiht, Carrancha recht gut gekannt, allein irrig zu den Milanen gerechnet, mit Welchen er allerdings einige Surere Aehnlichkeit hat. Die besten Beobachtungen uber ihn verdunkt man Dartoin, der in einem långeren Aufsatze sich uber die zahlreichen, im Bilde Sudamerika's einen eigenthumlichen Zug nus- machenden Aasvogel aussprach, die Jedem auffallen, der an die reinlichere, minder zudringliche und freundlichere Welt der Vogel, to ie sie in Europa auftritt, allein ge- toohnt ist. Die Caracaras sind ihrer Korperbildung toegen unter die Adler gesetzt toorden, mit toelchen sie hinsichtlich der Sitten durchaus nichts gentein haben. Die durch schtoarzen Scheitel als Art ausgezeichneten behaupten einen sehr weiten Bezirk im sudlichsten Ame- rika und roerben am Haufigsten auf den grasigen Ebenen der Platastaaten und nicht minder in den durren Wusten Patagoniens angetroffen, roo sie zumal in der Nahe der roenigen, allgemeiner benutzten Landstrahen sich nufhal- ten nnd gierig uber jedes aus Futter- oder Wassermangel sturzeude Pferd herfallen. Auch an den ziemlich burren Kusten von Chile, too sie Tharu heihen, sinb ste nichts toeniger als felten, vermeiben aber anbererseits auch bie betoaldetett itttb feuchten Gegenben bes Feuerlanbes unb toestlichen Patagoniens nicht. Wer an ihrer Geiernatur zweifelt, braucht nur auf ben Pampas sich zum Schlafeit Hinzitlegen; er toirb mit einigem Schrecken teint Auf- toachen sich mit lauernben unb verbachtig aussehenben Caracaras timgeben finben, bie bei langerer Reguugs- losigkeit sich bem scheinbar Tobten genahert haben tour- ben. 3ebe mit Hunben unb Pferben ausziehenbe Jiger- gesellschaft toirb ben ganzen Tag uber von solchen Vogeln verfolgt, bie sich jebes erschopst zuruckbleibenbett Thieres unb tobtlich vertvunbeien, ben Jngern enikontmenben Wilbes bentachtigen. Sie umfliegett gebruckte Pferbe unb Maulthiere in engen Kreisen unb suchen sich auf bas ekelhafte Geschtour ttieberzulasfett, ein antoibernbes, bas Lanb unb seine Natur sehr bezeichnenbes Bilb, ivelches Heath in seinent Reiieberichte burch bie Pam- pas mit vieler Trette wiebergegeben hat. Alle Viehhose unb grohen Schlachtereien in ben Steppen bes Plata sinb von ihnen umringt; bie erste Zerfleischuttg ber Pferbe unb Ochsett, toelche man nur ber Haut roegen tobtete, uberlafsen sie bem schroarzen Geier, nahett sich, roenn biese gesattigt sinb, unb verzehren bie Reste. In ben unburchbringlich beroalbeten Kustengegenben bes Feuerlanbes kvinten sie nur von ausgeroorfettett See- thieren leben, inbessen fallen sie auch kranke Thiere unb, roie es scheint, sogar gesunbe, lebettbe Vogel unb kleine Vierfuher an, verrathen mit einem Worte eine bei anbe- ren Gattungen sehr seltene Vielartigkeit unb Unbestimmt- Heit von Sitten. Mit Futter in bem Grabe attgefttllt, bah ber Kropf roeit hervorsteht, roerben sie trag, zahm unb feig. Ueberhaupt fliegen sie schroerfallig unb lang- sam, schroeben nie in groher Hihe itttb ahtteltt im Fluge unb in manchen anberett Beziehutigen mehr ben in St'tb- amerika ganz fehlenben Raben unb Krahen, als eigent- lichett Raubvogeln. Auf bem Boben lanfen sie mittel- inahig schnell. In ber Regel schiveigen sie, bisroeilen aber lassen sie einen lauten, langer fortgesetzten, aus tiefer Kehle kommenbett unb schnurrenben Ruf ertonen, ber in bem Nanten Carrancha nachgeahntt zu sein scheint. Sie offnetl babei ben Schnabel unb beugen nach unb nach ben Kopf sotveit nach Hinten, bah zuletzt ber Scheitel fast bie Schultern beruhrt. Jhr auf Baumen ober Felfen angelegtes, sehr grohes, aber unkunstliches Nest besteht aus Aststucken unb Rohrstengeln. Azara versichert, bah sie auch allerlei Jnsecten unb Reptilien, zuinal Frosche, freffeii, ben schroarzen Geier so lange verfolgen, bis er ben ekelhaften Jnhalt seines Kropfes ausspeiet unb ihnen uberlaht, unb dah mehrere znr genleinsamen Jagd auf Vogel, selbst von der Grohe der Reiher, sich verbinden. Sie sind dennoch keine eigentlich geselligen Vogel, son- dern roerden einzeln oder getoohnlicher tit Paaren ange- troffen. Mit anderen Aasvogeln leben sie, ungeachtet des gemeinsamen Verzehrens todter Thierkorper, durchaus nicht im besten Vernehmen. Die naheverwandten, aber als Art verschiedenen, etroas kleineren Chimangos machen es sich $um Vergnugen, sie wahrend des ruhigen Da- sitzens in roetten Bogen zu umfliegen und bei dem Vor- ubergleiten mit dem Schnabel zu hacken, eine Beleidi- gung, die sie aus Tragheit nicht rachen und Hochstens durch drohende Betoegung des Kopfes erwiedern. Abgesehen von dem Widerlichen der Lebensart ver- bienen Carranchas den Slanten Httbscher Vogel. Den Korper umgeben fast uberall sehr schmale unv parallele, abroechselnd schroarzbrautte ttttd gelbliche Querstreifeti, die einer feinen Zeichnnng gleichen; Oberbrust und Hals sinb gleichartig gelbbraun, Kintt, Kehle unb Unter- Hals mit fein zerschlitzten, roeihlichen Febertt bebeckt. Auf bem Scheitel stehett schroarze, nach hinten einen aufricht- baren Schopf bilbenbe Feberit. Deckfebern ber Schroingen, Schettkelfebern unb bie Spitze bes ubrigens tveihlichen Schroanzes sinb fchroarzbraun, bie Fuhe gelb, bie Krallen schroarz, bie nackte Wangenhaut unb Wachshaut roth. Die Lange betragt 22 Zoll. IX. Habichtsabler. (Morphnus.) Gatttt ngscharakter: Schnabel an ber Wurzel gerabe, gleichformig gekrummt; Oberkiefer nuf ber Firste abgerunbet, ganzranbig, in einen langen Haken uberge- bogen. Nasenlocher elliptisch. Laufe hoch unb schroach, geschilbet ober bisroeilen befiebert; Zehen kttrz; Krallen fehr spitzig. Flugel kurzer als ber Schtvanz. 1 Der weipschw^nzige Habichtsabler. (Morphnus Urubitinga.) Fig. 1203. 1204. Die Habichtsabler machen ben Uebergang von ben Ablern zu ben Bussarben unb Habichten unb ahneln ben- selben nicht allein im Aeuheren, sonberti auch in ber Lebensart. Sie betvohnen nur roarmere Lanber, zuinal Subamerita's. Der Urubitinga ber Brastlier gehort zu ben bekantttestett unb in Satttmlungen geroohnlichsten, toirb gegen 2 Fuh lang, ist, mit Ausnahme ber toeihett Steihfcbern unb bes tveihen, nur an ber Spitze braunen Schtvattzes, burchaus schtoarz. An vollig erwachsenen Mantichen zieht bie Farbe ber Flugel ettoas in bas Gratie; sie Habett ubrigens einen starken Schnabel, grohe Attgen, Wachshaut, Munbroinkel, Zttgel, Unterkiefer unb Fuhe von gelber Farbe. An jungen Vogeln ist bas Gefieber gelblich, schtoarzbraun gefleckk, auf Wangen unb Kehle toeihlich braun gestreift. Gebirgige Gegenben scheint bieser ansehnliche Vogel nicht zu liebeti, benn un- geachtet seiner toeiten Verbreituttg finbet man ihn nur in nteberen, ebenen unb Haufig uberschtoetttmten Gegen- bett. Seine Nahrung soll ztttit Theil aus Reptilien be- stehen, auch verschmaht er Schnecken unb Jnsecten nicht, toenn ihm bie Jagb auf kleine Affen unb Vogel nicht gelingt; schon bie langen unb schtoachen Laufe verrathen bie Annaheruitg nn bie Lebenstoeise ber Wnbevogel. Die geselligen Titkane unb bem Pirol verroatibten Casftkeit furchten ihn nicht, sonbern itmschtvarmen unb neckeit ihn unter Inutem Geschrei, toahrenb er auf einem Baumaste ausruht. 2 . Der gehaubte Habichtsabler. (Morphnus occipitalis.) Fig. 1205. 1206. Levaillant versicherte, bah ber gehaubte Habichtsabler nur im Kafferlaiibe vorkomme; iiettere Nachforschutigett haben inbessen bewiesen, bah er gleich ben nteisten Raub- vogelit einen sehr weiten Verbreitungsbezirk habe unb vom Cap ber guten Hofftittng bis nn ben sublichett Wenbekreis gefunben toerbe. An Grohe gleicht er einem ertvachsenen Bussnrb, hat burchaus schtoarzbraunes Ge- fieber, schwarze, lange, am Hinterkopfe Herabhangeube Schopffebern, bie nach Willkuhr aufgerichtet toerben finnen, tveihlichen Flugelm ttb unb toeihgraue Binben an ber Unterseite ber Steuerfebern, Hornfarbigen Schnn- bel, je nach bem Alter Heller ober buitkler gelbe Iris unb ganz befieberte Laufe. Das Weibchen unterscheibet sich burch niiiiber lebhafte Farbung, kurzere Schopffebern unb nnsehnlichere Statur. Die Panre Halten sich stets zusantmen unb batten auf Baumen ein intoenbig gut ausgefuttertes Nest, in tvelchent getvohnlich nur ztoei weihe, braunroth gefleckte Eier angetroffen toerben. Man Hort vom Habichtsabler keinen Lnut, nusgenomnien toenn er bie afriknnischen toeihschulterigen Krahen ver- folgt, bie ihn anzugreifen, ihm seine Bente abzujagen ober sogar seiner Eier sich zu beinachtigen versuchen. 4*