Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Vogel.
tørste Vrbnung.
X. Hakeiiadlcr. (Cymindis.)
Gattungscharakter: Schnabel lang, ;chwach,
von der Wurzel an gebogen; Oberkiefer auf der Firste
abgernnbet, ganzrandig oder mit gering ausgebuchtetem
Rande, in einen ungemein langen Haken ubergebogen ;
Nasenlocher spaltformig, fast ganz geschlossen. Lanse
sehr kurz, vorn Halbgefiedert (Fig. 1210.), Zehen bis
zur Wurzel gespalten, die Hintere der autzeren an Lange
gleich. Flfigel lang, zugespitzt, kurzer als der abgerun-
dete Schwanz.
Die Hakenabler sind nicht nur weit ansehnlicher als
alle Verwandte, sondern auch so abweichenb in Tracht
und Farbung, bah eigentlich nur der Schnabel den
Raubvogel verrath, alles Uebrige aber eher an irgend
eine grohere Art von Kukuk oder indischen Ranpenjager
(Ceblepyris) erinnert. Sie bilden eine kleine, auf das
tropische Sfibamerika beschrankte Gattung, an welcher
weihe oder graue Farbung vorwaltet, Brust und Bauch
fein quergestreift, die Ffihe ungemein kurz sind. Die
Arten bewohnen vorzugsweis waldige Ebeneu, leben
»infant oder Hochstens paarweis und nahren sich von
kleinen Vogeln und Saugethieren. Der dunnschna-
belige Hakenadler (Cymindis hamatus, Fig. 1207.
1208.) ist im reisen Alter gleichformig aschgrau, nur an
den Fusien und der Wachshaut gelb und mitzt gegen
18 Zoll. Die einjahrigen haben dunkelbraunes Gefieder,
indessen tragt jede Feder einen braunrothen Fleck nnd
Rand; Kops und Nacken sinv weihlich. Der Cayenne-
Hakenadler (Cymindis cayennensis, Fig. 1209. 1210.)
unterscheidet sich durch eine kleine zahnartige Hervor-
ragung des Oberkieferrandes, hat im erwachsenen Zu-
stande schwarzblaulichen Rficken und Flugel, aschfar-
bigen Kops und vier weihe Schwanzbindcn. Am Jungen
erscheint der Rucken braun und rothlich quergestreift, der
Kops weih mil schwarzen Flecken. Den aschgrauen
Hakenadler (Cymindis cinerea, Fig. 1211. 1212.)
erhob Vieillot zum Reprasentanteii einer besonderen
Gattung (Asturina), die sich durch dunnere Laufe, lan-
gere Krallen und Halbinoiibsormige Nasenlocher zwar
unterscheidet, indessen nicht in Hinreichendem Grade, 11111
ihre Sonderung von den ubrigen Hakenadlern zu recht-
fertigen. Die angefuhrte Art lebt in Guyana. Jhr Ge-
fieder ist im Allgemeinen blaulich-aschfarben, der Bauch
Iveih quergestreift, der an der Spitze weihe Schwanz mit
zwei schwarzen Ouerbinden versehen, der Schnabel blau,
die Wachshaut gelb.
XI. Schlangenadler. (Circaetus.)
Gattungscharakter: Schnabel von der geraden
Wurzel an fchnell gekrummt; Oberkieser mit gewolbter
Firste, ganzrandiger Schncide und mahig ubergebogener
Spitze; Nasenlocher langlich. Laufe lang, netzsormig
chnppt; auhere Zehen durch kurze Bindehaut ver-
igt; Krallen kurz, fast gleichlang. Flugel der achten
I ller, abgerundet, bis an das Ende des Schwanzes
ichend.
1. Der kurzzehige Schlangenadler. (Circaetus brachydactylus.)
Fig. 1213. 1214.
Der in Deutschland minder haufige, dafur aber im
sudlichen Europa, sudwestlichen Asien und norblichen
Afrika gewohnlichere Schlangenadler oder Lerchengeier,
wie er hin und wieder genannt wird, steht Hinsichtlich
der Grohe zwischen Steinadler und Flufiadler und unter-
fcheidet sich von ihnen nicht allein durch Farbung und
Tracht, sondern auch durch weit schnellere Krummung
des Schnabels und kurzere Zehen. Vorderhals und
Oberbrust sind hellbrann mit schwarzen Schaftstrichen,
Brust und Bauch weih mit hellbraunen quergestellten
Flecken, Oberseite dunkelbraun, Schwingfedern schwarz,
Steuerfedern mit »ret blassen Binden. Ein das -Auge
umgebender Kreis und die Zfigelgegenb tragen statt
eigentlicher Federn kurze, weihe Wolle, und die Kinn-
federn laufen in lange, steise Haare aus. Wachshaut
und Ffihe sind blaugrau. Die Lange betragt 28 Zoll,
die Klasterweite bis 70 Zoll. Die Weibchen sind groher,
am Unterleibe mehr gesteckt; die jungen Vogel unter-
scheidet die allgemeine dunklere Farbung und der Mangel
deutlicher Flecken. Dem Aeuheren nach stellt der Schlan-
genadler ein Uebergangsglied dar von den Adlern zu den
Busfarden, welchen letzteren er im Benehmen gleicht.
Er verrath wenig Wildheit, scheint uiemals auf Vogel
oder Saugethiere Jagd zu machen, sondern sich von
Reptilien, zumal Schlangen, zu nahreu, verzehrt auch
in der Gefangenschaft am Liebsten Frosche und nimmt
Fleisch warmblutiger Thiere nur im auhersten Nothfalle
zu sich. Ehe er unzerstfickt vorgeworfene Vogel beruhrt,
hungert er lieber, wie Nanmann sah, und Fische ver-
schmaht er ganz. Er nistet auf hohen Bauinen und legt
zwei bis drei schmutzig weihe, rothlichbrann gefleckte Eier.
XII. Stelzenadler. (Gypogeranus.)
Gattungscharakter: Schnabel kurzer als der
Kops, ziemlich dunn, stark, von der Wurzel an gebogen;
Oberkiefer ganzrandig mit kurzem, sehr scharfen Haken;
Wachshaut unbehaart, fast die ganze Wangengegend
uberdeckend; Nasenlocher langlich, schiefstehend. Laufe
ungemein lang und dunn; Zehen kurz, aus der Unterseite
rauh, die hintere hoher eingelenkt als die vorderen. Flu-
gel lang, an den Elbogengelenken mit stumpfen Sporen
bewaffnet; die vorderen Schwingfedern die langsten und
uilter sich fast gleich. Hinterhaupt mit Federbusch. Die
mittleren Steuerfedern langer als die ubrigen.
1. Der afrikanische Stelzenadler. (Gypogeranus Secretarius.)
Fig. 1215—1218.
Ilitter den der Systematik so viele Hindernifse bieten-
den Gattungen von Raiibvogeln Hat ketne den Ornitho-
logen so viele Unbequemlichkeit verursacht, als die in
Rede stehende. Wie sehr man uber ihren eigentlichen
Platz in Ungeivihheit geivesen fet , beweist tinter anderen
der alte, aber etwas starke Mihgriff, sie tinter die Hithner
oder die Wadevogel zu stellen, obgleich sie mit den erste-
ren gar nichts, mit den letzteren nur die Hohe der Laufe
geniein Hat. Nicht viel glficklicher war die Verweisung
unter die Geter, denn der kurze, schnell zum Haken fiber-
gebogene Schnabel (Fig. 1215.), das grohe Attge, die
Breite des Schadels, die fiberhangeuden, aus Harteit
Borsten bestehendeii Braiten und der lange Federbusch
passen in teiner Weise zum Begriffe eines geierartigen
Vogels. Geht man die ganze Reihe der zwischen den
Adlern unb Falken den Uebergang verniittelnden Raub-
vogel durch, so findet man von den zuletzt angegebenen
Eigenthfimlichkeiten mehr oder minder deutliche Spttren,
entdeckt bei vielen zitnehmende Lange der Lanse als
Kemizeicheu des Lebens an der Erde, findet aber die
Summe dieser allerdings abweichenden Bildungen iittr
im Stelzenadler, dessen ^tinte an die auhere Aehnlichkeit
mit den Wadevogeln oder Stelzvogeln erinnern soll.
Seine Gestalt ist ein Witnderliches Gemisch von Adler
und Krannich, und vor Alleitt setzt die bei Raitbvogeln
beispiellose Lange der Beitie jedeit Beschauer in Ver-
Wunderiing. Sie steht in Beziehung zu der Lebensart,
indeni sie betit Vogel nicht allein gestattet, bitrch schuellen
Laus fifichtige Schlangen unb anbere Reptilien einzn-
Holen, ehe es ihnen gelingt, sich in Erblocher zu retten
ober unter Steine zit verkriechen, sonbern es ihm auch
nioglich macht, ben gefahrlichen Kamps mit ben giftigen
zu beginnen. Von einetii unversohnlichen Hasse ange-
feuert, verfolgt er jene Thiere auch bann, Weitii er vollig
gesattigt ist, todtet sie unb laht sie unberfihrt liegen. Im
Augriffe benimmt er sich mit ebett so vielem Mitthe als
Vorsicht. Kaitn er eine baliegenbe Giftschlange nicht
fiberrascheit unb von oben herabstohenb sogleich lahmen
ober todten, so beginnt er sie laufenb zu umkreisen,
nahert sich ihr mehr unb mehr unb Hinbert sie bitrch schnel-
les Eiitgegentreteii, sobalb sie in irgettb einer bestinimten
Richtung fortzukriechen versucht. Wirb bie Schlange
enblich zornig unb erhebt sie ben Vorberleib, um mit
weit geossnetem, von Gift angeschwollenen Rachen unter
surchtbarem Zischen ben unermfiblichen Feinb anzufallen,
so fangt bieser mit vorgehaltenem, immer bewegten Flfi-
gel entweber ben tobtlichen Bih auf, ober versetzt mit
ihm ber Schlange einen schnellen, aber so Heftigen Schlag,
bah sie niebersinkt. Bisweilen ist oftmalige Wieberho-
litng bieses Spieles nothig, tint bas Reptil zu ermfiben;
anbere Male sinkt bieses schon nach bent ersten Schlage
betaubt nieber, bent scharfsichtigen Vogel ein Zeichen,
sich bitrch leichten Spruitg aus ihren Rficken zu schwin-
geit unb ihr ben Sckadel mit ein paar Schnabelhieben
zu spalten. Auch iiimnit er bie gelahmte Schlange zwi-
schen bie Krallen, steigt empor unb laht sie fallen unb
setzt bieses fort, bis alle Zeichen bes Lebens verschwinben
ober vollige Tobtung burch Schnabel unb Krallen ohne
Gefahr moglich ist. Beibe Kampfer entwickeln gleichen
Muth uub List, allein in allen Fallen Hat ber beweg-
lichere unb niemals blinber Wtith sich Hingebenbe Vogel
ben Vortheil. Ob bieser immer so glficklich sei, ben gif-
tigen Zahnen bir Schlangen zu entgehen, steht bahin,
Ivahrscheinlich ist er von ber Natur felbst, minbestens
bis zu einem gewissen Grabe, mit Unempfanglichkeit fur
jene Vergiftung begabt, wie sie ja felbst ber europaische
Jgel (vgl. Bb. I. S. 46) besitzt, unb hierbttrch recht
eigentlich zur Verfolgnng ber gefahrlichsten Reptilien
befahigt. Schon ber Uinstanb, bah er bie Schlange
samint bent Kopfe auffriht unb baher attch bie vom Gifte
strotzenben, in ben ersten Stunben nach bent Tobe noch
immer lebensgefahrlich verwunbenbett Zahne verschlingt,
bentet auf jene Unempfanglichkeit. Ffir bie Bewohner
Sfibafrika's ist ber Stelzenabler ober, wie er bort heiht,
Schlaugenfreffer ein wahrer Wohlthater, inbeiti er eine
erstattiiliche Menge ber sehr arteureichen Schlangen ver-
tilgt, unter welchen eittige ber furchtbarften Vipern nicht
zu ben Seltenheiten gehoren. Ueberhaupt verfolgt er
alle Reptilien ohne Unterschieb unb friht felbst junge
Schilbkroten, beten Schaale noch weich genug ist, tint
bent zerreihenben Schnabel kein bebeutenbes Hinbernih
entgegenzustellen. Nach einer atteren, aber unverbfirgten
Angabe soll er erwachsene unb besonbers Hartschaalige
Schilbkroten (z. B. bie sogenanute geometrische Schilb-
krote) hoch in bie Lfifte ffihren, auf Felsen Herabfallen
lassen unb bieses wieberholen, bis bie schfitzenbe Hfille
bes Thieres zertrfimmert ist. Vaillant, ber in sehr leb-
Haster Erzahlung ben Kamps bes Stelzenablers mit
einer Schlange schilbert, fanb im Kropse bes burch einen
Schiih getobteten Siegers elf ziemlich grohe Eibechsen,
brei armlange Schlangen, elf junge Schilbkroten, zum
Theil von zweizolligeni Durchineffer, unb enblich eine
grohe Menge von Heuschrecketi unb anberen Jnseeten,
bie 511111 Theil so wohl erhalten waren, bah er mit ihnen
seine Saminliingen bereichern kvnnte. Sammtliche Rep-
tilien ivareit burch Schnadelhiebe auf ben Kops getobtet
luDtben. Jiit Magen befaiib sich eine betit sogenannten
Gewolle anberer Raubvogel vergleichbare Kugel, bie,
aus ben Wirbeln von verbaueten Schlangen unb Eibech-
sen, aus zerfallenen Rfickenschilbern kleiner Schilbkroten
unb aus beit Flfigeln, Bruchstficken unb Ffihen verschie-
beiter Kafer zusainntengeballt, an Grohe einent Ganseei
nichts ttachgab. Diese Anffillung bewies zur Genfige,
bah in biesetn Falle ber Vogel nur seinem Jnstinete ge-
horsant unb keinesweges aus Hunger bie Vertilgung ber
Schlange unternornmen Hatte. Hottentotten unb Hollan-
bische Colottisten achteten, wenigstens zu Vaillant's Zei-
ten, ben Secretarvogel sehr unb tobteten ihn niemals.
Der Vogel, ber ben ebett gebrauchten Nanten Wegett eines
wunberlichen Vergleichs mit einent bie Feber fiber bem
Ohre tragenben Schreiber erhielt, warb batnals in vielen
Gehoften vollig zahiit gehalten, bewies sich zutraulich
gegen bie Menschen unb genoh eben so gerti rohes als ge-
kochtes Fleisch. Die im vorigett Jahrhunberte in ber Me-
nagerie bes Statthalters im Haag bewahrten sollen lebenb
vorgeworfene junge Hfihner getobtet unb verschlttiigen
haben. Det Stelzenabler ist wegen seiiter merkwfirbigen
Fechtart unb Wohlthatigkeit seit vielen Jahren allen