ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Itaubnogcl. Vogel. 39 Kragen von schmalen, zugespitzten, verlangerten und envas abstehenden Febern, die, auf einer dehnbaren Haui- falte stehend, den Kopf hald einhullen, wenn dieser vom dottig gesattigten und in phlegmarischer Siettung aus- ruhenden Vogel gleichsam zwischen die Schultern gezo- gen wird (Fig. 1252.). Den starken, ziemlich geraden, uur au der Spive Hakenformigen Oberkiefer (Fig. 1254.) uingiebl an der Wurzel ehic Wachshant, welche die grohen, nach oben gerichteten Nasenlocher'in schiefer Richiung durchbohren. Der Schnabel ist nicht so spitzig noch so gefahrliche Waffe wie bei Falken und auf sei- uen fibrigens scharfen Kioferrandern steis ohne Zahn. Gleiche Entfernung von der Grundgestalt der Falken lapt sich anch an den zwar starken, aber kurzen und Plumpen Ffihen nachweisen, an welchen die Miltelzehe die anhere, sehr schwache an Lange um die Halste fiber- triffl und die wenig gebogenen Krallen, ungeachtet mit- telmahiger Lange, weder durch Harte noch durch scharfe Spitzen denjenigen eines kleineren Ablers gleichkommen. An ven betrachilich abgerundeten, aber sehr langen Flugeln gleichen sich in Lange die erste und sechstc Schwingfeder, die zweite und dritte ist langer als beide, die vierte uberragt alle ubrigen. Gewohnlich findel man die zwolf bis vierzehn Steuerfedern au den Spitzen ab- gestohen und die Schafie daselbst ohne Bart. Das Harte Gefiedcr liegt ziemlich fest und dicht an dem Korper an und glanzt niemals in lebhaften Farben. Buntheit kommt Hochstens an dem nnbefiederten Theile des Kopfes und Halses vor, doch mochten durch sie auher dem Konigsgeier (Fig. 1268.) wohl faunt andere Arten sich besonders auszeichnen. Graubraun, Schwarz oder schmutziges Weih dilden das einformige Kleid der ganzen, dem Auge nicht gefalligen, durch Ausdunstung und Lebensweise den Menschen anwidernden Gruppe, welche tillige der grohteii Vogel begreift und, durch Mangel an Nahrung gezwungen, kalkere Lander vermeidet, dort durch wenige Arten vertreten wird und vorzugsweis in Heiyeren Erdgegenden heimisch ist. Wenngleich die von neueren Naturforschern ver- suchten Vergleiche zwischen einzelnen Thierelasstn nicht immer ganz glucklich auSfallen, so kann man doch nicht in Abrebe stellen, dafi, wenn die Falken als Vertreter der Lowen, Tiger, Katzen und marderartigen Raubthiere erscheinen, die Geier ihrer Seits die Hyanen, Schackal und wilde Hunde reprasentiren. Jndeffen beschrankt sich die Aehnlichkeit auf die Wahl der Nahrungsstoffe allein, deiin kein Geiervogel wird leicht lebenden Thieren ge- fahrlich und besitzt am Wenigsten den Muth, mit krafti- geren und Widerstand leistenden in Kampf sich einzu- lassen. Die ganze Familie lebt von faulen Resten, eine Kost, die an sich das Gefieder verunreinigt, aber auch der Ausdunstung und den Ercrementen einen hochst ekelhaf- ten Geruch mittheilt. Gemeinhin in kleinen Gesellschaf- ten sich zusammenhaltend, entdecken Geier schnell die todten Korper und locken, indem sie in einer festen Richtung eilig davonfliegen, andere herbei, die, nuf Hohen lauernd, dieses Benehmen sehr wohl zu deuten wisten. In kurzer Zeit sitzen auf einem gesallenen Pferde eine Schaar dieser unglaublich gierigen, dis zur Unbeweglichkeit sich vott- srefsenden Vogel, die jedoch fur Heisie Lander zu wahren Wohlthatern werden, indem sie fast alle faulende Korper so schnell und so vollkommen beseitigen, dafi der Sonne nicht Zeit bleibt, aus ihnen giftige Dunste zu entwickeln. Der Umstand, dafi die Geier in Gegenden und zu Zeiten, Wo man am weiten Firmament keinen Vogel wahr- nimmt, erscheinen, sobald irgendwo die Leiche eines grofie- ren Thieres eine kurze Zeit int Freien gelegen, hat etwas Unbegreistiches und veranlafite mehrere Forscher zu Un- tersuchungen. Nach einer sehr verbreiteten, schon den Alten gelaufigen Ansicht werden sene durch den Geruch aufmerksam gemacht und auf die Beute geleitet. Die Dichter Lucanus und Lucretius schildern das eilige Her beikommen der Geier, um sich an den Korpern gefallener Krieger zu sattigen, und gedenken ausdrucklich ihres seinen Spurvermogens, und Plinius hedt dieses an den Aasvsgeln als charakteristisch in einer Stelle hervor, wo er von der Sinnenscharst verschiedener Geschspfe spricht, dem Menschen den vollkommensten Taststnn und feinsten Geschmack, dem Adler das schsirfste Gestcht zngesteht. Diese alte Annahme fand in unseren Zeiten Bestatigung durch die von dem Reisenden Waterton in Guyana ange- stellten Versuche, welchen sreilich diejenigen Audubon's und die viel filteren Beobachtungen Vaillant's gerndezu widersprechen. Der letztere todtete einst eine Antilope, um uber das schnelle Eintreffen zahlreicher Geier Er- fahrungen zu sammeln. Jm Augenblicke nachher erschien eine Gesellschaft von Raben, die unter lautem Krachzen den Leichnam umschwirrten; eine Viertelstunde spater trafen Milane und Bussarde ein, und aufwarts blickend bemerkle Vaillant gleichzeitig in schwindelnder Hohe einen Flug anderer Vogel, die, gleichsam aus dem un- endlichen Himnielsgewolbe Hervorkommend, in weiter Spirallinie herabsanken und, je naher dem Boden, um so schneller fliegend, zuletzt fast senkrecht auf die Antilope niederstfirzten und alle andere Theilnehmer an dem Mahle durch ihre blofie Erscheinung vertrieben. Es waren ge- wohnliche sfidafrikanische Geier, die, vielleicht zweitausend Fufi fiber der Erde, enlweder das todte Thier gewahrt Halten, oder doch durch die Versammlung anderer Vogel aufmerksam gemacht worden waren und nach Vaillant's Meinung in solcher Hohe und bei der vLlligen Frischheit des eben getbdlen Thieres sicher eine Witterung nicht erhalten haben konitten. Der um die nordamerikaiiische Ornithologie sehr verdiente Audubon zieht das Spfir- vermogen der Geiervogel ebenfalls sehr in Zweifel und gesteht ihiit wenigstens nicht die an Raubsaugethieren deutliche Vollkommenheit zu. Er glaubt, auf Versuche gestfitzt, annehmen zu tonnen, dafi Geier nicht nur die Beute durch Witterung nicht entdecken, sondern sogar unfahig sind, dieselbe aufzufinden, wenn sie in ihrer un- mittelbaren Nahe, aber wohl bedeckt hingelegt wird. Zur Beweisffihrung stopfte er ein Rehsell mit Heu und Stroh oberflachlich aus, stellte diese Maske auf ein oste- nes Feld und Hatte alsbnld das Vergnfigen, einen Hfih- nergeier in der Nahe sich niederlasten zu sehen, der nach knrzem Harren die vermeinte Beute ergriff und sich ent- fernte, als er ihre Ungeniehbarkeit entdeckt hatte. Spater ward ein in Faulnih fibergegangener Hund in einen zwanzig Fufi tiefen Hohlweg geworfen und mit Gestrfipp hoch zugedeckt. Obgleich viele Geier hin- und Herflogen und besonders diese Stelle ost in grshter Nahe krenzten, fiel es feinent ein, sich niederzulassen und Nachforschun- gen anznstellen. Vollig uberzeugend sind indessen diese Versuche nicht, denii gerade der Umstand, dafi das Reh- fell frisch war, scheint den Beweis zu entkrasten, indem eine solche Hant zwar keinen dem Menschen in der Ent- fernung auffallige, aber einem Raubthiere dennoch be- merkliche Ausdfinstung hat und der Geier eben so gut durch diest als durch den Anblick herbeigelockt Worden fein kann. Gegen den zweiten Versnch ist einzuwenden, dafi gerade das Hausige Hin- und Herstiegen der Geier eine gewisse Nnruhe anzndeuten scheine, und dafi sie viel- leicht durch das hoch aufgethfirmte Gestrfipp irre geleitet oder vom Niederlassen abgeschreckt worden sind. Man hat fibrigens im warmeren Amerika taglich Gelegenheit, den genteinen schwarzen Hfihnergeier tinter fiberhangen- den Felstn und in anderen vott oben gedeckten Ranitten mit irgend einer Beute beschaftigt zn sehen, die durch das Auge nicht entdeckt werden komite. Am Entschei- dendsten wirken auf diest Frage jedenfalls die Unter- fnchungen, welchen Owen das Geruchsorgan des schwar- zen Hfihnergeiers unterworfen hat, eines fiber alle Lan- der von Mittelamerika verbreiteten, sehr nfitzlichen Vo- gels, der in Westindien durch besondere Gesetze geschfitzt Wiro, und auf deffen Todtung in Jamaiea eine Geldstrafe von ffinf Pf. Sterl. steht. Der englische Anatom will sich zwar auf den Streit fiber das Borwalten des Gestcht- oder Riechstnnes nicht einlassen, weist aber deutlich nach, dafi die Organe der letzteren nichts weniger als nitvott- kontmen sind. Doch scheint auch er der Meinung sich zuzuneigen, dafi der Geier durch Witterung geffihrt werde, und gestattete einem englischen Arzte, Sells, feiner anatomischen Abhandlung einige Bemerkungen zuzuffi- gen. Sells war einst genothigt, die gerichiliche Bestchti- gung eines Leichnames 24 Stunden nach dem Tode, also zu einer Zeit vorzunehtnett, wo unter dem Himmel West- indiens der menschliche Korper bereits in Faulnih stark fibergegangen zu sein pstegt. Wenige Augenblicke nach Beginn der Section war das Dach des ganz abgelegenen und dicht beschatteten landlichen Gedaubes mit Geiern bedeckt. Dastelbe ward beinerkt, als einst eine wohlha- bende Familie ein Leichenbegangttih, um es sehr feierlich macheit zu koniien, 36 Stunden ausschob. Lange vor Ablaus dieser Zeit safi aus dem Dachfirsten des gropen Latidhauses, in welchem die Leiche sich befand, eine dichte Reihe jener widrigen Vogel, die man als Herolde des Todes zu betrachten gewohnt ist. Man ist fibrigens be- rechtigt, dem Riechsinne schon darum bei Geiern eine be- deutende Scharst zuzuirauen, weil bei den Thieren die Siitiie in nahett Beziehungen zu den Bedfirfnisten, Ge- wohnheiten und Bestimmungen stehen und daher ein- zelne eine um so grofiere Scharfe wahrnehmen lasten, je mehr gerade sie zur Selbsterhaltung erforderiich sind. Das ungemein scharfe Auge des auS grohen Hohen seine Beute aufsuchendeit Adlers erscheint daher eben so als Nothwendigkeit, wie der feinc Geruch bei ven niebrigen, einen engen Raunt fiberblickenden Hunden, die, nur am Boden jageitd, ein irgend entstrntes oder verborgenes Thier mittels des Auges allein tiie auffinden wfirden. Die Nahrungsstoffe der Geier sind todt und liegen unbe- weglich, hauchen aber im Zustande der Faulnih stark- riechende Gase aus. Wenn die Aasvogel diest bis in grohe Entfernung zu wittern vermogen, so besitzen sie eben nur eine Fahigkeit, die als angemeffene und durch keine andere ersetzbar erscheint. Aasvogel weichen nicht allein in Ansehen und Sitten, fonderii auch in Haltung von den Adlern und Falken wesentlich ab. Jm Sitzen tragen sie namlich den Korper ziemlich horizontal, rtthen und gehen mit Halbgeoffneten Flfigeln und scheinen immer zur Flucht bereit, voll Furcht oder doch voll Mihirauen zu fein. Sie fliegen langsam und schwerfallig, so lange sie nicht bedeutende Hohen erreicht haben; auf ebenent Boden fiberrascht, sind sie gezwungen, ztttit Aufstuge einen kurzen Anlauf zu nehnten, und verlieren fast die Fahigkeit schneller Er- Hebuitg, wenn sie ebeit Gelegenheit gehabt, sich im Neber- maahe mit dem ekelhaften Fatter anzusfillen, welches ihnen nicht allein bewohnte Gegenden, fondern auch jeder Seestrand darbietet. Nerfaulte Fifche, Krabben, und was das Meer fonst noch vott thierifchen Ueberre- sten anfpfilt, ist ihnen nicht minder willkommen, als was sich auf den Angern der Dorfer und auf touften Platzen tint grohe Stadie von Abfallen vorfindet. Gehindert durch die Schwache ihrer Krallen, versuchen sie niemals ihre Beute fortzutragen, fondern verzehren dieselbe auf der Stette. Gefattigt sitzen sie, den Kopf auf den weit vorstehendett, nnbefiederten Krops gestfitzt, schfitteln sich bisweilen in sehr eigenthfimlicher Art, um die den Federn anklebenben Nnreinigkeiten los zu werden, tnachen sonst keine Bewegungen und beachten, obgleich in Gestttschaft ausruhend, einander nicht. Von atten diesen Zfigen bie- tet der Adler das Gegentheil. Seine auch im Sitzen sehr aufrechte Haltung zeugt von dem Bewuhtsein der Starke, von Muth und Furchtlosigkeit und kann nie an dumpfes Hinbrfiten erinnern. Zu jeder Zeit gleich aufmerksam, entgeht er durch wenige Flfigelschlage der als unver- meidlich erkannten Gefahr, tragt seine Beute auf die hhchsten Felsen und Bfiunte, um sie in voNkontmener Sicherheit zu zerreihen, und ttahri sich attein durch Ge- waltfamkeit und Mord. Es tourbe bennoch eine sehr unwissenfchaftliche Auffassung verrathen, wollte man biefe Unahnlichkeiten ausbeuten, um einen Geier als ein