ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
42 U o g c i. Erfte Vrdnllng. von der Natur selbst gebraubmarftes Gcschopf barzu- stellen. Was lrgend die Natur schaffle, entspricht immer irgend eliter, wenn auch dem Menschen verborgenen Ab- sicht und unterliegt allgemeinen, eben so unab^nderlichen als weisen Gesetzen. Die Mangel und Vollkommenhei- ten, die Laster und Tugenben, die wir, nuf dupere Er- scheinungen gestutzt, den Thieren beimessen, sind felten mehr als Erzeugiiiffe unserer Vorurtheile und eines un- richtig oder sogar nngerecht angewendeten Maahstabes. Die Feigheit des gesrahigen Geiers ist eben so Wenig mit jener eigentlichen Feigheit zu verglcichen, die Wir am Manne mit Verachtung strafen, als die Kuhnheii und Raubsucht des Adlers mit uberlegenbeni Muthe und mit Tapferkeit auf eine Stufe zu stellen. Die geographische Vetbreitung der Geier reicht ziem- lich uber die ganze Erde. Nur in Holland sehlen sie und Werden durch Arten der Gattung Caracara (S. 27) ver- treten. In aqnatorialen Landern haufiger, sehlen sie auch den falleren nicht, gehen aber auf der nordlichen Halbkugel selten uber den 48 — 50° n. Br. Hinuber. Gewohnlich bewohnen sie ebene Gegenden, und einige Weileti, wo sie gednldet oder gar gefchutzt werden, in der Mitte start bevolkerter Stadte. Menige ziehen hohe Gebirgsketten oder dichte tropische Urwalber vor, um sie nur auf kurze Zeit zu verlasfen. Die im Norden Heimi- schen furchten die Kalie und wandern zeitig im Herbste nach dem Suden. Auf der sudlichen Halbkugel giebt es indessen Arten, welche mehr Unempfindlichkeit zu Tage legen. Der chilenische Huhnergeier ist auch nn der Ma- galhaeitsstrahe hansig und in den letzten Jahren sogar auf der Jnsel des Cap Horn entdeckt worden, wo er sich allein von ausgeivvrseneii Seethieren nahrt. Der Con- dor haust fast das ganze Jahr in den fchneebedeckten Ån- des und sinkt nur gelegentlich nuf die Ebenen der Kusten nieder. — Die Meibchen der Geiervogel legen gewohn- lich nur zwei bis Hochstens vier Eier. Beide Aeltern ndhren ihre Jungen mit dem im Kropfe angefnmmelten und Hervorgewurgten Futter. Die Maufer sindet nur Einmal jahrlich Stntt und verleiht den erwnchfenen Jn- dividuen beider Gefchlechter ein fast ganz gleiches Kleid. Junge Vogel sind Hingegen so mannichfachen und zum Theil befremdenden Wechfeln der Farbung unterworfen, bnf) vielleicht feilte Gruppe von Vogeln eine mehr ver- wickelte Synonymik und mehr Verwechselung aufzuwei- fen Hat als diejenige der Geiervogel. Die Zahl der in ornithologifchen Schriften aufgefuhrten Arten ist aus- fallend grosi und erklart sich aus den Fnrbeverfchieden- Heiten, die zum Theil nur Spielarten nndeuten mogen, deren Grauzen noch Niemnud gennu anzugeben vermocht Hat. Die Meibchen verrathen sich ausieriich durch an- sehnlichere Grohe. I. AaSgeier. (Neophron.) Gattungscharakter: Schnabel lnug, dunn, ge- gen die Mitte etwns nufgetrieben; Nafenlocher eiformig, minder fchief gestellt (Fig. 1251.). Kopf nackl; Hnls befie- dert. Korpergrosie mittelmahig. 1. Der igyptischeAasgeier. (Neophron Percnopterus) gig. 1252. 1253. Man nininit gewohnlich den dgyptischen Aasgeier in die Verzeichnisie deutfcher Vogel auf, weil er einigemal in Jllyrien und dem sudlichen Tyrol geschossen worden ist. Streng genommen tonnen solche Individuelt nur als ver- irrte angesehen werden, denn die uber ganz Nordafrika verbreitete und von da bis in das ticfe Jimere der Welt- theile vorkommende Art scheint an der Nordkuste des iitit- tellandischen MeereS ihre eigentliche Granze zu erreichen. Schon im sudlichen Frankreich nicht Haitfig, wird sie um Gens nur von Zeit zil Zeit gesehen. Im mittaglichen Spa- nien sindet sie das Klima ihres eigentlichen Vaterlandes wieder, denn in der Nahe von Gibraltnr erscheint fle schaa- renweis, und ein englischer Reisender snh, wie viele dieser Aasgeier in der Nahe von Sevilla dem Pfluge folgten und nach Art der Krahen aus den umgesturzten Schollen Jn- seetenlarven Herauslasen. Dasi sich im Oetober 1825 ein Paar nach Somersetshire in England verstog, von wel- chem das Mannchen erlegt ward, galt unter den bortigen Ornithologen als seltsames Ereignih. Im sudostlichen Europa, in Malta, bem Archipel und ein igen Gegenden der Turkei ist dieser Vogel eben so genuin wie in Aegypten und derLevante, wo ihm die Strasienreinigung ubertragen zu sein scheint, ein Geschaft, welcheS er vertraglich mit Pariah-Hunden (Bd. I. S. 67.) theilt. Seine nutzlichen Dienste fanden zu allen Zeiten volle Aiterfettuung; schon die alten Aegypter haben ihn nuf ihren Denkmnlern Hdu- fig dnrgestellt, und der, in mehreren eutopaischen Sprachen ihm gegebene Nanie Phnrnonshuhn deutet nuf feine ut- alte Beknnutheit unter feefnhrenden Volkern. 9118 treti er Begleiter der Caravnttett zieht er von Stadt zu Stadt, be- fucht ungefcheuet die Hofe der Fleifcher und die Abrattm- platze, befeitigt uberall unreinlichen Wegwurf und wird gegen jede Verfolgung so erttstlich geschutzt, dah unter An- derem in Cairo nuf seitter absichtlichen Toblung eine Hnrte Strafe steht. In nnderen Landern von Afrika und Asien geniesit er nicht diefelben Vorrechte. Aus bewohnten Ge- genden verbreitet er sich uber die Wusteit in der Richtung der Caravnnenstrasien, haust in der Nahe derfelben das ganze Jahr und sindet an ben umgekommenen Menschen unb Laflthieren reichliche Nahruug. Seine langen unb grosien Flugel geben ihttt eine erstaunliche Flugkrast unb gestatten ihm, sich bis in bie nusiersten erreichbaren Hohett zu erhebett. Biit Futter vollgestopst, vertnng er kanut bem lausenben Menschen zu entkommen unb wurbe leicht zu erhaschen sein; inbessen katttt solchen Versuch nur ein lei- benschaftlicher Ornitholog tuachen. Nicht allein burch- bringt ein surchtbnrer Aasgeruch bas ganze Gefieber, fon- berit wie bei anberen Geierit strotttl aus seineit Nasen- lochern zu jeber Zeit eine stinkenbe Flussigkeit; geangstigl speiet er ben entsetzlichen Jithalt seines Kropfes nuS. Nach Bruee soll er mit bem in ber Bibel erwahniett Vo- gel Rachamah ibentisch sein; noch Heutzutage tragt er in Aegypten unb Arabien biesett Natiten. An Grosie gleicht er bem Flusiabler, ntipt gegen 28 Zoll unb klaftert 5 Fuh. Der ganze Korper unb ber Schwanz sittb schmutzig weisi, gemeinlich bttrch Schmutz sehr verunreinigt, bie groheren Schwungsebern rusischwarz, Vorberkops, Wangeit unb Kehle mit ttackler, grunlichgelber Hnut bekleibet, bie Au- gett butikel. Im Verhaltnisse zttr Korpergrosie ist ber Oberschttabel schwach unb bunn, vorn zusnmmengebruckt, bis zur Mitte mit Hochgelber Wachshaut umschlossen; er geht nach vorn in eineit kurzen, steil nach tinten gekrumm- ten Hackett uber unb hat gerablittige, scharfe Kieferratt- ber. Die Fusie sittb hoch, stark, ttetzfortttig geschilbet, brattttgelb. Nestvogel iragett am gattzen Korper, ben Kops nicht attsgettommen, weisigraue Dttttenfebern; spater erhalten sie ein umberbrattttes Kleib, welches bei jeber folgenben Mattser att Helligkeit gewinnt unb enblich ganz weisi wirb. Das in Felsspalten angelegte, aus rohett Hvlzstuckeit unb Aestett ausgeschichtete Nest enthalt brei bis vier schmutzigweisie, ungesteckte Eier ttttb ist, Wenn auch seliett, in ben Wanbett bes Berges Salbve unserit Gettf entbeckt worden. Die Felsett um Theben sollett grosie Colonien solcher Nester bergen. II. Huhnergeier. (Cathartes.) Gattungscharakter: Schnabel verlangert, ge- rade; Nasenlocher schtttal, eiformig, fast spaltahitlich, Horizontal, ber Schnabelfirste parallel. Kopf unb Hals naekt unb ohtte Kamme ttttb Fleischlappen. Alle Zehen mit Binbehaut. 1. Ter rothkopfige Huhnergeier. (Cathartes aura.) Fig. 1250. 1257 a. Die Aura, Jota unb Gallinazo ber fpanischen Ame- rikaner, bie Truthahngeier (Turkey Buzzards) ber Norb- amerikaner stub lange verwechselt unb fur eine von Neu- jerfey bis zum Feuerlanbe verbreitete Art gehalteit worbett. Nettere Vergleichungeit haben inbessen erwiesen, basi sie miltbestetts in zwei gut verschiebene Species zersallen, bie, nicht burch scharfe geographische Granzen geschieben, dett- ttoch nicht gemeinsam bieselben Ldttber bewohnen unb mehr burch Langengrabe als burch bie Breite beschrankt scheittett. Ob von' ben Beobachtern uberall Mipverstditbitisse ver- ntiebett worbett, steht bahitt ; minbestens Hat bie Verbrei- tuttg, wie sie jetzt geschilbert wirb, etwas burchaus Ntt- gewohnliches. Stad) Wilsoit unb anberen tiorbamerika- nischep Ornithologen lebt ber rothkopfige Huhnergeier ge- sellig, schlast mit anberen reihenweis nuf ben breiten Aestett niter Battnte unb sitzt bis lange nach Sonnenauf- gang mit weit nusgespaunteit Flugeln, uitt sich vom nachtlichett Thntte irocktten zu lassett. Spat begiebt er sich nus bie luftige Wanberttttg ttttb steigt bnitit, zuntal, wenn ©turine in Attzug sittb, bis zu Hohett Hinaitf, wo er bem unbewaffneten Auge wie ein schwarzer Ptinet er- scheint. Ueberhaupt ubertrifft er burch Flugsertigkeit maitche seitter Verwanbten, gleicht ihitett aber burch Un- behilstichkeit im Erhebett vom Bobett. Seine Paarungs- zeit fallr, minbestens in Reujersey, auf ben Monat Mai. Er lasit sich battn in ben tvalbigen Sumpfen Hauslich ttie- Der, battet aber keitt eigentliches Rest. Das Meibchett legt seine brei bis vier weisilichen, besonders gegen bas bide Ettbe brattit unb schtvarz gestecklett Eier in bas hohle Enbe eines umgebrochenen Baumstantmes unb tvirb von bem Mailnchen sorgsaltig bewacht. Bleibt ein Paar lange Zeit ungestort, so brutet es an demselben Orte mehrere Jahre. Junge unb Alte haben bie gleiche Ge- wohuheit, auf Jeben, ber sich bem Neste itaherl, ben stitt- kenben Jtthali ihrer Kropfe auszuleeren. Darwitt tvill att ber Westkuste Patagoniens benfelben Vogel gefnnbett Hal'ett, ben er jeboch als ungefellig beschreibt. Er soll hochstens paarweis angetroffen werbett unb katttt tttir von tobteit Seethieren leben, iitbem bie oben ttttb unsrettnb- lichett Walbinselit jetter Gegettb kaunt Lanbsaugthiere ettl- Halten. Das reichste Futter bieteit ihm bie zahlreichen Seehuitbe. Wo biese regelmapig an bas Lattb gehen, tint sich zu sonnen, fann man sicher sein, rings umher Batinte unb Felsett mit Huhitergeiern besetzt zu sehett. Auch Wa- terton bemerft von ben von ihm iti Guyana beobachteten Vogeln berselben 'Art, basi fte als eigentlich gefellige nicht fuglich zu betrachten seiett, inbem sie feittesweges Colonien Wie Krahen bilbett, soitberit mehr burch Zttfall zttfain- menfommen, tvenn lrgenbwo ein todter Korper sie Her- beilockt. Diese Erflariing hat Viel fur sich ttttb fiitbet ntiit- bestetts auf bie in Europa Heitnifchen Geier vollstanbige Anwenbbarfeit. Der Aura ntipt 2 Fusi 6—10 Zoll in ber Lange. Die allgemeine Farbe bes Gefiebers ift glatt- zettb brattnschwarz mit grunlichem Schiller; ben langen, fchwachen, tttir att ber Spitze steil ttttb fttrz ubergefrumm- ten, fleifchfarbettett Oberschttabel burchbohren lange, mehr spaltsormige als ovale Nasenlocher; bie Aitgeit ftnb bun- fel, Kopf unb Seiiett bes Oberhalfes bis eineit Zoll uitter- halb ber Ohrenoffnung mit rothlichgrauer, ruuzlicher, furzborstiger, feitte eigentlichen fleifchigen Matzen ober Lappen tragenben Hatit fefleibet. Vom Hinterfopfe lattfi bis zu ben Unterhalsfebern ein breiter Streif rttsischwar- zer, fttrzer Flaumfebern; Vorberhals ttttb Kopf ftnb ganz uackt. Der Schwanz ist abgestuft. Der fungere Vogel wirb burch fchmutzigviolett-rothlichen Kopf erfennbar. 2. Der schwarzképfigc Huhnergeier. (Cathartes atratus.) Fig. 1257b. Die zweite 9(rt bon schwatzen anterifanischen Geiern warb ztterst von Molitta unter bem Natiten Jota beschrie- bett, nachbem Nlloa ihrer um vierzig Jahre fruher schon gebacht hatte, ohne sie von ber rothkopfigen Art zu ttn- terfcheiben. Azara, Marimiliatt von Wieb, Darwitt unb Wilsoit haben spater zu ihrer Naturgeschichte ansehuliche Beitrage geliefert. Es geht schon aus biefent Namens- verzeichttisse von Schriststellern Hervor, bah jetter Geier in weit von eittanber entfernten Gegenben angetroffen worbett sein ntuh. In ber Thai sieht man ihn zahlreich die Strasien ber Stabte von Carolitta unb Georgien bttrch- streifen oder ruhig auf Hausbachern sich sonnen, bie er schleunig verlaht, sobalb lrgenbwo ein tobtes Thier ihm