Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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XaubotigeL
11 o g e l.
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Preisgegeben wirb. Von affen Seiten stromen dann die
schwarzen Schaaren herbei, sannneln sich auf dem Leich-
name und zerlegen ihn in kurzer Zeil »nd nuler sertwah-
rendein Zischen. Es halt schwer, diese Geier von der ein-
mal ausersehnen Bente zn vertreiben, denii snrchtlos ge-
worden dnrch lange Dnldnng, gehen sie kanm-dem Men-
schen ans dem Wege, steigen nach Bedrohnngen nur einige
Klaftern hoch empor nud fallen sogleich und mit verbop-
pelter Gier wieder uieder. Sonst verrathen sie viele Trag-
Heit, sind im Stande, Halbe Tage auf hohen Orleu regnngs-
los bazusitzeii, ausern eine Art von Geselligkeit mil ihres
Gleichen, vermengen sich aber nicht mit dem rothkopfigen
Anra, erheben sich unter klatscheudem Flugelschlage vom
Boden, fliegeu mit Horizontal ausgebreileten Flugeln,
Hnpfeu am Boden in Hechst ungeschickter Weise und sressen
nur ganz verfanlte Korper. Sie unterscheiden sich Hier-
durch sogleich von dem geranschlos ausfliegendeu, die Fltt-
gel tutter emem Winkel znm Korper bewegenben ttud
schnell lattsenden Aura, der, mhtder wahlerlsch, wenn er
Aas nicht antreffen faun, mit irgend tiner Art vou ani-
malischer Nahrung zusrleden, fogar ganz frifches Fleifch
frist. In Bueuos-Ayres, Bolivia und Peru ist der
schwarzfhpstge Huhuergeier unter dem Nanteu Gallinazo
fehr bekaunt und soll, wie Azara behauptet, zur Zeit der
ersteu Nieberlassting der Spanier dort nod) nicht eiithei-
misch gewesen, sonderu den Colonisten aus den ubrdliche-
reu Gegeuden gesolgt sein. Auch noch Hentzutage wird
er jenseits be8 35° s. Br. nicht angetroffen. Darwin sah
ihn zahlreich in dem Thale des Rio tolorado, welches
ziemlich die Granze des Verbreituugsbezirkes bestimmt,
vermihte ihn aber im sudlichen Patagonien. Da er 511
Azara's Zeit nicht sudlich vom Platastrome vorfam, so
Hat er augenscheinlich feine Wandernngeu in deu letzten
60 Jahren bedenteud ausgedehut. Der eben angefuhrte
knglische Natursorscher will ihn auch in Chile nicht ge-
sehen haben, wo er gerade so unglaublich Haufig und so
ztidringlich ist, dah andere Reisende sich mit Verwnnbe-
rttng oder mit Berdrtth uber ihn aussprachen. Er be-
lagert in diesent Lande die Schlachthofe und ist srech gettug,
fast in das Jnnere der leicht gebaneten tind nach mehreren
Seiteit offenen Wohnnitge>t des armeren LandvolfeS ein=
zudriltgen. Die ihut von Darwin zugeschriebene Vor-
liebe fur wohlbewasserte Gegenden besitzt er bestimmt
nicht, deitit er halt sich in den trockeusteu Gegenden der
Pampas ebenso wie in den durren Musten des pernani-
schett Kusteulandes auf und bedarf zur Eruahrnng allein
verfattlte Thlerférper, die dort, znutal entlang der Han-
belstraHen, Haufiger auzntreffeu sind als anberwarts, In-
dein Maulthiere uud Pferde dem Mangel an Masser und
Futter auf deu langfamen Reifett in nicht geringer Menge
erliegen. In den Stadten von Pertt geniept er dieselben
Privilegiet,, wie der Aura int spanischen Westiudien, und
leistet dieselben Dieuste. Er legt eine gewiffe, dnrch gleiche
Ernahrungsart nicht allein bedingte Geselligkeit zu Tage,
denn bel Heiierettt Metier bemerft man, wie er mit vielen
anberen in den hochsten Lustschlchten weite Krelse be-
schreibt und ohne eigentlichen Flugel;chlag diest Nebung,
die vielleicht der Gesellschast Vergnugen macht, stunden-
lang fortsetzt. Das aufgefnndene Aas theilt er vertraglich
mit seinen Genossen; er ist so gesrahig, dah auch die
starfste Mahlzeit ihn nur auf eineti Halben Tag fattigt,
und verntag erstaunliche Mengen von Futter zu sich zu
uehinen. Mit zehn bis zwolf seines Gleichen frist er in
furner Zeit ein groses Kalb auf, beginnt mit Augen und
Zunge, greift dann nach den Eingeweiden und geht zuletzt
an die Abreihnng des Fleisches von den Knochen des
Rnmpfes. Sein Nest erbanet er auf den Baumen 1111511=
ganglicher Sumpfe oder abgelegener und einfamer Ge-
genden und legt zwei weise Eier. Das Gefieder ist mit
Ansnahme der vorderen Schwingsedern msschwarz; diese
sind an der tuneren Fahne weislich, die ersten vier tragen
auf der anheren Fahne ein milchweises Qnerband. Kopf
und Obertheil des Halses sind mit schwarzer, runz-
licher, schwarzborstiger, etwas warziger Hånt bekleidet,
Hinterfops uud Hinterhals tragey.,eliten Streiseu vou
kurzeut, schwarzen Flattnt. Am Hinten etwas hohen, roth-
lichweisen Schnabel stehen ziemlich hoch obett die schma-
len Nasenlocher. Die Fuse sind weislich. Dem ganzen,
gegen 2 Fus langen Vogel hangt ein durchdringender
Moschusgemch an, der nach reichlichent Futter nicht allein
sehr zunimnti, sondern znm sauligen wird, aften in Be-
ruhrnng gerathenen Dingen sich miitheilt und an Balgen
uud einzelnen Schwingfedern noch nach mehreren Jahren
wahmehmbar bleibi.
III. Geier. (Vultur.)
Gatiungscharakter: Schnabel mittellang, starf;
Oberfleser ziemlich hoch, mit starf gewolbter Kuppe;
gegen die Murzel von der Nasenscheidewand nicht burch-
brochen; Nasenlocher schief, dem Rande der Machshaut
parallel. Kops und Hals tiatki. Ein Kragen vou schmalen,
langen Federn oder von Dttnen um den llnierhals.
1. Der weixkopfige Geier. (Vultur fulvus.) Sig. 1254. 1255.
Von den eigentlichen Geient gili hiiisichilich ihres
Ausenthaltortes Dasselbe, was man uber alle nur in der
milten Natur gedeihende, mit der Cultur des Bodens
und der Civilisation und Zuuahme der Bevolkerung sich
nicht verirageude Thiere in Ersahruug gebracht Hat. Sie
finden da, wo der Mensch vorherrscht, nicht langer die
zum Leben nothigen Bedingungen, werden nach und nach
seltener uud verschwinden zuletzt so vollstandig, dah ihr
vereinzeltes Erscheinen spaterhin als ungewohuliches Er-
eignis tind als Folge eines Jrrthumes oder einer zufal-
ligen Verschlagung betrachiet werden mus. Aasvogel
sucheu in Landern nmsonst nach Nahrung, wo entwe-
der polizeiliche Anordnungen offentliche Reinlichfeii mit
Strenge ausrecht erhalten, oder wo in besonderen An-
stalten aus aften Theilen todter Thiere soviel Ntttzeu
gezogen wird, das wenig durchaus Megwersbares ubrig
bleibi. Man dars aus mehreren Grunden anuehmen, das
in den milderen Gegeuden von Suddeutschland wahrend
des Mittelalters die beideii Geierarten ziemlich gemein
gewesen sein megen, die jetzt nur noch bei feltenen Gele-
genheiteu als verirrte Manderer die Ausmerksantkeit der
Oruithologen aus sich ziehen und nicht mit vollem Rechte
in das Verzeichnis deutscher Vogel aufgenommeit werden
fennen. Von beiden ist vielleicht der weisfopfige Geier
der noch am Menigsten seltene; indessen ivird er gegen-
wartig selbst am Subabhange ber ^llpen nicht alljahrlich
bemerft und mus als eigentlicher Bewohuer der um das
Alittelmeer gelegeuen Lander, eines sehr grohelt Theiles
von Asien und des nordlichen Asrifa angesehen werden.
In Spanien mag er aus manchen Grunden eiiien eben so
angemesseuen Mohnort finden wie in dem Snden der
europaischen Turfei und streist daher in jenem Lande
bis in die Pyrenaen, allein selbst in Italien erreicht er
als gewohulicher Vogel nicht das menschenreiche Toscana.
Unter dem milben Himmel Mestastens, in Aeghpien unb
Algier scheint er seinen Ausenthalt nie zu veranbern; aus
ben Juseln bes griechifchen Meeres unb an ben mitteftan-
bischen Kusten tritt er als Strichvogel auf, ber bie gebir-
gigen Gegenben weiten Ebenen vorzieht, biest aber am
Tage bes Futters wegen befucht. Aftes uber Ernahrung
ber Aasvogel in ber Einleitung unb bei Besprechung ber
vorangehenben Gattuugen Gefagte ift auch auf bienen
Geier fast buchstablich anzuwenben. Er verbinbet mit
arger Gefrasigfeit fo grose Starfe, bas er ohue Mtthe
anfehuliche, mit bent Schnabel gepackte Fleifchftucken von
ben Knochen losreist, bie er schnell genug bitrch ben wei-
ten unb behnbaren Schlunb Hlnabwurgt. Obwohl er
unverfaultes Fleisch burchaus nicht verschmaht unb, wie
einige Beobachter verstchem, bem verborbenen vor bem
frischen keinen bemerflichen Vorzug giebt, so steht boch
soviel fest, bah er sich niemals an lebeube Thiere wage,
unb zwar selbst bann nicht, wenn sie burch Kranfheit zum
Miberstanbe unsahig geworben sinb. Versuche, welche
mit einein im Nassauischen eingesangenen in ber Gefan-
genschast angestellt tourben, haben betoiefen, bas er selbst
burch absichtliche Entziehung von Nahrung nicht bahin
gebracht toerben foniite, aus lebenbe, weit schwachere
Geschopse eineit Angriff zu unternehuten. Hunger ntag
ihn int freien Zustanbe allerbings eher zn ungewéhnlichen
Aushilfen bestintmen, unb baher ist es nicht uuwahr-
scheinlich, bas bie nach Dentschlanb verirrten Reptilien
verzehrt haben, obgleich bie in ber Gefangenschast beob-
achteten solche Nahrung fortwahrenb verschinahten. Uebri-
gens verrath er bie ber ganzen Familie eigene Tragheit
in nicht geringem Grabe, sitzt, bas Verbanungsgeschaft
abwartenb, stunbeulang, ohne sich zu betoegen, beweist
toeniger Vorsicht als Furchtsamfeit, faun aber, wie Er-
fahrnug bei bem Einsangen eintger nach Dentschlanb ver-
flogenen gelehrt Hat, bitrch Angrisse gereizt, se bos toerben,
bah er, Schnabelhiebe austheilenb, sich entschlossen wehrt
unb ben Gegner burch Munben zum Ruckzuge zwingt.
Er fliegt gut unb steigt in bie hhchsten Regionen ohne
Muhe eiitpor. Seiue Mauserzeit fallt aus Juli unb
August; uber bie Fortpstanzung sehlt es an Nachrichten.
Deu Lllten war er wohl befannt; in Aegypten Helst er
Nisr. In ber Lauge mist er gegen 4 Fus unb flastert
10—12 Fus. Das gauze Gefieber ist, bie schtoarzbraunen
Schwing- unb Steuerfebern ausgenomiiten, Heller ober
bunfler zimmetbraun mit Uebergang in Graubraun. Kops
unb Hals sinb mit furzetn, bichten, haarahnlichen, etwas
wolligen, schmutzigweisen Flattnt besetzt; ber atts brau-
nen, schmalen, langen unb zugespitzten Febern besteheube
Halsfragen zerfallt in eine Hlntere unb eine vorbere
Gruppe ober Halste. Die zusaniiiieugesalteteii Flugel
bebecken gegen brel Viertheile bes gegen ichz Fus langen
Schwanzes. Die Iris ist bunfelbraun, ber Schnabel
schwarzblau, gegen bie Murzel etwas Hefter, bie Machs-
haut Hellblaugrau. Die schmutzlgfleischsarbenen Fuse
sinb starf unb uetzforutlg geschilbet, bie unten geschuppten
Zehen von geringer Lange, ausgenommen bie mittelste,
welche weit vorragt. Welbchen sinb groher als bie leb-
haster unb toeniger dunkel gesarbten Maunchen. Die
Jungen tragen auf Heftrothlichbrauuem Grunbe bunflere
Flecken unb haben bicht weihwolligen, braungesteckten
Kopf unb Hals. Mahrschelullch bieteti bie in Afrifa
lebenben Geier bieser Art noch maiiche ortliche Varle-
taten bar, benn bie wiberfprecheubeu Beschreibungen unb
maiiche zwelfelhafte Arten alterer Relfeuben fennen nur
burch solche Annahme erflart werben.
2. Ter graue Geier. (Vultur cinereus.) Fig. 1258. 1259.
Der graue Geier bewohut bie warmeren Lanber ber
ostlicheti Halbfttgel zu beiben Selten bes Aeguators von
Jublen burch Persien unb Arabien bis Marocco unb bis
tu bas subliche Ruhlaub, bie Turfel unb Subettropa. In
Ungarn scheint er bie Granze ber naturlichen Verbret-
tuug erreicht zu haben, benn wenn er Hin unb wieber in
Dentschlanb geseheit wirb, so kann er boch nicht als
elgentlich eluhelmisch gelten. Mahrschelullch Hinbert ihn
inehr ber Nahrungsinangel als bas Klima am Besuche
etwas nérblicherer Gegenben, benn nach Beobachtungen,
bie man an ihin in ber Gefangenschast gemacht, autzert
er wenig Empfiublichfeit gegen ziemlich hehe Kaltegrabe.
Iteber seiue Nahrung wibersprechen sich bie Nachrichten.
Nach Temmlucf soll er nur Aas sressen, niemals lebenbe
Thiere angreisen; nach Bechstein Hingegen scheuet er sich
nicht, gesunbe Schaase unb Ganse burch Nieberstohen zu
tobten, unb soll besonbers kranken Thieren, wie Rehen,
Zlegen u.s. W., gefa-hrlich werben. Mas bei ber vorigett
Art uber blese Frage gesagt werben, gift auch Hier. So
lange nicht bie genauesten Beobachtungen vorliegen, bie
in Lanbern gesantuieli sein muffen, wo biefer Geier zu
ben gewohnlichsten einheimischen Vogeln gehort, wirb
jebe Eutschelbung unmoglich sein, benn 100511 bie Neth
Ihn bringen fenne, mag nicht zu berechuen sein, Wahrenb
bie mit ihm in ber Gefangenschast, also in einem uiina-
turlichen Zustanbe angesteftten Versuche felit vollfommen
sicheres Resultat zn geben geeignet sinb. An Gefrasigfeit,
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