ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
XaubotigeL 11 o g e l. 43 Preisgegeben wirb. Von affen Seiten stromen dann die schwarzen Schaaren herbei, sannneln sich auf dem Leich- name und zerlegen ihn in kurzer Zeil »nd nuler sertwah- rendein Zischen. Es halt schwer, diese Geier von der ein- mal ausersehnen Bente zn vertreiben, denii snrchtlos ge- worden dnrch lange Dnldnng, gehen sie kanm-dem Men- schen ans dem Wege, steigen nach Bedrohnngen nur einige Klaftern hoch empor nud fallen sogleich und mit verbop- pelter Gier wieder uieder. Sonst verrathen sie viele Trag- Heit, sind im Stande, Halbe Tage auf hohen Orleu regnngs- los bazusitzeii, ausern eine Art von Geselligkeit mil ihres Gleichen, vermengen sich aber nicht mit dem rothkopfigen Anra, erheben sich unter klatscheudem Flugelschlage vom Boden, fliegeu mit Horizontal ausgebreileten Flugeln, Hnpfeu am Boden in Hechst ungeschickter Weise und sressen nur ganz verfanlte Korper. Sie unterscheiden sich Hier- durch sogleich von dem geranschlos ausfliegendeu, die Fltt- gel tutter emem Winkel znm Korper bewegenben ttud schnell lattsenden Aura, der, mhtder wahlerlsch, wenn er Aas nicht antreffen faun, mit irgend tiner Art vou ani- malischer Nahrung zusrleden, fogar ganz frifches Fleifch frist. In Bueuos-Ayres, Bolivia und Peru ist der schwarzfhpstge Huhuergeier unter dem Nanteu Gallinazo fehr bekaunt und soll, wie Azara behauptet, zur Zeit der ersteu Nieberlassting der Spanier dort nod) nicht eiithei- misch gewesen, sonderu den Colonisten aus den ubrdliche- reu Gegeuden gesolgt sein. Auch noch Hentzutage wird er jenseits be8 35° s. Br. nicht angetroffen. Darwin sah ihn zahlreich in dem Thale des Rio tolorado, welches ziemlich die Granze des Verbreituugsbezirkes bestimmt, vermihte ihn aber im sudlichen Patagonien. Da er 511 Azara's Zeit nicht sudlich vom Platastrome vorfam, so Hat er augenscheinlich feine Wandernngeu in deu letzten 60 Jahren bedenteud ausgedehut. Der eben angefuhrte knglische Natursorscher will ihn auch in Chile nicht ge- sehen haben, wo er gerade so unglaublich Haufig und so ztidringlich ist, dah andere Reisende sich mit Verwnnbe- rttng oder mit Berdrtth uber ihn aussprachen. Er be- lagert in diesent Lande die Schlachthofe und ist srech gettug, fast in das Jnnere der leicht gebaneten tind nach mehreren Seiteit offenen Wohnnitge>t des armeren LandvolfeS ein= zudriltgen. Die ihut von Darwin zugeschriebene Vor- liebe fur wohlbewasserte Gegenden besitzt er bestimmt nicht, deitit er halt sich in den trockeusteu Gegenden der Pampas ebenso wie in den durren Musten des pernani- schett Kusteulandes auf und bedarf zur Eruahrnng allein verfattlte Thlerférper, die dort, znutal entlang der Han- belstraHen, Haufiger auzntreffeu sind als anberwarts, In- dein Maulthiere uud Pferde dem Mangel an Masser und Futter auf deu langfamen Reifett in nicht geringer Menge erliegen. In den Stadten von Pertt geniept er dieselben Privilegiet,, wie der Aura int spanischen Westiudien, und leistet dieselben Dieuste. Er legt eine gewiffe, dnrch gleiche Ernahrungsart nicht allein bedingte Geselligkeit zu Tage, denn bel Heiierettt Metier bemerft man, wie er mit vielen anberen in den hochsten Lustschlchten weite Krelse be- schreibt und ohne eigentlichen Flugel;chlag diest Nebung, die vielleicht der Gesellschast Vergnugen macht, stunden- lang fortsetzt. Das aufgefnndene Aas theilt er vertraglich mit seinen Genossen; er ist so gesrahig, dah auch die starfste Mahlzeit ihn nur auf eineti Halben Tag fattigt, und verntag erstaunliche Mengen von Futter zu sich zu uehinen. Mit zehn bis zwolf seines Gleichen frist er in furner Zeit ein groses Kalb auf, beginnt mit Augen und Zunge, greift dann nach den Eingeweiden und geht zuletzt an die Abreihnng des Fleisches von den Knochen des Rnmpfes. Sein Nest erbanet er auf den Baumen 1111511= ganglicher Sumpfe oder abgelegener und einfamer Ge- genden und legt zwei weise Eier. Das Gefieder ist mit Ansnahme der vorderen Schwingsedern msschwarz; diese sind an der tuneren Fahne weislich, die ersten vier tragen auf der anheren Fahne ein milchweises Qnerband. Kopf und Obertheil des Halses sind mit schwarzer, runz- licher, schwarzborstiger, etwas warziger Hånt bekleidet, Hinterfops uud Hinterhals tragey.,eliten Streiseu vou kurzeut, schwarzen Flattnt. Am Hinten etwas hohen, roth- lichweisen Schnabel stehen ziemlich hoch obett die schma- len Nasenlocher. Die Fuse sind weislich. Dem ganzen, gegen 2 Fus langen Vogel hangt ein durchdringender Moschusgemch an, der nach reichlichent Futter nicht allein sehr zunimnti, sondern znm sauligen wird, aften in Be- ruhrnng gerathenen Dingen sich miitheilt und an Balgen uud einzelnen Schwingfedern noch nach mehreren Jahren wahmehmbar bleibi. III. Geier. (Vultur.) Gatiungscharakter: Schnabel mittellang, starf; Oberfleser ziemlich hoch, mit starf gewolbter Kuppe; gegen die Murzel von der Nasenscheidewand nicht burch- brochen; Nasenlocher schief, dem Rande der Machshaut parallel. Kops und Hals tiatki. Ein Kragen vou schmalen, langen Federn oder von Dttnen um den llnierhals. 1. Der weixkopfige Geier. (Vultur fulvus.) Sig. 1254. 1255. Von den eigentlichen Geient gili hiiisichilich ihres Ausenthaltortes Dasselbe, was man uber alle nur in der milten Natur gedeihende, mit der Cultur des Bodens und der Civilisation und Zuuahme der Bevolkerung sich nicht verirageude Thiere in Ersahruug gebracht Hat. Sie finden da, wo der Mensch vorherrscht, nicht langer die zum Leben nothigen Bedingungen, werden nach und nach seltener uud verschwinden zuletzt so vollstandig, dah ihr vereinzeltes Erscheinen spaterhin als ungewohuliches Er- eignis tind als Folge eines Jrrthumes oder einer zufal- ligen Verschlagung betrachiet werden mus. Aasvogel sucheu in Landern nmsonst nach Nahrung, wo entwe- der polizeiliche Anordnungen offentliche Reinlichfeii mit Strenge ausrecht erhalten, oder wo in besonderen An- stalten aus aften Theilen todter Thiere soviel Ntttzeu gezogen wird, das wenig durchaus Megwersbares ubrig bleibi. Man dars aus mehreren Grunden anuehmen, das in den milderen Gegeuden von Suddeutschland wahrend des Mittelalters die beideii Geierarten ziemlich gemein gewesen sein megen, die jetzt nur noch bei feltenen Gele- genheiteu als verirrte Manderer die Ausmerksantkeit der Oruithologen aus sich ziehen und nicht mit vollem Rechte in das Verzeichnis deutscher Vogel aufgenommeit werden fennen. Von beiden ist vielleicht der weisfopfige Geier der noch am Menigsten seltene; indessen ivird er gegen- wartig selbst am Subabhange ber ^llpen nicht alljahrlich bemerft und mus als eigentlicher Bewohuer der um das Alittelmeer gelegeuen Lander, eines sehr grohelt Theiles von Asien und des nordlichen Asrifa angesehen werden. In Spanien mag er aus manchen Grunden eiiien eben so angemesseuen Mohnort finden wie in dem Snden der europaischen Turfei und streist daher in jenem Lande bis in die Pyrenaen, allein selbst in Italien erreicht er als gewohulicher Vogel nicht das menschenreiche Toscana. Unter dem milben Himmel Mestastens, in Aeghpien unb Algier scheint er seinen Ausenthalt nie zu veranbern; aus ben Juseln bes griechifchen Meeres unb an ben mitteftan- bischen Kusten tritt er als Strichvogel auf, ber bie gebir- gigen Gegenben weiten Ebenen vorzieht, biest aber am Tage bes Futters wegen befucht. Aftes uber Ernahrung ber Aasvogel in ber Einleitung unb bei Besprechung ber vorangehenben Gattuugen Gefagte ift auch auf bienen Geier fast buchstablich anzuwenben. Er verbinbet mit arger Gefrasigfeit fo grose Starfe, bas er ohue Mtthe anfehuliche, mit bent Schnabel gepackte Fleifchftucken von ben Knochen losreist, bie er schnell genug bitrch ben wei- ten unb behnbaren Schlunb Hlnabwurgt. Obwohl er unverfaultes Fleisch burchaus nicht verschmaht unb, wie einige Beobachter verstchem, bem verborbenen vor bem frischen keinen bemerflichen Vorzug giebt, so steht boch soviel fest, bah er sich niemals an lebeube Thiere wage, unb zwar selbst bann nicht, wenn sie burch Kranfheit zum Miberstanbe unsahig geworben sinb. Versuche, welche mit einein im Nassauischen eingesangenen in ber Gefan- genschast angestellt tourben, haben betoiefen, bas er selbst burch absichtliche Entziehung von Nahrung nicht bahin gebracht toerben foniite, aus lebenbe, weit schwachere Geschopse eineit Angriff zu unternehuten. Hunger ntag ihn int freien Zustanbe allerbings eher zn ungewéhnlichen Aushilfen bestintmen, unb baher ist es nicht uuwahr- scheinlich, bas bie nach Dentschlanb verirrten Reptilien verzehrt haben, obgleich bie in ber Gefangenschast beob- achteten solche Nahrung fortwahrenb verschinahten. Uebri- gens verrath er bie ber ganzen Familie eigene Tragheit in nicht geringem Grabe, sitzt, bas Verbanungsgeschaft abwartenb, stunbeulang, ohne sich zu betoegen, beweist toeniger Vorsicht als Furchtsamfeit, faun aber, wie Er- fahrnug bei bem Einsangen eintger nach Dentschlanb ver- flogenen gelehrt Hat, bitrch Angrisse gereizt, se bos toerben, bah er, Schnabelhiebe austheilenb, sich entschlossen wehrt unb ben Gegner burch Munben zum Ruckzuge zwingt. Er fliegt gut unb steigt in bie hhchsten Regionen ohne Muhe eiitpor. Seiue Mauserzeit fallt aus Juli unb August; uber bie Fortpstanzung sehlt es an Nachrichten. Deu Lllten war er wohl befannt; in Aegypten Helst er Nisr. In ber Lauge mist er gegen 4 Fus unb flastert 10—12 Fus. Das gauze Gefieber ist, bie schtoarzbraunen Schwing- unb Steuerfebern ausgenomiiten, Heller ober bunfler zimmetbraun mit Uebergang in Graubraun. Kops unb Hals sinb mit furzetn, bichten, haarahnlichen, etwas wolligen, schmutzigweisen Flattnt besetzt; ber atts brau- nen, schmalen, langen unb zugespitzten Febern besteheube Halsfragen zerfallt in eine Hlntere unb eine vorbere Gruppe ober Halste. Die zusaniiiieugesalteteii Flugel bebecken gegen brel Viertheile bes gegen ichz Fus langen Schwanzes. Die Iris ist bunfelbraun, ber Schnabel schwarzblau, gegen bie Murzel etwas Hefter, bie Machs- haut Hellblaugrau. Die schmutzlgfleischsarbenen Fuse sinb starf unb uetzforutlg geschilbet, bie unten geschuppten Zehen von geringer Lange, ausgenommen bie mittelste, welche weit vorragt. Welbchen sinb groher als bie leb- haster unb toeniger dunkel gesarbten Maunchen. Die Jungen tragen auf Heftrothlichbrauuem Grunbe bunflere Flecken unb haben bicht weihwolligen, braungesteckten Kopf unb Hals. Mahrschelullch bieteti bie in Afrifa lebenben Geier bieser Art noch maiiche ortliche Varle- taten bar, benn bie wiberfprecheubeu Beschreibungen unb maiiche zwelfelhafte Arten alterer Relfeuben fennen nur burch solche Annahme erflart werben. 2. Ter graue Geier. (Vultur cinereus.) Fig. 1258. 1259. Der graue Geier bewohut bie warmeren Lanber ber ostlicheti Halbfttgel zu beiben Selten bes Aeguators von Jublen burch Persien unb Arabien bis Marocco unb bis tu bas subliche Ruhlaub, bie Turfel unb Subettropa. In Ungarn scheint er bie Granze ber naturlichen Verbret- tuug erreicht zu haben, benn wenn er Hin unb wieber in Dentschlanb geseheit wirb, so kann er boch nicht als elgentlich eluhelmisch gelten. Mahrschelullch Hinbert ihn inehr ber Nahrungsinangel als bas Klima am Besuche etwas nérblicherer Gegenben, benn nach Beobachtungen, bie man an ihin in ber Gefangenschast gemacht, autzert er wenig Empfiublichfeit gegen ziemlich hehe Kaltegrabe. Iteber seiue Nahrung wibersprechen sich bie Nachrichten. Nach Temmlucf soll er nur Aas sressen, niemals lebenbe Thiere angreisen; nach Bechstein Hingegen scheuet er sich nicht, gesunbe Schaase unb Ganse burch Nieberstohen zu tobten, unb soll besonbers kranken Thieren, wie Rehen, Zlegen u.s. W., gefa-hrlich werben. Mas bei ber vorigett Art uber blese Frage gesagt werben, gift auch Hier. So lange nicht bie genauesten Beobachtungen vorliegen, bie in Lanbern gesantuieli sein muffen, wo biefer Geier zu ben gewohnlichsten einheimischen Vogeln gehort, wirb jebe Eutschelbung unmoglich sein, benn 100511 bie Neth Ihn bringen fenne, mag nicht zu berechuen sein, Wahrenb bie mit ihm in ber Gefangenschast, also in einem uiina- turlichen Zustanbe angesteftten Versuche felit vollfommen sicheres Resultat zn geben geeignet sinb. An Gefrasigfeit, 6 *