Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
44
Vo g e 1.
(Lifte Vrbnmig.
Faulheit nad) Hinreichenber Sattigung, Furchtsamkeit
und Abneigung gegen jeben Vermeibbaren Kamps gleicht
er vollkommen den Verwanbten, fliegt zwar etwas schwer-
fåffig, vermag aber in die anhersten Luftkreise emporzu-
steigen und dort mit kaum bemerkbarer Flugelbewegung
in weiten Kreisen sich stundenlang Herumzubrehen. Zm
Schnabel und in den Futzen besltzt er ungemeine Starte,
bedient fich besonders des ersteren als nicht gefahrloser
Waffe und vermag mit demselben grotze Stucken Fleisch
von den Korpern gefallener Thiere abzureitzen. Ange-
griffen setzt er sich mit Erbitterung zur Wehr und ver-
mag dann einen unbewaffneten Mann abzuhalten, ver-
liert aber Beweglichkeit und benimmt sich eben so dumm
als unbeholfen, wenn er mit Futter vollgestopft isi. Nn-
ter den enropaischen Aasvogeln ist er der grotzte, indeni
er 4 Fuh in der Lange mitzt und gegen 9 Futz klaftert.
Der Hinterkopf und Hinterhals sind unbefiedert und mit
blaulichgrauer Haut uberzogen, auf dem Vorderhalse
stehen kurze gelbliche Dunen, auf der Mitte des Hinter-
halses entspringt ein Federkragen, der, schies nach dem
Kropfe lausend, die Halswurzel umschlietzt und zu beiden
Seiten, auf der Hohe der Schultern, in zwei grohere
Busche zerfallt, die aus besonders langen, fpitzigen, etwas
gezaserten, abstehenden, braunen Federn besteht. Das
dichte Gefieder des Rumpfes ist braun, oben dunkler als
unten, Schwing- und Steuersedern sind schwarz, am
Rande dunkelbraun. Vennoge der alle Geiervogel aus-
zeichnenden Lange des Oberarmknochens haben die Flu-
gel im gefalteten Zustande ein etwas ungeschicktes An-
sehen; die Spitzen der gleichfalls sehr langen Schwing-
federii reichen ziemlich bis uber das zweite Dritttheil des
abgerundeten, am Ende sehr verstotzenen und abgenutzten
Schwanzes. Der mit blaulicher Wachshaut umgebene
Schnabel ist schwarz, die Iris dunkelbraun. An den
starken, geschuppten, schmutzigrbthlichen Futzen reicht die
Befiederung bis uber die Mitte hinab. Die schwarzen,
zwar starken, aber weder sehr gebogenen noch scharfen
und fpitzigen Krallen verrathen den aasfrefsenden Raub-
vogel. Das Weibchen ubertrifft an Grotze das Mann-
cheii und scheint immer etwas dunkler gefarbt zu seiii.
3. Der C^rgeier. (Vultur auricularis.) Fig. 1260.
Man verdankt dem bei aller Neigung zum Roman-
Haften sehr verdienten Erforscher Sudafrika's, Vaillant,
die ersten genauen llkachrichten uber einen Geier, dem
er den Namen Orieou gab, der aber am Cap schwarzer
Aasvogel und bei den Nainaqua »Hottentotten T'Gaib
Heitzt, an Grotze dem Condor gleichkommt und anch
durch Farbung sich bedentend vor den ubrigen Arten
seiner sonst eben nicht glanzenben Gattung auszeichnet.
Er foll, nach Vaillant, nicht bei dem Fresseii allein, son-
dern auch im Nestbaue die etwas zweifelhafte Geselligkeit
anderer Geier beweisen, indeni er sich mit anderen Paa-
reir gemeinsam in derselben Felsspalte anfiedelt. Oft
foll man drei oder vier Nester uber oder »eben einander
angelegt bemerken und nachsuchend in nicht groper Ferne
ahnliche ffeine Colonien entdecken. Diese allerdings sehr
bemerkenswerthe Eigenthumlichkeit ist von dem knhnen
Reisenben A. Smith, der sich lange in Sudafrika ans-
hielt, weiter als alle Vorganger in das Jnnere eindrang
und eine grotze Menge Beobachtungen sammelte, geradezu
abgeleugnet worden. Jhm ist es nie gelungen, mehr als
ein Rest auf einein hohen Baume oder in einer Fels-
spalte zu entdecken, und mit vieler Wahrscheinlichkeit
erklart er Vaillant's Jrrthum aus der auch bei den
Raubvogeln gewhhnlichen Sitte, wo moglich alljahrlich
an demselben Orte zu bruten und neden dem Halbzerstort
und zur Ausbesserung ungeschickt gefundenen Reste ein
neues zu erbauen. Auch scheint der Ohrgeier selbst in
den gewohnlichsten Verhaltnissen Gesellschast nicht zu
slichen, denii selten sieht man mehr als ein Paar, nie-
malS mehr als vier um denselben Leichnam beschaftigt,
wahrend andere afrikanische Geier sich zu Hunderten in
der Nfihe der Orte Herumtreiben, wo ihnen versaulte
Thiere haufig preisgegeben werden. Das Rest enthfilt
zwei bis drei schmutzigweitze Eier, welche das Weibchen
bebrutet, wahrend das Mamichen entweder in der Nahe
sitzend Wache Halt oder nur auf kurze Zeit fich entfernt,
um Nahrung herbeizuschaffen. Die Jungen kommen im
Januar aus und sind mit weitzlichem Flaum uberall be-
kleidet; ihr erstes Gefieder besteht aus Hellbraunen, rost-
rothlich eingefatzten Federn, die am Bauche auch dann
noch fehleii, wenn diejenigen des Ruckens ziemlich voll-
standige Entwickelung erlangt haben. Am erwachsenen
Vogel erscheint der Kopf und ein groher Theil des Hal-
ses mit nackter, hvchrother Haut uberzogen, welche um
die Ohrenoffnung Herum zu einem fleischigen, vorn am
Halse Hinablaufenden, etwas warzigen Kamme anschwillt.
Hin und wieder stehen auf diesen Theilen kurze, rauhe
Borsten, die auf der schwarzen Gurgel eine Art von
kurzem Barte bilden. Den Kops und die Halswurzel
umgiebt eine Kranse aus seidenartig weichen Federn.
Im Allgemeinen ist daS Gefieder von schwarzlichbrauner
Farbe und besteht zumal am Bauche, an der Brust und
dem After aus schmalen, langen und scharf zugespitzten,
ein dichtes, gelbweitzes Dunenkleid uberlagernben Fe-
dern. Der abgestufte, aber an der Spitze sehr abgenutzte
Schwanz und die Schwingen sind ruhfchwarz, die Lause
stark und gelblichbraun, die verhaltnihmahig stark ge-
krummten Krallen hornfarbig. Die ganze Lange betragt
4Vv Futz, die Klafterweite der Flugel gegen 11 Futz.
4. Der Geier von Pondicherp. (Vultur ponticerianus.) Fig. 1261.
Mehrere Ornithologeu haben mit dem oben beschrie-
benen Ohreugeier einen in Indien sehr gemeinen Geier
verwechselt, dem man feinen shstematischen Artennamen
in der Meinung gab, bap er iiur auf bie Ostkuste ber
inbischen Halbinsel beschrankt sti. Renere Sammler unb
Reiseiibe haben ihn in Bengalen unb selbst in Afghani-
stan, auf Java unb Sumatra angetroffen, unb Sykes
halt ihn fur ben gewohnlichsten ber in Deccan einheimi-
schen Aasvogel. Der erwahnte Jrrthnm mag aus bent
Umstanbe entsprnngen fein, bah beibe Arten eine am
Halse schief Herablanfenbe Hantfalte haben, obgleich auch
biese nicht bei beiben bieselbe Gestalt behauptet. Sonst
wurbe schon ber Grohenunterschieb bezeichnenb genug
sein, benn Wahrenb ber Ohrgeier bem Conbor nichts
nachgiebt, ihn vielleicht fogar ubertrifft, ist fein inbifcher
Verwanbter nicht groher als eine Gans. Alles uber Le-
bensart unb Sitteii bes letzteren Bekannte stimmt voll-
kommen mit Dem uderein, was man von anberen, ber
Beobachtung zuganglicheren Arten Weih. Die grope
Haufigkeit erklart sich aus bem Neberfluffe an Futter,
welches zum grohen Theile aus menschlichen Leichnamen
bestehen foll, bie ber Aberglaube zu beerbigen verbietet
unb bem geheiligten Strome anvertranet, ber ste weiter-
Hin anspult unb zur Bente ekelhafter Raubthiere toerben
laht. Der nackte, fleischfarbene Kopf unb Hals bes Geiers
von Ponbichery ist mit toenigen kurzen Haaren befetzt;
bie fleifchige Hantfalte bes Halses umgiebt nicht bas Ohr,
sonbern ste entspringt ettoa einen Zoll unterhalb bersel-
ben unb verbreitert sich nach unten zu einem schlaffen
Lappen, ber an ben ahnlichen Besatz bes Truthahnes
erinnert. Anf bem Kropst steht ein kurzer, branner
Flaum, im Unisange besselben eine Partie iveipen Flaums;
ben Unterhals umgiebt eine schtoarzbranne Kranse von
kurzen, abgerunbeten Febern. Das Gefieber ist im Allge-
meinen braunlichschwarz, ber Schnabel blaulichschwarz,
bie Wachshaut gelblich. Schtoing- unb Steuerfebern
siiib rnhschtoarz, bie Futze bunkelgelb. Die Lange betragt
2 Fuh 4—o Zoll.
5. Der chinesische Geier. (Vultur leuconotus.) Fig. 1262.
Ein Eremplar bes erst in neueren Zeiten als beson-
bere Art unterschiebenen chinefischen Geiers lebte vor
toenigen Jahren in ber Menagerie ber lonboner zoologi-
schen Gesellschast, toohin es von Canton gebracht toorben
toar. Jnbessen scheint bieser Vogel viel toeiter unb
vielleicht uber ben grdhten Theil bes subostlichen Asiens
verbreitet zu sein, auf ben inbischen Jnseln aber zu feh-
len. An Grshe gleicht er einem Trnthahne unb ist im
Allgemeinen von brfiunlichschwarzer Farbe. Der Unter-
rucken, bie Jnnenseite ber Flugel unb Unterschenkel sinb
weih. Den braunschtoarzen Kopf bebecken kurze, schwarze,
anliegenbe Borsten, ben Hinterhals toeihlicher Flaum;
ber Vorberhals ist nackt unb schmutzig - fleischrothlich.
Um bie Halswurzel steht eine fchmntzigweihe Krause,
beren gegen bie Mitte langeren unb weiheren Febern
stberseils uber ben Krops Hinabsallen. Die Wachshaut
ist schwarzlich, ber Schnabel hornfarbig, bie Iris bunkel.
Der bie Art sehr gut unterscheibenbe weihe Rucken Wirb
nur bei voller Oeffnung ber Flugel bemerkbar. Sitten
unb Nahrung sollen sich ganz ivie bei anberen Geiern
verhalten; ber in Lonbon lebenbe schien mit stinem Loose
ganz zusrieben, verhielt sich ruhig, gab bem verfaulten
Fleische sichtbar vor bem frischen ben Vorzug unb be-
nahm sich genau so, wie ein in seiner Nahe ausbewahr-
ter, ans Subeuropa gebrachter Weihkbpfiger Geier.
6. Jtotbe’S @eier. (Vultur Kolbii.) Jig. 12G.3.
Wenn Verwechselung sehr nahe verwanbter Arten
nicht Statt gefunben, so wurbe ber nach seinem ersten
Entbecker benanute gemeinste alter subasrikanischen Geier
ein Hochst merkwurbiges Beispiel von geographischer
Verbreitung barbieten, benn nicht nur will man ihn bis-
weilen in Sarbinien angetroffen haben, sonbern es geht
auch aus Hffentlichen Sanimlungen mit Hinreichenber
Sicherheit hervor, batz er in ganz Jnbien unb selbst im
sublichen China heimisch ist. A. Smith vergleicht bie
Sitten ber brei am Cap ber guten Hoffnung gewohn-
lichen Geier, bes Ohrengeiers, Schopsgeiers (V. occipi-
talis) unb bes in Rebe stehenben, unb erklart ben letzteren
fur ben muthigsten unb ungleich starkeren. Die beiben
anberen scheinen seine Neberlegenheit anzuerkennen unb
Wagen sich nie an ihn heran wahrenb bes Fressens. Er
ubertrifft ubrigens auch burch seine Zahl bie anberen
unb sammelt zu Hunberten sich um tobte Ochstn ober
Pserbe, bie nach toenigen Stunden bis auf die Knochen
von alten weichen Theilen entbloht daliegen. Wie alle
andere Geier fullt er sich mit der eben gebotenen Nahrung
so sehr an, dah er, zur Betoegung unfahig getoorden, mit
Stocken erschlagen roerben kann. Jnbessen ersorbert ber
Angriff auf ihn, ivie unbehilflich er auch sein nioge,
immerbar einige Vorstcht, benn er vertheibigt sich mit
Wuth unb Entschlossenheit, verfucht feinen Gegner mit
bem Schnabel zu packen unb laht ihn nicht leicht fahren,
ohlie ihm burch Losreihung eines Stuckes Haut eine
empfinbliche Wunbe beigebracht zu haben. Nach Eintritt
ber Ebbe besucht er bie abgelegeneren Gegenben bes See-
stranbes unb friht uusgeroorfene Fifche, Krabben unb
Weichthiere. Mit bem weitzkopfigen Geier Hat er so viele
Aehnlichkeit, bah man lange glaubte, ihn als Art nicht
unterfcheiben zu burfen. Die Farbung ist fast bieselbe,
bie Grotze Hingegen etroas geringer. Der wesentliche
Unterschieb besteht in ber Gestalt ber bie Unterseite bes
Korpers bekleibenben Febern, bie, roie oben erwahnt, am
roeihkopfigen Geier zugespitzt, an Kolbe's Geier abge-
runbet finb. Der Feberkragen bes letzteren erreicht roeber
bie Lange noch besitzt er bie Dichtigkeit, welche bnsselbe
Gebilb an ber ahnlichen Art auszeichnen. Auch zieht
bas Braun an ber asrikanischen Art mehr in Helle Jsa-
bellfarbe, theils sogar in bas Weitzliche; an ber europai-
schen Art Hingegen ist bas ganze Gefieber gleichmahig
braun.
7. Der indische Geier. (Vultur indicus.) Fig. 1264.
Es wurbe allein zu Wieberholungen suhren, wollten
wir bie uber ben inbischen Geier vorhanbenen Nachrich-
ten mittheilen. Seine Lebensgeschichte weicht in Nichts
ab von ber bereits hinreichenb geschilberten ber anberen
uber verschiebene Welttheile verbreiteten Arten. Dieselbe
Gesrahigkeit, bieselbe wiberwartige Zubringlichkeit, gleiche