ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
50 Vogel. Cifte Vrbnuitg. ertrågt fle ohne Schwierigkeit und zieht daher im Win- ter nicht weg, scheint aber zur kaltesten Zeil sich ganz zu verbergen und lieder nuf langere Zeit Hunger zu ertra- gen als auszufliegen. Die milderen Nachte und beson- ders die monbhellen verbringt fte initer unablassiger Jagd auf kleine Nagethiere, Maulwurfe und Vogel, vor Allem auf Spitzmause, von welchen sie wohl auch Vorrath nach Hause tragt, wenn Vorgefuhl die nahende fchlimine Witterung ihr verkundet. An Gesrahigkeit giebt fle weit groheren Raudvogeln nichts nach. Naumann und der irifche Zoolog Thompson versichem deide, in der Nahe ihres Nestes ost dis 15 todte Maufe und junge Ratten gtfunden zu haden, allein Wahrend der erstere sie als Feindin aller kleineren schlafend angetrosfenen Vogel darstellt tind mit gewohnter Grundlichkeit diese Angade durch Beispiele unlerstsitzt, will der letztere diesen Appe- tit ganz in Zweisel ziehen, weil er im Magen und im Gewolle allerdings feldst Theile von Kafern, ader uie- mals Federn angetroffen. Beide widersprechen jeboch auf das Entschiedenste dem nur zu viel verdreiteten Glauben, dasi die Schleierenle Tauben verfolge, in deren Schlagen sie bisweilen gesunden worden ist. Nicht nur fugt sie jenen Wehrlosen Vogeln niemalS ciu Uedel zu, foudern sie brutet, wie Thompson in Belsast fah, gele- geutlich fogar mitten unter ihuen und vergreist sich nicht an den unmitteldar neden ihr defindlichen Nesttauden. Welche Grunde sie zu dieser Schonung veranlassen mo- gen, obgleich sie die vor Fenstern in Kafigen fchlasenden Vogel angreist und tobtet, ist freilich nicht leicht zu ent- rathseln. Wie dem auch fci, so verdient sie doch die rucksichtslose Verfolgung nicht, welche Landleute nur zu gern uder sie verhangen, denn sie gehort zu jenen ungemein nutzlichen Vogeln, ohne deren Thatigkeit die vom Menschen fo fchwer erreichdaren und doch ungemein verderblichen Fetbmaufe im auhersten Grade zunehmen wrirden. Waterton in England beobachtete mit Geduld ein in feinem Haufe brsitenbes Paar und war Zeuge, tvie bald das Weidchen, bald das Mannchen, indefsen immer in Zwifchenraumen von hochstens fnnfzehn Mi- nuten, den Hungernden Jungen (des Nachts) eine Feld- maus oder ahnliches Nagethier herdeibrachten. Belehrt durch diefe Beobachtung, veranlasite er in feiner Uiuge- gend allgemeine Schonung der Schleiereulen und Hatte das Vergnugen, nicht dlos die Feldmaufe abnehmen zu fehen, die dis dahin viele Verheerungen angerichtet Hatten, fondern auch junge Tauben grosi zu ziehen, welche feit vielen Jahren von den im Taubenhaus eingenistelen Ratten regelmahig aufgefrefsen worden waren. Tauben furchten sich sibrigens nicht vor der Schleiereule und sitzen ganz ruhig in ihrer Nahe. Die Paarungszeit fållt auf das erste Fruhjahr, das Ende des Marzmonats, und wird durch einen, dann besonders Haufig ausgestohenen fchnarchenden Laut verkundet, der grausig genug klingt und mit einer Art von lang fort- gefetztem Schnieben tvechselt, wenn der Vogel ruhig sitzt. Ein eigentliches Nest bauet die Schleiereule nicht, fon- dern begnugt sich mit einem Winkel oder einer stachen Vertiefung tut Schutte alten Gemauers. Die drei bis funs nieipen Eier werden gegen drei Wochen lang bebru- tet, die Jungen von den in strenger Monogamie leben- den Aeltern mit Sorgfalt ernahrt. In erster Jugend cingefangen, vermag man jette bis zu einem gewissen Grade zu zahmen oder doch an meufchliche Nahe zu ge- wohneu; zutraulich und freundlich werden sie jedoch nie- nials, und ein ost ausgeftohener, bald fehr lastig Werden- der Schrei verkundet, wie fchwer ihnen die Ertragung der Gesangenschaft falle. — Mannchen und Weibchen unterscheiden sich ausierlich kaum von einanber; das erstere hat im vollig ausgewachfenen Zustande unten dunkelrostgelbes, oben Hellafchgraues Gefiedcr. An der Unterfeite stehen dunkelbraune Perlflecken; siber den Rsickeu laufen zahlreiche, feine, bisweilen in fehr feine Puiikte aufgeloste Querlinien, die hin und wieder mit ettvas grosieren, am Schafte der eiuzelnen Federn sitzen- den Flecken wechfeln. Die ganze Zeichnung gefallt durch grohe Zartheit und durch fanfte Uebergange, die wie gc= tuscht ausfehen. Von ben. Schwingfedern ist die ausiere Fahnenhalfte rostbraun, die nittere heller; die rostgelben, an der Spitze iveisien Schwanzfedern tragen vier etwas verwaschene Querbinben. Nni das Auge stehen im regel- msihig dichten Schleier die fein zerfchlissenen, Weihlich- steifchfarbenen, gegen den inneren Augenwinkel hin an der Wurzel rostbraunen Gesichtsfedern. Schnabel und Wachshaut sind weisilich, die Fsisie mit Halbwolligen Federn bedeckt, die Krallen fchwarz. Jsingere Vogel laffen sich an inehr blaffer Farbung leicht erkennen; die Nestvogel sind mit fchneeweihem Flaum bedeckt. Im Uebrigen giebt es eine grohe Anzahl ortlicher und kli- matischer Spielarten, unter welchen die fast ganz Weisie die feltenste feitt mag. IL jtant$. (Surnia.) Gattungscharakter: Kopf rund, ohne Feber- bsifche; Ohrofsnuiig eiformig lind kaum groher als bel anderen Vogeln; Schleier deutlich; Schnabel kurz, von der Wurzel an sibergebogen. I. Der uralische Habichtskautz. (Surnia uralensis.) Fig. 1280. Pallas entdeckte die Habichtseule, welche in Grbhe zunachst auf die weiterhin gtt beschreibende Schneeeule solgt, zuerst im ostlichen Ruhland und gab ihr den 110 di jetzt vollgiltigen Namen. Sie ist feitdem auch in Lief- land und den benachbarten Provinzen und in Schweden zahlreich angetroffen und in die Thierverzeichniffe jener Lander mit befferem Rechte aufgenommen worden als in diejenigen Deutschlands. Wird sie bei titts auch Hin und wieder gefunden, fo kantt sie doch stir wenig inehr als fsir verirrten Fremdling gelten, denn titan kettttt nur Wettige Beispiele ihres Brsitens in Deutschland. Sie theilt nicht die heimlichen, lichtscheuen Gewohnheiten der Verwand- ten, fondern fliegt an trsiben Tagen zu feder Zeit Herunt, jagt an hellen Abenden viel frsiher als alle andere ettro- paische Arten, fcheuet, fo lange sie im Schatten dichter Walber Schutz findeii fann, felbst den soningen Som- mermorgen nicht und gleicht siberhaupt den Tagraub- vogeln in ihren Sitien inehr als den Eulen. Muthig und grimmig stoht sie auf andere, wenn auch noch fo anfehnliche Vogel und beflegt die meisten nach kurzent Kampfe, thtit dem Wildstande durch Todtung junger Haasen und jagdbarer Vogel bedeutenden Schaden, raubt bisweilen fast vor den Augen des Jagers und ssirchtet ihn wenig, indeni sie sich auf die Scharfe ihrer Sinne verlaht, die ihr bei Tage und bei Nacht ziemlich gleiche Dienste leiften ntogen. Ileber ihre Fortpflanzung iveisi man nur, dah sie i Hr Nest in hohlen Baumen und zwar oft in der unmittelbaren Nahe bewohnter Haufer banet und drei bis vier reinweihe Eier legt. Sie erhalt ein eigenthsimliches Anfehen durch den besonders langen Schwanz, miht in der Lange 26 Zoll, klaftert beinahe 4 Fusi, hat weisies Gesicht, starkgekrsimmten, gelblichen Schnabel, starke Fsisie, oberhalb dichtbesiederte Zehen, ausierorbentlich scharfe und fehr lange Krallen. Am Mannchen ist das Gesieder graubraun mil draunen, wel- lenformigen Querlinien und lichten Flecken; auf der Unterfeite stehen braune, nach den Seiten in gebrochene Linien zufammenstiehende Schaftstriche; die Bekleidung der Fsisie ist gelblichweisi und ungefleckt; siber die blah- gelblichgrauen Schwingfedern ziehen fchmutzigbraune Querbinden. Die Weibchen ahnelii im Allgemeinen den Mannchen ausierordentlich und galten ehedem fsir un- unterscheidbar; ihr einziges autzeres Kennzeichen besteht in dem mehr rothlichgrauen und nicht bråunlichen Grundtone des Gefieders. 2. Ler Schneekautz, Schneeeule. (Surnia nyctea.) Fig. 1281. Die Mehrzahl der Eulen toerråt^ gegen niedrige Tem- peraturen toiele Empfindlichkeit, und daher wachst die Zahl der Arten in milderen Breiten. Unter dem Aequa- tor und zwar in toorzsiglich Heisien Gegenden giebt es nicht menige, die theils durch Grosie, theils durch lebhafte Farbung als durchaus nicht untoollkontmene sich zu er- feitnen geben. Die aus doppeltem Grunde mit tootlem Rechte ihren Namen tragende Schneeeule macht eine der bemerkenswerthesten Ausnahmen. Ein ungemein Harter Winter vermag allein sie bis nach dem mittleren Deutsch- land gu treiben, wo sie allezeit als Seltenheit angestaunt worden ist, fo gentein sie auch in ihreitt eigentlichett Vaterlande innerhalb des Polarkreifes oder wenig fsid- lich von demfelbett fein tttag. Gleiche lhermometrische Verhaltniffe veranlassen sie in anderen Landerit fitblicher zu gehen als in Westeuropa, denn in Ruhland streift sie bis Astrachan und in Nordamerika bis Neuyork. Jn- nerhalb der kaltett Zone behauptet sie einett tint fo wei- teren Bezirk, iiideut sie von dem Kupfergrubenstusse des arklifchen Amerika bis zur Hudfonsbah als katittt jentals davonziehender Standvogel Heiniisch ist, felbst in Gron- lattd nur in den kaltesten Wintern auf kurze Zeit ver- fchwindet, im ttordlichen Scandinavien zu den gemeinsten Vogeln gehort und im ttordlichen Asien wahrscheinlich bis Kamtschatka verbreitet ist. Sie fcheint fonach einen ringformigen, meist innerhalb des Polarkreifes liegenden Abschnitt der Erdkugel siberall in ziemlicher Menge zu bewohnen. In Schweden heisit sie Harfang, d. i. Haa- fensanger, allein fle srisit auch alle Heinere Saugethiere, richtet unter den wandernden Lemmingen surchtbare Nie- derlagen an und fangt wahrend der geringen Daittme- rting der arktischen Sommernacht die schlafenden Schttee- hsihner und alle andere kleine Vogel, die ihr am Tage, weil sie felbst nicht besonders fliegt, ohne grosie Schwie- rigkeit entkoiumett wsirden. Dasi sie itu Nothfalle Aas nicht verachle, wird zwar erzahlt, fcheint aber der Be- ftatigung zu bedsirfen. Von den Kalmsicken wird sie gefchsitzt, iveil mit ihr ntancher Aberglaube in Verbin- dtittg steht und namentlich die Art ihres Fluges als Vorbedeutung gilt. Ihr an der Erdoberflache angelegtes Nest gleicht in fchlechter Bauart dentjenigett anderer Eulen und enthalt 4 — 5 Eier, von tvelchen aber nur zwei auskommen follett. Das Gesieder entfpricht der vorherrschenden Farbung der arktischen Lander; es ist bei ganz erwachseiten Individuelt reinweih Wie der Schnee, der die letzteren den grohten Theil des Jahres Hindurch bedeckt. Eiwas jsingere Vogel Habeit auf der Brttst tinddem Rsickeu bleichgraubraune Flecken und feine Querlinien; an ttoch jsiugeren nehnten jeite auf weihein Grunde stehenden Flecken an limfang fehr zu und geben dem Thiere ein ziemlich duntes Anfehen. Laufe und Zehen sind zuttt Schutze gegen die Kalte mit ungemein dichten uiw ivolligen Federn eingehsillt, die fogar siber die Sei- ten der Zehen hersiberragen und die sibrigens nackte, warzige Sohle bedecken. Von der reinweihen Befiede- rung des verhaltnisimåhig fehr Heinen Kopfes stechen der im Halbkreife gebogene Hornfchwarze Schnabel, die fchwarze Wachshaut und die fehr grohen, goldgelben Augen nicht wenig ab. Uebrigens bringt der Winter einige Veranberung in der Farbung Hervor, bie bann felbst bei fonst vollig ausgefarbten Vogeln reinerweih ausfallt als im Sommer. Die Lange bes Korpers be- tragt 2 Fuh 3—6 Zoll, bie Klafterweite gegen 4 Fuh 6 Zoll. 3. ler Sperberkautz, Sperbereule. (Surnia nisoria.) Fig. 1282. 1283. Die ben hohen Norben bewohnenbe, in Deutschland ziemlich feltene Sperbereule gleicht eben fo mie die vor- Her beschriebene tit vielen Beziehungen den Tagraub- vogeln. Sie fliegt mit Ksihnheit und Sicherheit am hellen Tage Herunt und jagt wie ein Falke, benutzt zwar auch die Morgen- und Abenddammerung, verfchlaft aber einen grohen Theil der Nacht zwifchen den Zweigen eines hohen Waldbaumes. Auf der fcandinavifchen Halbinfel ist sie zwar nichts weniger als felten, indefsen doch nicht so getuein wie in Nordamerika, wo sie, nach Richarbson, ben ganzen Raum von ber Hudsonsbay bis