Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Naubvogel.
V o g c l.
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an die Kfiste des grohen Oceans bewohnt. Sie liebt die
Katte und dermeidet die milderen Breiten von Pennsyl-
vanien; Wilson sah sie fiberhaupt nur zweimal Initer-
halb der Granzen der Vereinigten Staaten. In Deutsch-
lanb, tu o sie allein aus dem Zuge gelegentlich einirifft,
lebt sie uon Mausen und uberhaupt uon kleinen Sauge-
, thieren; in Nordamerika erscheint sie stets im Gefolge
der im Fruhjahre nach Norden wandernden Schneehuhner,
bon welchen sie ebenso wahrenb der Zngzeit als wah-
rend des kurzen Sommers erstaunliche Zahleit tobtet.
Fehlt i hr besseres Futter, fo friht sie auch Jnfecten, >vird
aber durch Hunger so kfihn, dah sie, vom Knalle deS
Fettergetuehrs herbeigelockc, dem Jager unbemerkt solgt
und vor seinen Augen auf das geschvssene Schneehuhn
herabsinrzt und es mindestens zu entsuhren sucht, ob-
gleich die Grohe und Schmere des letzteren den Raub
gewohnlich mihliitgen lassen. Furchtlos umschwirrt sie
des Nachts die Feuer der gelagerten Jndier, tvelche sie
mit grohem Wiberwillen betrachlen. Sie bauet ihr Nest
aus abgesallenen durren Aesten, trockenem Gras und
Federn, nicht am Boden, sonderir aus hohen Baumens
und legt ztvei tveihe Eier. In Frankreich gehort sie zu
den grohten Seltenheitent in England tuard sie, soviel
man weih, niemals gesehen, denn eine einzige, die 1830
aus fin Schiff in einiger Entsernung von der Kfiste von
Corntvallis niedersank und in Gefangenschast gerieth,
mag durch Sturme ans Nortuegen verschlagen getuesen
sein. Es scheint, dah uberall nur der anherste Mangel
sie zum Verlaffen ihrer kalten Heimath und dem Anf-
suchen sudlicherer Lander zwingen kann. Jhren Nainen
verdankt sie der an einen Sperber erinnernden Zeichnung
ihres Gefieders, tvelches oben dunkelbraun, aus Kops
und Hinterhals mit runden, rueihetr Flecken uberstreuet,
nuf den Schultern qnergestreist, aus der weihen Brnst,
Bauch, Seiten und unteren Schtuanzdecksedern mit
schmalen, schwarzbraunen Querstrichen gezeichnet ist.
Ueber den Schwanz lansen zehn weihe Querbinden.
Die beiden Geschlechter gleichen sich im Aeuheren so sehr,
dah Unterscheidung ohne anatomische Untersnchung nicht
sicher aussallt. Junge Vogel sind braungelblich und
uberhaupt von mehr unbestimmter Farbung.
III. Schuhu. (Bubo.)
Gattungscharakter: Ohrmuschel eisormig, der
halben Hohe des Schadels gleichkontmenb; Schleier nn-
deutlich; ztvei Feberbfische oberhalb der Augen.
1. Der gemeine Schuhu. (Bubo maximus.) Fig. 1284. 1285.
Unter den europaischen Nachtvogeln besitzt jedensalls
der gemeine Schuhu das abenteuerlichste Anseh^; er
ubertrifft nicht allein alle andere an Grohe, sandern
auch durch die Furchtbarkeit seiner Waffen, durch Muth
und Starke. Schon im gewohnlichen, ruhigen Zustande
erscheint er wegen des starken und langen Gesieders weit
groher, als er tvirklich ist; Schrecken kann er selbst dem
Muthigsten einfihhen, wenn er, durch Neckereien gereizt,
sich aufblaht, unter lautem Zischen und Schnauben mit
dem Schnabel klappert und das erstaunlich grohe Auge
drohend leuchten laht. Solche Drohungen sind ubrigens
ernstlich gemeint, denn er steht nicht an, sich aus seden
Feind zu sturzen, und soll selbst die groheren Adler nicht
scheum. Was er emmal ergriffen hat, laht er nicht leicht
wieder los und verrath im Kampse uberhaupt eine eben
so auherordentliche Erbitternug als grohe Harmlosig-
keit im ungereizten Zustande. Dasur ist er freilich allen
kleineren Saugethieren und Vogeln hhchft gefahrlich.
Zur Wohnung erwahlt er hohe Felswanbe oder dunkle
und abgelegene Waldorte, die vielen Generationen Hin-
ter einander dienen mussen, denn in manchen Gegenden
kennt man Horste, die seit einem Jahrhunderte alljahr-
lich benutzt tvurden, ziemlich grohen Umfang erreichen,
ost drei ffis vier Fuh im Durchmeffer haben und aus
starken, mit Moos, Grasbuscheln und abgesallenen Blåt-
tern belegten Reisern und Holzstficken bestehen. Die
Brutezeit fallt aus den Ansang des Aprilmonats; die
2— 3, den Huhnereiern an Grohe gleichkommenden,
kegelrunden, weihen Eier sind durch elgenthfimliche
Rauhheit der Schaale ausgezeichnet. Zur Nahrung
dienen alle irgend erreichbaren Thiere von den Rehkal-
bern, jungen Haasen, Birkhahnen und Fasanen bis zu
den Froschen und sogar Kafern. Alle kleinere Bente
wird ganz verschlungen, und die von den groheren abge-
rissenen Bissen sind stets von ansehnlichem Umsange. Die
mitverschlungenen kleineren Knochen, Haare und Federn
bleiben unvcrdauet und werden als Gewolle ausgestohen,
die groheren zerbricht der Schuhtl, und Graten von Fi-
schen soll er vorsichtig beseitigen. Er liebt es, das ge-
todtete Thier aus dem Felle herauszuschalen und dieses
zuletzt zn verschlingen, und vertragt die Gefangenschast
nicht lange, wenn man ihm allein zurecht geschnittene
Fleischstucken darreicht und die Gelegenheit verweigert,
nach elgener Manier sein Futter zu zerlegen. Nach eini-
gen Beobachtern sturzt er sich aus jeden ihm Hlngewor-
senen Vogel, todtet und zecreiht ihn mit wenigen Griffen,
nach anderen tvagt er kaum zu freffen, wenn man lebende
Krahen in seinem Kasige einquartiert. Natfirliche Cha-
rakrerverschiedenheit erklart dieses ungleiche Benehmeti
nicht genugend; wahrscheinlich wirkt das Gesnhl der
Gefangenschast auf einzelne sehr entmuthigend, auf an-
dere erbilternd. Der Flug ist nicht sehr geschwind, aber
gleichfvrmig und gerauschlos; am Tage verlaht der
Schuhu ungern seinen Ruheplatz und streicht nach Sto-
rnttgen nahe am Boden Hin, in der Abeubbammerung
steigt er Hingegen zu bedcutenden Hohen empor und
greift danil andere Vbgel und selbst Milane mit anher-
ster Entschiedenhett an. Ohne irgend eine Neigung zur
Geselligkeit vermeidet er seines Gleichen, nistet nicht in
der unmittelbaren Nahe anderer Schuhn's und lebt mit
seinem Weibchen nur in der Fortpflanzungsperivde.
Immer einsam und an Baumaste angedruckt und daher
leicht zu fibersehen oder in tiefen Felsspalten verborgeit,
Wurde er kanin bemerkt werden, verriethe er seine nachi-
lichen Raubzuge nicht durch ein lautes und schreckbares
Geschrei, welches, der manitichfachen Abanderung fahig,
zu den grausigen Sagen vom wfithenben Heere Veratt-
laffung gegeben hat. Auch scheitten diese Klange allen
anderen Thieren Furcht einzuflohen und mågen nicht
roenig dazu beitragen, sie muthlos und zu jedem Wider-
stande unfahig zu macheit. Am Tage rachen sich wenlg-
stens die Vogel fur die nachtlichen Schrecken; sie um-
flattern mit dem Ausdrucke eitter allen gemeinfamen, sehr
Heftigen, aber ohnmachtigen Feindschast den entdeckten
Schuhu, necken ihn mit Unermfiblichkeit und verlieren
die blinde Wuth selbst dann nicht, roenn einige knhnere
von dem ruhig dasitzenden Gegner ergriffen oder schroer
verronitdet roorden sind. Auf diesem angestamtuten Hasse,
der den kleinen Singvogel nicht minder anfeuert als die
Krahen und Tagraubvogel, beruht die Anroendung des
Schuhu in den sogenamtten Krahenhutten. Ein jung
eingefangener und gehorig aufgezogener Schuhu wird,
auf hoher Stange angefesselt, auf einen freien Waldplatz
Hingestellt; sein Anblick lockt bald die naturlichen Feinde
Herbei, die durch lautes Geschrei von weit und breit
die Genvssen herbeiziehen; selbst Adler und Falken fin-
den aus Neugierde sich ein, und alle bieten dem in der
Nahe wohlverborgenen Schutzen ein stcheres Ziel. —
Der Schuhu roird in allen etroas bergigen und zugleich
beroaldeten Gegenden Deutschlands und Ungarns, Ruh-
lands und Nvrdasiens bis Kamtschalka und sfiblich bis
Astrachan angetroffen, gehort in England und Frankreich
zu den feltenen Vbgeln und wird in Holland nie gesehen,
weil er offene Ebenen uberhaupt vermeidet. Auch im
arktischen Amerika Hat man ihn bemerkt. Er wird gegen
2 Fuh lang, klastert 5% — 5% Fuh, ist sonach einer
der grohten, von wenigen auslanbischen ubertroffenen
Nachtraubvvgel und hat gelbbraunes, unordentlich ruh-
schwarz oder dunkelbraun geflammtes Gefieder. Diese
Zeichnung laht so viele Mannichfaltigkelt zu, dah eine
Aufzahlung der im Ganzen nicht wesentlichen Abanbe-
ruttgen kaum moglich sein wurde. Der uiibeutliche
Schleier besteht aus hellgrauen, zerschlissenen Borsten-
federn; die nach Willkuhr aufrichtbaren Feberbfische
messen zwischett 3—4 Zoll in der Lange. Auf S5u=
fen und Oberseite der Zehen stehen dichte Federn mit
Haaren untermengt, die brautten Krallen messen gegen
2 —2‘/2 Zoll und stellen furchterliche Masten dar.
Nicht leicht findel man an einer anderen, eben fo grohen
Eulenart ein Auge von gleichem Umsange und eben fo
lebhafter orangenrother Farbung. Der Schnabel folgt
in seiner Biegung gennu dem Kreisbogen und ist eben so
Hart als spitzig. Zwischett Weibchen und Mannchen
herrscht kein bemerklicher Unterschied; das letztere ist
stets ettvas kleiner, schlanker, mit dickerem Kopfe und
langerem Federbusche versehen. Nestvogel sind mit roth-
lichweihem, punktirten und gebanderten, sehr zarteti
Flaum dicht umhullt.
2. Ter virginif^e Schuhu. (Bubo virginianus.) Sig. i280.
Der nordamerikanische Schuhu wird von Florida
bis in die Nahe des Polarkreises angetroffen und ersetzt
bort die gemeine europaische Art, beren Vorkommen in
Norbamerika noch nicht uber allen Zweifel erhaben sein
bfirfte. Zwischen beiben herrscht, minbestens Hinsichtlich
ber Sitten, bie grohte Uebereinstimmung. Wilson fanb
ben virginischen Schuhu fast nur in ben bunkeln und
von Menschen gestvhenen Einoben jener ausgebehuten
Sfimpfe, bie schon aus weiter Ferne burch bie Riesen-
grohe ber in ihnen tvurzelnben Walbbaunte kenntlich
sinb. An bfistern Tagen oder bei Eintritt ber Nacht er-
schallen von bort Schreie ber grausigsten Art, bie man
kaum einem irbischen Wefen zuschreiben mochte, nnb bie
nicht allein bie Jubier, sonbern auch bie weihen Jager in
Schrecken setzen. Sie sinb laut genug, um bie schlafenbe
Bevolkerung elites ganzen Dorfes zn erwecken, bringen
auf jeben Horer eine unbefchreibliche Wirkung Hervor,
klingen bisweilen tvie ber unterbrfickte Schmerzeitsruf
eittes erstickenbett ober gerourgten Mettfchett nnb rfihren
bei aller Mannichfaltigkeit boch nur von jenent Schuhu
her. Wahrenb seiner nachtlichen Streifzfige verhalt sich
bieser, fo lange er fliegt, in ber Regel ruhig, steigt nnb
sinkt in weiten Kreifen nnb ohne bemerkbare Attstrenguttg
nnb bewegt sich fiberhaupt fchttell unb, wie es scheint,
mittels sehr geringer Wenbungen ber Flfigel unb bes
Schwanzes. Bisweilen streift er blitzschnell am Boben
hin, fallt herab unb verschwinbet, als tvåre er nieberge-
schossen, sobalb er eine Bente im Grafe gewahrt, ober
setzt sich, gleich plotzlich erscheinenb, auf einen alten
Bauntstuitttnel unb stohtalsbalb seinen schrecklicheii Schrei
mit solcher Kraft aus, bah ringsumher ber obe Forst
wiberhallt. Wahrenb bieses Kreischens bewegt er ben
Korper unb besonbers ben Kopf in ntancherlei wunber-
lichen Wenbungen unb knappt unb klappert zur Abwech-
seluitg mit bettt Schnabel. An Starke unb Muth ubertrifft
er alle anbere norbamerikanische Eulen; nicht zufrieben
mit Walbhfihnern, Enten, Kaninchen, Opossum, Eich-
Hornern unb anbereit wilben Thieren, beraubt er furcht-
los bie Hfihnerhofe, packt schlafenbe Perlhfihner, Trut-
Heitnen unb zahme Enten unb schleppt sie zwischen seinen
starken Krallen in ben entlegeneit Walb. In titaitchen
Gegenben erschwert er ben Colonisten gerabezu bas Leben
burch seine nachtlichen Besuche, bie ben vereinfamten
Bewohnern bes Blockhauses bie Ruhe rauben unb ben
fibelverwahrten Hfihnerstallen Verberben bringen. Ver-
wunbungen reizen ihn so, bah er, statt bavonzukriechen,
sich gegen ben Feinb tuenbet unb mit einem Muthe, ben
kein Abler in hoherem Grabe besitzt, ben Kampf rachbe-
gierig sucht. Solche verschiebene unb ungewohnliche
Eigenschasteit haben nicht verfehlt, bie Jubler von aber-
glaubischer Scheu vor blesem Vogel zu erfttllen; Ihre
Prlester unb Beschworer bebleneit sich seiner als bes
Symbols ihrer Macht unb ihres Berufs unb ffihren
stets ein ausgestopfles unb mit Glasaugen versehenes