Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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o g e l.
Ameite Vrdnung.
Eremplar mit sich, welches jeben Eingeborenen in
Schrecken setzt. — An Groge kommt der virginische
Schnhu dem enropaischen ziemlich nage, im Allgemeinen
ist die Grundfarbe des Ruckens gran, mit sehr feinen
und dichten schwarzen und weigen Punkten befaet; anf
den Flfigeln gelblichweig und schwarz gebanbert, an der
Unterseite weig mit rostgelben Flecken und grangelben,
Wellenartigen Querbinden ; die braunen Augenkreise sind
schwarz eingefagt, Schnabel und Krallen schwarz, Ffige
mit gelben Federn dicht bedeckt; das Kinn ist weig, der
Schwanz an der weigen Unterseite schwarz gebanbert.
IV. Kautz. (Noctua.)
Gattungscharakter: Ohrmuschel klein, eifor-
mig; Schleier unvollstandig und undeutlich; Feberbfische
fehlen. Schwanz kurz, abgerundet. Zehen unbefiedert,
dunnbehaart.
I. Der Pralrie -Kautz. (Noctua cunicularia.) Fig. 1287. 1288.
Da man bisher noch keine Hinreichenden Merkmale
zur Unterscheidung der am Tage fliegenden und in Erb-
goglen lebenden Kantze von Nord- und Sudamerika Hat
entdecken konnen, so scheint es fast, als ob dieser Vogel
zu den wenigen des Festlandes gegore, deren Verbrei-
tungsbezirk die entgegengesetztesten Klimate mnfagt. Er
ist in groger Zahl im Lande westlich vom Missistppi, im
sudlichen Brasilien, in Paraguay, auf den Pampas von
Buenos-Ayres, in Chile angetroffen, von Darwin auf
dem sturmischen Chonos-Archipel, von Viellot auf
St. Domingo entdeckt worden und lebt uberall auf bie-
selbe ungewohnliche Art. Nach Bonaparte's Beschrei-
bung wohnt er ansschlieglich in den grogen Colonien
der nordamerikanischen Murmelthiere oder der salschlich
sogenannlen Prairiehunde, welche so geraumige und
und begueme Gruben fur sich ansgoglen, dag die Eule
sie nur in Besitz zu nehmen und niemals neue fur sich
anzulegen braucht, wie sie wohl in Gegeuden thun mug,
wo grabende Saugethiere nicht heimisch sind. Jene so-
genannten Murmelthierdorfer sind nicht allein zahlreich,
sondern bisweilen auch so ausgedehnt, dag ein einzelnes
einige englische Meilen weit reicht. Sie bestehen aus
15 —18 Zoll hohen, abgestumpften Erdkegeln, die an
der Seite oder der Spitze einen Zugang haben, welcher,
zur Rogre erweitert und schief nach unten absinkend,
zu einem kugelrunden, gut ansgeffitterten Gemache fuhrt.
In diesem sindet das Murmelthier im Sommer Schntz
gegen seine Verfolger und im Winter ein frostfreies
O-uartier wahrend des langen Schlafes in der Jahres-
zeit. In allen Dorfern oder Colonien bemerkt man
Schaaren von Kautzen, die entweder rasch Herumlaufen
oder einzeln, und dann in der Entfernung mit den Mur-
melthieren selbst zu verwechseln, auf den Erbgfigeln
sitzen, wenig Schen verrathen, dem Menschen gestatten,
auf Schugweite Heranzukommen, hingegen bei plotzlichem
Erschrecken hoch aufstiegen und in geringer Entfernung
wieder Herabkommen. Bei andauernder Verfolgung
ergreifen sie die Flucht und lassen erst augerhalb des
Gesichtskreises sich nieder, oder sie schlfipfen in ihre
Wohnungen, aus welchen man sie nur mit grogter
Schwierigkeit herausholt. Dag diese ursprunglich von
Murmelthieren nngelegt gciuefen, lehrt die Anstcht; wie
die Eulen in ihren Besitz gelangen mogen, blieb lange
zweifelhaft. Thomas Say ist der Meinung, dag sie mit
Gewalt erobert werden, denn ein freiwilliges Znsammen-
leben des eigentlichen Erbauers und der Eule Hat noch
Niemand beobachtet, obgleich Gefahr sie zwingen kann,
fur kurze Zeit in herselben Hogle Zuflucht zu suchen,
wohin, wie Pike sah, auch Klapperschlangen und Eidech-
sen sich retten. Als Eroderer und nicht als eigentlicher
Berfertiger des Banes verrath sich der Kantz schon ba-
durch, dag er sein Gemach in Ordnung zu Halten nicht
verstegt; es wird stets halb zerstort und unreinlich ange-
troffen, wahrend das vom Murmelthiere behauptete ein
wahres Bild der Nettigkeit darbietet. Sicher sind auch
die Hohlen der westindifchen und sfibamerikanischen Erd-
kautze nicht dnrch eigene Thatigkeit dieser Vogel entstan-
den, denn nirgends fehlt es an grabenden Nagethieren,
welche mindestens die erste Anlage machen; der Kautz
vergrogert nur den Zugang und schafft vielleichtdie nach-
stfirzenbe Erde Heraus, versteht aber nicht das kunstge-
rechte Graden. Anf den Pampas bcwohnt er ansschlieg-
lich die Hohlen der Vizcachas (Bd. I. S. 131). Dort
und anf den sandigen Kustenhugeln von Chile behanptet
er, einzeln oder paarweis sitzend, die Spitze kleiner Erd-
erhohnngen, blickt scharf nm sich, sieht am Tage so gut
wie jeder Tagrandvogel, stogt ganfig einen scharfen, ran-
hen Schrei ans, fliegt in eigenthnmlich wellensormiger
Linie einc kurze Strecke, sobald man ihn bennruhigt,
lagt sich nieder, fagt den Verfolger in das Ange, gestat-
tet ihm kanm jemals schngrecht zn kommen, setzt dieses
gvgnenbe Spiel lange Zeit fort unb verschwindet dann
plotzlich in seine Hohle. Vom Boden sind diese Eu-
len der ahnlichen Farbung wegen kanm zn unterschei-
den unb augerbem auch darum schwer zu schiegen, weil
sie selten hoch fliegen und sich nie auf Baume setzen.
Im Uebrigen jagen sie wie andere, indem sie an berOber-
stache hinstreichen, und ergreifen eine Alenge von Man-
sen, Eidechsen und kleinen Schlangen. Darwin fand im
Magen der anf ben thierarmen Chvnosinseln getobteten
eine Menge ziemlich groger Krabben. Die Nacht ver-
schlafen sie gleich den Tagvogeln. Jhr Nest besindet sich
im Jnnern des Banes und besteht aus Baumblattern
und Gras. Die von Vicillot in S. Domingo gefnnde-
nen Eier waren fast knglich, glanzend weig und benjeni-
gen der Tnrteltanbe an Groge gleich. — Die allgemeine
Farbung dieses gegen 10 Zoll langen Kantzes ist oben
rothlich granbraun, weig gesteckt, nuf den Flugeln dun-
kel, unten weiglich, an jnngeren Jndividuen granbraun,
gelb gesteckt. Die Lanfe sind hoch, unbefiedert und gelb,
Krallen und Schnabel Hornschwarz, die Zehen Haarig.
Ueber den dunkeln Schwanz laufen branne Binden ; die
Iris ist schweselgelb.
(dweite Vrdnung.
Hocker.
Ueber die sogenannten Sitzvogel oder Hocker viel
Allgemeines zn sagen, verbietet an sich der Umfang unb
bie Mannichfaltigkeit ber Abtheilung, bie saft eben so
viele Arten entgalt als alle ubrige Orbnnngen znsam-
mengenommen. Der Name Hocker,bezieht sich anf bie
Sitte, im Schlase gockenb zn sitzen, unb kann, streng ge-
nommen , nicht als glncklich gewahlter gelten, benn er
bentet keinesweges eine ber Orbnnng ansschlieglich zn-
kommenbe Eigenschaft an; Abler, Falken unb Eulen
rugen unb schlafen in sitzenber Stestnng eben so gut ober
noch sicherer als Kragen ober viele Singvogel. Jnbessen
burste es schwer sein, einen Namen zu ersinben, ber ben
philosophischen Gesetzen ber Nomenclatnr vollkommen
entsprache, weil Hocker zwar in ihrem allgemeinen Aen-
geren viel gegenseitige Aehnlichkeit haben, aber bnrch
Form bes Schnabels unb Art ber Nahrung sehr von
einanber abweichen. Die Orbnnng als solche mag nicht
ganz naturlich sein, allein bie Versnche, ste in mehrere
auszulosen, haben bisher keine anbere Wirkung gehabt
als bie, bas System verwickelter unb bas Stnbinm schwe-
rer zn machen. Man mug sich bamit trosten, bag bie
einzelnen bie Orbnnng bilbenben Familien gewognlich
Hinreichenb scharf begranzt sinb unb in ihrer Gesammt-
Heit bnrch eine Reihe allerbings nur negativer, inbessen
fur ben Nothsall genugenber Kennzeichen zu einem Gan-
zen verbunben werben. Es bestehen biese Kennzeichen in
Folgenbem : Fuge schwacher als bei Raubvogeln, zum
Festhalten ober gar zum Zerreigen einer Bente nnbranch-
bar, inbessen so eingerichtet, bag sie bas Festsitzen mittels
Umfassnng von Zweigen sehr erleichtern; Zehen ge-
wohnlich brei nach vorn, eine nach hinten gerichtet,j
feltener bie Hintere mit ben vorberen parallel zn stellen
unb ben Klammerfng bilbenb, entweber gespalten ober mit
kurzer Binbehaut zwischen ben zwei angeren; Krallen
spitzig, gebogen, aber nicht besonbers stark ; Schnabel
je nach ber Nahrung von sehr mannichfaltiger Gestalt,
niemals so scharf ubergebogen unb so gewaltig wie bei
Raubvogeln; Korper von mittelmagiger Groge, in einigen
Familien ungemein klein, Farbung ost sehr lebhaft. —
Ans biesen Kennzeichen geht Hervor, bag man zn ben
Hockern alle Jnseeten fressenbe, Korner fressenbe unb
omnivore Vogel zn rechnen Hat, bie nicht bnrch anbere
Eigenthumlichkeiten unter bie Klettervogel, Hfignervo-
gel unb Raubvogel verwiesen werben. Die ersteren
stub ben Hockern noch so nahe verwanbt, bag viele
Systematiker sie nur als nntergeorbnete Familie be-
trachten wollen; von gewissen Huhnervogeln nnter-
scheiben sich einzelne Gattungen ber Hocker eben nur ba-
burch, bag sie stiegenb, also in gogeren Regionen unb
nicht an bem Boben leben. Das Flugvermogen ist fibri-
gens nicht bei allen gleich grog, obwogl in ber Regel
entwickelt unb bie Wanberungen segr erleichternb, welche
mitber Fortpflanzung zusammengangen (vgl.S. 11 Sp. 2)
unb ganfig in weite Fernen reichen. Die Flugel gaben
megr eine abgerunbete als so ungemein Verlangerte Ge-
stalt, wie bei Schwalben, boeg ergeben sich auch gier bie
vielfachsten Abstnfnngen; gewognlich stegt am ginteren
Ranbe jeberseits bes Brustbeines ein Ansschnitt, ber in-
bessen ben reigenb schnell fliegenben Schwalben seglt.
Aus ber Einrichtnng ber Fuge erklart sich ogne Schwie-
rigkeit bas feste Sitzen bieser Vogel auf bunnen Zwei-
gen wagrenb bes tiefsten Schlafes ober eines geftigen,
groge Schwanknngen gervorbringenben Winbes. Der
einfache unb boch segr wirksame Mechanismns ist anf
Fig. 1289. an einem schlafenbem Vogel versinnlicht, noch
bentlicher bargestellt auf Fig. 1290., Welche benselben
Fng entgantet abbilbet. Mit a ist ein auf bem Hfistkno-
chen entspringenber Muskel bezeichnet, ber bei b nber bas
eigentliche Kniegelenk Weglanst, anfangs ber Vorberseite
bes Unterschenkels solgt unb, bnrch O-uerbanber an seit-
lichem Answeichen geginbert, in seiner Lage vergarren
mug, weiter unten nach ginten sich wenbet, bei c fiber
bas Fersengelenk gegt, bann, segnig Werbenb, an ber gin-
teren Seite bes Lanses bis d sich erstreckt unb an bieser
Stelle in vier Zweige zerfallt, bie enblich mit ber Unter-
seite ber Zegenknochen fest zusammengangen. Wirb beim
Niebersitzen bnrch bie Last bes Korpers ber Fng imKnie
unb Fersengelenk fast spitzwinkelig zusammengebogen, so
mug ber in seiner Lage festgegaltene lange Muskel notg-
wenbig eine starke Ausbegnung ober vielmegr Anspan-
nung erleiben unb wirb zuletzt auf bie Zegen wirken, bie
er nach unten unb innen fo znsammenziegt, bag sie ben
tragenben Zweig umsassen. Es ergiebt sich ans bieser
Darlegung, bag bieses Umsassen keine ber Willkfigr nn-
terworfene Hanblung, sonbern nnabweisliche Folge ber
anatomischen Einrichtnng sei, unb bag ber niebersitzenbe
Vogel unt go megr vor bem Herabfallen gesichert sein
wirb, je vollkommener er sich nieberlagt unb gierbnrch
ben ganzen Fng einknickt. Zur Vermegrung ber Sicher-
geit wagrenv bes Schlafens tragt noch bie ubrige Stel-
lung bes Vogels viel bei, znmal wenn er, wie gewogn-
lich, anf einem Fuge allein rugt. Die groge Biegsamkeit
bes Halses gestattet bas Umkegren bes Kopfes, ber, auf
ber Mitte bes Rfickens rugenb, ben Schwerpunkt fiber
ben Fug verlegt unb, inbem er bas Gewicht an jener
Stelle vermegrt, bie Einknickung bes letzteren nm so schar.
fer macht. Der Magen ist fegr stark unb muskulos unb
ber Darmkanal mit zwei kleinen unb kurzen Blinbbar-
men versegen. An bem Keglkopse tritt bie oben erwagnte
(S.6SP.3) kfinstliche Einrichtnng gervor, znmal bei ben
eigentlichen Singvogeln, bie ogne Unterschieb biefer Orb-
nung angegoren. Der Trieb ber Fortpstanznng giebt
bei Hockern znr periobischen Entwickelnng eines Knnst-
triebes Veranlassnng, ber in keiner anberen Orbnnng
nur entfernt biefelbe Hoge erreicht; ber Hausgalt, bas