Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
pocher.
Vogel.
55
monogamische Verhaltnih fast aller und die zartliche Bor-
forge fur die Nachkommen bieten fehr viele merkwurdige
Seiteu. Die Jungen werden im Neste erzogen und ver-
lassen dasselbe nicht vor Erlangung Hinreichenden Flug-
vermogens. Die Mchrzahl der Hocker zeichnel sich nu8
durch Klugheit, viele durch Gelehrigkeit; fast alle sind
ewig tteweglich, lebhaft und Heiter und in mehr als einer
Beziehung die anmuthigsten unter allen Vogeln, dem
Menschen gegenuber, adgesehen von Plunderungen der
Garten und Felder, durchaus harmlos, hingegen, soweit
sie auf solchen Berus angewiesen sind, im ununterttro-
chenen Kriege mit der Jnsectenwelt und daher ausieror-
dentlich nutzlich. Dah ihre geagraphische Verbreitung
ziemlich die ganze bewohnbare Erde umfafsen musse, er-
giebt sich schon aus ibrer erstaunlichen Artenzahl; wie
in anderen Ordnungen erscheinen auch hier einzelne
Gruppen an bestimmte Weltiheile gebunden, die Koli-
bris an Amerika, die Honigvbgel an Afrika, die Para-
Viesvogel an Neuguinea, die Baumhacker an Mittel-
und Sudamerika; andere grohe Gattungen werden in
den entlegensten und unter sich unahnlichsten Landern
durch zahlreich verstreuete Arten vertreten.
Llii der systematischen Zerfillluiig dieser so grohen
Gruppe haben sich viele Ornithologen versucht. Die
einfachste und mit der Ernahrungsart am Deutlichsten
in Beziehung stehende theilt sie in die drei Unterord-
nungen der Sperrschnabler, Zahnschnabler,
Kegelschnabler und DunnschnLbler, die wie-
derum aus mehr oder minder zahlreichen Familien zu-
sammengesetzt sind.
Erste Unterordnung.
S pcrrschnabler.
Die nicht sehr viele Arten umfassende Gruppe der
Sperrvogel ist leicht kenntlich an dem Schnabel, welcher
kurz, breit, horizontal attgeplattet, bisweilen mit zahn-
artigem Einschnitte des Oberkiefers und leicht gekrummt
erscheint, vor Allem aber durch ungewohnlich weit nach
hinten reichende Rachenoffnung sich auszeichnet, welche
in Verbiudung mit dem eben so schnellen als geschickten
Fluge das Erhaschen von Jnsecten, wahrscheinlich der
einzigen Nahrung der meisten, sehr befordert. Die Fuhe
sind schwach, gespalten oder mit kurzer Bindehaut. Das
Gefieder erinnert durch seidenartige Weichheit und Far-
bung gewissermaahen an Eulen, deren Lebensart von der
Mehrzahl der Sperrvogel nachgeahmt wird.
Erste Familie.
Nachtsch tvalben.
Der systematische Charakter der Nachtschwalben ist
zum grohten Theile schon in demjenigen der Sperr-
vogel uberhaupt enthalten; als Familie unterscheiden
sie sich von den nachstfolgendeu hauptsachlich durch die
nach hinlen gerichtete Hinterzehe. Alle hierher gehorende
Vogel fuhren ein nachtliches Leben, verschlafen die Ta-
gesstunden entweder niedergedruckt am Boven zwischen
Gras und kleineren Strauchen oder verborgen unter dem
dichten Laube starker Waldbaume. Wenn die Nacht
herabsinkt, verlassen sie diese Schlupfwiukel, fliegendann
fast so schnell und geradlinig wie Schwalben und so ge-
rauschlos wie Eulen am Bo^en hin und fangen zur
Nahrung solche Jnsecten, die, wie sie selbst, in der Dun-
kelheit ihr eigentliches Leben beginnen. Ihre grohen,
weit vorstehenden Augen sind ganz zum nachtlichen Se-
hen eingerichtet und vertragen die Tageshelligkeit weit
weniger als diejenigen der Eulen ; die erstaunliche Weite
des aufgesperrten Rachens erinnert an Kroten, vermehrt
das Eigenthumliche oder sogar Schreckende ihres Anse-
hens, befsrdert aber die leichte und sichere Ergreifung
der siiegenden Jnsecten, welche durch sehr lange und steife
die Schnabelrander umgebende Bartborsten (Fig. 1291.)
am Herausschlupfen gehindert und auherdem durch einen
dicken und klebrigen Speichel gleichsam angeleimt werden.
Die Fuhe (Fig. 1292. 1293.) dienen niemals zum Erha-
schen oder Festhalten der Beute, sondern nur zum Si-
tzen; sie sind bei allen sehr kurz und schwach, aber durch
besondere Bildung der Zehen ausgezeichnet. Die Hintere
derselben oder derDaumen Hangt mit der auheren an der
Wurzel durch eine Membran zusammen und kann min-
destens im rechten Winkel zu dieser gestellt werden; die
mittelste der Borderzchen ubertrifft die ubrigen sehr an
Lange und tragt in der Gattung der eigentlichen Nacht-
schwalben eine lange, am inneren Rande kammformig
eingeschnittene Kralle (Fig. 1293.). Die Flugel sind
immer ziemlich lang, entweder spitzig oder etwas abge-
rundet und bestehen aus bruchigen, auf der Schneide
gekvumnuen, sammetartig weichen Schwingfedern, unter
welchen die zweite die langste ist. Der zehnfederige
Schwanz laht bei auslandischen Gattungen und Arten
manche sehr eigenthumliche Gestalt gewahren; er erreicht
bisweilen eine ganz ungewohnliche Lange, wird dann
gabelformig oder erhalt besondere an die Paradiesvbgel
erinnerende Anhange, weicht aber auch bci vielen von
der gewohnlichen Form nicht wesentlich ab. Dem Kor-
per nach konnen Nachtschwalben nicht als grohe V5gel
gelten; sie erhalten einen ansehnlichen Umsang Haupt-
sachlich durch das lose eulenartige Gefieder, welches auch
durch seine dustere Farbung auf nachtliches Leben Hin-
deutet, ubrigens bei genauer Untersuchung durch feine
und sehr zierliche Zeichnungen auf mehrentheilS braunem
oder grauen Grunde gefallen kann. Die Statur hat man-
chen Arten besonderen Schmuck vcrliehen, z. B. grohe
Busche weicher Federn zu beiden Seiteu des Kopfes.
Wie alle Nachtvogel lieben auch sie Geselligkeit nicht,
schlafen alleinsitzend, verbinden sich hochst felten zu ge-
meinsamen Jagden und leben in Monogamie. Empfind-
lichkeit gegen Kalte und Mangel an Jnsecten veranlassen
die in hoheren Breiten heimischen, zeitig im Herbstedavon
zu ziehen ; die zwischen den Wendekreisen lebenden Wan-
dern nicht. Schon aus der Beschaffenheit ihres Futters
geht hervor, dah man sie mehr fur Bewohner kvanner
als'kalter Lander werde zu Halten haden. In der That
desitzt Europa nur eine einjige Art, Nordamerika drei;
alle ubrige wohnen in Sudamerika, Afrika, Neuholland
und aus den indischen Jnseln.
I. Nachtschwalbe. (Caprimulgus.)
Gattungscharakter: Schnadel breit, niederge-
druckt, sehr kurz, diegsam ; Oderkiefer mit starkem Aus-
schnitte versehen. Borderzehen durch kleine Spannhaut
verbunden, Hinterzehe klein, frei, nach der Auhenseite
tteweglich, Mittelzehe mit kammartig eingeschnittener
Kralle. Flugel lang, spitzig.
I. Die europdif^e Nachtschwalbe. (Caprimulgus europaeus.)
Fig. 1291—1295.
Seit alten Zeiten und unter allen europaischen Bdl-
kern hat die Nachtschwalbe einen sehr ubeln Ruf gehabt,
der villig unerklhrlich sein Wurde, wenn man nichtwuhte,
dah die Menge gerade an solchen aberglaubischen Ueber-
lieferungen vorzugsweis Hangt, deren auherordentliche
Abgeschmacktheit zu erkennen der gewohnlichste Verstand
Hinreicht, deren Prufung aber am Allerwenigsten unter-
nontmen wird. Schon Aristoteles, der die Nachtschwalbe
unter dem Namen Aegotheles beschreidt, erwahnl, dah
sie, dem Geruchte nach, die Euter der Ziegen aussauge,
die hierauf vertrockneten, wahrend die Ziege selbst blinv
werde. Wie alt diese Fabel sei, geht Hervor aus dem
angefuhrten griechischen Namen, der sich auf jene fur
einen Vogel unmogliche Ernahrungsart bezieht. Aelian
und Plinius erzahlen dieselbe Geschichte mit ziemlich
gleichen Worten. In Frankreich, Italien und Deutsch-
land haben sich ahnliche Sagen in manchen Gegenden
bis auf unsere Tage erhalten, und in England, wo uber-
haupt das Landvolk auf seine Bildung stolz zu sein
wenig Grund hat, laht man, wie White versichert, die
Nachtschwalbe nicht allein die Kuhe aussaugen, sondern
auch die Kalber mit Hah verfolgen und ihnen durch blo-
hes Voruberstreifen die verderblichsten Krankheiten mit-
theilen. So verbreilet dieser Vogel auch ist, so gilt er
doch selbst eigentlichen Jagern gelegentlich fur felten,
eine Thatsache, die, aus der verborgenen Lebensart am
Ersten herleitbar, zugleich erklart, wie so viele alberne
Sagen uber ein ziemlich gemeines Thier umlausen und
sich erhalten konnen. Von der Ostseekuste bis Sudita-
lien und Sudspanien ist die Nachtschwalbe im Sommer
in allen nicht zu dichten oder sumpfigen Waldungeu an-
zutreffen; sie liebt besonders die buschigen mit Haide-
kraut bewachsenen Rander derselben, wo sie an ganz
sicherem und wohlverborgenen Orte den Tag verschlaft.
Die ganze Nacht hindurch setzt sie ihre Jagd thatigst
fort, streift weit Herum und verzehrt, durch den unge-
Wohnlichen Umfang ihres Magens befahigt, eine sehr
grohe Menge von Jnsecten. 9(ni Tage wird sie nur nach
zusattiger Aufstorung sichtbar, macht indessen im Spat-
jahre und kurz bor Antritt der Wanderung eine Aus-
nahme, indem sie bei trubem Wetter schon am fruhen
Nachmittage Herumfliegt. In Deutschland fallt ihre
Ankunft in die zweite Halfte des April und den Mai-
monat, die Abreise aus den September; der Aufenthalt
begreift daher eigentlich nur den Sommer. In England
finden dieselben Verhaltnisse statt, allein in Frankreich
bleiben viele Ziegenmelker bis in den November. Einige
Naturbeschreiber des letzteren Landes erzahlen sogar, dah
diese Vogel mitten im Winter in den Vogesen gesehen
worden seien, Geschichten, die keine Widerlegung und
Hochstens die Hindeutmig auf das gewohnliche Futter
der Siachtschwalben verbienen. Die Wanderungen wer-
den des Nachts angetreten und zuruckgelegt und sind
daher von keineni Ornithologen bis jetzt genau beobach-
tet worden. Die Paare gesetten sich im Mai zusammen,
streifen dann den Abend hin und her auf trockenen Wie-
sen, Angern oder Haidestrecken und jagen sich mit Lust
und Lebhaftigkeit. Das Mannchen stoht zu jener Zeit
vorzuglich Haufig ein schnarrendes Geschrei aus. Sie
banen niemals ein Nest, vielmehr legt das Weibchen
seine beiden schmutzigweihen, braungefleckten und grau
marmorirten Eier auf die ebene Erde zwischen Heidel-
tteergestrauch oder an irgend eine andere schattige und
gut versteckte Stelle, verlaht sie nur, wenn Gefahr sich
nahert, kehrt atter bald zuruck und wird wahrend des
BrutenS vom Mannchen gesuttert. Das letztere scheint
mit Ausmerksamkeit Wache zu Halten. Man glauttt, dah
die Nachtschwalben, welche bisweilen einen nachtlichen
Wanderer gar nicht verlassen zu wottcn scheinen und ihu
unter haufigem und klatschenden Zusammenschlagen der
Auhenseite der Flugel eng umkreisen, Mannchen sein
mogen, die in der Nahe ihre Nachkommen verborgen
hatten und, in elgener, wenn auch ohnmachtiger Weise
drohend, den Feind abzuhalten versuchen. Die sehr hah-
lichen, mit grauen Dunen ttedeckten Jungen erhalten des
Nachts von den Alten ihre Nahrung. Ausgewachsene
Mannchen sind von der Grohe einer Zippdrossel und
messen 10—llZott in der Lange; ihr Gefieder ist ober-
halb Hellgrau, 6raun gewassert, mit schmalen Langsstecken
versehen; auf Nacken und Flugeln stehen rostgelbe Fle-
cken, die Spitzen der beiden auheren Schwanzfedern und
ein Fleck auf der dritten Schwingfeder sind weih, die
Fuhe schiual geschildet, rothlich, die Augen groh mit
dunkelbrauner Iris. Die Mauser tritt zweimal ein ;
die erste verleiht mit dem Hochzeitskleide zugleich die
lebhafteste Farbung. Weibchen sind stets dusterer ge-
farttt, haben minder deutliche Zeichnungen des Gefie-
ders, gleichen ubrigens, einige geringfugige Verschieden-
heiten abgerechnet, den Mannchen.
2. Der Jbijau. (Caprimulgus grandis.) Fig. 1296.
Die grohte atter Nachtschwalben, welche Azara unter
dem in Paraguay gewohnlichen Namen Jttijau beschrieb,
die aber schon fruher bekannt und zuerst in Cayenne ge-
fuiiden worden war, miht gegen 14 Zott in der Lange;