Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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Vogel.
Zweite Ordnung.
die Oberseite ist oden graurothlich, aufdem Hinterhaupte,
Nacken und Rucken stehen feine, parallele schwarze Quer-
streifen, an den Seiten des Kopfes funf etwas breitere
Bander; uber die schwarz und rostgelb gefleckten Flugel-
deckfedern laust ein weitzer Streif; die Schwingfedern
find schwarz, die grauen Steuerfedern guergebandert,
Kehle, Vorderhals und Steihfedern Weitz, Brust und
Bauch weitz gefleckt, die Laufe roth. Man besttzt wenige
Nachrichten uber seine, wie es scheint, von der gewohn-
ten etwas abweichende Lebensweise; er solt weniger
Nachtvogel sein als die Verwandten und entlang offener
Wege und uberhaupt autzerhalb der Waldungen sich
aufhalten und sogar am Tage Jnsecten nachjagen, nicht
sehr scheu sein, aufgeschreckt nach kurzem Fluge sich wie-
der hinsetzen und zweierlei Geschrei horen lasten, wovon
das eine dem Quaken des Frosches, das andere dem
Hundegebell ahnlich und das erstere stets mit einer schut-
telnden oder zitternden Bewegung der Flugel begleitet
ware. Von mehreren Ornithologen, welche sich inZer-
ssillungen bekannter und naturlicher Gruppen gefatlen,
ist er als Reprasentant einer besonderen Gattung (Ny-
ctibius) hingestellt worden, welche sich durch starke,
grotze, plattgedruckte Hinterzehe und ganzrandige Kralle
der Mittelzehe von den eigentlichen Nachtschwalben un-
terscheidet, einen starten Zahn an jeder Seite des Ober-
kieferrandes, eine mit Widerhakchen versehene Zunge
und etwas breiteren und platteren, gezahnten Oberkiefer,
ubrigens einen abgerundeten Schwanz Hat.
3. Die virginische Nachtschwalbe. (Caprimulgus virginianus.)
Fig. 1297.
Nordamerika besttzt drei Arten von Nachtschwalben,
welche nicht scharf gesonderte Verbreitungsbezirke be-
Haupten und ehedem mit einander verwechselt worden
find. Die von der Provinz, in welcher sie zuerst entdeckt
ward, benannte virginische Nachtschwalbe wird uberall
in den Vercinigten Staaten, aber auch in Canada und
bis innerhalb des Polarkreises angetroffen; Parrh be-
gegnete ihr fogar auf einer der entlegensten Jnseln des
Eismeeres wahrend des kurzen Sommers und nannte
fie Muckenfalk. Auch fie hat zur Aufstellung einer neuen
Gattung (Chordeiles) dienen muffen, wcil ihre Kiefer-
rander einen Zahn entbehren, der Schwanz gabelformig
ist. Aus Wilson's Beschreibung geht hervor, dah sie
Sitten und Lebensweise der europaischen Art theile.
Sie fliegt mit Kraft und vielem Geschick, streift-wahrend
truben Wetters selbst am Tage herum, um nach Art ge-
meiner Schwalben Jnsecten zu jagen, steigt bald zu be-
deutenden Hohen empor oder schietzt unter quickenden
Lauten pfeilschnell uber Wiesen dahin. Bisweilcn sturzt
sich das MLnnchen von 60 — 80 Futz hohen Punkten
fast senkrecht, den Kopf nach unten und mit unglaubli-
cher Schnelligkeit auf das brutende Weibchen herab, be-
ruhrt es aber nicht und steigt eben so rasch und gerade
wieder empor. Jm Augenblicke der Wendung wird ein
Hallender Laut horbar, der nicht von dem Stimmorgane
ausgeht, sondern wahrscheinlich von demLuftstrome Her-
vorgebracht wird, der zwischen den weitgeoffneten Kiefern
hindurchzieht. Kaum hat der rustige Vogel die fruhere
Hhhe wieder erreicht, so fallt er von Neuem herab; er
setzt dieses Spiel nicht selten langere Zeit fort. Wahrend
der Brutung lapt das Weibchen den Jager bis auf zwei
Schritte heran, und wenn es endlich die Flucht ergreift,
so stellt es sich flugellahm, bewegt sich langsam und un-
geschickt in einer vom Neste ableitenden Richtung und
sucht durch svlche List das letztere vor Entdeckung oder
Beraubung zu sichern. Glaubt es eine gehorige Eilt-
fernung erreicht zu haben, so erlangt es auf einmal seine
ganze naturliche Schnelligkeit und steigt in dem Augen-
blicke gewandt und vollkraftig empor, wo der getauschte
Gegner den Fluchtling eben zu erhaschen meinte. Ge-
fangen oder verwundet sperrt die virginische Nachtschwalbe
den Rachen so weit als moglich auf und sucht durch Halb
gurgelnde halb zischende Laute Schrecken zu verbreiten,
schlagt wohl auch mit den Flugeln um sich, macht aber
nie von Schnabel und Krallen zur Vertheidigung Ge-
brauch. Sie sitzt wie die europaische Art auf Zweigen
nicht queruber, wie alle andere Hocker, sondern der Sånge
nach, wie die Spechte ; die Stellung der Hinterzehe ge-
stattet nicht das feste Umfaffen eines Zweiges. Uebrigens
hat sie zum Ausruhen Lieblingsplatze, die sie regelmatzig
aufsucht. Das Weibchen legt seine beiden schmutzig-
weitzen, mit dunkelolivenbraun stark gefleckten und
marmorirten Eier auf die Erde, bauet kein Nest und
wahlt nicht einmal eine naturliche Vertiefung, um das-
selbe zu ersetzen. Die Jungen sind in der ersten Zeit
ungestaltet und Hatzlich und mit braunem Flaum beklei-
det. Der erwachsene Vogel misit 10 Zoll; die allge-
meine Grundfarbe des Gefieders ist dunkel lederbraun
mit grunlichem Schimmer; auf Kopf, Hals und Flugel-
deckfedern stehen gelbbraune, auf dem Rucken weihgraue
Flecken; uber die mittleren Schwingfedern zieht ein wei-
sies Band , Uber die Augen ein weitzer Streifen, und die
Kehle tragt einen pfeilformigen, ziemlich grotzen, weitzen
Flecken ; auf der llnterfeite wechseln dunklere und Heller
braune Querbander, die sich auf den Steuerfedern wie-
derholen. Schnabelborsten fehlen.
4. Die larmende Nachtschwalbe. (Caprimulgus vociferus.)
Fig. ,1298. 1299.
Die beruhmteste der nordamerikanischen Nachtschwal-
ben, die Hier, in Ermangelung eines allgemein angenom-
menen deutschen Namens, eine ihre Hervorstechendste
Eigenthumlichkeit andeutende Benennung erhalt, Heiht
in ihrem Vaterlande Whip -poor-Will („peitsche den
armen Wilhelm"), weil fle diese Sylben mit grohter
Deutlichkeit, aber auch mit feltener Kraft der Stimme
unermudlich wiederholt. Begegnen sich zwei Mannchen,
so beginnt alsbald dieses larmende Geschrei, einer sucht
den andern zu fibertreffen, keiner scheint geneigt, zuerst
zu schweigen. Was dieser Wettkampf bedeute, ob er
Drohung oder Herausforderung oder der Ausdruck des
Wohlgefallens an dem wiedergekehrten Fruhling sei, ist
schwer zu sagen. Nur so viel ist gewitz, dah er in dieser
Jahreszeit aufFeld und Wald ertont und zumalinmond-
Hellen Nachten bis zu Sonnenaufgang fortdauert. Ohn-
gefahr um den 24. April wird er, nach Wilson, zuerst
in Pennsylvanien, schon um den 14. April im warmeren
Kentucky horbar. Zu Hunderten sammeln sich dann diese
Nachtvogel am Rande der Waldungen, die in abgelege-
neren Gegenden die Meiereien in grotzerNahe umgeben;
sie jagen sich herum, laffen sich wohl gar auf den Garten-
zaunen nieder und werden dann den ungewohnten euro-
paischen Ansiedlern durch ihr unablassiges Geschrei lastig.
Glucklicherweise vermindern dunkle oder regnige Nachte
diese Neigung zum schlafstorenden Larmen, und im Juni,
wenn die Jungen ausgekrochen sind, nimmt er ein Ende.
Nur gegen Ausgang des Sommers vernimmt man bis-
weilen eine vereinzelte Stimme, die aber weder so laut
noch so unermudlich ist als im Fruhjahre. Jm Sep-
tember ziehen die vollig stumm gewordenen Schaaren in
regelmahiger, aber wenig bemerklicher Wanderung nach
dem Silden. Man trifft diese Nachtschwalbe im grotzten
Theile der Vereinigten Staaten, jedoch geht sie nicht so
weit nach Norden als die vorherbeschriebene. Sie gefallt
sich in hohen, Huglichen, trockenen oder auch unfrucht-
baren Gegenden, vermeidet sumpfige Niederungen und
die Seekuste und wird nirgends so Haufig angetroffen
als in Kentucky. Den Jnsecten nachjagend, fliegt sie
eben so gerauschlos wie die europaische, allein mehr im
Zickzack und latzt dann einen anhaltenden, leisen, gleich-
sam murmelnden Ton horen. Durch Helles Tageslicht
wird sie in Verwirrung gebracht, fliegt, wenn man sie
plotzlich aufschreckt, niemals weiter als einige Schritte,
scheint dann hilflos und angstlich wie ein Blinder, bleibt
ain ersten Orte ruhig sttzen, sobald man sie zu storen auf-
giebt, und Verfallt alsdann wieder in tiefen und ruhigen
Schlaf. Sie verbringt den Tag auf einem Zweige, alten
Baumstamme oder an der Erde sitzend, wahlt sich einen
moglichst verborgenen Ort und schlast so fest, datz man[
mit einiger Vorsicht ihr ganz nahe kommen fann, ohne
sie zu erwecken. Das Weibchen legt seine Eier zwischen
abgefallenes Baumlaub, sucht den Feind von ihnen durch
die oben beschriebene List abzuziehen und sofl die uberaus
mitzgestalteten und einem Vogel kaum ahnlichen Jungen
nach einem mehr stcheren Orte schaffen, wenn das ent-
deckte Nest mehrmals Besucher herbeigelockt hat. Das
Gefieder zeichnet sich durch grotze Weichheit aus, ist oben
dunkelgraubraun, sehr fein schwarzbraun gebandert und
punktirt, unten Heller und unregelmatzig gefleckt. Die
Wangen sind rostbraun, die Flugeldeckfedern und Schwin-
gen dunkelbraun mit unterbrochenen Hekleren Querstrei-
fen, die drei autzcren Steuerfedern haben weitze Spitzen;
ein gelblich weitzer Ring umgiebt nach vorn den Hals.
Die Lange betragt 9%—10 Zoll.
5. Die Carolina-Nachtschwalbe. (Caprimulgus carolinensis.)
Fig. 1300. 1301.
Im Suden der Vereinigten Staaten vertritt eine
Nachtschwalbe, welche man dort Chuck-Will's-Widow
heitzt, den mehr nordlichen Whip-poor-Will. Jener
wunderliche Name, der, wortlich fibcrsetzt, „glucke Wil-
Helin's Witwe" bedeutet, entstand aus getreuer Nachah-
mung des aus diesen Sylben bestehenden Rufes, der
sechs bis steben Mal Hintereinander wiederholt, dann von
kurzer Pause gefolgt wird und von Neuem beginnt. Den
Winter verbringt die Carolina-Nachtschwalbe in Merico
und Mittelamerika, den Sommer in Alabama, Louistana,
den Floridas und Georgien, wo grotze Nadelholzwalder
reichliches Futter und Sicherheit darbieten. Sie macht
keinen Unterschied zwischen den ausgedehnten sumpfigen
Waldungen der niederen Kustenstriche und den schluchten-
reichen Gebirgen des Jnneren, kommt in Georgien im
Marz an, in Virginien im April, verbreitet sich indessen
nicht nordlicher und verlatzt diese Gegenden zeitig im
August. Den Tag verbringt sie in den Hohlungen ste-
Hender oder auch umgestfirzter Stamme und zwar nicht
selten in Gesellschaft von Fledermausen. Wird sie in
solchen Orten entdeckt, so versucht sie nicht zu entfliehen,
sonderil sie zieht sich, wie Audubon ost sah, in das Hin-
terste Ende der Hohluug zuruck, straubt die Federn, Hff-
net den Rachen so weit als irgend moglich und zischt mit
vollen Kraften. Hervorgezogen beweist sie durch schnelles
und anhaltendes Blinzeln, wie unertraglich ihr das Ta-
goslicht sei, schnappt mit dem Schnabel wie die Fliegen-
fanger und kriecht am Boden schnell davon, sobald man
sie loslfiht. Durch schnellen und geschickten, bald auf-
steigenden, bald geradausgehenden Flug und sonstige
Sitten gleicht sie anderen Arten ihrer Gattung. Mann-
chen und Weibchen bruten abwechselnd und tonnen durch
nichts mehr gekrankt werden als durch die Entdeckung,
datz Jemand ihre Eier beruhrt hat. Sie strauben dann
die Federn, sitzen einige Minuten lang traurig da und
stotzen endlich einen leisen, murmelnden Klagelaut aus.
Audubon machte den Versuch, die Eier umzukehren, ver-
barg stch in Entfernung von zwanzig Schritten und sah,
wie das Paar nach einer kurzen uud leisen, in einer Art
von Murmeln bestehender Mittheilung und nach einigen
besonderen Bewegungen die zwei Eier in dem weiten
Rachen unterbrachte und, am Boden Hinfliegend, zwischen
den Baumen und Strauchen verschwand. Bis zu Wel-
cher Entfernung die Eier getragen werden inogen, und
wie die ebenfalls vorkommende Versetzung der Jungen
geschehe, konnte er nicht ergrunden. Der von den Eiern
blos aufgescheuchte Bogel kehrt zuruck und fahrt fort, sie
an derselben Stelle zu bebruten, sobald sie unberuhrt
geblieben sind. Das Geschrei hangt ubrigens mit dem
Geschafte der Fortpflanzung zusammen, demi es verkfin-
det die Ankunft der Wanderer aus dem Suden, auf Welche
die Paarung unmittelbar folgt, dauert wahrend der Brfite-
zeit ganze Nachte hindurch und verschwindet, sobald die
Jungen ausgekrochen sind. In dem Gefieder zeigen sich
Gelb, Rostroth und Schwarzbraun auf mannichfache
Weise gemengt; Kopf und Rucken sind sowohl gefleckt
als fein langsgestreift, die Flugel und der Schwanz