Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
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podier.
V o g c l.
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guergebanbert und ftin punktirt, die inneren Fahnen-
HLlfien der drei seitlichen Steuerfedern roeih; die ganze
Unterseile ist schroarzlich dunkelrostgelb gefleckt; am
Vorderhalse steht eine schmale, Weihe Binde. Die Lange
des Korpers betragt 9 Zoll.
6. Die Nucunda.Nachischwatbe. (Caprimulgus diurnus.) Sig. 1302.
Nach Azata bewohnt die Naemida Paraguay in
grohten Zahlen und ist eigentlich die gemeinste der bort
einheimischen Nachtschwatben ; der Prinz von Neuwied
begegnete ihr eben auch in Brasilien, und wahrscheinlich
ist sie uber den grohten Theil des tropischen Amerika
verbreitet. Gegen irgend etwas niedrige Temperaturen
muh ste sehr empfindlich fein, benit sie verlaht im Win-
ter selbst Paraguay, roo bas Quecksilber niemals auf
ben Gefrierpunkt sinkt, vermeibet ubrigens bie Walber,
lebt unb jagt auf offenen Triften unb scheint feuchte
Orte allen anberen vorzuziehen. Den Jnsectenfang be-
treibt sie balb in grohen Hoheit, balb unmittelbar uber
bem Spiegel umfangreicher Seen unb Teiche, balb nur
in Paaren, balb in Flugen von mehreren Hunberten.
Ihr Name stammt aus ber Sprache ber Guaranis unb
wirb in Paraguay auch auf Personen angeroenbet, bie
fich burch besonbers groheu Munb auszeichnen. Das
Gefieber besteht oben aus einem Gemisch von Grau-
braun, Rostrothlich unb Braunschroarz, bie Febern sinb
zum Theil gefleckt, zum Theil mit breiten roeihen Ratt-
bern eingefaht. Das Kinn ist dlahgelb, braun gestreift,
ber Bauch reinroeih, bie Brust auf roeihem Grunbe grau-
draun gefleckt; uber ben schroarzbraunen unb rostgelben
Schroanz laufen 9—10 dunklere Querbinben. Eigen-
thumlich sinb bie bebeutende Hohe ber ganz unbesteber-
ten Laufe, bie Lange ber Flugel, Ktitze bes Schroanzes
unb geringe Zahl ber Schnabelborsten.
7 Die stufknschwlnzigk Nachtschwalde. (Caprimulgus climacurus.)
Fig. 1303.
Die hier abgebilbete Art behalt burch ben 9 Zoll lan-
gen Stufenschroanz bas Ansehen einer bebeutenben Grohe,
inbessen miht ihr Rumpf nur 4 Zoll in ber Lange. Sie
ist am Senegal sehr gemein unb roeicht, so viel man roeih,
von anberen nicht ab burch Lebensart unb Sitten. Auch
auf sie ist eine neue Gattung (Scotornis) begrunbet
roorben, roeil bie auhere Zehe kurzer als bie tunere, ber
Schnabel mit zahlreichen, starten Borsten umgeben unb
ber Schroanz beutlich abgestuft ist. Im Ganzen erscheint
ihr Gefieber hell rostbraun mit schroarzen Flecken; bas
Kinn unb ein vom Munbroinkel anhebenber kurzer Strei-
fen sinb roeih; uber bie kleineren Flugelbeckfebern lauft
an ber Spitze ein breites, roeihes, uber bie groheren eben-
baselbft ein gelbliches Battb; Kopf unb Burzel sinb
schroarz gefleckt, Bauch und Brust roeih, diese mit feinen
Querlinien gezeichnet, bie Seitenfeberii bes Schroanzes
braun unb schroarz gebanbett.
8. Die gab-lschwInjig- Nuchlschwalbk. (Caprimulgus psalurus.)
Fig. 1304.
Wie die Natur sich bisroeilen in ber Hervorbringung
sehr besonberer Bilbungen gefalle, zu beren Deutung roe-
ber geroohnliche Erfahrung noch phystologische Kenntnisse
hinreichen, beweisen bie beiben letzten ber an biesetn Orte
aufzufuhrenben Nachtschroalben. Die burch einen aus-
nehmenb langen Gabelschroanz ausgezeichnete paraguay-
ische Art lebt, fliegt unb jagt roie alle ubrige, allein fte
besitzt in jettem Schroanze, ber ben Kbrper an Lange um
bas Doppelte ubertrifft, ein hinsichtlich seiner Nutzlichkeit
ober Nothroenbigkeit burchaus nicht beutbares Organ.
An ber letzteren mochte man schon barum zweifeln, roeil
bem Weibchen jene verlangerten auheren Steuerfedern
abgehen, dasselbe aber dennoch dem Mannchen in Schnel-
ligkeit nicht itachsteht. Im Fluge roerben ubrigens jene
beiben Febern balb zusammengelegt, balb roeit von ein-
anber gespreizt. Die Farbung bieses in ben Sammlun-
gen nichts roeniger als feltenen Vogels ist bie geroohn-
liche ber Gattung, oben tnehr gran unb schroarzgefleckt,
unten hell rostgelb; Brust unb Seiten sinb weihlich
II. Banb-
rostgelb unb schroarzlich gebinbert; im Nacken steht ein
brennenb rostrothes Banb. Die Lauge betragt von ber
Schnabelspitze bis zum Enbe ber mittleren Steuerfebern
einen Fuh, mit ben seitlichen Febern etroas uber zroei Fuh.
9. Dik wkstafrikanische Nachtschwatbe. (Caprimulgus longipennis.)
Fig. 1305.
Nur bie Parabiesvogel bieten Seiteustucke zu ber
rounberbaren Feberbilbung, roelche an ber abgebilbeten
Nachtschroalbe, bie um Sierra Leona nicht felten setn
soll, Verrottnberung erregen. Die beiben Febern, roelche
ben bis zum Schroanzende nur 8 Zoll mefsenben Korper
roeit ubettagen, eutspringen auf bem Unterarme zwischen
ben Flugelbeckfebern unb tvechseln in ber Lange von
8 — 10 unb sogar bis 20 Zoll. Sie bestehen aus eittent
bunnett, sehr elastischen unb bem grohten Theile nach
unbefieberten Schafte, ber nur an seinem vorberen Ende
eine 3—5 Zoll lange Fahne tragt, beroegen sich bei dem
geringsten Luftzuge hin und Her unb konuen auf ben
Flug offenbar nicht bie geringste Wirkung haben. Am
Weibchen sinb ste gleichsam nur als unvollkommene An-
fauge vorhanben, ubrigens von gelblich roeiher Farbung.
Das Gefieber bietet sonst bas gerobhnliche Gemisch von
Grau, Braun, Rostgelb unb Schroarz, bebarf aber, bet
ber Kennilichteit bes Vogels burch bie Seitenfebern,
nicht ber Beschreibung. Ueber Sitten unb Eigenthum-
lichkeiten fehlen Beobachtnugen.
II. Fettvogel. (Steatornis.)
Gattungscharakter: Schnabel nur an bet Wur-
zel breit; Oberschnabel gegen bie Stirn verlangert, ge-
kielt, von ber Mitte un zusammengedruckt, vor ber uber-
gebogenen Spitze mit zroei Seitenzahnen versehen; 10 bis
12 Schnabelborsten jeberseits, langer als ber Schnabel.
Fuhe kurz, zum Gange nicht geschickt; Laufe unbefie-
bert ; Vorberzehen gespalten, frei, gleichlang, Hinterzehe
nach innen roenbbar. Schroanz unb zugespitzte Flugel
lang.
1. Der Guacharo. (Steatornis caripensis.) Fig. 1306.
Humbolbt entbeckte ben ubetaus metkrourbigen Nacht-
vogel, welchet in CutttanaGuacharo unb um Bogotå Gua-
paro heiht, ztterst in der Tropfsteinhohle von Caripe in
Neuanbalusien unb fand spaterhin seine Spuren in ber
Felsschlucht von Jcononzo ober Panbi (Fig. 1307.),
roelche etroa 7 geogr. Meilen von Bogota entfernt liegt.
Man glaubte geraume Zeit, bah der Guacharo auf jene
beidett Orte beschrankt sei, indessen haben die Forschun-
gen der letzten Jahre beroiesen, dah er auch in anderen
Gegenden von Colombien und zroar bis gegenuber ber
Jnsel Trinibab vorkomme, jeboch uberall nur bie utt-
heimlichsten unv unzuganglichsten Stellen felsiger Ge-
birge beroohne. Zu ber von Humbolbt genau beschrie-
benett, spater (1835) von bem eolombischen Obersten
Cobazzi unb von bem beutschen Reisenben E. Otto (30.
Sept. 1840) besuchten Hohle von Caripe bildet ein 80
Fuh hohes, 72 Fuh breites naturliches Portal ben Zu-
gattg. Rings um basselbe ftreben geroaltige Forstbaume
empor, bie Pflanzenroelt glanzt in ber Pracht unb Uep-
pigkeit bes Tropenklima's, unb viele Geroachse bringen
tvuchernb, gleichsam als tvåre ber Raum fur alle zu eng,
so roeit in bie Hohle ein, als Luft unb Licht Zugang
finben. Der aus ben inttersten Eingeroeibett bes Gebir-
ges kommenbe Fluh Caripe fuhrt als stcherer Leiter ben
muthigen Wanberer ztterst in ein 400 Fuh langes Ge-
roolbe; roo bieses schlieht, gestattet eine anbere Oeffnung
Zutritt zu einem zweiten grogen Rauttte, in roelchem
hohe Stalaktiten, welchx bie Menschengestalt itu riesigen
Maahstabe nachahmett, bei unsicherem Fackelscheine sicht-
bar roerben unb ber balb morastige, balb felsige Bobett
genug Schroierigkeiten barbietet, um ben mittber Ent-
schloffenen vom roeiteren Vorbtingen abzuhalten. Ein
brittes hohes Geroolbe schlieht sich an, aber aut jensei-
tigett Enbe strebl ein Berg, ben Weg versperrenb, fast
bis zur Decke etnpor. Bis hierher gelangte Humbolbt •,
seine Nachfolger brangen burch eine Seitenoffnung in
neue Herrliche Raume, die von schlanken Tropfsteinsau-
len gestutzt unb an allen Wattben ntit blitzenb das Licht
zuruckstrahlenden Krystallen uberzogett sind; sie fanden
ihren Weg von Hohle zu Hohle, und der zuletzt genaunte
neueste deutsche Reisende hat den Rubm gehabt, bas
auherste zugangliche Enbe dieser Reihe von unterirdi-
schen Salen zu erreichen, roo enblich Decke unb Erbboden
sich vereinigen, aber ber aus engen Spalten Hervorguel-
lenbe Bach anzeigt, dah jenseits der itoch undurchbroche-
nen Wand manche andere Erroeiterung sich finden moge.
Den eintretenden Reisenden empfangen in ber ersten unb
zumal in ber zroeiten Hohle Fluge von Guacharos, bie
im Voruberschroeben ihn fast mit ben Flugeln beruhren
unb burch ihr kreischenbes Angstgeschrei bie Tausenbe,
roelche in ben Spalten bruten ober verborgen ausruhen,
zum Einstimmen bringen, bis zuletzt ein furchtbarer unb
burch ben Widerhall vielfach verstarkter Larm bie
Ratinte erfullt unb bie Schauer ber untertveltlichen Scene
auf bas Aeuherste steigert. Nur bes Nachts verlaht ber
Guacharo biese von allen anberen Thieren gemiebenen
Wohnorte, um in ben nachsten Walbern seine Nahrung
aufzusllchen. Nicht allein nach ben Angaben Hum-
bolbt's, sonbern auch nach benjenigen bes auf Gouabe-
loupe ansassigen L'herminier, welcher 1839 Cumana be-
suchte, besteht bas Futter bes Guacharo in sastigeit ober
mehligen Fruchleit, beten Kerne ubrig gelaffen ober
roieber ausgebrochen roerben, unb in roelchen genau un-
tersuchenbe beutsche Botaniker Saamen von Palmen
erkannt haben. Bestatigt sich biese Thatsache, bie aller-
bings mit ber Schnabelbilbung, ben Bartborsten unb
ber Lebensart nicht recht in Einklang zu bringen ist, so
tvurbe sie eine sehr merkrourdige Ausnahme barstellen,
inbent alle Nachtschroalben unb bie ihnen verroanbten
Tagschroalbett ausschliehlich von Jnsecten leben. Einntal
jahtlich begeben sich bie Jitbier in bie Hohle von Caripe
unb leeren mittels langer Stangen alle irgenb erreich-
bare tinter ben Tausenben von Nestern, roelche die Spal-
ten und Vertiefungeit det Felsendecken anfullen. Ilmsonst
vetsuchen die alten Vogel dutch roustes Geschrei und
burch Heranfliegen ihre Nachkommenschaft zu vertheibi-
gen ; roas von ben Nestvogeln Herabstutzt, roirb sogleich
ergtiffen unb auf ber Stelle geosfnet. Die Stibier sam-
itteln in grohe Tbpfe bie bichte, bie Eingetveibe unthul-
lenbe Fettmusse unb vetbringen ben Abenb bantit, ihre
Bente unter Hutten auszuschmelzen, bie ste schnell am
Eingange ber Hohle selbst errichten. Die erlangte
olige Flusfigkeit halt sich .ein gaitzes Jahr ftisch,
ohne taitzig 5u roerben, unb bient anstatt vegetabilischen
Oeles. Zu Htimbolbt's Zeiten getoann man jahtlich
nur 150 — 160 Flaschen bes teinsten Fettesi bas iitinbet
klare beroahrte man in irbenen Gesahen zum uiimittel-
baren Verbtauche. Mit bet ungehettrett Vetheerung
unter jetten Vogeln stanb also ber Ertrag in keittem Vet-
haltnisse. Die Jnbiet sinb, roie sie selbst sagen, feit tin-
vorbeitklichen Zeiten geroohnt, alljahtlich eine bieset
sonbetbaren Aernbten abzuhalten. Dah bettttoch jene
Vogel nicht vollig auSgerottet roorben, erklart sich theils
aus ber Unzuganglichkeit unb bet Hohe geroiffet Ab-
theilungen bet Hohle, theils aus ber Furcht ber Jnbiet,
bie nur einntal im Jahre unb in groherer Gesellschaft
bie buitkelit Rauttte zu betreten roagen, roelche nach ihrer
Anstcht auch bet Wohnott bet eigenen abgeschiebenett
Votfahren sind. So groh ist bie Furcht ober boch bet
Glaube an bie geheimnihvollen Beziehuitgeit jetter Hohle,
bah Zauberer unb Giftmischet, ro0fur Jnbiet sich gern
gehalten fehen, ihre unheimlichen Gebtauche unter bem
Felsportale vornehtnett unv itirgenbs ben b6|en Geistetit
nahet zu fein meitten als eben bort. Selbst bie Weihett
sinb von folchem Aberglaubeit nicht ganz frei, benit bie
grohen im Kropfe junger Vogel gefunbenen Saameitkor-
ner werbett unter bem Namen Guacharo - Saamen nach
Cariaco unb ahnlichen von Fiebern Heimgefuchten Nie-
berungen gebracht unb als Heilmittel gern gekauft.
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