ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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62 Vogel. Zweite Vrdnuiig. tung einer bei Klettervogeln noch mehr Hervortretenben Bildung. Zwischen den Geschlechtern besteht anherlich tein erheblicher Unterschied; Hochstens ist das Weibchen ehvaS Heiner und nicht ganz so dunkel gefarbt als das Mannchen. — Die in Sudeuropa und bis Tyrol ver- breitete, Hochst felten nach Deutschland stch verirrende Alpenschwalbe (Cypselus Melba) wird nicht allein um 2 Zoll grover, sondern ist auch lichter rnhbrann und an der ganzen Unterseite weih;sie gleicht in Lebensart und Sitten der weit weniger feltenen, zuerst beschrie- benen Art. 2. Die langflugelige Mauerschwalbe. (Cypselus longipennis.) Sig. 1313. Von der europaischen Mauerschmalbe weicht die so- genannte langflugelige, welche auf Java und Sumatra wohnt, nur durch Nacktheit der Laufe ab und kann daher keine elgene Gattung reprasentiren, wie Swainson es gewollt hat. Sie Heiht bei den Javanern Sambor-galeng unc ist von Horssield unter dem Namen der Klecho- Schwalbe beschrieben morden. Die ganze Oberseite und die Flugel sind glanzend dunkelgruu, Schwingfedern und Schwanz blaugrun, Kehle, Brust und Unterrucken Hellgrau, Bauch, Fleck uber den Augen und auf den Schulterfedern reinroeip ; in der Ohrengegend steht ein rost- farbener Fleck, auf dem Scheitel des Mannchens eine turze, aufrichtbare Federhaube. Die Hinterzehe ist irrig als nicht nach vorn wendbar angegeben worden. Die ganze Lange betragt 9—10 Zoll. V. Stachelsehwalbc. (Chaetura.) Gattungscharakter: Schnabel der Mauer- schwalbe. Laufe ungemein kurz, jedoch langer als die Mittelzehe, nackt; Vorderzehen lang, ungleich; Hinter- zehe sehr turz. Schwanz turz, abgerundet; Schafte der Steuerfedern in Harte Spitzen verlangert. 1. Die langflugelige Stachelschwalbe. (Chaetura macroptera.) Fig. 1314. 1315. Der wesentlichste Unterschied der Stachelschwalben von ihren Verwandten besteht in dem Schwanze, der, vollig ausgebreitet, genugt, um den Korper wahrend des Anklammerns an eine senkrechte Wand zu unterstutzen, sonach sich verhalt wie berjenige des Spechtes und ande- rer Klettervogel. Die Krallen sind ebenfalls sehr start und weit groher als bei andereu Schwalben, und der ganze Bau deutet auf eine Lebensart, die von derjenigen unserer Mauerschwalben toenig abweichen kann. Die Mehrzahl der dieser Gattung angehorenden Arten be- wohnt Amerika und zeichnet stch durch FLrbung nicht von nahestehenden europaischen Vogeln derselben Familie aus, ubertrifst sie indessen durch Grohe. Die als Bei- spiel abgebildete Species ist im Allgemeinen braun, auf den Flugelit mit grunlichblauem Schiller, auf dem Un- terrucken toeihgrau, am Kinn und an den unteren Schtoanzdeckfedern schneeweih. Dritte Familie. Eigentliche Schwalben. Die eigeutlichen Schwalben bilden eine grope und sehr naturliche Gruppe, beren Vorbilb bie bereits be- sprochenen, burch Fuhbildung anherlich wohl unterschie- benen Segler barbieten. Durch weite Rachenspalte, Bil- bung bes Schnabels unb Bartborsten entsprechen sie bent Begriffe ber Sperrvogel. Jhre Fupe sinb schwach unb eigentliche Wandelfuhe, inbem bie Hinterzehe nicht nach voru wenbbar ist, Mittel- unb Auhenzehe nur an ber Wurzel mit einanber verwachsen sinb; bie Auhenzehe bient bisweilen als Wenbezehe; bie Laufe zeichnen sich burch auffallenbe Kurze aus. Die Zehen haben bie ge- wohnliche zunehmenbe Glieberzahl, b. H. bie innere brei, bie viel langere mittlere vier, bie auhere funf Glie- ber unb sinb mit krummen Krallennageln bewehrt. Die sehr zugespitzten unb langen Flugel verbanken ihre Ge- stalt bent kurzen Armknochen unb ber ungewohnlichen Lange ber vorberen Schwingfebern. Selten leuchtet bas Gefieber in abstechenben Farbungen, allein es besitzt da- fur gewohnlich einen mehr oder minder starken metalli- schen Schiller, liegt ubrigens dicht au dem Korper an und erscheint nach allen Richtungen wie geglattet. Rei- Hende Schnelligkeit des Fluges ist allen Arten gentein, wahrend gehende Bewegung beinahe zu den Unmoglich- keiten gehort. Die ganze Einrichtung des Korpers ver- rath die Bestimmung zum Leben in der Luft, und dieser toirv so vollstandig genugt, bah nur das Bedurfnih der Ruhe, welches ubrigens erst am Abend eintritt, die rasche und, wie es scheint, keine Anstrengung erfordernde Bewegung unterbrechen kann. Alle leben von Jnsecten, die in der Regel im Fluge erhascht werden, und verhalten sich, mindestens in den kalteren Landern, als wahre Zugvbgel, die wahrend ihres Sommerlebens ein oder auch zwei Mal bruteit, im Nesterbaue viel Kunsttrieb verrathen und in Monogamie leben. Man trifft sie uber die ganze Erde an in zahlreichen Arten, und selbst Neu- Holland entbehrt sie nicht, obgleich gerade dieser Welt- theil in seinen Thierformeu sonst ttteist ganz eigenthum- lich oder doch dem Norden der Welt nicht verwandt erscheint. VI. Sehtvalbe (Hirundo). Gattungscharacter: Schnabel breit, flach, an der Wurzel dreieckig, vorn zusammengedruckt und mit der kurzen Spitze ubergebogen; Nasenlocher der Stirn genahert, langlich nierenformig. Fuhe mit Wendezehe, die Hintere nicht nach vorn drehbar; Laufe nackt oder befiedert. Flugel lang, schntal, spitzig, Schwingfedern mit starren Schaften, die erste die langste. Schwanz mittellang, zwLlffederig. 1. Die Rauchschwalbe. (Hirundo rustica.) 1316 a. 1318. Jeder der Natur nicht durch Uebercultur Entfremdete weih, welcher poetische Reiz ben Schwalben unb zuinal ber Hausschwalbe beiwohnt, bie vertrauensvoll mit uns basselbe Dach theilt. Sie verkundet bas Wieberaufleben ber Natur nach ber langen unb traurigen, tvenn auch nur scheinbaren Erstattung bes freubelosen Winters unb vermag wohl in bent norbischen, ewig nach mittag- lichen Landern gezogenen Menschen Gesuhle ber Sehn- sucht zu erwecken, wentt sie nach einem genuhvollen Som- merleben bavoneilt, um unter milderen Klimaten bieselbe Eristenz fortzusetzen, ohne je mit einent Schneesturme, mit kurzen unb bunkeln Tagen unb allen Unbifben hohe- rer Breiten kgmpfen zu mussen. Sie erheitert ben auf- merksamen Zuschauer burch ihr ruhriges, munteres Wesen, burch ihre Frohlichkeit unb ihren nnverkennbaren Aluthwillen, ber nur dann der tragen Bebachtigkeit weicht, Wenn bas zur ungewohnlichen Zeit eingetretene unb an- Haltenb rauhe Wetter bie Jnsecten verscheucht unb ihr bie Nahrung raubt. Ueberall ist sie beliebt; gern er- z^hlt man sich im Norben von ihrer Ankunft, weil man, obgleich irrig, voraussetzt, dah sie sich nimmer tauschen konne, unb dah sie vie Wieberkehr bes ersehnten Fruh- lings anzeige. Bei bent Lanbmanne finbet sie Schutz, theils aus Llberglauben, theils aus wirklicherZuneigung, allein selbst ber erstere ist nicht von busteret Fhrbung, benn er schilbert ben kleinen, frohlich zwitschernben Vo- gel, ber sich bent Menschen vorzugsweise anschlieht, als guten Genius ber einfachen Behausung. Menige ber nicht unterworfenen Thiere mogen mit gleicher Sorgfalt seit alten Zeiten beobachtet worben fein; jebermann glaubt nach uberlieferten Regeln aus bent Fluge ber Schwalben bas bevorstehende Wetter beurtheilen zu kon- nen, unb wenn am Ende bie Folgen ber Voranssagung nicht entsprechen, so to irb eher ber fehlerhaften Beobach- tung bie Schulb beigemeffen, als Mihtrauen in bie pro- phetische Gabe bes Vogels gesetzt, beffen Vorgefuhl jeboch nur ein allgemeines unb nie in weite Ferne rei- chenbes ist. Der kunstliche Nesterbau, bie Vorsorge fur bie Jungen sinb anbere ber gewohnlichsten Beobach- tungsgabe sich barlegenbe unb leicht erfahbare, beswegen aber nicht unmerkwurdige Zuge in ber Naturgeschichte ble- fe8 Vogels, bie selbst ben Stabtern nicht vollig fremb blei- ben tonnen. Abgesehen von biesen bas Gefuhl mehr als ben Verstanb in Anspruch nehmenben Eigenthumlichkei- ten, erweckt bie Hausschwalbe, nicht weniger als bie an- beren im Norben vorkommenben Arten, vieles Interesse burch ihre Nutzlichkeit. Es burfte roenige Vogel geben, bie mit gleicher Unermudlichteit unb mit gleich grohem Appetit bie Jnsectenroelt verfolgen, unb zroar vor allen biejenigen Kerse, bie burch Schnelligkeit ihres Fluges anberen befieberten Feinben mehrentheils ohne viele Muhe entgehen. Nirgenbs sinb biese vor ben Verfol- gungen ber Schroalbe sicher, roelche balb an ber Ober- flache ruhiger Gen-asser Hinschiept, sogar bie etroas unter bent Wasserspiegel schroimmenben Larven burch augen- blickliches Untertauchen bes Kopses hervorholt, uberall, roo sie sich geschutzt weih unb bie Oertlichkeit es erlaubt, in bas Innere ber Gebaube unb in Viehstalle einbringt unb nahe an bent Boben bie fluchtigen Jnsecten eben so leicht erhascht als hoch oben, roo biese, nicht selten zu Tausenben angesammelt, gleichsam ihre Reigen auffuh- ren. Reicht einfaches Herumstreifen nicht aus, ist nasses, bunkles Wetter eingefallen, burch roelches Jnsecten an ben Boben gebannt ober zum ruhigen Verharren an Zweigen unb in Baumkronen gezroungen roerben, so richtet bie Schroalbe ihren Flug so ein, bah sie bie ver- borgenen ausstort, bie sie int Sitzen nicht zu ergreifen roeih, aber mit vieler Sicherheit erhascht, sobalb sie er- schreckt im Fluge bavonzueilen versuchen. Selbst ubles Wetter vermag sie von solcher Jagb nicht abzuhalten, benn roenn ber Sturin ben Soinmerregen peitscht, fliegt sie moglichst an ber Erbe, ober Hinter Buschen unb Man- ern sich bergenb, Hin unb Her, um alle Jnsecten zu ergrei- fen, bie, als Fluchtlinge eintreffenb, an benselben Orten Schutz sucheit. Sie verbauet ubrigens so schnell, unb ihre int Neste Harrenben Nachkommen beburfen so vieler Nahrung, bah unablassige Thatigkeit ersorbert roirb, um biesemboppelten Bedursniffe zu genugen. Wie bie Nacht- schwalben unb bie roeit machtigeren Raubvogel, roirft auch sie bie unverbaulichen Neste ihres Futters von Zeit zu Zeit aus unb vermag Hunger nur kurze Zeit zu ertra- gen. Ueberhaupt gehort sie, ungeachtet ihrer grohen, von Kraft zeugenben Beroeglichteit, ihrer frohlichen Laune unb ihres Muthroillens, zu ben zartlicheren Vogeln, roelche anhaltenb rauhem Wetter unb bent Mangel leicht er- liegen. Die Rauchschroalbe ist uber alle milbe Lauber ber alten Welt verbreitet ; sie ist in Kamtschatkck ebenso roie in Portugal angetroffen roorben, roirb am Cap ber gu- ten Hoffnung als einheimischer Vogel betrachtet und streift im Sommer fast bis zum Polarkreise. Ueberall gilt sie aber als Zugvogel, ber d'urch seiue Wanberungen bie rauhe Jahreszeit vermeidet unb am Liebsten unb Hausigsten in ben gemahigten Klimaten brutet. In Mitteldeutschlalib kommt sie gegen-Anfang Aprils an, barf aber fur ganz untrugliche Verkunberin bestanbigen Fruhlingsroetters nicht gelten, inbem fte, ro ie Erfahrung beweist, gar nicht felten gezroungen wirb, von Neuent auf einige Tage, bisroeilen auf eine bis zroei Wochen sich zu entfernen, um irgenbwo im Sittzen ben Eintritt fester Witterung zu erwarten. In Deutschlanb trifft sie fruher ein unb zieht spater als bie anberen Arten, etroa in ber zroeiten Halfte Septembers, von bannen. Die Wanberungen ber Schwalben haben schon in ben fruhe- sten Zeiten bie Ausmerkfamkeit auf sich gezogen, benn Jeremias gebenkt ihrer, unb aus einer Stelle bes Aristo- phanes geht Hervor, bah bie Ankunft ber Kranniche bie Zeit ber Saat, biejenige ber Milane ber Schaaffchur an- zeigte, unb bah man nach bent Erfcheinen ber Schwalben bie Winterkleiber ablegte. Zufolge bes Bluthenkalen- bers, welchen Theophrast in Athen Hielt, wehten bie Subwinbe, bie man Zugvogelwinbe nannte, zwischen