Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Sodur.
V o gel.
63
dem 28. Februar und 12.Murz; sie brachten die Schwal-
ben Herbei. Genaue Forschungen haben gtlthri, duh
uicht fowohl die Temperaturverbaltnisse als der mit den-
selben verbundene Uebtrfluh oder Mangel an Nahrung die
Dauer des Anfenthaltes bestimmen. Spallunzaiii, der
freilich bei seinen wissenschastlichen Versuchen fur die
Schmerzen der Thiert kein Mitleid gefuhlt zu haben
fchtint, hat nuchgewitstn, dasi Schwalben gegen Kaltr
viel weniger empfindlich sind, als man gemeinhin un-
niinmt. Sie litten bei Anwendung kunstlicher Kalte nicht,
so lange das Qnecksilber auf deni Gefrierpuncte stand,
wnrden durch 8—9° Kalte merklich ergriffen, ohne jedoch
zu sterben, und erlagen nur einer Temperatur von 13 —
14" mit grosier Schnesse. Sie verfielen niemals in cinen
lethargischen, dem Winterschlafe gleichenden Zustand, son-
dern starben entweder an Kalte oder Nahrungsmangel; in
einem mit Wachstafft uberzogenen Korbe im Schnee hoher
Gebirge im Mai und Juli eingegraben, starben sie schon
nach 10 Stunden ; andere, im Zimmer ohne Nahrung
eingesperrte erlagen dem Hunger am funsten Tage. Diese
allerdings grausamen Versuche, die Niemand gern und
ohne dringende Nothwendigkeit iviedtrholtn wird, Haben
das Gute gehabt, die alten, aber noch immer Glanben
findenden Sagen von der Neberwinterung der Rnuch-
schwalbe im Norden entschieden zu widerlegen. Die
sruheren Naturforscher Hielten den Winterschlaf diests
Vogels nicht nur fur moglich, sondern bemuhten sich sogar
durch Sammtln einer Menge von Aussagen denselben uber
alle Zweifel zu erheben. Sie waren nicht zufrieden, die
Schwalbe in voller Erstarrung den langen Winter des
Nordens in Hohlen und Felsspalten verbringen zu lafsen,
sondern wiesen ihr sogar zu diestm Zwtcke Aufenthaltsorte
an, in welchen kein marmblutiges Thier langer als Hoch-
stens einige Stunden am Leben bleiben faun. Bald soll-
ten Schwalben im Schlamme mit Eis bedeckter Teiche,
bald in tiestn Hohlen des Ufers unterhalb der Wasserlinie
gefunden worden stin, und nachdem die Uninoglichktit
einer solchen Eristenz, gleichviel in welchem Zustande von
Erstarrung, bereits allgemein eingesehen worden, trat
doch Achard auf, der bei einer Reist anf dem Rheine, gegen
Ende Marz 1791, Schwalben gesthen haben wollte, die,
in vLlligt Lethargie verfunken, von Kindern auS Lochern
des Flusiustrs gezogen, nach Halbstundiger Erwarmung
zum Leben erwachten und davonstogen. Es wird faum
nothig stin, zu versichern, dasi, ganz abgesehen von dem
Beweis physiologischer Uninoglichktit, nicht fin glaub-
wurdiger Fall von Entdeckung winterschlastnder Schwal-
ben vorliegt, und dasi, wenn hinundwieder eine solche tin-
gesroren angetroffen ward, sie, als im Herbste gestorben,
nicht wiedtr zu erwecken gewesen ist. Bei den Wanderun-
gen der Schwalben treten ubrigens alle jene Erscheinun-
gen hervor, deren oben (S. 11.) als allgemeiner gedacht
worden ist. Jedermann kennt die Unruhe, die sich diestr
Vogel bemachtigt, sobald die Zeit des Wegzuges naht,
ihre Anfangs kleinen, danil immer zahlreicher werdenden
Versammlungen, das laute Zwitschern, welches den Ge-
danken an eine Verabredung oder Berathung erzeugt, die
kurzen, versuchsweis angestellten Fluge und das gemein-
fanie Uebernachten von Taustnden auf hohen Dachern.
Das letztere Zeichen verkundet die unmittelbare Abreise
und wiederholt sich nicht leicht zum zweiten Male. Die
vereinte Gesellschast erhebt sich auf ein von den Alten gt-
gebenes Zeichen plotzlich und zwar in der Regel gegen
Sonnenuntergang, verliert keine Zeit mit dem Herum-
kreisen, welches in den letztverstrichenen Tagen haufig be-
merkt ward, sondern zieht in gerader, Anfangs nach
Westen und spater nach Suden gerichteter Linie mit fester
Eittschlosstnhtit davon. Niemals kehren sie zuruck, und
wenige sind achtlos und leichtstnnig genug, die Gelegenheit
zur Reist in Gesellschast zu versaumen. Den unvorsich-
tigen Nachzuglern ist indefsen die Moglichkeit des Anschlus-
ses an den Hauptzug nicht benommen; sie vermogen durch
Einschlagung einer geraden sudlichen Richtung denselben
zu erreichen, weil er anfangs einen westlichen, wohl nicht
unabsichtlichen llmweg einschlug. Nur Kranke bleiben
zuruck und fallen dann in der Regel dem rauhen Herbst-
wetter zum Opfer. Die grosien, wohlgeordneten Heere der
Wanderer bemegen sich mit erstaunlicher Schnelligkeit und
kreuzen gleichzeitig das Mittelmeer, wo sie der Seemann
nicht felten Mie dunkle Wolken i'iber sich hinziehen sieht,
bisweilen auch Zeuge ist, dasi ganze Fluge auf sein Schiff,
uni auszuruhen, herabsinken und Segelstangen, Maste
und Taiiwerk dicht bedecken. Man glaubt, dah die aus
dem mittleren Frankreich davonziehenden Schmalben gegen
den achten oder neunten Tag am Senegal eintreffen. Die
Anknnft im Fruhjahre mird minder allgemein bemerkbar;
felten sind die ankommenden Gesellschaften von solcher
Grosie, mie die im Herbste davongezogenen. Die zuerst
anlangendeii erscheinen sogar sehr einzeln und mogtn aus
den rnstigsten Paaren bestehen, die genau nach denselben
Orten miederkehren, an melchen sie im vorhergegangenen
Jahre gebrutet haben. Man Hat eine Menge von Versu-
chen geinacht, unt diestThatsacht zu erforschen, und Hat fle
als ziemlich sicher nachgemiestn, indeni man eiiigefangenen
Paaren Seidenfaden an die Fusie band; Spallanzani setzte
mit grosier Geduld diest Versuche 18 Jahre lang fort und
fand, dah dieselben Paare wahrend diests langen Zeit-
raumes regelmahig Miederkehrten und entmeder ihr vor-
jahriges Nest benutzten oder in der unmittelbaren Naht
defselben ein neues baueten. Sie Mahlen fur diests Hans-
mauerit, melche von den Duckern soweit uberragt werden,
dasi der sehr kunstliche, aber nach oben ostene Bau vollkom-
menen Schiitz gegen das Wetter erhalt. Als Material
vermenden sie Schlamm und nasse Erde, die in kleinen
Mengen im Schnabel zusanimengetragen und so zusam-
mengeklebt wird, dasi ein Kugolsegment entsteht, defsen
ausiere Wandung uiieben, die innere Hingegen sorgfaltig
ausgefuttert ist. Zur Verbindung der Erde und Haupt-
sachlich zum Utbtrzng der inneren Flache wird der dicke
und klebrige Speichel benutzt, welchen besondere, nicht
alleiii in der Ruchtnhohlt befindliche, sondern auch im
Schlunde ausmundende Drusen ergiesien. Die eigentliche
Hohlt des Nestes tnthalt eine Ausfutterung von Haaren,
Federil und ahnlichtn weichen Gegenstandeii, auf ivelche
das Weibchen im Maimonate stiiie 5 — 6 dunnschaligen,
Hellaschgrauen und rothpunctirten Eier legt. Das Mann-
chen nimmt an der Brutung keinen Thtil, und stlbst das
Weibchen ist gezwungen, die Eier haufig zu verlaffen, unt
sich zu sattigen. Die Jungen kriechen aus nach 14 — 16
Tagen und werden unter lautem Zwitschern von beiden
Aeltern gefuttert, die sich die Erziehung angelegen ftin
lasten und schon nach zwei Wocheit ihre Nachkommen auf
einen Dachfirsten leiten und die schnell ermudeten und zur
Jagd noch ungeschickten mit Nahrung versorgen. Am
Ende des ersten Monats haben die Jungen soviel Kraft
und Geschick erlangt, dah sie die Alten, von welchen fle in
der letzten Zeit im Fluge gefuttert wurden, verlaffen kon-
nen. Sie trennen sich von ihnen, die ganze Familie ztr-
ffillt, und die Aeltern erziehen in den nachsten Wochen eine
zweite Brut, die aber in nasseit und kalten Sommern nicht
immer zur volligen Reife gelangt und bisweilen schon im
Ei verloren geht.
Die Rauchschwalbe (auch Spiehschwalbe, Kfichtn-
schwalbe, Feuerschwalbe genannt) ist auf den ersten Blick
durch den langen und sthr ties gabelformigen Schwanz
vor den ubrigen einheimifchen kennbar und durch Farbung
von ahnlich gebildeten auslandifchen verfchieden; Vorder-
kopf und Gurgel sind braunroth, die Zugel fchwarz, die
ganze Oberfeite und Brust fchwarz mit stahlblauem und
purpurnen Schimmer, Unterbrust und Bauch weisi, in
das Rostrothliche zithend, Schwing- und Schwanzfedern
fchwarz, die letzteren (die beiden mittleren ausgenommen)
auf der inneren Fahnenhalfte mit weitzem Fleck verfehen,
die imbefiederten Fusie rothlichgrau. Die Iris ist
fchwarzbraun. Mannchen und Weibchen fehen sich sthr
ahnlich; die Jungen sind im ersten Jahre nur durch Man-
gel des Metallglanzes kenntlich. Spielarten flnd nicht
felten und mannigfach.
3. Die amerikamsche Rothschwatbe. (Hirundo rufa.) gig. 1319.
Die Rothfchwalbe btwohnt einen grosien Theil der
Vereinigten Staaten, gehort zu der durch langen Gabel-
fchwanz ausgezeichneten Gruppe und vertritt in ihrem Va-
terlande iinfere gemeine Rauchschwalbe. Unter denLand-
leitten ist sie nicht weniger beliebt und eben so zutraulich
und frohlich als jene; uberall geschutzt, erbauet sie ihr
Nest in Scheuern und anderen lsindlichen Gebauden, je-
doch niemals in Feuereffen. Im Maimonate, und zwar
wenige Tage nach ihrer Ankunft, geht sie an die Arbeit,
bedarf jedoch eine volle Woche zur Vollendung des eben so
kunstliclien als grosien Nestes, welches einem umgekehrten
Kegcl gleicht und an der abgestutzten Hinterseite mit einem
Dachfparreit zusammenhangt. Das obere Ende ist zu
einer Art von Vorsprung oder Leiste erweitert, auf wtl-
chem Mannchen und Weibchen gelegentlich sich nitdtrlus-
fen, und misit wegen feineS ovalen Umfanges in der einen
Richtung 5 Zoll, in der anderen 6 Zoll; die ausitre Hohe
des gunzen Nestes betrugt 7 Zoll. Zur Verfertigung dient
weiche Lehmerde oder Gusfenkoth, die in Klumpchen uuf-
getragen und, der befferen Festigkeit wegen, mit Huuren
und Grashulmen durchknetet werden, tin Vtrfahrtn,
wtlchts, btilaufig gtfugt, uuch unfert Rauchfchwulbt bt-
obachttt. Dit Wunduligtn hubtil zitmlich tintn Zoll in
dtr Dickt, sind uuhen rauh, iniitii sorgfaltig gefuttert
und bildtn tint gtraumigt, unttn mit Htu und weittr obtn
mit Duiitnftdtrn uusgtpolsttrtt Hohle. Obgltich nicht
felten 20 — 30 Rester titlen tinander litgtn, fo Htrrfcht
in dtr Colonit dtnnoch vitl Ordnung und Vtrtraglichktit;
dit Btwohntr fcheintn sich zu unterstutztn und tin gtiittin-
fuints 3nttrefft zu Hubtn. Stlbst dit biswtiltn unvtr-
mtidlicht Zusammendrangung sthr vitler Ntsttr nuf tintn
sthr tngtn Raum vtrinug ditsts fritdlicht Vtrhultnisi nicht
zu stortil. In gunstigtn Soniiiitrn wird dit Brutung wie-
dtrholt und bittti tin ungtnthmes Bild Huuslichtr Einig-
ktit und thatigtr Sorgt fur gltichen Zweck. Dus Mann-
chtn fchtint durch lungt forigtsttztts frohlichts Zwitfchtrn
dus Wtibchtn wahrtnd ftintr gtduldigtn Pflichterfullung
erhtiitril zu wolltn und vtrbringt dit vom Jnftcttnfungt
nicht in Anfpruch gtnommtne Ztit gtrn in dtr Naht stints
Ntstts. Luiidltutt fucheii biefe Schwalbe an sich zu zithtn,
wenn sie irgtndwo ntue Niedtrlaffungen begrunden, und
btfestigen zu diestm Zwecke lange Breterkusten an angt-
meffenen Orten. Sie leidtn es nicht, dah Jemand diest
Schwalben fchieht, indem sit den Abtrglauben haben, dusi
ihre Kuhe in Folge tints folchen Mordts blutige Milch
geben wurden. Dtr wefentliche Unterfchied zwifchen un-
ferer Rauchfchwulbt und dtr umerikunischen Rothfchwulbe
besteht in der rostrothen Furbung, welche un der lesteren
die ganze Unterfeite lind die inneren Flugeldeckfedtrn uber-
zieht und am Weibchen etwas bleichtr erscheint. Die
Oberfeite und tint Binde uber die Brust sind stahlblau,
Schwingen und Schwanz braun; die uusiere Feder des
Gabtlfchwunzes ist sehr lang, die folgenden tragen, dit
initttlsten ausgtnommen, auf dtr Jnnenfahnt tintn lun-
gtn, weihtn Fltck.
3. Dik Hausschwalbr. (Hirundo urbica.) Sig. 1317.
Jtdermunn kennt dit Hausfchwulbt, dit, nicht wtni-
gtr verbrtittt nls dit Ruuchfchwulbt, dtm Auftnthnltt in
Stådten den Vorzug zu geben fchtint, indtfftn durum den
Schutz landlicher Wohnungen nicht verfchmfiht und in
Nordeuropn fibtrall um einige Tugt fpåter unkommt als
jtne, Kultt odtr fiblts Wttttr mthr ffirchttt und fibtr-
Huupt zu dtn ztitig duvonzithtndtn, uns fchon in dtr trsttn
Wocht Stpitmbers witdtrvtrlafftndtn Sommtrvogtln gt-
Hort. In dtn trsttn Tngtn uuch dtr Ankunft unitrzitht
sit sich dtr Ausbtfftruiig ihrts vorjahrigtn Ntstts odtr
buutt sich ntbtn dtmstlbtn, wtnn ts gar zu ztrstort tr-
schtint, tin ntuts von hulbkugtligtr Gtstult. Wo dit
Otrtlichktit gtnuut Btfolgung dts gtwohnlichen Bau-
plaiits nicht gtstatttt, sttht sit nicht un, dit Form dtn Vtr-
haltnisstn unzupufftn, bltibt indtfftn dtr rundtii simnitr
mthr odtr mindtr trtu. Zum Buu wtrdtn dit gtwohnlichtn
Muttrialitn in Herkommlichtr Wtift vtrwtndtt; uuch dus