Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Vogel.
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"was plattgebrfickt, glatt, mit stumpfkantiger Firste, an
der Spitze schwach fibergebogen und mit stachem Aus-
schnitte versehen, in welchen die etwas aufsteigende Spitze
des Unterkiefers (einpagt; Rachen weit, bis unter das
Auge gespallett; kurze Bartborsten; Ffige stark, das
aiigere Zehenpaar theils nur an der Wurzel, theils auch
bis fast zum ersten Gelenk oder sogar fiber daffelbe Hitt-
aus verbunden; Flfigel mittellang, Schwanz zwolf-
federig. — Die hierher gehorenbett Vogel leben von
saftigen Frfichten, feltener von Jnsecten, sind ubrigens
einfaltig, nicht scheu, gesellig, zum Theil fast stumm,
theils auch mit eigenthumlich metallisch klingenden
Stimmen, die Glockentonen gleichen, begabt und lieben
einsame und stille Waldungen. Sie bildeten bei Linneeine
einzige, von den Neueren vielfach zertheilte Gattung.
XII. Ptahait. (Coracina.)
Gattungscharakter: Schnabel dein Fatttilieii-
charakter im Allgemeinen entsprechend, jedoch sehr kraf-
tig, breit, plattgebrfickt, an der Wurzel mit grogen Bor-
sten umgeben. Nasenlocher von den Stirnfedern verdeckt.
Stige schwach.
1. Rothhalsiger Piahau. (Coracina rubricollis.) Fig. 1344.
Die brasilischen Piahaus haben in Gestalt und Be-
nehmen viel Aehnlichkeit mit den Rabenvogeln und Vil-
den einen Uebergang zu benselben, auf der anderen Seite
zeigen sie wiederum Berwandtschaft mit den Fliegen-
schnappern, zu welchen sie von vielen Systematikem ge-
zogen worden sind. Auch in der Wahl der Nahrttttgs-
mittel stehen sie zwischen den ubrigen beerenfressenden
Seidenvogeln und den von Jnfecten ausschlieglich leden-
den FliegenschnAppern; die sehr rauhen und starken
Bartborsten deuten die letztere Ernahrungsweise an,
wahrend die allgemeine Form des Schnabels der erste-
ren nicht entgegensteht. Die Fuge dienen nur 511111
Sitzen und sind eben so unbrauchbar zum Lansen ais
zum Festhalten eines ergriffenen Gegenstandes. Die
beiden vorzugsweis wohl bekannten Arten bewohnen
die einsamen Urwalder von Brasilien und Guyana und
nahern sich niemals den Niederlassungen. Sie besitzen
laute Slimmen, deren Klang in dem brasilischen Namen
Piahau nach Moglichkeil wiedergegeben ist. Der roth-
Halsige Piahau Fig. 1344. giebl an Groge einer
Krahe wenig nach, migt ohugefahr 15 Zoll in der Lange,
Hal einen ziemlich grogen Kopf, etwas aufrichlbare
Stirnfedern, schmale, lange Halsstdern, schwarzes, nur
an der Kehle schon purpurrothes Gefieder, schwarzlich-
braune Schwingen und abgerundeten Schwanz. Am
Weibchen ist der Kehlsteck graulichweig-, das Schwarz
des ubrigen Gefieders ziehl mehr in Braun. — Der
schildtragende Piahau (Coracina scutata) Fig.
1345. ubertrifft die erste Art an Schonheit; das Gefie-
der ist durchaus glanzend schwarz mit Ausnahme des
Unterhalses und der Oberbrust, die im schonsten Schar-
lachroth leuchten ; die an diesen Stellen stehenden Federn
sind schmal und bilden, wenn der erzurnte Vogel sie
aufrichtet, titte Art von abstehendem Kragen. Das
Weibchen entbehrt gleichfalls diesen schonen Schmuck.
Um Cayenne mug dieser wirklich prachtvolle Vogel sehr
gemein sein, indem er sich in allen von bort anlangenden
Saminlungen vorfindet.
XIII. Kapuziliervogel. (Gymnocephalus.)
Gattungscharakter: Schnabel im Allgemeinen
dem Familiencharakter entsprechend, jedoch dreieckig und
breiter als lang, auf der Firste schwach gebogen. Ein
Theil des Kopfes und der Gurgel unbefiedert.
1. Der amerikanische K->ruzine»ogel. (Gymnocephalus capucinus.)
Fig. 1346.
Es giebt unter ben Hockern nicht leicht einen sonber-
vareren Vogel als ben sogenannten Kapnziner, ber bei
ganz verschiebenen Gewohnheiten burch Nacktheit unb
lebhafte Farbung bes Kopfes unb Halses an bie Geier
erinnern konnte. Die Negerselaven in Cayenne haben
freilich biese naturhistorische Aehnlichkeit nicht ausgefagt,
sonbern an bie mit einem Monch gebacht, als sie biesent
Vogel ben Namen Oiseau mon Pore beilegten, ber
nun auch in bie beutschen Verzeichnisse ubergegangen ist.
Auch mag bie Farbung bes Vogels auf bie Namettge-
bung Einstug geubt haben. Das ganze Gefieber ist nam-
lich von Hellbrauner ober Spaniolsarbe, unb nur bie
Schwingen unb ber Schwanz sinb schwarz. Dem ganzen
Vvrberkvpfe mangelt bie Befieberung ; bie nackte, grau-
blaue Haut, ber grvge Schnabel unb ber Ausbruck bes
Kopfes geben bent Vogel etwas sehr Wunberliches.
Sowohl Vaillant als Vieillot versichern, bag biese
Kahlheit erst im reisen Alter eintrete, unb bag bie jun-
geren Jnbivibuen am Kopfe nicht minber bicht befiebert
seien als anbere Hocker, etwa bie Saatkrahe ausgenom-
men, welche mit ber Zeit alle bie Schnabelwurzel untge-
benben Febern verliert. Der erste ber genannten Ortti-
thologen hat beibe Vogel baher mit einanber verglichen
unb bie Kahlheit bes Kapuziners aus benselben Ursachen
Hergeleitet, welche bei ber Saatkrahe wirken, welche ihre
Gesichtsfebern burch Reibung gegen bie Erbe verliert,
wenn fle ben Schnabel senkrecht einbohrt, um Wurmer
hervvrzuziehen. Jnbefsen nahrt sich ber sogenannte Ka-
puzinervogel nicht nur von Frfichten, sonbern Lesson
sand auch unter 20 lebend nach Rochesort gebrachten,
in verschiedenem Alter stehenden Jndividuen nicht eines
mit ganz oder nur theilweis befiedertem Kopfe. In der
Lebensart hat der Kapuzinervogel Nichts mit Krahen
gemein; er lebt paarweis in den Walbern von Guyana,
vermeidet alle von Menschen Haufig besuchte Orte und
scheint von ziemlich melancholischem Naturell zu sein.
An Groge gleicht er einer Elster.
XIV. Kahlgrakel. (Gymnoderes.)
Gattungscharakter: Schnabel plattgedruckt ;
Oberkiefer dreieckig, vor ber kurz ubergebogenen Spitze
jeberseits mit flacher Llusraiidung, an ber Wurzel mit
Bartborsten umgeben; Unterkiefer unten abgeplattet;
Nasenlocher offen, unbebeckt. Kopf mit weichen, sehr
kurzen, sammetartig anliegenben Febern bebeckt; Hals an
beiben Seiten mit boKtommen naeften Hautstellen.
Diese Gattung nahert sich in vielen Beziehungen gar
sehr ber vvrhergehenben unb hat bas int Gebiete ber
Ornithvlvgie gerabe nicht seltene Lvos gehabt, in sehr
verschiebenen Familien herumgewarfen zu Werben. Man
kennt mit Sicherheit erst eine Art, bie amerika-
nische Kahlgrakel Fig. 1347., welche in Guyana
sehr gemein zu sein scheint, in ben grogen Urwalbern
wohnt, auf ben Hochsten Bauinen ber Flugufer nistet
unb ben Nieberlassungen zur Zeit ber Fruchtreife sich
nahert. Sie migt 16 Zoll in ber Lange. Die samniet-
artige Befieberung bes Kopfes unb Oberhalses ist
schwarz, bie stellenweis nackte Haut bes Halses blaulich;
Unterhals, Brttst unb Rticken sinb glanzenb schwarz, bie
Hinteren Schwingfebern unb Flugelbeckfebern blaugran,
bie vorberen Schwingfebern unb bie Steuerfebern schwarz
mit blaulichein Schiller, bie Augen braun, Suge unb
Schnabel schwarz. Das etwas kleinere Weibchen ist
kenntlich an ber mehr braunschwarzen unb allen Metall-
glanz entbehrenben Farbung. Beibe Geschlechter glei-
chen sich in ber Jugeitb unb sollen bann am Halse burch-
aus befiebert unb ohne kahle Stellen sein.
XV. Schirmvogel. (Cephalopterus.)
Gattungscharakter: Schnabel stark, bem Cha-
rakter ber Familie entsprechenb, Oberkiefer gewolbt,
mit kanin ubergekruminter, nicht ausgeranbeter Spitze;
Unterkiefer unten abgeplattet; Nasenlocher langlich, un-
bebeckt; starke Bartborsten. Ein starker, aufrichtbarer,
Helinforntiger Feberbusch auf bem Kopfe unb ein befie-
berter, cylinbrischer Hautlappen am Unterhalfe.
1. Der schøne Schirmvogel. (Cephalopterus ornatus.) Fig. 1348.
Geoffroy erhielt aus Lissabon fur bas pariser Mu-
seum burch franzosische, wie gewohnlich ehrlos plun-
bernbe Cvmmissaire bas erste und lange Zeit einzige
Erentplar des nterkwurdigen Schirinvogels. Er Hatte,
wie viele andere sehr seltene Sachen, ber Sammlung des
Konigs von Portugal angehort, bie man nach Erobe-
ruitg ber Hauptstabt fur gute Bente erklarte, war aber
ohne Bezeichnung seines Herkoiitmens geweseit. Lange
Jahre meinte man, bag ber zeitig als unbeschrieben er-
kannte Vogel aus Goa stamme. Spir wieS zuerst nach,
bag er im Saneren von Brasilien zu Hause sei, unb
spatere Reisenbe haben sein eigentliches Vaterland mit
Genauigkeit zu bestimnten vermocht. Er bewohnt ttant-
lich bie Gebirgswalber ber Subanbinen in Maynas unb
vielleicht auch jene Hohenzuge, welche bie Wasserscheibe
zwischen ben Seitenstromen bes Amazonas unb bem
Paraguay bilben, nicht aber bie niebrigen unb ost fiber-
schwemiuten Walbungen, welche bie groge Ebeite unter
bem Aequator uberziehen. An Groge gleicht er einer
Dohle unb ist burchaus mit glanzenb schwarzem, Nte-
tallisch blaulchillernben, etwas seibenartigen Gefieber be-
kleibet. Auf bem Kopfe tragt er einen von ber Stirn
bis auf ben Hinterkopf reichenben Feberbusch, ber auf-
gerichtet einem vom abgestutzten Helinbusche gleicht unb
aus Febern besteht, beren schneeweige Schafte nur an
ber Spitze eine kurze, ovale Fahne tragen. Dieser eigen-
thumliche Schmuck kann theils nach vom uber ben Schna-
bel, theils auch nach ben Seiten bergestalt niebergebeugt
werben, bag et ben grogeren Theil bes Kopfes einhullt.
Der Schirmvogel hat ein sehr tnelancholisches Naturell;
er bleibt, wenn attbers keine Nachstettung ihn verscheucht,
wohl stunbenlang auf bentselben Baunte sitzen unb ver-
lagt ungern ben engen, eintnal zur Wohnung erkoreiteit
Bezirk. Nur zur Zeit ber Paarung entwickelt er etwas
mehr Lebhaftigkeit; er Hupft bann deweglicher auf ben
Aesten seines Lieblingsbauntes unther unb lagt seinen
abenteuerlichen Ruf erschallen, ber auf bas Tauschenbste
bem entfernten Gebrull eines Ochsett gleicht unb ihm
ben peruanischen Namen Toro-pischu, b. h. Stiervvgel,
verschafft Hat. Niemals verlagt er bie schattigsten Walb-
stellen, wv er an Beeren unb vielleicht auch an Jnfecten
reichliche Nahrung finbet. 3nt Schreieit nimmt er eine
Wiegenbe Bewegung an unb veranlagt hierburch ein
Hin- unb Herschwanken bes fingerlangen Anhanges fei-
ner Brust, was ihm ein besonberes Vergnugen zu ge-
wahren scheint. Sein Nest ist unkunstlich unb svll nie
mehr als zwei Junge von graner Farbe enthalten, von
welchen bas eine in ber Regel von ben Aeltern getobtet
wirb. Jung eingefangen wirb er wohl zahnt, entwickelt
aber Zanksucht unb greift zumal kleitte Kinber gern an.
Seitte Febern werben von ben Jnbiertt sehr gesucht unb
zur Versertigung schatter Scepter unb ahnlichen Feder-
schntuckes verwenbet. In europaischen Sammlungen ist
er immer noch felten unb wirb theils uber Cayenne,
theils fiber Rio Janeiro aus bent tiefen Sinteren Sfib-
amerika's erhalten.
XVI. Seidettschtvattz. (Bombycilla.)
Gattungscharakter: Schnabel kurz, gerab, ge-
wolbt; Oberkiefer mit wenig fibergekrfinimter Spitze
unb starkem Ausschnitte; Nasenlocher an ber Schnabel-
wurzel oval, mit kurzen, borstenartigen, nach vorn ge-
richteten Febertt bebeckt. Flfigel zugespitzt, mittelgrog,
erste unb zweite Steuerfebern bie langsteti. Fuge kurz,
stark; bie beiben angeren Zehen burch kurze Haut ver-
buttben. Gefieber stibenartig.
1. Der eurofalsche Seidenschwunz. (Bombycilla garrula.) Fig. 1349.
Der europaische Seibettschwanz, bessett Artenname
schon auf sehr weite Verbreitung beutet, gehort zu ben-
jenigen Vogeln, bie zwar Seberinattn kennt, fiber beten
Naturgeschichte jeboch ein bichtes Dunkel schwebt. Auf
ber ostlichett Halbkugel bewohnt er bie augersten Regio-
nen bes Gebietes, welches kleineren Lanbvogeln zugang-
lich ist, jene falten unb unwirthbaren Lanber jenfeits
bes Polarkreifes, die Hochst felten ein Naturforscher aus
langere Zeit besucht. Nur wenn dort ber Winter mit