Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Vogel.
Zweite Vrdnuig.
Verschiedene Anftchten, inbem jener fte zu den eigentlt-
chen Wurgem, diese zu den Spaltschnablem neden die
Schwalben bringen. Wirklich stehen fte auch zwischen
beiden in der Mitte und haben mit dxr einen Familie
nicht minder Verwandtschast als mit der anderen. In
der Art der Jagd und in der Wahl der Vente erinnern
fte an die Wurger, durch Flug und durch Bildung der
Schwingen an die Mauerschwalben. Nach Gould, der
uber die Geschichte der netchollandischen Vogel in einem
vortrefflichen Werke umstandliche Nachrichten gab, be-
Hauptet dieser schwalbenahnliche Wurger einen unge-
mein grohen Verbreitungsbezirk, indem er, nicht minder
in Neusudwales als am Schwanenflutz, entlang der
ganzen Sudkuste von Neuholland und auf Vandiemens-
land vorkommt und, wie ans erhaltenen Balgen gefol-
gert werden muh, auch an der Nordkuste nicht fehlt. In
dem ziemlich gemahigten Vandiemensland verhalt er
ftch als eigentlicher Zugvogel, der im dortigen Fruh-
jahre, d. H. im October, ankommt und, nachdem er
zweimal gebrutet, nach Norden zieht, um in Warmeren
Breiten den Winter zu verbringen. In den zwischen-
liegenden Landstrichen erscheint er als Strichvogel, in-
dem einzelne kleine Fluge zuruckbleiben, wahrend die
Mehrzahl eine kurze Wanderung nordwarts antritt.
Mangel oder Ueberftuh an Jnsectenfutter beftimmt nicht
allein dieses Hin- und Herziehen, sondern veranlaht
auch, dah die in dem feuchten Vandiemensland ausge-
bruteten und erwachsenen Jndividuen viel groher und
kraftiger ftnd, als die dem Continente angehorenden.
Wie die Schwalbe, gefallt ftch dieser Wurger in der
Nahe des Menschen und niftet, wenn auch nicht unter
dem Huttendache desselben, doch in den Baumen und
Buschen, welche die junge und kleine, dem Urwalde ab-
gewonnene Niederlassung umgeben. Gould sand auf
Vandiemensland alle Meiereien entlang dem Derwent-
ftusse von solchen Vogeln erfullt, die immer zu acht bis
zehn, jedoch niemals in eigentlichen zahlreichen Flugen
auf durren Aeften sahen. Jeder einzelne schien ganz
unabhangig von den anderen zu handeln und, wie die
Laune oder ein voruberziehendes Jnsect es eingaben, ftch
fur einige Augenblicke zu entfernen, den Baumgipfel ein
Paar Mal zu umkreisen und auf seinen Platz wiederzu-
kehren. Bisweilen saften einige lauernd aus dem Zaune
des Meierhofes und ftatterten auf den Boden Hinab,
Wenn fte Jnsecten gewahrten, die fte nach Art der Staare
von den Pstanzen ablasen, wahrend achte Wurger nie
anders als im Fluge ftch der ebenfalls ftiegenden Beute
bemachtigen. In diesem verhaltnihmahig ruhigen Zu-
ftande erscheinen fte gerade nicht zu ihrem Vortheile,
denn obgleich fte eben so wohl ausgeruftet ftnd zum
Leben am Boden als zum Fluge, so entwickeln fte volle
Gewandtheit und Fluchtigkeit doch nur dann, wenn
warmes Wetter und heller Himmel Myriaden von Jn-
secten hervorgelockt haben. Sie segeln dann mit einer
Schnelligkeit und Leichtigkeit zwischen den Baumkronen
umher, dah man in der That Schwalben vor ftch zu
sehen meint. Sie haben die sonderbare, wenn auch nicht
beispiellose Gewohnheit, ftch wie Bienen an abgestor-
bene Aefte hoher Waldbaume anzuhangen; einige we-
nige klammern ftch an, andere befeftigen ftch auf diesen,
bis zuletzt die ganze Gesellschaft den Raum eines Schef-
felmaahes einnimmt (Fig. 1337.). An der Weftkufte
von Neuholland verschwinden fte im April und Mai,
kommen gegen Ende dieses Monats zuruck und treiben
ftch dann in Gesellschaft gewohnlicher Schwalben in
solchen Mengen uber den Landseen Herum, dah fte die
Oberftache derselben im eigentlichen Sinne verdunkeln.
Auch ahnelt ihre Stimme derjenigen der Schwalben,
klingt indessen viel rauher. Jhr Nest bauen fte, ebenso
wie die Wurger, an den verschiedenften Orten, je nach-
dem die Umstande es gestatten, und ohne an bestimmte
Platze ftch zu binden; Gould fand ein staches, rundes,
aus Wurzelfasern und feinen Zweigen zusammengeftoch«
tenes Nest (Fig. 1337.) auf einem Aste nahe an der Erde,
bemerkte andere hoch oben auf abgestorbenen Aeften der
Baumkronen oder in Hohlungen der Stamme. Die 4
Eier ftnd graulichweih, dunkel umbrabraun gefleckt, die-
jenigen der zweilen Brutung auherdem durchscheinend
grau punktirt. — Die Farbung ist auf der Oberseite
schwarz, unten weih; die Sleuerfedern, ausgenommen
die beiden mittelsten, haben weihe Spitzen; der Schna-
bel ist grau, die Fuhe ftnd schwarz.
2. Der graue Schwalbenwurger. (Ocypterus cinereus.) Fjg. 1339.
Der Verbreitungsdezirk dieser zweiten Art reicht noch
weiter als derjenige der ersten, indem er ganz Neuhol-
land und die in der Nahe gelegenen Jnseln, z. B. Timor,
begreift. Gilbert, ein Begleiter Goulds wahrend der
Reise, welche zu dem oben erwahnten grohen Werke den
Stofs lieferte, fand den grauen Schwalbenwurger, Wel-
chen die Colonisten mit der vorhergehenden Art zusam-
menwerfen und Waldschwalbe nennen, am Schwanen-
fluh als Bewohner der Kalkstein-Hugel, welche dort die
Kuste einfafsen, und der weiter im Jnneren gelegenen
niedrigen Kette der Clear-Hills. An dem letzteren Orte
halten ftch diese Vbgel familienweis zusammen und nah-
ren ftch nicht allein von Jnsecten, sondern auch von den
Saamen einer die neuhollandische Landschaft charakteri-
ftrenden Pstanzengattung (Xanthorhoea). Man fteht
felten eine dieser sonderbaren Stauden, welche dort Gras-
baunie genannt werden, ohne einige Schwalbenwurger,
die, auf dem geraden Schafte zusammengedrangt, die
reifen Saamen abzulosen bemuht ftnd. In den Kalk-
bergen, wo dergleichen Grasbaume ganz fehlen und
der durre Boden alle hohere Vegetation Hindert, suchen
fte zwischen den Steinen Jnsecten und ihre Larven. Sie
bauen ihr Nest entweder zwischen das dichteste Gestrupp
oder auf den Schopf des Grasbaumes und geben ihm
eine mehr becherartige Gestalt und grohere Tiefe als die
ubrigen Arten derselben Gattung. Zur Verfertigung
bedienen fte ftch dunner Wurzelzasern oder haarahnlicher,
in Neuholland Hauftger Grasblatter. Die Eier ftnd
gewohnlich von blaulichweiher Farbe und vorzuglich
gegen das stumpse Ende hin mit lebhaften rothlichbrau-
nen Flecken und abwechselnd purpurgrauen Strichen
gezeichnet; Abweichungen von Farbung und Zeichnung
werden Hauftg gefunden. Die Farbe des Gefteders ist
dunkelgrau, Heller an der Unterseite, Schwingen und
Schwanzfedern ftnd schwarzlich, die letzteren, die mittle-
ren ausgenommen, an der Spitze Weih(
X. Buschwurger. (Thamnophilus.)
Gattungscharakter: Schnabel gestreckt, an der
Wurzel gerad, stark; Oberkiefer an der auhersten Spitze
mit kurzem Haken und stumpfem Zahne. Flugel kurz,
zugerundet. Lause hoch. Schwanz lang und abgestuft.
1. Vigors' Buschwurger. (Thamnophilus Vigorsii.) Fig. 1340.
Die Buschwurger bilden eine sehr timfangliche, Sud-
amerika allein angehorende Gattung, die zwar den all-
gemeinen dufteren Charakter der Wurger an ftch tragt,
indessen bereits den Uebergang zu den kleinen Jnsecten-
frefsenden Sangern (Shlvien) vermittelt. Azara be-
schrieb zuerst einige Arten unter dem Namen Batara,
spatere Reisende und Sammler haben eine grofte Zahl
hinzugesetzt. Sie gefallen ftch in dichtem Unterholze
oder in Gebuschen, welche der Sonnenstrahl nie durch-
dringt, verlafsen dieselben nur des Morgens und Abends,
um ftch auf frei vorragende Aeste zu setzen oder am Bo-
den selbst ihre Nahrung zu ergreifen, und vermeiden eben
so die hochstammigen Walder als ofsene Triften. Den-
noch ftnd fte nichts weniger als scheu und nahern ftch
selbst menschlichen Wohnungen oder angebaueten Fel-
dern, wenn diese mit dichtem Buschwerke umgeben ftnd.
Ihre Nahrung besteht in Jnsecten, kleinen Reptilien,
Nestvogeln und vielleicht selbst in Mausen und ahnlichen
kleinen Saugethieren. Fast immer Halten fte paarweis
zusammen und lasten, ausgenommen in der Paarungs-
zeit, ihre Stimme nie erschallen, die ubrigens in einem
kurzen, an tausend Schritte weit horbaren Rnfe besteht.
In ihren Bewegungen erinnern fte an unsere Neun-
todter, indem fte auf die Erde nur Herabkommen, um
ihre Beute zu ergreifen, nicht laufen, sondern nur Hu-
pfen und sogleich wieder auf ihren Sitz zuruckkehren.
Auch im Nefterbaue verrathen fte ihre Vorliebe fur
Aufenthalt nahe an der Erde, indem fte wenige Fuh
oberhalb derselben in den dichtesten Buschen auf Hori-
zonlalen Aeften nisten. Die Eier ftnd weihlich und
mehrentheils rothlich gefteckt. Eine der grohten Arten,
die zu Ehren Vigors' benaunte, miht gegen 13 Zoll in
der Lange. Das Mannchen ist auf dem Rucken, den
Flugeln und dem Schwanze schwarz, breit rostroth quer-
gebandert, unten schmutzig weihbraunlich und tragt auf
dem Kopfe einen rostrothen, schwarz eingefaftten Feder-
kamm; am Weibchen ftnd die Ouerbander weihlich,
Kamm schwarz, Unterseite weih.
2. Der gefleckte Buschwurger. (Thamnophilus naevius.) Fig. 1341.
Hinftchtlich der Lebensart weicht diese zweite Art von
der zuerst beschriebenen durchaus nicht ab. Sie ist ubri-
gens weit kleiner und reprasentirt eine Unterabtheilung,
welche durch verhaltnihmahig kurzen und abgerundeten
Schwanz ftch auszeichnet. Die Farbung ist im Allge-
meinen schwarz; auf dem aschgrauen Vorderrucken stehen
grohe weihe Flecken, die auch auf den Flugeln ftch wie-
derholen. Die ganze Unterseite ist weih.
XI. Sperlingswurger. (Psaris.)
Gattungscharakter: Schnabel kegelformig ;
Oberkiefer sehr dick, an der Wurzel rund, in die Stirn
nicht verlangert, mit kurzer, steil ubergebogener, zusam-
mengedruckter Spitze und stachem Zahne vor derselben.
Kops groh, platt. Flugel lang.
Die Sperlingswurger ftnd gleich den vorhergehenden
Bnschwurgern allein im tropischen Sudamerika ange-
troffen worden und unterscheiden ftch von denselben
nicht durch Sitten, sondern nur durch solche auhere
Kennzeichen, auf welchen Ornithologen die Gattungen
zu begrunden pstegen. Die Lange und Form der Flugel
deutet grohere Flugfertigkeit an, der starke Schnabel
verrath die Annaherung an die eigentlichen Wurger,
die ziemlich Vieles vom Raubvogel haben. Der Sper-
lingswurger von Cayenne (Psaris cayanus)
Fig. 1342. war schon Linne bekannt; Hals und Rucken
ftnd hell aschgrau, Kopf, Schwingen und Schwanz
schwarz, Brnst und Bauch etwas heller als die Ober-
seite. Die Wurzel des Schnabels ist hellroth. Cun-
ningham's Sperlingswurger (Psaris Cunning-
harni) Fig. 1343. ist von manchen Ornithologen zu den
Fliegenschnappern gerechnet, von Vigors als Reprasen-
tant einer besonderen Gattung (Gubernetes) betrachtet
worden, gleicht den Sperlingswurgern durch Form des
Schnabels und der an der inneren Fahnenseite ausge-
randeten Schwingfedern und entfernt ftch von ihnen
durch die Gestalt des ungentein verlangerten Schwanzes.
Er fliegt schnell, lebt von Jnsecten und scheint in der
Umgegend von Rio Janeiro nichts weniger als selten zu
sein, ist oben aschgrau mit braunen Langstrichen, an
Kehle, Vorderhals und Unterseite weih; auf der Ober-
brust steht ein Halbmondformiger, purpurbrauner Ring-
kragen; Flugel und Schwanz ftnd braunschwarz, die
Schwingen in der Lange rostfarbig gestreift.
Dritte Familie.
Seidenvogel.
Die Familie der Ampelideen oder Seidenvogel gehort
fast nur den Tropenlandern und wesentlich Sudamerika
an; Europa befttzt im Seidenschwanze einen einzigen
Reprasentanten. Ungemein lebhafte und zugleich durch
Reinheit und Schone auffallende Farbung ist den mei- L
sten eigen. Jhr Charakter besteht in Folgendem: Schna-
bel kurz oder mittellang, uberhaupt in seinen Verhalt-
nifsen etwas veranderlich, Oberkiefer an der Wurzel breit,