ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
74 Vogel. Fwcite Vr-iiniig. tiner in Deuifchlanb kaum bekannlen Strenge eingetreten, zieht er sich fnblicher und verbringt die rauhe Jahreszeit in Lfinbem, die von den meisten Hockern zeitig int Herbste verlafsen werden. Selten fallt ihm audi der Winter Dentschlanbs, Polens, Schwedens und Ruslands zn Hart, und daher wird er im warmeren Frankreich, im si'idlichen England und in Oberitalien ost in vielen Jahren nicht gesehen. Er ist cin eigentlicher Betoohner des un- freundlichen Norden, der bei uns int November ankommt und schon im Marz wieder davonzieht, zu einer Zeit also, too die Mehrzahl unserer Sommervogel noch nicht aus dem Snden toievergekehrt sind. Selbst im kalten Deutsch- land barf man ihn nicht alle Jahre ertoarten; gestaltet sich der Winter sehr mild, so bleibt er im Norden, jenseits der Ostsee, und im norblichen Asien, too er bis Japan verbreitet sein solt. Langsdors traf ihn auch im nordwestli- chen Amerika unterin 56° n.Br., Drummond an dem Alha- bascaflnsse, nicht ferii von dem Felsgebirge, und Richardson erlegte ihn im Mai am grvhenBarenfee unter dem 65vn.Br. Wo er in Nordamerika uberivintere, ist nicht genau bekaniit, indessen durste dieses sudlich vom 56° n. Br. kaum gesche- Hen, da er toenigstens aus dem Gebiete der Vereinigten Staaten noch nicht angetroffen toorden ist. Aus dem Zuge von Suden kommend, erreicht er den grohen Barensee im Mai und hat, nach Richarbson's Vermuthung, seine Brnleplatze in den rauhen und einsamen Kalkgebirgen unter dem 67 nnd 68° n. Br. Er erscheint in zahlreichen Flugen, die unter lautem Ztoitschern auf Baumen sich niederlassen, gerade nicht eilig zu sein scheinen, einige Tage verweilen nnd sich von den vorjahrigen Fruchten der Moosbeere, des Alpenerdbeerstrauches und der Heibel- beeren nahren, die nach dem Wegthauen des Schnees toieder sichtbar werden. Auch Hinsichtlich der Bruteorte der in Enropa lebenden Seidenschtoaiize liegen altein Ver- muthungen vor; ohne tristigen Grund verlegt sie Bona- parte nach Centralasien. Der Seidenschtoanz ist nicht allein sehr gesellig, sondern die Glieder desselben Fluges sind auch mit unverkennbarer Neigung sich zngethan, vb- gleich mit anderen Vogeln immerdar in Unfrieden. Sie setzen sich gern Hart treben tinander auf denselben Ast und vermogen geraume Zeit ihren Platz, mit einer unter Ho- ckern feltenen Unbetoeglichkeit, zu behaupten. Ueberhaupt ist der Seidenschtoanz ein ziemlich phlegmatischer, wenn anch nicht nngeschickt stiegender Vogel, sonst von gutmu- thigem, jedoch einfaltigen Naturelt, arglos und den Men- schen nicht schenenb und daher leicht zu erlegen. In der Gesangenschaft wird er sehr zahm, nimmt sich zutraulich gegen seinen Psieger, wird aber bei Mangel gehoriger Aussicht leicht unangenehm durch die Menge und den Ge- ruch seiner Ausleerungen. Sein Gesang ist unbedeutend, indessen sanft. 3nr toilden Znstande nahrt er sich von Beeren einer grohen Menge einheimischer Bnsche und Strauche und namentlich von solchen, beren Fruchte im Winter sehr lange am Ztoeige hangen bleiben, toie Eber- esche, Schtoarzriegel unb Kreuzborn. 3in Sommer mågen bie im hohen Norben Haufigen Heibelbeeren, arktischen Brombeeren unb Movsbeeren zur Nahrung bienen. Schlehen unb Hagebutten verachtet er ebenfatts nicht unb zeigt sich uberhaupt sehr gesrahig. Er gehort zu ben schon- sten ber Deutschlanb betoohnenben Vogel, kann aber, ba er bei uns nicht brutet, nicht zu ben einheimischen gerech- net toerben. 3n ber Lange miht er 8—9 Zoll. Der grohleTheil ber Oberseite ist råthlichgrau, gegen bie Brust Hin sanft sitbergrau; bie Flugelbeckfebern sinb ettoas bunk- ler als ber ubrige Korper, im Ganzen aber von bersetben zarten Farbung, bie Schtoingfebern braungrau bis in afch- grau, am Enbe ber Auhenfahne mit fcharfbegranzlein toeiheii Fleck, bie Hinteren an ber 3mtenfahne schivarz unb am Enbe ber Schafte mit lackrothen, spatelformigen Aus- breitungen versehen, bie fur eigentliche Fortsetzungen ber Fe- berschafte selbst gehalten toerben mnssen, einige Linien in ber Langemeffen unb eine besonbere, in ber Classe berVogel uberaus feltene Zierrath bilben. Der Schtoanz ist schivarz unb Hat eine gelbe Enbbinbe; auf ben Schtoingfebern erster Orbnung steht auf bre Auhenfahne ein gelber Langsfleck, auf bent Scheitel ein gewohnlich nach Hinten liegenber, sonst aufrichtbarer Busch von 1 — 1% Zotl langen, fei- benartigen, an ben Fahnenrånbern ettoas zerschliffenen Febern. Die Zugelgegenb, ein Streif burch bas Auge unb bie Kehle sinb sammetschwarz. Die Weibchen gleichen ben Mannchen bis auf bie geringere 3nten- sitat ber Farbung, bie Kleinheit bes Feberbusches unb ber Anhange ber Hinteren Schtoingfebern. Die Mau- ferzeit fallt bei ben in Gefangenschaft gehaltenen auf ben Monat August, also auf biejenige Zeit, >vo ber Seiben- schwanz in seiner eiflgen Heimath bas Fortpflanzungsge- schast beenbet haben toirb und sich auf den Zug nach dem Suden zu beretten anfangt. Das Colorit der Sungen ist aus begreiflichen Grunden ebenso unbekannt toie die Ge- schichte der Fortpflanzung uberhaupt. 2. Der nordamerikanische Seidenschwam. (Bombycilla americana.) Sig. 1350. 1351. Obgleich im auhersten Norden der neuen Welt unser Seidenschtoanz, toie oben ertoahnt, vorkommt, so fehlt doch den sudlicheren Gegenden Nordamerika's eine beson- dere Art nicht, die man lange Zeit nur als Spielart von jener hat anerkennen wollen. Sie geht in den Vereinigten Staaten uberall unter dem Namen des Cedervogels (Ce- darbird), toeil sie vorzugstoeise gern die Fruchte der soge- nannten rothen Ceder (des virginischen Wachholders, Iu- niperus virginiana) friht. Viel toeniger auf kalte Kli- mate angetoiefen, vermeilt sie das ganze 3ahr Hindurch in den ziemlich milden norblichen und mittleren Staaten und befucht die sublichen nur int Winter. 3hre norbliche Granze scheint ungefahr unter dem 50°n.$r. zu liegen, benn Say fah sie am See Winipeg; Richarbson glaubt, bah sie niemals jenfeits bes 55° n. Br. beobachtet toorben ist, unb bah sie im Sommer nur bie norblichen Kusten bes Huron- unb Obernsees befuche. Nach Wilson fliegt ber amerikanische Seibenfchwanz in 20 — 50 Individuelt be- greifenbeit Flugen, bie fo bicht neben einanber auf einen Ast sich nieberlasseit , bah ein tvohlgezielter Schrotfchnh gemeinlich bie Halfte ber Gefellfchaft herabreiht. 3m Sult unb August verfammeln sich bie Einzelnen unb eilen nach ber mittelhohen Gebirgskette, welche unter verfchie- benen Namen, inbesfen am Bekaniitesten unter bem ber Alleghanies bie Vereinigten Staaten von Norben nach Su- ben theilt. Dort uberziehen zahlreicher Arten von Hei- belbeeren ganze Berge unb bieten reichliches Futter. 3m Oetober toanbert ber Seibenfchwanz in unzahlbaren Schwarmen in bas ebenere Lanb Hinab, um Baumfruchte unb besonbers biejenigen ber Ceber aufzufuchen; ztoanzig bis breihig umflattern nicht felten benfelben Baum, unb ungezahlle Mengen werden den Sagern zur Bente und er- fcheinen endlich auf bem Markt von Philabelphia unb anberen grohen Stabten, wo man sie bes fetten unb wohl- fchmeckenben Fleifches megen fchatzt unb bas Dutzenb mit einent Viertel - Dollar bezahlt. Sie streifen ben ganzen Winter Herunt, werbett aber erst gegen ben 25. Mai wie- ber in groheren Flugen als arge Naitber ber Fruhkirfcheit bemerkt, bie, ganz gefchickt, nur bie reifsten unb besten Fruchte austoahlen. Nach Aububon kommen sie in Loui- stana Anfang Novembers an unb gehett nårdlich in ber ersten Wvche bes Marz. 3m 3unt, zu ber Zeit, wo bie meisten Beerenfruchte reifen, werben fle ungentein fett unb vertheilen flch paarweis uber bas Lanb, um zu bruten, siebeln flch bisweilen auf einer rothen Ceber an, geten aber gemeinlich einent Obstgarten ben Vorzug. Sie banen ein im Verhaltnisfe zur eigenen Grohe viel zu umfangliches Nest zwifchen Gabelaste von Apfelbaumen 10 — 12 Fuh uber ber Erbe unb bebienen sich zur Herstellung ber Auhentoanb allerlei trockener Pflanzenfafern unb Gras- Haline; bas Snnere wirb mit gleichen, aber weit feineren unb weicheren Stoffen ausgefullerl. Die brei bis vier Eier sinb fchmutzig blauweihlich, verschiebentlich bunkel- roth unb fchtoarz gefteckt, am stumpfen Enbe ziemlich bick, am enlgegengesetzlen fehr spitzig. Etwa in der letzlen Woche Suni's kommen die Sungen aus, welche Anfangs mit kleinen Sufeelen, fpåterhin mit reifen Beeren gefuttert iverden. Wilfon fetzt die befondere Bemerkung zu seiner Schilberung bieses Vogels, bah er fo gut toie stumm sei, nicht einmal zur Paarungszeit, bie sonst jeben Vogel mehr ober minber laut toerben lasse, einen Ton von sich gebe, und dah selbst die durch einen neugierigen Vefucher vom Neste verscheuchten Aeltern keinen Ruf ber Klage ober ber Angst erfchallen lasfen. Nach Aububon ist biefer Seiben- fchwanz ein sehr geubter Sager von Fliegen unb ahulichen Snfeeten, jedoch zu trag, unt bem Fange mit ungetovhn- licher Energie obzuliegen. Er erhebt sich toohl von seinem Aste unb solgt ber Bente einige Ellen toeil, allein er scheint ben Fang eben nur zuiit Vergnugen unb nicht mit Ernst unb Anstrengung zu betreiben. Nur gegen Anfang bes Herbstes, toenn bie Beeren feltener zu toerben begin- tten, wibmet er, zitmal in ben Abenbstunben, jenem noth- wenbigen Gefchafte ettoas mehr Ausmerkfantkeit. Sn ber Lange miht er gegen 7 Zoll. Das Gefieber ist eben fo weich unb feibenartig toie an ber eurvpaifchen Art; bie Farbung fehr ahnlich, am Bauche mehr in Gelb ziehenb, am After toeihlich, am Burzel, anber Oberseite ber Steuer- febern unb ben Schtoingen schieferblau. Die Schtoing- febern sinb einfarbig ohne Gelb ober Weih. Der Feber- bufch ist steifer unb fpitziger, bas Schwarz am Kopfe bis zum Schnabelivinkel weih eingefahl. Das Weibchen ist kleiner als bas Mannchen unb uberhaupt von bleicherer Farbung. 3. Der jupamsche Seidenschwanz. (Bombycilla phoenicoptera ) Sig. 1352. Man Hat in den neuesten Zeiten auf den japanifchen Snfeln, namentlich in den Untgebungen von Nangafaki, einen Seidenschivaiiz entdeckt, der sich von dem europai- fchen und amerikanifchen durch unbedeckle Nafenlocher, langen, theilmeis fchivarzen Federbusch und Mangel der Anhange an den Schmingfedern fehr toefentlich unlerfchei- det. Sm Allgemeinen ist die Farbung oben rothlich afch- grau toie bei jenen; ein rolhes Band zieht uber die Milte der aschgrauen, an der Spitze fchtoarz und toeihen Schtoing- federn; die graufchwarzen Sleuerfedern haben rothe En- den; Brust und Flugelbeckfedern sinb graubraun, die un- teren Schtoanzdeckfedern kastanienbraun, die Fnhe fchtoarz. Ein die Schtoanztourzel und die Augen umgebender fchtoarzer Streif verliert sich in bie gleichfalls schwarzen unteren Kammfebern. Ueber bie Sitlen bieses Vogels fehlt es an Nachrichlen. XVIr. Schmuckvogel. (Ampelis.) Gattungscharakter: Schnabelkurz, ettoasplall- gebruckt, hoher als breit, Hart, fest; Oberkiefer an ber Wurzel breieckig, vor ber fchnell fibergekrummten Spitze flach ausgeranbet; Nafenlocher an ber Schnabeltourzel, seitlich, abgerunbet, von Borsten verbeckt. Fnhe millel- mahig; Laufe so lang ober kurzer als bie Millelzehe, bie feillichen bis zum ztoeiten Glieb burch eine Haut verbun- ben. Flugel mitlellang; ztoeite Schivingseber bie langste. 1. Der feu-rrothe Schmuckvogel. (Ampelis carnifex.) Fig. 1353. Alle Schmuckvogel beivohnen bas tropifche Subame- rika unb verbienen ihren Namen mit vollem Rechle, benn in teiner Gattung ist prachtvolle Farbung ein fo allgemti- nes Eigenthum aller Arten. Scharlachroth, Purpur, Violett, Lafurblau unb Blaugrun in ben ntannichfachsten Abstufungen, theils auch in fcharsen Zufammenstellun- gen, zieren ihr toeiches, seibengleich glanzenbes Gefieber. Dieser Herrliche Schmuck entbehrt jeboch Daner, benn un- mittelbar nach ber Paarung verlanscht bas Mannchen fetn Hochzeitkleib mit einein busteren ober doch einfachen Ge- toande. So schnell tritt diefer Wechfel ein, dah die Feststellung des eigenllichen Charakters der Arten fehr ungetoih toirb unb bie Systematiker, burch bie veranber- liche Farbung verfuhrt, eine Menge von Species aufge- stellt haben, bie toahrscheinlich nur auf Verschiebenheiten bes Alters, ber Sahreszeit unb bes Geschlechts beruhen. Die Schmuckvogel betoohnen nur Walber, vermeiben vffene Gefilbe, leben von Fruchten unb Saanten, sind